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Stellungnahme zur Anfrage zur Wiedereinführung der Mutterkuhprämie Zl. 3/PET-NR/2020

 

Die wirtschaftliche Situation der Mutterkuhbetriebe ist schlecht und hat sich in den letzten Jahren noch weiter verschlechtert. Der Grüne Bericht von 2016 weist aus, dass die Einkünfte der Mutterkuhbetriebe 60% unter dem Durchschnitt aller landwirtschaftlichen Betriebe liegen – der Grüne Bericht 2020 sagt aus, dass sie 67% darunterliegen (Kirner, 2020). So erwirtschaften spezialisierte Mutterkuhbetriebe durchschnittlich weniger als 10.000 € pro Arbeitskraft und liegen damit deutlich hinter Milchvieh- aber auch Rindermastbetrieben. So gehen die Erträge zurück und die Kosten steigen.

Mit Stand von 1.12.2019 wurden nach Statistik Austria 195.040 Mutterkühe (Bezeichnung „andere Kühe“) in Österreich gezählt. Mit 1.12.2014 waren es noch 229.986 Mutterkühe – ein Rückgang um 34.946 Mutterkühe – das ist ein Minus von ca. 15%.

Für etwa 24.000 landwirtschaftliche Betriebe ist die Mutterkuhhaltung ein wichtiger Betriebszweig. Mit Mutterkühen werden Weiden, Hutweiden und Almen bewirtschaftet und die Mutterkuhhaltung prägt die Kulturlandschaft von Österreich. Mit einem durchschnittlichen Mutterkuhbestand von etwa 8 Mutterkühen pro Betrieb ist die Mutterkuhhaltung die Betriebsform für Familienbetriebe und hier vor allem im Berggebiet, denn etwa 80% der Mutterkuhbetriebe finden sich im Berggebiet.

Die Mutterkuhhaltung ist auch ein Vorreiter in der biologischen Wirtschaftsweise. Etwa 40% der Mutterkühe wird biologisch gehalten. Kein anderer landwirtschaftlicher Betriebszweig ist so biologisch, wie die Mutterkuhhaltung.

Die angeführten Argumente als Vorteile für die Mutterkuhhaltung sind nicht zu widerlegen. Die Mutterkuhhaltung steht für:

-          Nachhaltigkeit: Natürliche, nachhaltige, tiergerechte und umweltschonende Rindfleischerzeugung mit besonders hohem Anteil an biologisch wirtschaftenden Betrieben. Rindfleisch aus der Mutterkuhhaltung ist ein Nettoprodukt das nicht zu Lasten anderer Ernährungsaspekte der Gesellschaft erzeugt wird. Die Umweltwirkungen auf den Betriebsflächen sind nachweislich minimal.

-          Qualität: Hochwertige Produkte – wie das biologisch erzeugte Jungrind oder Qualitätsabsetzer

-          Kultur: Pflege und Sicherung der Kulturlandschaft  – Sicherung der Weideflächen und Nutzung von Hutweiden und Almen

-          Biodiversität: Extensivere Wirtschaftsform mit weniger Nutzungen des Grünlandes – spätere Mähzeitpunkte und geringere Anzahl von Schnitten

Bei allen Fördermöglichkeiten, die indirekt eine Verbesserung der Einkommenssituation für die Mutterkuhhaltung bringen sollten, war der Effekt nicht ausreichend, um die Mutterkuhhaltung abzusichern.

Eine zusätzliche Unterstützung für die Mutterkuhhalter würde dazu beitragen, diesen für die Grünland- und Berggebiete so wichtigen Betriebszweig zu erhalten. Zur Verbesserung der Förderung für die Mutterkuhhaltung schlagen wir drei mögliche Varianten vor:

1.    Wiedereinführung einer Mutterkuhprämie (wie sie bis 2015 umgesetzt wurde)

2.    Einführung einer Qualitätsabsetzerprämie, wo die Kälber aus der Mutterkuhhaltung gefördert werden, die besondere Qualitätsanforderungen erfüllen

3.    Ausbau, Erhöhung und Vereinfachung folgender Maßnahmen:

o   Weidehaltung der Rinder (Anhebung der Förderung)

o   Tierwohl-Stallhaltung (Ausbau auf Mutterkühe, Kalbinnen und Jungrinder)

o   Q-PLUS RIND (Ausbau und Vereinfachung)

Aus Sicht der ÖAG Fachgruppe Mutterkuhhaltung ist eine Verbesserung der Unterstützung für die Mutterkuhhaltungsbetriebe wichtig und dringend notwendig. Mit jedem Mutterkuhalter, der in den extensiven Produktionsregionen verloren geht, sinken dort auch die Ökosystemleistungen. Entweder brechen die historischen Produktionskreisläufe ab und es kommt zu einer Verarmung der Biodiversität von Fauna und Flora oder die Flächen werden durch die verbleibenden Betriebe intensiviert. Im Vergleich zu anderen Produktionsformen erbringen Mutterkuhbetriebe in landwirtschaftlichen Sektor und weit darüber hinaus wertvolle Beiträge zur Nachhaltigkeit und dienen damit einer Reihe von rechtlichen Aufgaben der Republik Österreich. Kann das nicht honoriert werden, droht der Verlust von Kulturleistung und Kulturlandschaft und dem damit verbundenen Beitrag zur Sicherstellung der Ernährung in Österreich.

 

Rudolf Grabner

Sprecher der Fachgruppe Mutterkuhhaltung