94/PET XXVII. GP
Eingebracht am 13.06.2022
Dieser Text ist elektronisch
textinterpretiert. Abweichungen vom Original sind möglich.
Petition
Abgeordneter zum Nationalrat Hermann Gahr
An Herrn
Präsidenten des Nationalrats Mag. Wolfgang Sobotka Parlament 1017 Wien Österreich
Wien, am 13.6.2022
Sehr geehrter Herr Präsident!
In der Anlage überreiche ich Ihnen gem. §100 (1) GOG-NR die Petition betreffend Petition zum Erhalt des Flugwetterdienstes am Flughafen Innsbruck
Mit der Bitte, um
geschäftsordnungsgemäße Behandlung dieser Petition verbleibe
ich,
mit freundlichen Grüßen
Abg. z. NR Hermann Gahr
Petition zum Erhalt des Flugwetterdienstes am Flughafen Innsbruck
Um einen sicheren Flugverkehr zu garantieren, sind sechs Meteorologen des Flughafenwetterdienstes in Innsbruck im Einsatz. Diese Experten liefern den Pilotinnen und Piloten wichtige Prognosen. Wie Bundesministerin Leonore Gewessler in der Anfragebeantwortung von Abgeordneten Hermann Gahr bestätigte, wird der Flugwetterdienst in Innsbruck ab Mitte 2024 geschlossen. Die sechs Fachkräfte werden dann durch automatische Wetterstationen ersetzt. Die Arbeitsplätze der Meteorologen werden von Innsbruck nach Wien verlagert. Das gleiche gilt für alle Flugwetterdienste an den Bundesländer-Flughäfen in Österreich. Genaue Details sind laut Anfragebeantwortung noch nicht bekannt. Diese Änderungen sehen besonders Experten kritisch.
Die Notwendigkeit eines Flugwetterdienstes besteht im Folgenden: Die vorherrschenden Wetterbedingungen wie Sicht, Bewölkung und Bodenwind sind ausschlaggebend für die Durchführbarkeit unterschiedlicher Anflugverfahren. Die Beobachtung, also das korrekte Erfassen dieser Parameter, ist somit von elementarer Notwendigkeit für eine sichere Durchführung des Flugverkehrs. Die Vorhersage der zu erwartenden Parameter bildet die wichtigste Entscheidungsgrundlage in der Flugplanung und kann einen wesentlichen Beitrag zur Wirtschaftlichkeit und Effizienz leisten. Selbstredend ist die Vorhersage gefährlicher Wetterphänomene wie Gewitter und Sturmböen notwendig, um präventive Maßnahmen einleiten zu können; im Winter ist die Vorhersage von Schneefall, Eis und Glätte der Schlüssel für eine ordentliche Koordination zwischen Winterdienst und Flugverkehrsteünehmern.
Es gibt keine zuverlässige automatische Sensorik, mit denen alle relevanten Parameter richtig erfasst werden können. Vor allem bei Sichtweite und Bewölkung lässt die Qualität der Automatik sehr zu wünschen übrig, es kommt häufig zu Falschmeldungen. Richtige Werte können nur von einem menschlichen Beobachter erstellt werden, der ein repräsentatives Bild erfasst und die Information für Lotsen und Piloten aufbereitet.
Eine kurzfristige Wettervorhersage für einen genauen Punkt kann von einem Meteorologen unumstritten genauer erstellt werden, wenn er sich selbst an diesem Punkt befindet und dort alle technischen Hilfsmittel zur Verfügung hat.
Wie Bundesministerin Leonore Gewessler in einer parlamentarischen Anfrage bestätigt, plant die Austro Control mit dem Projekt POLARIS eine Zentralisierung des Flugwetterdienstes in Wien-Schwechat. Der Flughafen Innsbruck soll künftig nur mehr mit automatisch erstellten Produkten, die von der Ferne überwacht werden, beliefert werden.
Es wird eine “Qualitätsverbesserung” versprochen, Experten und die oben genannten Gründe ergeben ein anders Bild. Diese Skepsis teilen unter anderen der Sicherheitsmanager des Flughafens oder erfahrene AUA-Kapitäne, die jahrelang Innsbruck anflogen.
Es wird befürchtet, dass die Austro Control die Qualität der Serviceerbringung nur aus Kostengründen auf ein Minimum reduziert und damit neben allen Sicherheitsbedenken einen enormen wirtschaftlichen Schaden bei allen Teilnehmern der Luftfahrt anrichtet. Das offenkundige Ziel von POLARIS ist Personalabbau, österreichweit werden die Mitarbeiter des Flugwetterdienstes um fast 30% reduziert. Dazu kommt das sozial fragliche Paradoxon, dass Personal u.a. von Innsbruck nach Wien-Schwechat versetzt wird, um den Personalstand dort gemeinsam mit Neuaufnahmen von derzeit ca. 25 auf 35 Meteorologen aufzustocken.
Im Tiroler Landtag wurden bereits drei Anträge (ÖVP & Grüne, FPÖ und SPÖ) zum Erhalt des Flugwetterdienstes in Innsbruck einstimmig beschlossen.
Deswegen wird gefordert:
• langfristige Erhalt des Flugwetterdienstes in Innsbruck
• langfristiger Erhalt der Arbeitsplätze der sechs Meteorologen
• eine umfassende Sicherheitsanalyse von Experten zu den Auswirkungen der Schließungen der Flugwetterdienste in ganz Österreich