17/PET XXVII. GP

Eingebracht am 25.05.2020
Dieser Text ist elektronisch textinterpretiert. Abweichungen vom Original sind möglich.

Petition

Abgeordneter zum Nationalrat Hermann Gahr

An Herrn

Präsidenten des Nationalrates
Mag. Wolfgang Sobotka Parlament 1017 Wien,

Österreich

Wien, am 25. Mai 2020

Sehr geehrter Herr Präsident!

 

In der Anlage überreiche ich Ihnen gem. §1 00 (1) GOG-NR die Petition betreffend

Tiroler Almen erhalten und schützen

Mit der Bitte um geschäftsordnungsmäßige Behandlung dieser Petition verbleibe ich,

mit freundlichen Grüßen

 

Abg. z. NR Hermann Gahr


Petition: Tiroler Almen erhalten und schützen

Einheimische sowie Gäste schätzen die Tiroler Alm- und Berglandschaft. Die Almflächen werden von Bauern seit Jahrhunderten sorgsam gepflegt. Auf diesen Flächen werden hochwertige Lebensmittel hergestellt. Menschen erfreuen sich in ihrer Freizeit an der gepflegten Kulturlandschaft und genießen den Anblick von weidenden Tieren. Diese wunderbare Landschaft für unsere Kinder und Enkel zu erhalten, ist eine Hauptaufgabe der Tiroler Almbauern und des Tiroler Almwirtschaftsvereins. Die Ausbreitung der Wölfe bringt die traditionelle Almwirtschaft ernsthaft in Gefahr. Die Zahl der gerissenen Weidetiere steigt jedes Jahr.

Immer mehr Wölfe siedeln sich in Österreich an und vermehren sich. Derzeit gibt es in Österreich drei nachgewiesene Wolfsrudel und zahlreiche Einzelwölfe, die durch das Land streifen. Die Reproduktionsrate der Raubtiere liegt derzeit bei rund 30 Prozent, das bedeutet: Alle drei Jahre verdoppelt sich ein Wolfsrudel. Rechnet man nur die drei heimischen Wolfsrudel, so haben wir in drei Jahren mindestens sechs Rudel, in sechs Jahren sind es dann bereits 12 Rudel, ohne dass sich Wolfsrudel aus unseren Nachbarländern in Österreich niederlassen.

Wegen des strengen Schutzes der Wölfe durch die FFH-Richtlinie sind Entnahmen sowie Regulierungen der Wolfsbestände derzeit nicht möglich. Laut Schätzungen gibt es derzeit in Europa rund 30.000 Wölfe, sie sind also nachweislich nicht vom Aussterben bedroht. Nach der „Roten Liste der gefährdeten Arten“ der IUCN (International Union for Conservation of Nature) ist der Wolf als nicht gefährdet eingestuft.

Die Folge der steigenden Wolfsrisse ist, dass Weidetiere wie Schafe, Rinder, Ziegen oder Pferde nicht mehr gealpt werden. Durch die untrennbare Verbindung der Berglandwirtschaft mit der Almwirtschaft, geben zahlreiche Bauern ihre Landwirtschaft auf, da es sich für sie nicht mehr auszahlt, Tiere zu halten. Der Rückgang der Almwirtschaft und Berglandwirtschaft ist nicht nur für die Landwirtschaft dramatisch, sondern geht uns alle an: Die Landwirte und ihre Weidetiere leisten durch die Beweidung einen wichtigen Beitrag für die Allgemeinheit. Die Kulturlandschaft wird gepflegt und erhalten, ohne die Almwirtschaft würden Almen und Wanderwege verwuchern. Ein großer Schaden für Einheimische sowie Touristen.

Beweidete Almen leisten auch einen wichtigen Beitrag zur Sicherheit. Verwilderte Weiden sind anfälliger für Erdrutsche und Lawinen als beweidete Almflächen. Die Bewirtschaftung trägt zum Schutz der Menschen vor Naturgefahren bei. Auch die Artenvielfalt wird durch die Almwirtschaft gefördert. Zahlreiche Pflanzen und Tiere kommen nur auf beweideten und bewirtschafteten Flächen vor. Wollen wir die Artenvielfalt schützen, müssen wir auch die Bewirtschaftung erhalten.

Die Almwirtschaft ist nachweislich die tierfreundlichste Haltungsform. Alleine in Tirol gibt es rund 2.000 bewirtschaftete Almen, die sich auf 380.000 ha Fläche verteilen. Dort verbringen jedes Jahr rd. 31.000 Milchkühe, 77.000 Jungrinder, 3.000 Pferde, 70.000 Schafe sowie 6.000 Ziegen den Sommer. Mit natürlichem Futter sowie genügend Auslauf trägt diese Haltungsform zur Tiergesundheit bei.

 

Tirol sowie der gesamte Alpenraum sind zu dicht besiedelt für Raubtiere, wie Wölfe. Durch den absoluten Schutz der Wölfe verlieren diese die Scheu vor den Menschen. Wie auch zahlreiche Beispiele vom Mai diesen Jahres aus den Bezirken Schwaz, Osttirol und Landeck zeigen, suchen Wölfe die Nähe zu bewohnten Gebieten und Höfen, dadurch entstehen Gefahrensituationen für Mensch und Tier.

Forderungen:

         Der Wolf ist in Europa nicht vom Aussterben bedroht und gilt nach der IUCN - red list als nicht gefährdet. Deshalb fordern wir die zuständige Ministerin auf, sich auf europäischer Ebene für die Herabsetzung des Schutzstatus in der FFH-Richtlinie der EU von Anhang 2 und 4 (strengster Schutz) in Anhang 5 (Möglichkeit der einzelstaatlichen Regulierung im Rahmen von Managementplänen) einzusetzen.

         Das Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie wird aufgefordert gemeinsam mit den Umweltlandesräten eine Wolfsstrategie zu entwickeln, um eine leichtere und unbürokratischere Entnahme von Problemwölfen zu ermöglichen. Lange und komplizierte Antragsverfahren sollen deutlich verkürzt werden.

         Die traditionelle, über Jahrhunderte gewachsene Weide- und Almwirtschaft muss auch künftig mit den herkömmlichen Methoden, ohne die Notwendigkeit umfangreicher und unverhältnismäßig aufwändiger Herdenschutzmaßnahmen (Herdenschutzhunde, Zäunungen, ständige Behirtung). möglich sein. Eine Studie des Landes Tirol bestätigte, dass Herdenschutz im alpinen Gelände vielfach überhaupt nicht und in vielen Fällen, nur mit unverhältnismäßig hohem Aufwand möglich ist. Deswegen fordern wir zum Schutz und der Erhaltung der traditionellen Weide- und Almwirtschaft die Schaffung von wolfsfreien Zonen.

         Das Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz wird aufgefordert, den Schutz für Haus- und Weidetiere vor großen Beutegreifern im Tierschutzgesetz zu verankern. Tierhaltern muss es möglich sein, ihre Tiere aktiv vor Übergriffen durch große Beutegreifer zu schützen.