90/PET XXVII. GP
Eingebracht am 04.05.2022
Dieser Text ist elektronisch
textinterpretiert. Abweichungen vom Original sind möglich.
Petition
Abgeordnete/r zum Nationalrat
Yannick Shetty
Martina Künsberg Sarre Fiona Fiedler
An Herrn
Präsidenten des Nationalrates Mag. Wolfgang Sobotka Parlament
1017 Wien, Österreich
Wien, am 04.05.2022
Sehr geehrter Herr Präsident!
In der Anlage überreiche ich/ überreichen wir Ihnen gem. §100 (1) GOG-NR die Petition betreffend Mental Health Now - stärkt unsere Jugend!
Seitens der EinbringeIlnnen wird das Vorliegen einer Bundeskompetenz in folgender Hinsicht angenommen:
Schulwesen im Sinne des Art.14 B-VG
Dieses Anliegen wurde bis zur Einbringung im Nationalrat von 418 BürgerInnen unterstützt. Mit der Bitte um geschäftsordnungsmäßige Behandlung dieser Petition verbleibe ich/verbleiben wir mit freudnlichen Grüßen
Anlage
Hinweis: Ggf. vorgelegte Unterschriftenlisten werden nach dem Ende der parlamentarischen Behandlung datenschutzkonform vernichtet bzw. gelöscht, soweit diese nicht nach den Bestimmungen des Bundesarchivgesetzes zu archivieren sind.
Mental Health Now-stärkt unsere Jugend!
Die Corona-Pandemie dauert inzwischen zwei Jahre und hatte bereits
mehrmalige, monatelange Lockdowns zur Folge. Das hat deutliche
Spuren bei Kindern und Jugendlichen hinterlassen. An dem Punkt, an
dem wir uns jetzt befinden, sind bereits nachhaltige Schäden für die
psychische und physische Gesundheit sowie Bildungslücken evident. Seit
zwei Jahren Pandemie ist nichts geschehen, um die psychische
Gesundheit von Kindern und Jugendlichen zu schützen. Dabei können
wir keinen Tag länger Zusehen, wie die Krise der Kinder- und
Jugendgesundheit neben der Corona-Krise untergeht.
Kinder und Jugendliche sind es, die von den
Folgen der Pandemie
besonders stark betroffen sind. Das zeigen nicht nur Berichte von
Schüler_innen und Lehrpersonal, sondern auch Studien; wie etwa jene des
Departments für Psychotherapie und Biopsychosoziale Gesundheit der
Donau-Universität Krems zur psychischen Gesundheit von
Schüler_innen. Laut dieser Studie weisen 62 Prozent der Mädchen und 38
Prozent der Burschen eine mittelgradige depressive Symptomatik auf.
Depressive Symptome, Angstsymptome, aber auch Schlafstörungen
haben sich in den vergangenen
Monaten verfünf- bis verzehnfacht.
Besonders dramatisch ist die Tatsache, dass rund
ein Fünftel der Mädchen
und 14 Prozent der Burschen unter wiederkehrenden suizidalen Gedanken leiden. Gerade in Anbetracht der Auswirkungen der
Pandemie als auch der aktuellen geopolitischen Entwicklungen in Bezug auf die
eskalierende Lage
in der Ukraine ist davon auszugehen, dass die belastende
Situation für
Kinder und Jugendliche noch
schwieriger einzuordnen ist. Expert_innen
warnen bereits davor, dass Kinder und Jugendliche durch den aktuellen
Konflikt zusätzlichem Stress, Ängsten und seelischer Belastung ausgesetzt
werden.
Besonders dramatisch zeigt sich die geschilderte
Situation auf der
stationären Kinder- und Jugendpsychiatrie. Kinder und
Jugendliche warten teilweise monatelang auf Therapieplätze. Der Bedarf an Psychotherapieplätzen ist seit Beginn der Pandemie massiv
gestiegen,
eine Bedarfsdeckung liegt noch immer in weiter
Ferne. In Anbetracht
multipler Krisen braucht es gerade jetzt einen nachhaltigen und
umfassenden Ausbau von Betreuungs- und Therapieangeboten.
Auch an den Schulen
braucht es dringend mehr Möglichkeiten, um
Schüler_innen mit psychischen Problemen aufzufangen, zu betreuen und zu
unterstützen. Dennoch ist es so, dass es in Österreich immer noch
stark an Schulpsycholog_innen mangelt: In ganz Österreich gibt es nur 216
Schulpsycholog_innen, die nicht annähernd alle Schüler_innen betreuen
können.
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Die Wichtigkeit des Themas ist enorm. Wir
stellen daher folgende Forderungen:
- Lehrkräfte sind die zentralen Akteur_innen
der Bildungspolitik. Wenn
es also darum geht, ein Bildungssystem zu schaffen, das die mentale Gesundheit
der Schüler_innen nicht belastet, muss zuallererst bei den
Lehrkräften angesetzt werden. In einem ersten Schritt muss der Bund
veranlassen, dass Lehrkräfte durch gezielte Schulungen sensibilisiert
und ihre Kompetenzen im täglichen Umgang mit der psychischen Gesundheit
von Schüler_innen gestärkt werden. Durch eine
Ausbildung von Lehrkräften zu sogenannten
„Vertrauenslehrkräften"
soll eine erste Anlaufstelle für betroffene Schüler_innen geschaffen
werden, die auch dazu beitragen kann, dass Schulpsycholog_innen entlastet
werden.
- Neben den Lehrkräften gilt es auch die
Schüler_innen selbst
aufzuklären. Psychische Gesundheit soll im regulären Lehrplan
integriert werden, denn nur so kann eine echte Enttabuisierung stattfinden.
Dadurch können Schüler_innen bereits ab der Volksschule
auf altersgerechte Art und Weise sensibilisiert werden. Im Rahmen des
Unterrichts sollten den Jugendlichen auch grundlegende Techniken
des Selbstschutzes und der Selbsthilfe mitgegeben werden. Die
Schüler_innen sollten ebenfalls lernen, wo sie Hilfe finden können.
- Der Bund soll verpflichtende Workshops an Schulen einführen, die zur Prävention von psychischen Problemen, Sensibilisierung und Hilfe für Betroffene dienen. Schulen können vor Ort mithilfe konkreter Projekte echte Veränderungen anstoßen.
-
Langfristig braucht es
deutlich mehr ausgebildete Fachkräfte in den
Schulen. Die Rahmenbedingungen für eine starke Steigerung der
Menge an Schulpsycholog_innen und Schulsozialarbeiter_innen muss -
in Kooperation mit den Bundesländern - zeitnah geschaffen werden.
Hier braucht es eine Prüfung, inwieweit es ausreichend
Ausbildungsplätze gibt, sowie eine Attraktivierung des Arbeitsumfelds.
Ziel ist, dass alle Schüler_innen regelmäßige
Routineuntersuchungen
bei Schulpsycholog_innen haben.