Transkript:

Diskussionsveranstaltung zum Europäischen Jahr der Jugend

Eylim Kilic (Moderation): Herzlich willkommen! Ganz bewusst möchte ich mich heute direkt an die jungen Gäste wenden: Schön, dass ihr da seid zur Diskussionsveranstaltung „Deine Lehre – Deine Zukunft“. Ihr fragt euch jetzt sicher: Was heißt das jetzt genau? Wozu diese Veranstaltung? – Wir werden heute gemeinsam darüber reden, die Zukunft der Lehre zu verändern, und jeder Einzelne von euch kann etwas dazu beitragen.

Wie viele Lehrlinge haben wir heute hier? Nicht so schüchtern! – Einige. Wie viele von euch leisten Hilfsarbeit in der Ausbildungszeit – Semmel holen für den Chef oder gleich für alle Mitarbeiter oder auch andere Dinge, die eigentlich nichts mit der eigentlichen Arbeit zu tun haben? Oder: Wie viele von euch haben das Gefühl, die Lehrabschlussprüfung ist bald und ich bin eigentlich nicht wirklich vorbereitet worden?

Wir haben heute auch Schülerinnen und Schüler hier, sehr viele. Einige von euch denken vielleicht an eine Lehre und das ist auch gut und richtig so. Wäre das nicht toll, wenn das wirklich jeder so sehen würde? Wenn die Antwort auf: Ich möchte eine Lehre machen!, nicht wäre: Du hast wohl keine Lust mehr auf die Schule?, sondern: Hey, toll, das finde ich echt super!

Fakt ist: Sehr viele erfolgreiche Geschäftsleute haben nur die Lehre gemacht. Jetzt ist die Frage: Wie kommen wir da hin? Was müssen wir tun, damit die Lehre als etwas wirklich Positives wahrgenommen wird? Genau das wisst eben ihr am besten. Ihr könnt uns sagen, wie die Ausbildung im Moment ist und wie sie in Zukunft aussehen soll.

Was machen dann Politikerinnen und Politiker mit diesen Informationen? Was tun Gewerkschafter:innen, also Vertreter und Vertreterinnen der Arbeitnehmer? Was tun Vertreterinnen und Vertreter der Arbeitgeber mit diesen Informationen? Wie können wir alle gemeinsam die Zukunft der Lehre weiter verbessern? – Genau darüber möchte Korinna Schumann, die Präsidentin des Bundesrates, mit euch reden.

Mein Name ist Eylim Kilic, und ich freue mich sehr, euch durch die heutige Veranstaltung zu führen. (Beifall.)

Angekündigt habe ich sie ja bereits, und ich möchte bitte gleich Bundesratspräsidentin und Vizepräsidentin des Österreichischen Gewerkschaftsbundes für ihre Begrüßungsworte auf die Bühne bitten: Korinna Schumann. (Beifall.)

Korinna Schumann (Präsidentin des Bundesrates): Vielen Dank, liebe Eylim Kilic. Ich kann es gar nicht sagen, es ist eine ganz, ganz große Freude, Sie alle heute hier in meiner Funktion als Präsidentin des Bundesrates im Parlament willkommen heißen zu dürfen. Besonders herzlich begrüßen darf ich die Vizepräsidentin des Europäischen Parlaments: Mag.a Evelyn Regner, herzlich willkommen! (Beifall.)

Ich freue mich, dass die Vizepräsidenten des Bundesrates, Bernhard Hirczy und Günther Novak, heute bei uns sind. – Herzlich willkommen! (Beifall.)

Und natürlich an alle teilnehmenden Bundesrätinnen und Bundesräte: Schön, dass Sie da sind!

Ich darf Ihnen noch die Referentinnen und Referenten des heutigen Tages vorstellen und sie in unserer Mitte begrüßen: den Geschäftsführer des Wiener ArbeitnehmerInnen-Förderungsfonds, Mag. Fritz Meißl – herzlich willkommen (Beifall) –, die Vorsitzende der Bundesjugendvertretung, Fiona Herzog – danke, dass du da bist (Beifall) –, und die Lehrlinge Beatrix Dietl, Sarah Popernitsch und Andre Brunner – schön, dass ihr da seid! (Beifall.)

Als wichtiger Part die jungen Sozialpartner:innen: Richard Tiefenbacher, Ing.in Bettina Pauschenwein, Mario Sägarz und Steven Blaha. (Beifall.)

Begrüßen darf ich auch Benjamin Schulz, Landtagsabgeordneten aus Wien und zuständig für den Bereich der Lehrlinge.

Ein besonderer Gruß gilt all jenen, die jetzt via Livestream mit dabei sind, und natürlich allen Schülerinnen und Schülern, die da sind, den Pädagoginnen und Pädagogen und vor allen Dingen allen Lehrlingen. – Super, dass ihr heute da seid, danke vielmals! (Beifall.)

Auch an die Vertreter der Medien: Vielen Dank, dass Sie da sind und dass Sie über diese Veranstaltung, die, glaube ich, ganz, ganz wichtig ist, positiv Bericht erstatten werden.

Jetzt ein paar Sätze zum Bundesrat, denn vielleicht ist es nicht allen bekannt. Was ist denn jetzt der Bundesrat? – Der Bundesrat ist ein ganz, ganz wichtiger Teil der demokratischen Struktur Österreichs. Die Mitglieder des Bundesrates werden von den Landtagen – das heißt von den Bundesländern – ins Parlament entsendet, und welche Partei welche Stärke im Bundesrat hat, hängt von den Ergebnissen der jeweiligen Landtagswahlen in den Bundesländern ab.

Der Bundesrat hat unter anderem zwei Besonderheiten. Die eine ist, dass wir im Bundesrat die Möglichkeit haben, abseits der oft schnelllebigen und sehr aktionsgetriebenen Tagespolitik zukunftsorientierte Diskussionen führen zu können und neue Sichtweisen zu eröffnen. Wir wollen heute gemeinsam mit euch jungen Menschen die Perspektiven und die Chancen der Lehrausbildung in den Fokus rücken und ins Parlament tragen. Eine zweite Besonderheit hat der Bundesrat: Er ist ganz stark mit der europäischen Gemeinschaft verbunden. Weil die jungen Menschen gerade in der Pandemie unter den Auswirkungen besonders gelitten haben, hat die Europäische Union gesagt, wir erklären das Jahr 2022 zum Jahr der Jugend. Ziel ist es, möglichst viele junge Menschen – das heißt euch – für die demokratischen Strukturen zu begeistern, für die Teilnahme in den Institutionen zu begeistern, und darum geht es bei der heutigen Veranstaltung „Deine Lehre – Deine Zukunft“. Ihr jungen Menschen, ihr seid unsere Zukunft.

Es ist ja ganz egal, ob man im Büro, in der Verwaltung, im Einzelhandel, am Bau, in der Produktion arbeitet: Ohne Lehrlinge geht nichts. Lehrlinge sind das Fundament eines gesunden Arbeitsmarkts und die Fachkräfte von morgen. Unsere jungen Teilnehmer:innen werden heute bei der Veranstaltung feststellen, dass die Lehre zahlreiche Karrierechancen bietet und dass die Absolventinnen und Absolventen der österreichischen Lehrausbildung gefragte Fachkräfte auf der ganzen Welt sind. Ja, wir haben in Österreich einen dramatischen Fachkräftemangel – schon länger, aber jetzt ganz besonders. Davon hört und davon liest man. Was selten, aber direkt erwähnt wird: Die Lehre ist Teil der Lösung. Gut ausgebildete Lehrlinge sind ein wesentlicher Teil der Lösung des Fachkräftemangels. Daher ist es so wichtig, dass wir aktiv für das österreichische Lehrmodell werben und versuchen, die Lehre noch attraktiver zu gestalten.

Mit den jungen Sozialpartner:innen werdet ihr heute junge, politisch engagierte Menschen kennenlernen, die Ihnen schildern, wie sie auf den verschiedensten Ebenen die Interessen der Arbeitnehmer:innen und der Arbeitgeber:innen vertreten. Sie werden ihre Position zur österreichischen Lehre wiedergeben und teilweise – das ist klar – verschiedene Interessenlagen, auch unterschiedliche Positionen haben. Trotzdem geht es immer darum: Wir haben unterschiedliche Standpunkte, aber wir wollen gemeinsam an Lösungen arbeiten. Das ist das Ziel.

Ich darf noch zwei Sätze zur Sozialpartnerschaft sagen. Ihr habt den Begriff Sozialpartnerschaft vielleicht schon gehört. Was ist das denn? – Die Vertreter:innen der Arbeitnehmer und der Arbeitgeber setzen sich an einen Tisch zusammen und versuchen, gemeinsam Lösungen für die Themenbereiche der Arbeitswelt im weitesten Sinne zu finden. Bei den Sozialpartnern dabei ist die Wirtschaftskammer, die Arbeiterkammer, der Österreichische Gewerkschaftsbund, die Landwirtschaftskammer und natürlich – meist eingebunden – die Industriellenvereinigung. Dieses System der österreichischen Sozialpartnerschaft – dass man sich zusammensetzt, dass man Kompromisse findet, dass man es ausdiskutiert – ist einer der großen Träger des Wohlstands in unserem Land. Man ist nicht immer einer Meinung, man findet auch nicht immer einen Kompromiss, gerade als Gewerkschafter:in weiß man das. Man versucht, gemeinsam den Weg zu finden, aber man scheut auch nicht den Konflikt, wenn es gar nicht anders geht. Trotzdem: Das Ziel ist immer, die Lösung zu finden.

Es gibt noch viele Verbesserungswünsche, was die Lehre angeht. Das gibt es in vielen Bereichen und bei der Lehre besonders. Es müssen deutlich mehr Lehrlinge ausgebildet werden und die Ausbildungsbedingungen müssen weiter optimiert werden. Eine gute Ausbildung, gute Arbeitsbedingungen, gute Bezahlung, die Möglichkeit, Beruf und Freizeit zu vereinbaren, das sind die Erfolgsmodelle für ein gutes Leben. Wir wenden uns heute ganz bewusst mit der Botschaft an euch junge Menschen: Die österreichische Lehrausbildung ist ein Vorzeigemodell und bietet zahlreiche Karrierechancen auf dem Arbeitsmarkt. Gut ausgebildete Lehrlinge sind die Fachkräfte von morgen – danke, dass Sie, dass ihr da seid! Ich freue mich schon total auf die heutige Veranstaltung. Vielen Dank. (Beifall.)

Eylim Kilic: Danke, danke auch für die Einladung! Wir freuen uns alle auf diese Veranstaltung, denn sie ist unglaublich wichtig. Genauso wichtig, wie dieses Gespräch ist, genauso wichtig ist es auch, dieses Gespräch über die Zukunft der Lehrausbildung mit Menschen zu führen, die wirklich verstehen, worum es geht. Durch ihre langjährige Arbeit als Gewerkschafterin ist Vizepräsidentin des Europäischen Parlaments Evelyn Regner genau so jemand. Sie ist jemand, der die Sorgen von jungen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern versteht, und ich möchte ihr gleich das Mikrofon übergeben. (Beifall.)

Evelyn Regner (Vizepräsidentin des Europäischen Parlaments): Herzlichen Dank für die netten einleitenden Worte! Sehr geehrte Frau Präsidentin des Bundesrates! Sehr geehrte Bundesrät:innen! Sehr geehrte Teilnehmer und Teilnehmerinnen der Enquete „Deine Lehre – Deine Zukunft“! Ich sage es jetzt gleich einmal: Es ist total schön, in den Raum zu schauen. Es tut der Hofburg gut, so viele junge Gesichter zu sehen. Das ist für uns eine sehr schöne Gelegenheit, diesen Austausch heute zu haben.

Wir befinden uns mitten im Europäischen Jahr der Jugend und – das wissen Sie, das wisst ihr alle – in einer äußerst turbulenten, spannenden Zeit. Manchmal mag man das ja gar nicht mehr hören, nicht? Klimakrise, Energiekrise, Krise, der Krieg in der Ukraine, Covid ist nicht vorbei – also auch als junger Mensch kriegt man da eigentlich schon so einen Kopf.

In der Europäischen Union haben wir aber Folgendes gelernt: Wenn wir gemeinsam daran arbeiten, diesen Zielen gemeinsam etwas entgegenzusetzen, sind die nicht mit einem Schlag weg, das ist klar, aber auf alle Fälle wesentlich besser angepackt und wesentlich besser gelöst. Das hat mit Ihnen direkt zu tun. Es geht um die Zukunft von Ihnen allen, es geht um die Zukunft Europas, es geht um die beruflichen Chancen, es geht um Aus- und Weiterbildung und natürlich um das Arbeitsumfeld und die Arbeitsbedingungen – darum, dass es nicht normal ist, dass Lehrlinge die Wurstsemmeln holen, sondern dass es darum geht, die Fachkräfte für die Zukunft, die wir so dringend brauchen, mit dem entsprechenden Respekt zu behandeln und die Möglichkeiten der Ausbildung auch wirklich in bester Qualität anzubieten.

Welche Herausforderungen, aber auch Chancen dabei auf Sie, auf die Lehrlinge, zukommen werden, möchte ich nun aus europäischer Sicht kurz erläutern und gleich mit einer Erfolgsgeschichte beginnen. Im Europäischen Parlament haben wir diskutiert, gestritten, verhandelt und schlussendlich erreicht, dass die Mittel, die Gelder für das Erasmus-plus-Programm im Vergleich zur Vorlaufzeit verdoppelt wurden, also 26 Milliarden Euro für sieben Jahre.

Nun zur Erklärung, warum das so eine erfreuliche Entwicklung ist: Erasmus plus ist ein Programm, das jungen Leuten – gleich ob sie nun im Erwerbsleben stehen, ob sie studieren, ob sie Lehrlinge sind – die Möglichkeit gibt, Europa zu erfahren und selbst zu erlernen. Das Erlebnis eines Auslandsaufenthalts, dass junge Menschen mit anderen Kulturen und Denkweisen in Berührung kommen, wird durch das Erasmus-plus-Programm für viele Lehrlinge erst möglich, ganz abgesehen davon, dass es natürlich immer eine unglaubliche, persönlich bereichernde Story ist, eben in anderen Ländern, eben in einer anderen Sprache vielleicht am Anfang noch so ein bisschen schwierig da voranzukommen, aber dann auch zu sehen: Hey, dass wir Englisch in der Schule gelernt haben, kann ich ja jetzt umsetzen und vielleicht sogar eine andere Sprache erlernen! Dieses Lernen voneinander ermöglicht auch oft erst, zu sehen, was wir in Österreich eigentlich auch alles sehr gut machen, nicht? Also manchmal ist es auch dieser Vergleich.

Jugendpolitik wird auf nationaler Ebene festgelegt. Das bedeutet, dass keine konkrete Gesetzgebung in diesem Bereich auf europäischer Ebene möglich ist. Die Europäische Union leistet aber trotzdem einen unglaublich wichtigen Beitrag zur Jugendpolitik. Sie schlägt Initiativen vor, Aktionsprogramme, Onlineplattformen. Weil Jugendpolitik eine nationale Angelegenheit ist, ist es von entscheidender Bedeutung, dass die Mitgliedsländer voneinander lernen. Sogenannte Best-Practice-Beispiele aus anderen Mitgliedsländern dienen dazu, dass wir nicht immer wieder das Rad neu erfinden müssen. Es ist unglaublich spannend, hinzuschauen: Was funktioniert woanders und warum funktioniert es bei uns vielleicht nicht so? Könnten wir davon lernen? Oder natürlich auch umgekehrt.

Ein Beispiel dafür wäre die Jugendgarantie, um hier eine sehr schöne Geschichte zu erwähnen, die erstmals nach der Wirtschafts- und Finanzkrise, also nach 2008, ins Leben gerufen wurde. Die Jugendbeschäftigungsgarantie, die von EU-Mitteln mitfinanziert wird, zielt darauf ab, dass allen jungen Menschen, die unter 30 sind und weder in Beschäftigung noch in Aus- und Weiterbildung stehen, innerhalb von drei Monaten eine passende Lehrstelle, Beschäftigung oder ein Ausbildungsplatz gefunden wird.

Jetzt ringen natürlich alle nach Fachkräften. 2008, 2009, nach der Finanzkrise, hat es anders ausgeschaut und war vor allem ein unglaublicher Boost für Qualität für Jugendliche. Österreicher sind in dieser Hinsicht ein absolutes Vorzeigemodell. Aus Wien existiert ein weiteres positives Konzept. Ein Lehrling arbeitet in zwei Betrieben, den Arbeitsvertrag schließt er mit einem etablierten Lehrbetrieb, mit einem etablierten Unternehmen ab und arbeitet aber auch noch in einem jungen Start-up. Das heißt, das ermöglicht eine andere Art von Über-den-Tellerrand-Schauen und einen Blick darauf, wie vielleicht ein Unternehmen, das noch nicht so perfekt ist, aber tolle, kreative Ideen hat, sich in der Branche etabliert und wächst. Von solch einem Konzept profitieren natürlich auch alle Beteiligten. Das heißt, auch wenn die Jugendpolitik eine nationale Angelegenheit ist, ist das Lernen – und in diesem Fall auch das Voneinanderabschauen – ein sehr nützliches, ein sehr sinnvolles Werkzeug.

Ein weiterer Lernaspekt ist das Lifelong Learning, das lebenslange, das lebensbegleitende Lernen. Nach der Charta der Europäischen Union hat jeder Mensch das Recht auf Bildung sowie auf Zugang zu beruflicher Ausbildung und Weiterbildung. Somit wären wir eben beim Lifelong Learning, wie ich es vorhin erwähnt habe. Dies ist auch der erste Grundsatz der europäischen Säule für soziale Rechte und gilt für jede Berufsgruppe. Weiterbildung ist der Schlüssel für gut dotierte, gut bezahlte, erfüllende und für die an den Wandel angepasste Arbeit.

Den Wandel mitgestalten – Digitalisierung, all das, was sich in der Arbeitsorganisation ändert –, das können Sie als Lehrlinge, als Fachkräfte zum Beispiel über das Europäische Lehrlingsnetzwerk, auf das ich ebenfalls hinweisen möchte. Dieses Netzwerk bietet eine Plattform, damit sich Interessierte austauschen und an diversen Aktivitäten und Workshops teilnehmen können. Es finden Fachkräftediskussionen statt, die nach außen getragen werden, um den Wünschen der Lehrlinge Gehör zu verschaffen.

Im Europäischen Parlament und als Gewerkschafterin setze ich mich außerdem dafür ein, dass eine Aufwertung des Lehrberufs erfolgt, gekoppelt an gute Entlohnung und kontinuierliche Weiterbildung. Erst dadurch kann auch der Fachkräftemangel, von dem diverse Branchen immer mehr betroffen sind, entsprechend erfolgreich behoben werden.

Wie Sie sehen, gibt es also verschiedene europäische Initiativen, Plattformen und Konzepte, die zu einem besseren Arbeitsumfeld für Lehrlinge beitragen, und ich kann Ihnen zu guter Letzt noch sagen: Profitieren Sie von diesen europäischen Initiativen, vom Erasmus-plus-Programm, denn abgesehen von den Erlebnissen, von den persönlichen Bereicherungen, auch von dem Wachsen des Selbstbewusstseins, wenn Sie an einem solchen Programm teilnehmen, gibt es natürlich auch die Freundschaften, die Sie knüpfen, und das ist dann ein Netzwerk fürs Leben.

Es lohnt sich also, Europa kennenzulernen, wenn es um die Lehre geht. – Danke. (Beifall.)

Eylim Kilic: Danke schön – und danke auch für den großen Einsatz für die Lehrlinge, der eben unglaublich wichtig ist.

Wir haben heute drei Redner:innen – Redner und Rednerinnen –, das habt ihr wahrscheinlich auch in der Einladung schon gesehen, und ich möchte gleich als Nächsten den Geschäftsführer des Wiener ArbeitnehmerInnen-Förderungsfonds, Fritz Meißl, auf die Bühne bitten. Das ist – abgekürzt – der Waff, ihr habt den Begriff wahrscheinlich schon gehört, der unterstützt Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Wien beim Weiterkommen im Beruf, also unter anderem durch Informationsaustausch, Beratung und finanzielle Unterstützung bei Weiterbildung und vieles mehr.

Er kann euch aber natürlich viel mehr darüber erzählen, und wahrscheinlich auch besser – ein riesengroßer Applaus, bitte. (Beifall.)

Fritz Meißl (Geschäftsführer des Wiener Arbeitnehmer:innen Förderungsfonds, WAFF): Vielen Dank für diese netten einleitenden Worte. Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Bundesräte und Bundesrätinnen! Sehr geehrte Teilnehmer und Teilnehmerinnen dieser wirklich tollen, beeindruckenden Veranstaltung mit so vielen jungen Menschen.

Das Motto lautet: „Deine Lehre – Deine Zukunft“. Frau Präsidentin, ich erlaube mir, dieses Motto zu erweitern: Deine Lehre – Deine Zukunft – unsere Zukunft, und ich tue das aus folgendem Grund: weil ich heute die Aufmerksamkeit auf ein Thema lenken möchte, wo die Lehre, die Lehrausbildung und Lehrlinge und gut qualifizierte Fachkräfte einen entscheidenden Beitrag leisten können für die Bewältigung einer Problemstellung, einer Herausforderung, die die gesamte Gesellschaft in ihrem Innersten berührt und die wir gemeinsam bewältigen müssen, nämlich die Auseinandersetzung mit dem Thema des Klimawandels, der Klimaziele, der Realisierung der Klimastrategien, und wenn man mehr in die Gegenwart geht, mit der Frage: Wie schaffen wir es, unsere Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen, von Öl und Gas zu reduzieren? – Die Lehre, das ist meine feste Überzeugung, kann hier einen ganz entscheidenden Beitrag leisten, um diese Herausforderungen in der Zukunft zu bewältigen.

Was ist einmal die grundlegende Problemstellung? – Wenn wir über die Klimaziele sprechen, über die Klimastrategien, die ehrgeizigen Ziele, die hier vonseiten der Politik formuliert wurden, dann muss man auch darüber sprechen, wo eigentlich alle diese Menschen herkommen werden, die diese Herausforderungen mit ihrem Kopf, mit ihren Händen, mit ihrem Einsatz, mit ihrem Ehrgeiz in der Praxis bewältigen werden. Wir wissen heute noch nicht genau, in welchen Bereichen dann wie viel Bedarf an einzelnen Qualifikationen entstehen wird, aber zwei Punkte sind jedenfalls unbestritten.

Wenn man den Investitionsbedarf sieht, der mit diesen Dekarbonisierungsstrategien verbunden ist, dann wird es jedenfalls in der Folge eine massive Steigerung des Bedarfs an Arbeitskräften und vor allem an Fachkräften geben – das ist, glaube ich, wirklich komplett unbestritten. Dieser zusätzliche Bedarf trifft aber bereits heute, in der Gegenwart, auf einen eklatanten Fachkräftemangel – erster Punkt.

Zweiter Punkt: Wenn wir das mit den Klimazielen ernst nehmen und uns diesen Mangel, den wir heute erleben, ansehen, dann ist dieses Fehlen der qualifizierten Arbeitskräfte nicht einfach nur ein Problem, dieses Fehlen ist in der Lage, die Ziele, die wir uns gesetzt haben, insgesamt massiv zu gefährden. Das müssen wir uns wirklich in Erinnerung rufen. Wenn wir keine Antwort auf das Angebot an qualifizierten Arbeitskräften geben können, dann fürchte ich, dass wir diese Ziele, die formuliert wurden, auf keinen Fall in diesem Zeitraum, den wir uns ehrgeizigerweise und notwendigerweise gesetzt haben, erreichen können.

Der Bedarf an qualifizierten Arbeitskräften wird über alle Qualifikationsstufen hinweg entstehen. Es wird um angelernte Tätigkeiten gehen, es wird bis zu den Absolvent:innen der Fachhochschulen, der Technischen Universitäten hin gehen.

Wenn man auf die Lehre schaut, sehe ich einmal drei Berufsgruppen, die hier ganz besonders eine Rolle spielen werden. Das ist einmal der gesamte Bereich Bau und Sanieren, auch Installationstechnik, Installationstechnologien, es sind zweitens die Lehrberufe im Bereich Elektrik und Elektronik – ich sage es jetzt einmal so allgemein, aber Sie wissen schon, was damit gemeint ist – mit den verschiedenen Ausprägungen verschiedener Lehrberufe, und drittens geht es auch um folgende Lehrberufe – das wird manchmal vergessen –: Wenn wir smarte Technologien brauchen, werden wir auch Menschen mit guten Qualifikationen, mit digitalen Kompetenzen brauchen, also auch jene Lehrberufe, die in die Richtung der Digitalisierung zielen.

Und ich habe es schon gesagt: Wir haben schon heute zu wenige. Wenn wir also zukünftig mehr brauchen, können wir im Grunde das Problem auf eine einzige Fragestellung reduzieren: Wie schaffen wir dieses Mehr? Wie kann es gehen, dass zukünftig – die nächsten fünf, zehn, 15 Jahre – mehr in diesen von mir genannten Lehrberufen zur Verfügung stehen, mehr Menschen, die sich hier qualifizieren lassen?

Die erste Frage ist einmal: Gibt es überhaupt eine grundsätzliche Chance, dass wir das Mehr zustande bringen? – Meine Einschätzung ist: In den westlichen Bundesländern ist das sogar etwas schwieriger, weil dort ein Lehrstellenmarkt existiert – man kann sagen, der Lehrstellenmarkt ist geräumt. Dort gibt es sozusagen ein Überangebot an Lehrstellen und weniger Lehrlinge, die hier eine Lehrstelle suchen.

Im Osten, und vor allem auch in der Metropolregion Wien, wo ich herkomme, haben wir eine andere Situation. Wir haben jetzt viele Jahre immer gesagt: Wir haben ein Riesenproblem, wir haben mehr Lehrstellensuchende als Lehrstellen, die hier vonseiten der Betriebe angeboten werden. – Ich traue mich zu behaupten, das kann für die Zukunft eine Riesenchance für den Osten sein, weil es einfach junge Menschen gibt, aber diese Chance wird uns nicht am Silbertablett serviert. Das werden wir nicht einfach abholen können, da werden wir uns unheimlich anstrengen müssen, dass wir wirklich mit dieser Chance, die wir haben, es dann zu echt gut qualifizierten Arbeitskräften bringen.

Wie schaffen wir das? – Das Allererste, das wir einmal tun müssen, ist, auf die jungen Menschen zuzugehen, sie einzuladen und zu versuchen, sie dafür zu begeistern und dafür zu gewinnen, sich für eine Lehrausbildung in den Bereichen zu qualifizieren, wo wir einfach die Fachkräfte im Zusammenhang mit den Klimazielen benötigen.

Johannes Kopf, der Vorstand des Arbeitsmarktservice Österreich, hat vor etlichen Monaten einmal so pointiert formuliert: Wenn die Dienstgeber, die Arbeitgeber, Fachkräfte brauchen, dann werden sie tanzen müssen. – Also ich traue mich zu sagen, und da schaue ich jetzt die vielen jungen Menschen hier im Publikum an, nicht nur die Dienstgeber, die Arbeitgeber, die Ausbildungsbetriebe, sondern die ganze Gesellschaft wird ein Stück weit tanzen müssen, wenn sie euch für diese Ausbildung gewinnen will. Das meine ich so, wie ich es sage.

Und vielleicht auch noch etwas dazu, weil das in der Vergangenheit manchmal wirklich grauenvoll formuliert wurde. Es hat in der Vergangenheit immer wieder so Sager gegeben: Das Material, das von der Schule kommt, ist nichts wert, die können nichts. – „Das Material“, damit hat man euch gemeint. Das ist nicht nur menschenverachtend, das ist dermaßen eine Dummheit und eine Wirtschaftsfeindlichkeit und eine Zukunftsfeindlichkeit, dass es gar nicht schlimmer gehen kann, und wer immer einen Beitrag leisten will, muss solchen Aussagen mit allem Nachdruck entgegentreten.

Wir brauchen euch, wenn wir die Herausforderungen dieser Zukunft bewältigen wollen. Wir werden euch bitten müssen, euch dafür zu interessieren. Ihr werdet von uns die Unterstützung verlangen, die ihr für eine erfolgreiche Ausbildung braucht, und wir sind gefordert, euch diese Ausbildung und diese Unterstützung auch zu geben. (Beifall.) Ich komme gleich zum Punkt. – Danke.

Ich sehe das sehr illusionslos. Mich hat zum Beispiel - - Ich bin jetzt in einem doch schon sehr fortgeschrittenen Alter, aber ich erinnere mich sehr gut an meine Schulzeit: Also, nicht alles hat mir Freude gemacht, aber mit mehr oder minder schwarzer Pädagogik, auch der Eltern, ist es dann gelungen, mich zur Matura zu bringen, und ich habe dann studiert und eine Ausbildung abschließen können. – So weit, so gut.

Es ist einfach ein Faktum, dass es jungen Menschen heute ähnlich geht, wie es mir gegangen ist, und dass nicht alle, die die Schule verlassen, wirklich schon das Rüstzeug mitbringen, dass man eine anspruchsvolle Lehrausbildung wirklich gut bewältigen kann – das muss man einfach so sagen, wie es ist –, und wir sind einfach gefordert, zu sagen: Wenn das so ist, dann müssen wir als Allererstes – wenn wir einmal junge Menschen gewonnen haben, überhaupt in Richtung dieser Lehrberufe nachzudenken – schauen, dass wir sie so gut unterstützen, dass wir sagen können: Die haben jetzt wirklich eine Chance, eine anspruchsvolle Lehrausbildung gut abschließen zu können. – Erster Punkt.

Zweiter Punkt: Wir brauchen zumindest im Osten, auch das muss man illusionslos sehen, nicht nur die Ausbildungsbetriebe in der Wirtschaft, im Gewerbe, in der Industrie, wir müssen die Betriebe, die ausbilden, unterstützen, vor den Vorhang bitten, wir müssen insbesondere auch dafür sorgen, dass sie unterstützt werden bei den Ausbildner:innen in den Betrieben – das scheint mir zunehmend ein Knappheitsfaktor zu werden –, wir brauchen aber zumindest in Ostösterreich auch definitiv die überbetriebliche Lehrausbildung, sonst schaffen wir es quantitativ einfach nicht, zu diesem Mehr an Fachkräften zu kommen.

Vorletzter Punkt: Wir müssen alles dafür tun, dass wir die Zahl der Drop-outs reduzieren, sowohl bei der betrieblichen Ausbildung als auch in der überbetrieblichen Ausbildung. Wir können uns diesen Luxus, so viele junge Menschen während der Ausbildung zu verlieren, einfach nicht mehr leisten, wir werden sonst das quantitative Ziel nicht erreichen. Das ist eine ganz simple Geschichte.

Und letzter Punkt: Es werden trotzdem welche in der Zeit als Jugendliche mit 15, 16, 17, 20 Jahren die Lehre schmeißen, bei der Abschlussprüfung durchfallen, das wird einfach so sein. Diese junge Menschen brauchen eine zweite Chance. Wir müssen sie bei der Hand nehmen, sagen: Das hat jetzt nicht geklappt. Du bist jetzt 23, 24 Jahre alt – kein Problem, wenn du dich anstrengst, wir reichen dir die Hand. Es gibt die zweite Chance, wir unterstützen dich dabei, einen Lehrabschluss nachzuholen.

Wenn wir das alles, alle diese Punkte, gemeinsam mit Ehrgeiz und Engagement angehen, und zwar rasch angehen, dann sehe ich wirklich eine Superchance, dass wir nicht nur gut qualifizierte Fachkräfte haben, wertvolle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Betrieben, in der Wirtschaft, sondern letztendlich junge qualifizierte Menschen, die einen ganz entscheidenden Beitrag leisten, dass wir diese Herausforderungen für uns alle in der Zukunft bewältigen können. – Vielen Dank. Euch allen, den jungen Menschen hier im Raum, alles Gute! (Beifall.)

Eylim Kilic: Vielen lieben Dank. – „Wir brauchen euch“, hat nicht umsonst einen Zwischenapplaus bekommen. Wir brauchen euch und wir müssen uns um euch bemühen, und genau darum geht es in der heutigen Veranstaltung.

Wir können aber nicht über Jugendliche reden, ohne eine Jugendliche am Podium. Sie ist die Vorsitzende der Bundesjugendvertretung. Was macht die Bundesjugendvertretung? – Das sind jene Personen, die eure Sorgen tatsächlich teilen, eure Wünsche, eure Anliegen kennen, und alles dafür tun, dass diese auch gehört werden. – Fiona, ich möchte dich nach vorne bitten.

Fiona Herzog (Vorsitzende der Bundesjugendvertretung, BJV): Sehr geehrte Bundesrät:innen und sehr geehrte Präsidentin des Bundesrates Korinna Schumann! Ich möchte mich zuerst einmal dafür bedanken, dass wir hier, in diesen Räumlichkeiten, so eine Veranstaltung machen können, weil ich glaube, es wird viel zu selten darüber gesprochen, wie es eigentlich um die Lehre steht.

Meine Vorredner:innen haben jetzt ja eigentlich schon sehr viel gesagt, und ich möchte das auch nicht alles wiederholen. Wir leben in schwierigen Zeiten, wir leben in Krisenzeiten, und das wissen wir alle. Wir hören das permanent und die ganze Zeit, aber ehrlicherweise sind für uns junge Menschen Krisenzeiten mittlerweile einfach der Normalzustand. Wir kennen es nicht anders, und das ist es auch, warum man uns viel mehr miteinbeziehen muss, weil: Natürlich stehen wir vor herausfordernden Zeiten, aber wir sind auch dadurch, dass wir es nicht anders kennen, Krisenexperten und -expertinnen. Wir haben Ideen und Vorstellungen, wie diese Welt besser sein könnte, wie unser Arbeitsleben besser sein könnte, und wir wollen das auch mitgestalten und anpacken.

Als Bundesjugendvertretung, die gesetzliche Interessenvertretung aller Kinder und Jugendlichen in Österreich, haben wir natürlich einen sehr großen Auftrag, weil die Lebenswelten von Jugendlichen nicht alle gleich sind, sondern sehr unterschiedlich ausschauen. Aber eines wissen wir, und das trifft alle jungen Menschen gleichermaßen: Auf junge Menschen wird viel zu oft vergessen und viel zu selten gehört. Es wird sehr oft über uns geredet, aber so gut wie nie mit uns.

Das haben wir in der Pandemie ganz besonders gesehen: Da waren Jugendliche irgendwie, wenn überhaupt, die Schuldigen, die es wagen, sich mit Freunden zu treffen, und sind auch überdurchschnittlich oft mit Polizeikontrollen konfrontiert gewesen. Wenn wir im Sommer draußen feiern wollten, dann waren wir einfach nur unverantwortlich, und auf unsere Bedürfnisse ist grundsätzlich wenig Rücksicht genommen worden.

Und was hat das zum Resultat? – Wir stehen heute vor einer Situation, wo die psychische Gesundheit von jungen Menschen dramatische Zahlen zeigt. Fast zwei Drittel aller jungen Menschen kämpfen mit psychischen Problemen. Jetzt möchte ich gar nicht die Zahlen sagen, weil wir die eh schon hundertmal gehört haben, sondern wir alle wissen das halt auch aus unserem engsten Bekanntenkreis: Wir alle kennen jemanden oder haben selbst unter psychischen Problemen gelitten oder tun es noch immer und kriegen nicht die Unterstützung, die wir brauchen.

Wir als Bundesjugendvertretung haben versucht, mit einer Kampagne darauf aufmerksam zu machen, haben es immer wieder gesagt, sind überall hingegangen, haben gesagt: Das ist ein Problem, und es wird mit jedem Tag, wo wir uns nicht darum kümmern, immer schlimmer! – Und irgendwann einmal sind ein paar Pakete beschlossen worden, da hat man gesagt: Na, da machen wir ein bissel was und dort machen wir ein bissel was, aber das ist immer noch viel zu wenig.

Dann sind auch ein paar junge Menschen selbst eingeladen worden, um über ihre Situation zu sprechen. Ab und zu hat man sie dann auch mitsprechen lassen, aber unsere Ideen sind nicht umgesetzt worden. Und wisst ihr, wer nie eingeladen worden ist – oder viel zu selten –, auf wen während der Pandemie grundsätzlich vergessen wurde? – Auf Lehrlinge.

Zu Beginn der Pandemie ist überhaupt komplett darauf vergessen worden, irgendwelche Regelungen für Berufsschulen zu machen, es gab sie am Anfang einfach nicht. In Pressekonferenzen sind Lehrlinge einfach kein einziges Mal erwähnt worden. Das muss man sich einmal vorstellen: Fast jeden Tag gab es eine Pressekonferenz der Regierung, und es fällt kein einziges Mal das Wort Lehrlinge. Niemand hat über euch gesprochen, das Rückgrat unserer Gesellschaft. Gleichzeitig hatten wir aber das Problem, dass Lehrstellen massiv abgebaut wurden. Junge Menschen waren die, die zuallererst ihren Job verloren haben – und über uns ist trotzdem nicht gesprochen worden.

Und jetzt sagen alle ganz entsetzt: Wo sind die Fachkräfte? Wieso gibt es keine Fachkräfte? Warum hackeln die jungen Menschen nimmer für wenig Geld, was ist da los? Sind die einfach nur faul oder was ist? Sie wollen keine Verantwortung übernehmen. – Aber genau das Gegenteil ist der Fall! Wir wollen Verantwortung übernehmen, aber wir wollen auch die Wertschätzung dafür haben, wenn wir es tun, und darum geht es. Und wir wissen, wir müssen erst einmal darum kämpfen, überhaupt gehört zu werden.

Jetzt hat die EU das Jahr der Jugend ausgerufen, das Jahr 2022 zum Jahr der Jugend gemacht, und sich da zum Ziel gesetzt, die Einbeziehung der Jugendperspektive in allen politischen Bereichen sicherzustellen. Das ist ein hohes Ziel, eines, das wichtig ist – und jetzt ist das Jahr 2022 eigentlich schon bald wieder vorbei, aber passiert ist bisher leider noch immer wenig, und es wird spätestens jetzt Zeit, dass wir gehört werden. Es ist Zeit, unsere Zukunft aktiv zu gestalten und die Lehre endlich in die Zukunft zu holen. (Beifall.)

Als Bundesjugendvertretung wollen wir gemeinsam mit der Österreichischen Gewerkschaftsjugend, mit dem ÖGB und allen, die uns dabei zur Seite stehen, daran arbeiten, dass die Lehre auch eine Zukunft hat, denn über 100 000 Menschen absolvieren eine betriebliche Ausbildung. Vom Applikationstechniker zur Installateurin bildet die duale Ausbildung die Basis für den Wohlstand unserer Gesellschaft. Es ist also auch Zeit, ihr diese Wertschätzung zukommen zu lassen, und vor allem jenen diese Wertschätzung zukommen zu lassen, die sie absolvieren.

Über viele Betriebe kann man sagen, sie bemühen sich. Sie bemühen sich sehr um die Ausbildung ihrer Lehrlinge, und dafür sollen sie auch die entsprechende Unterstützung bekommen und quasi belohnt werden, aber im Umkehrschluss muss das bedeuten, dass jene, die das nicht tun, auch zahlen sollen. Deswegen sagen wir seit vielen Jahren: Her mit dem Facharbeiterfonds!

Eine gute Ausbildung kann aber natürlich nur dann funktionieren, wenn die Ausbildner:innen auch entsprechend Zeit zur Verfügung gestellt bekommen – wir haben es vorhin gerade schon gehört. Es ist oft ein großes Problem, dass diese Ausbildner:innen das eher nebenbei erledigen müssen und auch selbst einfach nicht immer am neuesten Stand sind. Deshalb braucht es hier auch Weiterbildungsmöglichkeiten.

Mit der zusätzlichen Schaffung von Kompetenzzentren, wo eine gute Ausbildung für alle sichergestellt werden soll – unabhängig davon, in welchen Betrieben sie lernen –, sollte es dann auch endlich mit einer modernen Lehrabschlussprüfung klappen, weil es nicht sein kann, dass es nur darum geht, kurzfristig irgendein Wissen wiederzugeben oder – Entschuldigung, wenn ich das so sage – auszukotzen und es dann wieder zu vergessen, sondern es geht tatsächlich darum, Kompetenzen in den Vordergrund zu stellen.

Und dann gibt es da noch ein Thema, das, wenn ich mit Lehrlingen rede, oft sehr emotional behandelt wird, und das ist auch verständlich, weil es euch jeden Tag begegnet, nämlich die Berufsschulen selbst, weil ihr wisst, diese sind sowohl baulich oft in einem sehr schlechten Zustand – das Gemäuer ist alt –, es gibt kein WLAN, also von Digitalisierung ist man oft noch weit entfernt, und die Klassenzimmer sind voll. Sie sind entweder zu kalt oder zu heiß, auf jeden Fall sind sie nie in einem Zustand und in einer Atmosphäre, wo man gut lernen kann, und deshalb braucht es ganz dringend eine Modernisierung dieser Berufsschulen. Und es ist wirklich an der Zeit, dass wir das tun, weil wir können auch nur dann digitale Kompetenzen erlernen, wenn wir auch die Ausrüstung dafür haben, und das ist das Mindeste, was es geben muss.

Außerdem müssen nicht nur die Berufsschulen selbst, natürlich muss auch der Inhalt modernisiert werden. Auch betreffend Inhalte braucht es mehr Digitalisierung, auch in englischer Sprache. Das ist einfach die Zukunft, in der wir leben werden, das, was die Arbeitswelt verlangen wird, und das, was wir brauchen, um die Herausforderungen, vor denen wir stehen, lösen zu können.

Deshalb sage ich: Gehen wir endlich den Schritt! Die duale Ausbildung stellt einen Grundpfeiler unseres Bildungssystems dar und ist das Rückgrat unseres Wohlstands. Wir können diese Probleme, die wir haben, nicht weiter ignorieren. Es ist Zeit, dass Verantwortung übernommen wird. Wir sind bereit, diese Verantwortung zu übernehmen, und als junge Menschen wissen wir ja auch, dass wir das tun müssen, weil nichts einfach so passiert. Es wird uns nichts geschenkt, und es ist unsere Zukunft, um die es da geht – und wir wissen, wie es besser geht.

Deshalb: Fangen wir jetzt an, für die Zukunft der Lehre und für eine Zukunft, die krisenfest ist! Ich danke euch. (Beifall.)

Eylim Kilic: Es ist tatsächlich an der Zeit, und wie du es auch gesagt hast: Es wird sehr oft über Jugendliche geredet, aber viel zu selten mit Jugendlichen, und genau das ändern wir jetzt.

Wie schon in der Einleitung erwähnt, geht es ja größtenteils genau darum, euch zuzuhören, deshalb freuen wir uns heute ganz besonders auf diesen Part der Veranstaltung.

Ich möchte die nächsten drei Personen – Beatrix Dietl, Sarah Popernitsch und Andre Brunner – zu mir auf die Bühne bitten. (Beifall.) Ich sage immer „Bühne“, das verzeiht ihr mir hoffentlich. Es ist keine wirkliche Bühne, ihr könnt es euch ruhig gemütlich machen.

Darf ich dich bitten, vielleicht ein bisschen aufzumachen, damit ich - - Entschuldigung!

Ich lege gleich los: Entgegen allen Rollenstereotypen hat du dich ja – ganz untypisch für Mädchen – dazu entschieden, Mechatronikerin zu werden. Wie kam es denn dazu?

Beatrix Dietl (Mechatronikerin): Mein Werdegang hat so gestartet, dass ich an einer AHS maturiert habe, und danach ist mir aufgefallen – also mir ist es eigentlich schon währenddessen aufgefallen –, dass dieses stumpfe theoretische Lernen mir nicht genug gibt. Also das ist mir einfach zu fad geworden, und ich wollte wirklich praktisch ansetzen können, und da hat mir das Lehrsystem eben super in die Karten gespielt, weil ich ohne technische Vorkenntnisse eine Ausbildung genießen konnte, die es mir ermöglicht hat, eben einen angenehmen Einstieg in die Berufswelt zu haben und zeitgleich auch mich selbst erhalten zu können. Also mit meinem Ausbildungsvertrag habe ich auch gleich den Mietvertrag für die erste eigene Wohnung unterzeichnet, und das ist ein superbefreiendes Gefühl.

Eylim Kilic: Echt super! – Jetzt muss man sagen, Mechatronikerin fällt ja nicht vielen Mädels ein, und genau das hast du uns jetzt gesagt. Wie kam es dazu, dass es so ein technischer Beruf wurde, so ein Beruf wurde?

Beatrix Dietl: Technik hat mich immer schon interessiert, ich habe mir selber nur nie im Vorhinein zugetraut, dass ich auf eine HTL wechsle oder so nach der 4. Klasse, da war einfach die eigene Unsicherheit während der Schulzeit noch zu groß. Und nach der Matura habe ich mir gedacht: Mit der Lehre kann das ermöglicht werden, dass ich eben ohne die Vorkenntnisse trotzdem ein Standbein in der Technikbranche habe, und das hat es dann auch schlussendlich gesetzt – also mittlerweile bin ich ja Jungfacharbeiterin (Kilic: Gratuliere!) und seit März ausgelernt. – Ja, danke schön.

Eylim Kilic: Das ist einen Applaus wert, finde ich. (Beifall.)

Beatrix Dietl: Und es hat also - - Ja, gerade wenn man von der AHS kommt, hat man wenig bis keine Berufserfahrung, und da war es für mich super, dass ich eben die Lehre hatte, weil ich bei der Siemens AG gelernt habe, da sind einige Lehrlinge. Also es ist immer noch so ein bisschen schulartig, gerade in den ersten paar Lehrjahren, aber ich habe trotzdem auch noch - - Ich wurde in meiner Abteilung eingesetzt und habe da dann eben wirklich Berufserfahrungen sammeln können.

Eylim Kilic: Das ist super! Die Frage, die sich für mich auch stellt: Für mich stellt sich noch die Frage: Wie ist denn das? Was würdest du jungen Mädchen als Tipp geben – oft traut man sich ja auch nicht, so einen Beruf zu machen –, und was würdest du auch Unternehmen als Tipp geben, um junge Mädchen zu motivieren?

Beatrix Dietl: Ja, also jungen Mädchen würde ich das sagen, was ich auch gern gehört hätte, und zwar: Traut euch, ihr schafft das! – Die eigenen Grenzen sind oft viel höher, als man glaubt, also man kann so viel mehr erreichen, als man sich am Anfang in den Kopf setzt.

Also ich merke das ständig bei mir: Ich lerne jeden Tag Neues. Selbst nach meiner Ausbildung kann ich das genießen, dass ich, ja, so viel mitbekomme – Werte, also meine Persönlichkeit wird gestärkt, fachliches Wissen wird angeeignet –, und ja, wenn ihr euch traut und das zulasst, dann könnt ihr einfach so viel mehr aufnehmen und so viel mehr aus eurem Leben machen.

Eylim Kilic: Super! Und Unternehmen? (Beifall.) – Ja, bitte, unbedingt.

Beatrix Dietl: Unternehmen würde ich empfehlen, dass sie nicht nur PR-Kampagnen machen, sondern dass sie auch wirklich in der Realität ansetzen, und zwar in der Form, dass sie einerseits für Aufklärung sorgen, weil Sexismus am Arbeitsplatz ist einfach vorhanden, gerade auch in männerdominierten Branchen, und da muss einfach viel mehr, ja, Bewusstsein geschaffen werden, weil wie komme ich dazu, dass ich während meiner Ausbildung mir von einem Ausbildner anhören kann, dass sich bitte meine männlichen Lehrlingskollegen von mir Hilfe beim Aufputzen holen sollen (Kilic: Okay?!), und das im Jahr 2021?

Eylim Kilic: Wahnsinn! Na, da hast du vollkommen recht, aber gut, dass wir es sagen. Ja, es ist wirklich so. Es ist ein auch Thema, bei dem unbedingt angesetzt werden muss. Ich danke dir auch für deine Ansichten. (Beifall.)

Sarah, welchen Beruf erlernst denn du?

Sarah Popernitsch (Verwaltungsassistentin): Ich bin Verwaltungsassistentin im dritten Lehrjahr bei der Stadt Wien.

Eylim Kilic: Und was hat dich dazu bewegt?

Sarah Popernitsch: Mich hat dazu bewegt: Ich wollte selbstständig sein, ich wollte unabhängig sein, ich wollte mein eigenes Geld verdienen. Ich wollte einfach wirklich nicht die ganze Zeit - - Also ich habe AHS gemacht bis zur Oberstufe – bis zur zweiten –, und für mich ist das nichts: nur herumsitzen, sich Monologe von den Lehrern anhören, die gar nicht mit dir zusammenarbeiten, und ich habe mir gedacht: He, versuch es einfach, bewirb dich! Wenn’s klappt, Weltklasse! – Es hat geklappt, und ich bin sehr, sehr glücklich darüber. Ich bin einfach ein Arbeitstier, also ich will arbeiten, arbeiten, arbeiten, und nicht nur acht Stunden herumsitzen und mir denken: Wann ist es endlich vorbei?

Eylim Kilic: Na, das ist einmal ein Ansatz! – Eine wichtige Information für meine nächste Frage ist, dass du in der Berufsschule Embelgasse bist. Die Schule ist ja ein bisschen besonders (Popernitsch: Ja!), habe ich mir sagen lassen. Kannst du uns sagen, wieso? Was macht diese Schule denn so besonders?

Sarah Popernitsch: In erster Linie machen die Schule besonders die Lehrlinge auf jeden Fall, unsere Lehrer und Lehrerinnen und unsere Frau Direktorin, aber sonst: Wir sind modern, wir haben wirklich Digitalisierung, nicht so wie zum Beispiel in der Mollardgasse. Die Mollardgasse ist eine Burg, eine alte Burg, wo die Schüler sich denken: Wann wird umgebaut? Wie passiert das alles?

Also wir haben wirklich einen großen Vorteil. Wir haben Whiteboards, wir haben Superlehrer und -lehrerinnen, die uns wirklich auch auf moderne Art und Weise zeigen, wie man lehren und lernen kann – sprich: Sie arbeiten nicht nur mit uns die Monologe ab, die sie vorgelegt bekommen, sondern sie arbeiten spielerisch mit uns. Sie arbeiten mit uns so, dass es uns Spaß macht, und das ist ihnen auch megawichtig, und das merkt man auch, und ich finde, das macht diese Schule sehr, sehr besonders.

Eylim Kilic: Ich möchte bitte einen Applaus für die Schule (Beifall), weil, kurz gefasst, das hier die Schule der Zukunft ist, so, wie man sich eine Berufsschule vorstellt, und so, wie Berufsschulen auch in Zukunft aussehen sollen. – Ich danke dir.

Andre, du hast vor Kurzem deine Lehrabschlussprüfung gemacht, wir gratulieren dir. (Beifall.) Kannst du uns sagen, welchen Beruf du erlernt hast? Und wie war die Lehrabschlussprüfung?

Andre Brunner (Einzelhandelskaufmann): Also ich - - Hallo, geht es schon? (Kilic: Ja, ein bisschen näher vielleicht!) Ich habe Einzelhandelskaufmann mit dem Schwerpunkt Textil erlernt bei Kastner & Öhler, im Haupthaus in Graz.

Ja, wie ist die LAP abgelaufen? – Grundsätzlich ganz einfach, sage ich jetzt einmal. Wir sind um - - oder: Ich war um 8 Uhr dort, wir sind in den Raum gebeten worden. Es ist erklärt worden, wie das heute ablaufen wird, was wir zu tun haben. Ein Zettel ist vor mir gelegen mit Aufgaben beziehungsweise eigentlich Fragen zum Beantworten dann. Da habe ich mir dann schon Notizen gemacht, habe circa eine Stunde dafür Zeit gehabt, habe ein Flipchart gehabt, habe dort meine Verkaufsfläche aufgezeichnet, weil unter anderem das bei den Fragen dabei war, und ja, dann bin ich hineinzitiert worden.

Die Prüfer waren wirklich megalieb. Ich habe - - Also ich war sehr nervös, muss ich sagen, ich habe sehr viel geredet – reden kann ich sehr gut, sehr viel, das muss man auch bei Kastner & Öhler (Kilic: Das ist auch gut so!) oder im Einzelhandel generell sehr gut können –, und ich muss sagen: Ich habe davor gar nichts gelernt, also ich habe es einfach nicht können, ich war zu der Zeit eigentlich auch krank, muss ich sagen, ich wollte das aber hinter mir haben – (Kilic: Das nehmen wir uns jetzt aber nicht als Vorbild!) nein, nein, das nicht, das macht wirklich nicht! –, und habe halt die Fragen nie zu 100 Prozent ganz beantworten können, so wie man es vorher gelernt hat oder wie man es halt wissen hätte sollen, aber dennoch waren die Prüfer sehr nett.

Ich habe aber doch viel reden können, vielleicht ein bissel um den heißen Brei herum, aber wir sind dennoch zum Ergebnis gekommen, und ich habe die LAP erfolgreich mit einer Auszeichnung abschließen können. (Beifall. – Kilic: Bravo!) – Danke.

Eylim Kilic: Ich möchte mit dir ein bisschen über die Jugendvertrauensräte in Betrieben reden. Jetzt sagt das nicht jedem etwas. Kannst du uns sagen: Was ist, was macht ein Jugendvertrauensrat und warum ist es so wichtig, dass es den gibt?

Andre Brunner: Also um es jetzt einmal ganz einfach zu sagen: Ein Jugendvertrauensrat ist der Vertreter der Arbeitnehmer, Schwerpunkt ist jetzt aber natürlich eher die Jugend beziehungsweise halt die jüngere Generation, also die Lehrlinge.

Aber was mache ich jetzt konkret? – Ich freue mich jedes Mal, wenn ich irgendwo bei Schulungen von der Gewerkschaft mitmachen oder dabei sein darf, weil ich da doch auch einiges lerne, was ich darf, was ich kann, was ich soll, und ich bin sowieso bei uns im Haus gern unterwegs, ich rede gern mit den Lehrlingen – ich rede gern –, und versuche halt, mit ihnen immer gut in Kontakt zu sein, um auch zu wissen: Wie geht es ihnen? Gibt es irgendwo Themen, über die sie reden wollen? Gibt es Probleme in der Arbeit oder auch im privaten Bereich? – Was auch immer, sie können immer zu mir kommen.

Ich versuche auch, mit ihnen immer up to date zu sein. Wir haben eine eigene Whatsapp-Gruppe, wo ich auch immer aktuelle Themen, Aktionen – wie auch immer – hineinschreibe und die auch up to date sind und nicht nur von den Abteilungsleitern oder von ihren Vorgesetzten oder der übergeordneten Führungskraft informiert werden, sondern auch von mir, und dass sie dann halt auch meine Nummer haben, dass sie mich anrufen können, dass sie mir schreiben können, wenn sie ein Problem haben. Dann kann ich auch zu Ihnen kommen, falls sie es einmal ausgelassen habe.

Eylim Kilic: Das heißt, das ist die Person, die eigentlich im Betrieb die erste Ansprechperson (Brunner: Genau!) für Lehrlinge ist bei jeder Art von Sorgen, Problemen und Wünschen. Das müssen nicht einmal welche sein, die in der Arbeit begründet sind, das ist ganz wichtig.

Andre Brunner: Und was mir auch ganz wichtig ist: Gerade im ersten Lehrjahr ist das einfach eine immense Umstellung von der Schule ins Arbeitsleben. Man lernt irrsinnig viel, es ist alles so neu, und deswegen möchte ich auch schauen, dass wir alle auch ein gutes Miteinander haben, dass die Lehre Spaß macht und dass man vielleicht auch einmal aus dem Arbeitsalltag entfliehen kann. Somit habe ich es jetzt auch geschafft – zum ersten Mal –, dass wir einmal etwas für die Lehrlinge organisiert haben als kleines Pilotprojekt, wie das bei den Abteilungsleitern, bei den Lehrlingen, bei unserem Vorstand ankommt, und zwar sind wir mittagessen gegangen und danach Exit the Room, und das ist sehr gut angekommen. Die Lehrlinge haben sich gefreut, und das werden wir noch öfter machen.

Eylim Kilic: So wünschen wir uns Lehrlingsvertrauensräte.

Ich möchte euch drei auch noch einmal zukunftsgerichtet fragen: Was macht zum Beispiel für dich, Beatrix, eine gute Lehrstelle aus?

Beatrix Dietl: Eine gute Lehrstelle macht für mich aus, dass man als Lehrling respektvoll behandelt wird, dass einem, ja, eben auch Vertrauen entgegengebracht wird und dass man sich auch wieder auf den Arbeitgeber verlassen kann, also dass das eben so ein gegenseitiges Spiel ist, dass man nicht das Gefühl hat, dass man alleine dasteht. Auch wenn es einen JVR gibt, ist es trotzdem schön, wenn man zumindest ein bissel Vertrauen in den Arbeitgeber auch noch hat.

Und ich finde es auch wichtig, dass man nach der Lehre auch noch den Platz, also eine garantierte Übernahme, hat. Also das, finde ich, macht eine Lehrstelle – eine gute Lehrstelle – für mich aus: dass ich nicht nur drei Jahre oder zwei Jahre beschäftigt bin, sondern dass es auch darüber hinaus geht.

Eylim Kilic: Also das Zusammenspiel zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer und auch die in die Zukunft gerichteten Informationen, die man bekommt.

Was ist es denn in deiner Lehre? Was macht deine bestimmte Lehre so besonders? Was schätzt du denn? Was schätzt du an deiner Lehre?

Andre Brunner: Also was ich wirklich an meiner Lehre sehr schätze, ist die Wertschätzung gegenüber uns Mitarbeitern und Lehrlingen. Wir sind ein irrsinnig großes Haus. Wir sind ein Unternehmen mit 1 800 Mitarbeitern, aber allein am Standort Graz sind wir 1 000 Mitarbeiter, das ist eine unvorstellbar große Mitarbeiteranzahl, was man sich gar nicht vorstellt, und man ist nicht einfach nur eine Nummer in unserem Haus – weil das natürlich nicht gut ist, gell? Da wird auf einen eingegangen. Jeder ist wirklich sehr bemüht: die Abteilungsleiterin – das ist, würde ich sagen, ihr Job –, aber auch die übergeordnete Führungskraft oder unser Vorstand beziehungsweise auch unser Hausleiter. Der kommt auf uns zu, redet gern einmal mit uns, gell, wie es uns geht.

Oder ich bin auch gefragt worden: Was können wir tun, dass wir noch mehr Lehrlinge kriegen und dass unsere Lehrlinge zufrieden sind und bei uns bleiben? Auch im Austausch sein: Was hätten wir gern, was wollen wir?, gell, und das, muss ich sagen, ist wirklich super, also darauf bin ich wirklich sehr stolz.

Eylim Kilic: Das ist ja die Idealvorstellung (Brunner: Tatsächlich, ja!) eigentlich von einer Lehrstelle.

Was wir auch sehr oft hören, ist: Lehrjahre sind keine Herrenjahre. – Eigentlich ist der Satz ja eine Vorbereitung darauf, dass man eben Hilfsarbeit machen wird. Was erwartet die neue Generation? Was erwartet sich die neue Generation, von einer Lehrstelle nämlich?

Sarah Popernitsch: Also ich finde den Spruch echt, Entschuldigung, was ich jetzt sage, aber unter aller Sau, weil wir so viel mehr sind. Wir können so viel mehr, und es ist so unfassbar wichtig, dass wir die jungen Leute einbeziehen, dass sie nicht nur ein Semmerl holen, sondern dass wir wirklich vorne dabei sind, dass sie uns zeigen, wie es geht. Weil was ist, wenn sie nicht mehr da sind? Es ist schön, dass sie es jetzt machen, aber wenn sie nicht mehr da sind, wer macht es sonst? – Wir.

Und sie wollen, glaube ich, schon, dass wir das so weiterführen wie sie, ob gut oder schlecht, aber wir wollen es auf jeden Fall besser machen, und wir wollen gescheit lernen und wir wollen nicht nur Hilfsarbeiter sein. (Beifall.)

Eylim Kilic: Danke. (Beifall.) – Ich danke euch sehr für die starken Worte und dafür, dass ihr euch die Zeit genommen habt. Genau darum geht es heute: Wir wollen euch hören. Danke schön – ein Applaus! (Beifall.)

Und mit diesen Informationen geht es dann zu den Sozialpartnern. Ich möchte als Nächstes gleich auf die Bühne - - ah, nach vorne zu mir holen – diesmal sage ich es richtig –: als Vertreter der Österreichischen Gewerkschaftsjugend Bundesvorsitzenden Richard Tiefenbacher, als Vertreter der Jungen Wirtschaft Bundesvorstand Bettina Pauschenwein, als Vertreter der Arbeiterkammer Vorstandsmitglied Mario Sägarz, und da Herr Matthias Unger leider verhindert war, freuen wir uns heute auf Steven Blaha, Vorsitzenden der Jungen Industrie Niederösterreich. (Beifall.) Ja, bitte setzt euch da hinüber.

Warum sitzen genau diese Personen heute hier? – Die Bundesratspräsidentin hat es ja in ihrer Rede schon erwähnt: Es ist eine ganz große Besonderheit von Österreich, dass sich Sozialpartner, also Vertreter:innen der Arbeitgeber und Vertreter:innen der Arbeitnehmer – der Wirtschaftskammer, der Landwirtschaftskammer, der Arbeiterkammer, des Österreichischen Gewerkschaftsbundes und auch der freiwilligen Interessenvertretung der Industriellenvereinigung –, alle gemeinsam an einen Tisch setzen und verhandeln, um für jeden ein Ergebnis zu erzielen, das auch wirklich alle mittragen können. So sorgen sie nämlich dafür, dass es zwischen den verschiedenen Interessen nicht zu Konflikten kommt. Ich hoffe, ich habe das so unkompliziert wie möglich herunterbrechen können. Wenn nicht, könnt ihr das gerne ergänzen.

Richard, da wir ja gerade die Interviews mit Lehrlingen hatten – und genau darum geht es ja auch im Lehrlingsmonitor: wie Lehrlinge ihre Ausbildungssituation und ihren Ausbildungsverlauf bewerten, darum geht es da ja –, kannst du uns ein bisschen über den Lehrlingsmonitor erzählen und davon, wieso der so unglaublich wichtig ist?

Richard Tiefenbacher (Bundesvorsitzender Österreichische Gewerkschaftsjugend): Ja, liebend gerne. Zuallererst: Mich freut es irrsinnig, dass ich heute da sein kann, dass so viele Lehrlinge heute da sind, die sich schon entschieden haben, eben ins Berufsleben einzusteigen, und auch Schülerinnen und Schüler da sind, die sich das gern einmal anhören wollen. Also schön, dass ihr heute alle da seid, das freut mich irrsinnig.

Der Lehrlingsmonitor ist schon angesprochen worden. Das ist die größte Lehrlingsbefragung, österreichweit haben wir mehr als 6 000 junge Menschen befragt, wie es ihnen eigentlich in der Ausbildung so geht. Und jetzt könnte man denken: Heast, ist alles eine gegessene Gschicht, da läuft alles supergut! Wir haben gerade die Best-Practice-Beispiele gehabt: In der Berufsschule läuft es gut, im Betrieb läuft es gut – aber es gibt natürlich nicht nur in den Märchenbüchern schwarze Schafe, sondern auch tatsächlich da draußen am Arbeitsmarkt, die ein bisschen einen Unfug treiben mit den jungen Menschen, die sich für eine Lehrausbildung entschieden haben.

Bei den Ergebnissen, die herausgekommen sind – und das kann man jetzt mit zweierlei Paar Schuhen betrachten –, sind zwei von drei Lehrlingen zufrieden mit ihrer Ausbildung. Die sind superhappy, aber man kann es auch so betrachten, dass jeder dritte Lehrling nicht zufrieden ist in seiner Ausbildung. Und uns ist ganz, ganz wichtig: Wir sind ja die Interessenvertretung von den Arbeitnehmer:innen, also von euch, von den Lehrlingen, die neu im Arbeitsleben drinnen sind, und wir können unsere Arbeit nur so gut machen, wenn wir mit euch reden. Jetzt seid ihr aber österreichweit verteilt. Wie funktioniert das am einfachsten? Indem man Studien macht; und die Studien sprechen für sich.

Demnach wissen wir, was die Anliegen sind. Ich möchte ein paar Zahlen nennen. Wer von euch schaut denn eigentlich ganz gerne Horrorfilme? Hebt einmal kurz die Hand! Doch einige! Spannend. Okay, ich nämlich auch, und die Zahlen, die ich euch da jetzt nennen möchte, haben mich nämlich sehr erschreckt, und deswegen möchte ich euch jetzt auch ein bisschen erschrecken. 34 Prozent aller Lehrlinge werden dazu angehalten, unbezahlte, ungewollte Überstunden zu machen. Was meint ihr? Findet ihr das leiwand? Hebt einmal die Hand hoch! Würdet ihr leiwand finden, das zu machen? Da war einer, ganz kurz, gell? Nein, doch nicht. Verstehe ich. Nein, ist ein Schas.

Ausbildungsfremde Tätigkeiten gibt es auch noch. Das Wurstsemmelbeispiel ist schon gefallen. Als Bürokaufmann, als Kfz-Techniker, als Mechatroniker zum Billa zu gehen, eine Leberkässemmel zu holen oder das Auto zu putzen, das sind No-Gos. Es sind 17 Prozent, die das machen müssen.

Ausbildungsdokumentationen: Das ist auch ganz, ganz wichtig, damit man selber als Lehrling weiß, was man eigentlich die letzten paar Monate gemacht hat, und natürlich, dass der Betrieb auch weiß: Was macht der Lehrling eigentlich die ganze Zeit? Und diese Ausbildungsdokumentation fehlt auch oft. Da weiß ich jetzt nicht so eine genaue Zahl, aber die zwei Zahlen, die waren für mich sehr erschreckend.

Da ist es eben ganz, ganz wichtig, diese Umfragen zu machen, damit wir gut arbeiten können, für jeden Einzelnen von euch, der in die Arbeitswelt hineinkommt, etwas Gutes erreichen können, und das natürlich gemeinsam umzusetzen. Dafür sind wir als Gewerkschaftsbewegung da, damit wir mit euch gemeinsam die Welt verändern, weil: „Deine Lehre“, aber vor allem: „Deine Zukunft“! (Beifall.)

Eylim Kilic: Jetzt wirft der Lehrlingsmonitor und die Informationen, die wir vom Lehrlingsmonitor haben, ja einige Fragen auf – einige werden wir hier auch besprechen –, und eine dieser Fragen, die aufgeworfen wird, ist eben die Ausbildungskultur in Unternehmen. Welche Ausbildungskultur wird denn in Zukunft verlangt werden? Wie sieht die Zukunft der Ausbildung aus? Steven, du bist ja Unternehmer, ich möchte die Frage direkt an dich richten.

Steven Blaha (Vorsitzender der Jungen Industrie Niederösterreich): Ja, das ist eine sehr interessante Frage. Es ist mir auch eine große Freude, heute als Vertretung hier sein zu dürfen. Ich glaube, viele Fragen sind ja auch vorab schon beantworten worden, aber aus Unternehmersicht und aus Sicht der Industrie: Welche Kultur soll vorherrschen? Also ich kann da nur aus meiner Erfahrung sprechen. In unserem Unternehmen, also wir pflegen natürlich – und das Ziel ist natürlich –, eine Kultur des Miteinanders zu führen. Das bedeutet – eh auch schon wie vorhin erwähnt, auch Fiona Herzog hat es gesagt –, dass auch die Auszubildenden und Mitarbeiter:innen und Führungskräfte alle quasi zumindest hierarchiefrei kommunizieren können. Und dieses Umfeld ist einfach zu schaffen. Es ist natürlich auch besonders wichtig, hier vor allem die Aufgabe der Führungskräfte, einen Sinn zu stiften. Und bei uns ist es so, dass eine Kultur gepflegt wird: Auch Führungsarbeit und Ausbildungsarbeit hat als Ziel, quasi andere erfolgreich zu machen, und genau das versuchen wir auch umzusetzen.

Eylim Kilic: Ich nehme daraus heraus, ihr bildet auch Lehrlinge aus.

Steven Blaha: Ja. Unser Familienbetrieb: Wir sind ein Industriebetrieb, ein kleiner Mittelbetrieb, also wir beschäftigen circa 120 Leute und produzieren Büromöbel, also hauptsächlich. Wir sind eigentlich eine größere industrielle Tischlerei, haben aber auch noch eine tiefere Wertschöpfung und bilden in unterschiedlichen Technologien insgesamt sechs Lehrlinge aus. Besonders stolz bin ich, dass die Hälfte davon, technische Berufe hauptsächlich, Frauen sind.

Eylim Kilic: Das ist super. (Beifall.)

Jetzt haben wir ein bisschen darüber gehört, wie sich die Ausbildungskultur in Betrieben, die bereits ausbilden, ändern kann. Was ist aber mit den Betrieben, die eben noch nicht ausbilden? Was tun wir mit denen? Wie können wir mittel- und auch langfristig wieder mehr Betriebe dazu motivieren, Lehrlinge auszubilden? Und – das möchte ich gleich dransetzen – was kann der Facharbeiterfonds denn dazu beitragen?

Bettina Pauschenwein (Bundesvorstandsmitglied Junge Wirtschaft): Also vorweg: Vielen Dank, Frau Präsidentin, dass wir heute hier sein dürfen, dass Sie den vielen Schülern und Lehrlingen einfach die Möglichkeit geben, in diesen Räumlichkeiten über dieses wichtige Thema zu sprechen, und dass auch wir als junge Sozialpartner dabei sein dürfen.

Grundsätzlich ist dazu zu sagen, dass die Betriebe sehr, sehr motiviert sind, Lehrlinge auszubilden. Wir suchen händeringend nach guten, engagierten Jugendlichen, die sich für eine Lehre entscheiden. Das heißt, es ist Gott sei Dank ein Großteil der Betriebe, der sich dafür entscheidet, Lehrlinge auszubilden. Man sieht es am Arbeitskräfteradar momentan: Drei Viertel der Betriebe sind sehr stark oder stark vom Fachkräftemangel betroffen. Wir reden aber nicht nur vom Fachkräftemangel, sondern vom Arbeitskräftemangel insgesamt. Und wie es die Frau Präsidentin in ihrem Statement erwähnt hat: Die Lehre ist die Lösung dafür. Das heißt, ihr alle seid ein Teil der Lösung gegen den Fachkräftemangel. Ich glaube, das muss man sich als Jugendlicher auch bewusst machen, was das auch heißt, Teil einer Lösung eines sehr, sehr großen Problems sein zu können.

Wir als Betriebe geben die Möglichkeit, Ausbilder zu sein, Ausbildungsstätte für viele Jugendliche zu sein. Und es hat sich im Jahr 2021 das erste Mal gezeigt, dass es einen Überhang an offenen Lehrstellen im Vergleich zu Lehrstellensuchenden gibt. Vor diesem Hintergrund muss man sich bewusst sein, dass ein Facharbeiterfonds in Wahrheit aus Unternehmersicht ein absolutes No-Go ist, weil das auch höchstgradig kontraproduktiv wäre, Betriebe, die händeringend nach Mitarbeitern suchen, diese aber nicht finden, weil es einfach ein Ungleichgewicht gibt, auch jetzt finanziell dafür zu bestrafen.

Das heißt, ich glaube, man sollte sich als Jugendlicher, wenn man die Lehre sucht oder eine Lehre machen möchte, an die Betreibe wenden. Seid mutig, wie das Lehrmädchen vorhin gesagt hat, traut euch! Geht auf die Betriebe zu! Sie suchen euch, sie wollen euch, und sie werden euch eine Topausbildung garantieren. (Beifall.)

Eylim Kilic: Jetzt, da wir auch deine Seite gehört haben, Bettina, du bist ja von der Jungen Wirtschaft, die Wirtschaftskammer ist die gesetzliche Vertretung der Unternehmer:innen, kommt natürlich auch die Frage auf: Wie sieht das denn die gesetzliche Vertretung der Arbeitnehmer:innen?

Mario, du bist jüngster Kammerrat in Österreich. Was kann denn deiner Meinung nach der Facharbeiterfonds dazu beitragen, mehr Betriebe dazu zu motivieren, auszubilden?

Mario Sägarz (Vorstandsmitglied Arbeiterkammer Steiermark): Herzlichen Dank für die Einladung. Es freut mich ganz besonders, dass ich heute auch dabei sein darf, nach Wien gefahren bin, um in gefühlten 40 Grad heute gemeinsam diese Diskussionsrunde zu bestreiten.

Den Facharbeiterfonds halte ich für sehr, sehr sinnvoll – aus verschiedenen Gründen. Man muss sich nämlich überlegen: Was kann ich eigentlich mit den finanziellen Mitteln, die da lukriert werden, an Positivem für die Lehre schaffen, an Veränderungen in der Lehre vorantreiben? Da gibt es verschiedene Vorschläge, wie man die Lehre besser machen kann, und einige dieser Vorschläge sind kostenintensiv und einige dieser Vorschläge sind weniger kostenintensiv. Da braucht man in Wahrheit nur den Willen dazu. Da gibt es natürlich den, den wir gemeinsam mit dem ÖGB immer wieder besprechen: Kostenintensiv zum Beispiel wäre quasi so eine Ausbildungsdatenbank oder Berufsdatenbank. Wir wollen, dass ein jeder Beruf in einer Datenbank gespeichert wird, alle Lehrinhalte in diese Datenbank kommen, und der Lehrling, wenn er mit seiner Lehre beginnt, für seinen Beruf automatisch den Zugriff dafür erhält.

Das hat den Vorteil, dass erstens der Lehrling, wenn er interessiert ist, reinschauen kann, in sein Fach – und unabhängig davon, was er jetzt lernt, ob er ein Schlosser ist, ein Chemielaborant oder sonst irgendetwas – reinsieht. Das Gute daran ist, wenn er die LAP schafft, dann sollte dieser Zugang zu dieser Datenbank auch dauerhaft erhalten bleiben, denn ein Facharbeiter in der Zukunft macht nicht mehr immer das gesamte Berufsbild. Der macht vielleicht in dieser Firma, wo er dann ist, nur immer einen Teil davon. Es ist aber heute nicht mehr so, dass ich als Facharbeiter zwingend 50 Jahre oder wirklich lang in einer Firma bin. Es wechselt auf alle Fälle schneller.

Das bedeutet, dass es vielleicht im Interesse der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ist, sich selbst nach ein paar Jahren wieder anschauen zu können: Na ja, was war denn da eigentlich noch alles dabei bei dieser Lehre, bei dieser Berufsausbildung, die ich da gemacht habe? Gleichermaßen ändern sich ja auch ganz viele Dinge, die Technik geht weiter, unabhängig davon, welchen Lehrberuf man da betrachtet. Das Tun wird anders, so kann man damit am Puls der Zeit bleiben. Also das ist nicht nur ein Vorteil für den Lehrling, sondern auch quasi für das Wichtige danach, nämlich Facharbeiterin oder Facharbeiter zu sein, eine ganz eine große Aufwertung.

Günstige Veränderung für die Lehre wäre zum Beispiel noch, dass man diese Thematik mit der LAP-Prüfung überdenkt. Wir reden da schon ständig darüber, ob es nicht sinnvoll wäre, eine Zwischen-LAP einzuführen, aus zwei verschiedenen Gründen - - (Zwischenruf.) – Bitte?

Eylim Kilic: Lehrabschlussprüfung, LAP – nur falls jemand die Abkürzung nicht kennt.

Mario Sägarz: Ja, klar, Zwischenlehrabschlussprüfung – Entschuldigung! Es wäre sinnvoll, eine Zwischen-LAP einzuführen, aus zwei verschiedenen Gründen: Erstens ist es heute so, dass der Lehrling am Ende der Lehrzeit einen unglaublichen Druck hat vor dieser Prüfung, denn er hat vier Jahre gelernt und dann muss er alles bei dieser Prüfung wissen, und viele, mit denen ich gesprochen habe, sagen zu mir: Ich hoffe, dass das kommt, was ich mir angeschaut habe! Gleichzeitig würden wir bei einer Zwischenprüfung natürlich auch früher draufkommen, wenn irgendwo bei einer Lehre etwas nicht so passt. Und in der Mitte der Lehre ist Eingreifen noch immer einfacher als ganz am Schluss vor der Lehre.

Eylim Kilic: Du hast vollkommen recht. Die Frage bezieht sich eher darauf, wie wir denn Unternehmen dazu motivieren können, auszubilden.

Mario Sägarz: Na, ich glaube, der Unternehmer wird früher oder später motiviert sein müssen, wenn er junge Leute in seiner Firma haben will. Das wird sich nicht anders ausgehen. Nur, wenn wir jetzt davon sprechen, dass es so schwer ist, gerade junge Menschen zu finden, und das ist vielleicht auch noch eine Geschichte: Ich war letzte Woche, ich sage jetzt den Betrieb nicht, aber in einem Betrieb unterwegs, und dann treffe ich ein junges Mädel, eine junge Dame, die die Lehre gerade abgeschlossen hat, und ich rede mit ihr und sage: Erzähl mir, wie ist es dir in der Lehre gegangen? Warum hast du dich eigentlich damals für die Lehre entschieden und was war da eigentlich so? Und Sie: Ich wollte immer den technischen Beruf machen, das hat mir getaugt, und ich bin jetzt fertig und ich möchte auch gerne in der Firma bleiben, das passt alles, obwohl mir immer davon abgeraten worden ist. Dann habe ich gesagt: Wer hat dir davon abgeraten die ganze Zeit?

Das hat mich dann ein bissl erschreckt – weil das eigentlich nicht das widerspiegelt, den Konsens widerspiegelt, den wir da herinnen haben –, dass die dann zu mir gesagt hat: Na ja, in der Schule, in die ich gegangen bin, da hätte ich ja auch weiter in die Schule gehen können, und dann haben sie immer zu mir gesagt: Wenn ich nichts lerne, dann muss ich hackeln gehen, wenn ich die Prüfungen nicht schaffe, dann muss ich eine Lehre machen!, und, und und. Wenn ich nicht gut genug bin, dann muss ich eine Lehre machen. Und wer von uns will freiwillig nicht gut genug sein? Wahrscheinlich niemand. Das heißt, das Imageproblem fängt da schon an.

Eylim Kilic: Ja.

Mario Sägarz: Jetzt unterstelle ich auf keinen Fall, dass das in allen Schulen so ist. Ich hoffe nicht. Ich hoffe, dass es nur in wenigen so ist, aber das war auf alle Fälle die Realität des Mädels.

Eylim Kilic: Danke. (Beifall.)

Diese Realität: Darum geht es ja auch, diese Realität zu ändern, das Image der Lehre zu verbessern und die Annahme, dass die Lehre nur die Leute machen, die nicht in die Schule gehen wollen oder nichts können. Es gibt einen Satz, den ich gelesen habe, der mich ein bisschen aus der Fassung gebracht hat, muss ich ehrlich sagen: Von 100 Euro, die in das Bildungssystem gehen, gehen lediglich 3 Euro in Berufsschulen. Das sagt unheimlich viel auch über den Stellenwert von Berufsschulen aus.

Richard, wie sehen denn deine Lösungsvorschläge und Forderungen an die Politik aus, insbesondere eben hinsichtlich Berufsschulen?

Richard Tiefenbacher: Also ich glaube, das ist der zweite erschreckende Fakt, der uns da heute präsentiert worden ist, für alle Horrorfilmfans: 3 Euro von 100 Euro fließen in die Berufsschulen hinein. Das ist ein schlechter Scherz am Ende des Tages. Ich möchte das vielleicht ein bisschen ausführen, damit ihr wisst, um was es hier geht.

Bei einer Lehrausbildung gibt es immer ein Berufsbild, das erfüllt werden muss. Im ersten Lehrjahr wird einem das beigebracht, im zweiten Lehrjahr dieses und so weiter und so fort. Wir reden ja von einem dualen Ausbildungssystem in Österreich, das europaweit hoch angesehen ist, aber die eigene Politik schenkt dieser dualen Lehrausbildungssystem kaum bis gar keine Aufmerksamkeit. Was bedeutet duales Lehrausbildungssystem? Das erkläre ich euch gleich. Das bedeutet 70 Prozent seiner Dienstzeit befindet man sich im Betrieb bei der praktischen Ausbildung, und die restlichen 30 Prozent in der Berufsschule bei der theoretischen Ausbildung.

Jetzt haben wir genau das Problem bei der theoretischen Ausbildung, dass nur 3 Euro in diese Berufsschule hineinfließen, und gewisse Berufsschulen, ich möchte es gar nicht schönreden, sind einfach ein Gefängnis, die sind ein Häfen, wo der Verputz schon von der Decke fliegt, wo man teilweise Überlebensangst hat oder Todesangst, dass man nicht mit einer Platzwunde hinausgeht. Das darf am Ende des Tages nicht sein. Die Lehrerinnen und Lehrer machen eine wunderbare Arbeit, sind Improvisationskünstler:innen – das haben sie vor allem auch während der Covid-Pandemie bewiesen, wo sie mit der Umsetzung der Verordnungen und so weiter seitens des Bildungsministeriums auch komplett alleingelassen worden sind.

Worauf ich auf alle Fälle hinausmöchte: Um dieses Berufsbild zu erfüllen, muss die Berufsschule natürlich auch auf einem topaktualisierten, digitalisierten Stand sein. Jetzt gibt es aber gewisse Berufsschulen, ich möchte ein Beispiel nennen, von einem Lehrberuf des Veranstaltungstechnikers: Der Veranstaltungstechniker regelt das Licht, der regelt den Ton, heller, niedriger, den Kontrast hineinbringen und Co, und das kann man bei den Theatern lernen, das kann man bei Veranstaltungen, in der Wiener Stadthalle, am Frequency, whatever – das kann man dort alles proben. Aber in den Berufsschulen gibt es teilweise keine Räumlichkeiten, damit man das dort lernen kann, weil zu wenig Geld investiert wird. Dann müssen sich die Berufsschulen privat, bei privaten Anbietern einmieten, damit die Lehrlinge dort dann ihr Berufsbild erfüllen können. Und das ist der schlechte Witz, von dem ich am Anfang gesprochen habe. Das darf doch nicht sein. Dass so etwas auch von der Politik zugelassen wird, dass Berufe angeboten werden, aber dann zu wenig Geld hineinfließt, damit dieses Berufsbild ohne zusätzliche Investitionen von den jeweiligen Körperschaften erfüllt werden kann – das ist ein Graus, das ist eine Farce am Ende des Tages. Also es braucht tatsächlich mehr Geld, es muss mehr als 3 Euro sein am Ende des Tages. Ich würde mich freuen, wenn es 50 Euro wären, fifty-fifty, ich glaube, das wäre ein fairer Deal.

Aber am Ende des Tages möchte ich euch auch noch eine Frage stellen, weil es mich einfach interessiert. Hebt einmal eure Hände in die Höhe, wenn ihr meint, dass ihr sehr zufrieden seid mit dem momentanen Bildungssystem, in dem ihr drinnen seid, egal ob in der Berufsschule oder normal, wo ihr jetzt auch hingeht, in die AHS, ins Gymnasium! Hebt einmal die Hand, wenn ihr sagt: Urleiwand, ich bin urhappy mit dem Bildungssystem, mit dem Schulsystem, in dem wir uns gerade befinden!

Eylim Kilic: Ja, ich habe es gehört: Pädagog:innen, lieber wegschauen!

Richard Tiefenbacher: Und jetzt schaut euch bitte mal um! Schaut einmal nach links, schaut nach rechts! Lasst die Hände oben, wenn ihr zufrieden seid, lasst sie oben und schaut hinter euch! Das ist der dritte erschreckende Fakt heute: Keiner ist mit dem Bildungssystem zufrieden und es verändert sich trotzdem nichts. Wir können schon Geld in die Ausstattung investieren, in die Digitalisierung, damit wir alle Whiteboards haben und schöne Tablets. Es ist schön und nett, aber wenn wir uns das anschauen – es ist die kleine Feldstudie, die ich jetzt mit euch gemeinsam durchgeführt habe –, ist keiner von euch zufrieden. Seid ihr zufriedener, wenn ihr ein Tablet bekommt oder wenn ihr nicht mehr mit einem Projektor arbeitet, sondern mit einem Whiteboard, Smartboard? Macht das die Schulzeit leiwander für euch? Ich glaube nicht, oder? Ich sehe zumindest keine Hände in der Höhe.

Also wir können schon Geld investieren, das ist wichtig, auf alle Fälle, damit die Qualität gewährleistet ist; aber die Qualität beginnt ganz woanders, und zwar systematisch. Und dieses System gehört eindeutig reformiert, gehört geändert. Vielen Dank.

Eylim Kilic: Das heißt, hier und da etwas zu ändern, bringt nichts. (Beifall.)

Jetzt sind wir ja schon bei Forderungen an die Politik, und da möchte ich auch bleiben und möchte gleich mit einem weiteren Fakt ansetzen – du hast ja schon einige genannt heute –: 200 Millionen Euro aus dem AMS-Budget fließen in die überbetriebliche Ausbildung. Das hört sich nach viel an. Bettina, wie siehst du denn die Rolle der überbetrieblichen Ausbildungsstätten?

Bettina Pauschenwein: Ja, das hört sich nicht nur nach viel an, das ist tatsächlich sehr, sehr viel, und es ist auch im Vergleich zu anderen Ausbildungen, eben zur betrieblichen Lehrausbildung oder auch einer AHS-Ausbildung, ein Vielfaches. Deswegen muss die Qualität in diesen überbetrieblichen Lehrwerkstätten umso mehr sichergestellt sein. Sie haben bis zu einem gewissen Grad ihre Berechtigung, ja, wir brauchen sie in gewissen Bereichen, aber wir dürfen nicht vergessen, auch während dieser überbetrieblichen Ausbildung zu schauen, dass die Lehrlinge, die dort sind, in betriebliche Ausbildungen kommen, denn dort haben sie einfach mehr Chancen, später am Arbeitsmarkt einen super Job zu finden, eine gute Ausbildung zu bekommen, weil sie einfach näher an der Realität sind.

Ich habe das selber miterleben dürfen. Wir haben 20 Mitarbeiter, wir haben immer zwischen drei und vier Lehrlingen, und zwar in jedem Lehrjahr einen. Wir führen dadurch auch sehr viele Vorstellungsgespräche. Ich habe ein Mädel bei mir gehabt, die war eineinhalb Jahre oder knapp eineinhalb Jahre in einer überbetrieblichen Lehrwerkstätte, und ich habe einen Lehrling bei mir im Betrieb gehabt, der in der Ausbildung ungefähr gleich weit war wie sie. Wir haben das dann versucht, gegenüberzustellen, beziehungsweise Fragen gestellt, was sie denn schon alles gemacht hat, und es war leider sehr erschreckend, was sie alles nicht gekonnt hat. Sie war dann selber sehr frustriert und hat einfach festgestellt, was sie dort alles nicht lernt, weil dort einfach 30 Schüler oder 30 Lehrlinge sind, die von einer Person betreut werden. Dort gibt es keinen Bezug zur Realität, die bauen teilweise aus einem Holz nur – keine verschiedenen Hölzer – Teile, die sie mit nach Hause nehmen dürfen.

Also es fehlt einfach der Bezug zur Realität. Wir müssen dort ansetzen, dass sich mehr Betriebe dazu bereit erklären, Praktikanten aufzunehmen und Lehrlinge aus überbetrieblichen Lehrwerkstätten bei sich arbeiten zu lassen, damit sie allein schon in diesen Praktika ein bisschen Realitätsluft schnuppern, würde ich es jetzt einmal nennen, und vielleicht dann auch Lehrlinge daraus zu übernehmen. Es braucht sie aber insofern, als es diesen Übergang schafft, dass Lehrlinge, die nicht sofort in eine betriebliche Ausbildung kommen, dort anfangen können, dort ansetzen können und zumindest einen Grundstock dort lernen und vielleicht dann leichter in eine betriebliche Lehrlingsausbildung kommen. Wir dürfen sie aber nicht dafür hernehmen, dass wir sagen: Okay, Lehrlinge, die einfach keine Lehrstelle finden, stellen wir dort hin, und das war es dann auch so weit. Die sind beschäftigt und nach ihrer Lehrzeit holen wir sie dort wieder raus.

Weil: Was machen sie danach? Wenn sie keine realitätsnahe Ausbildung genießen können, haben sie es nach dieser Ausbildung sehr, sehr schwer. Und Ziel soll es ja sein, nach einer Lehrausbildung, egal ob überbetrieblich oder betrieblich, einen Job zu haben. Vorhin ist genannt worden, gleich mit dem Lehrvertrag ist auch die Wohnung unterschrieben worden: Es soll ja Ziel davon sein, dass ihr alle mit dem, was ihr lernt, euer Geld und euren Lebensunterhalt verdienen könnt, euer eigenes Auto, eure eigene Wohnung, das eigene Handy, nicht angewiesen seid auf Eltern oder sonst jemanden, sondern selbst Geld verdient und selbst auf eigenen Beinen steht. Das müssen wir einfach gewährleisten, und eben im Zuge dessen, dass da sehr, sehr viel Geld reinläuft, müssen wir das bestmöglich für unsere Lehrlinge nutzen. (Beifall.)

Eylim Kilic: Da geht es, wie du sagst, auch sehr stark, sehr viel um das Zusammenspiel zwischen der Ausbildungsstätte und den Betrieben. Es gibt natürlich vieles, was Fragen aufwirft. Alles werde ich heute nicht fragen können, und deswegen werde ich euch auch gleich – ein paar Fragen habe ich noch – die Möglichkeit bieten, Fragen zu stellen. Ihr könnt euch ja schon darauf vorbereiten. Vielleicht habt ihr die eine oder andere Frage. Ich nehme euch dann gleich dran.

Zuerst möchte ich aber fragen: Wir haben jetzt darüber geredet, wie wir Betriebe motivieren können, Lehrlinge auszubilden. Aber wenn es um Motivation geht, geht es ja nicht nur darum, Betriebe zu motivieren, sondern darum, wie wir mehr Lehrlinge ausbilden können, mehr Jugendliche dazu motivieren können, tatsächlich in die Lehre zu gehen. Mario, wie siehst du das?

Mario Sägarz: In Wahrheit spielt es immer zusammen. Natürlich wird der Betrieb ein Interesse daran haben, gute, junge Facharbeiter zu kriegen. Das heißt, er wird früher oder später ausbilden müssen, wenn er sie so nicht mehr kriegt, weil irgendwer wird sie ausbilden müssen. Das geht sich sonst nicht aus. Jetzt weiß ich nicht, wollten Sie auch wissen, wie man die Jungen - -

Eylim Kilic: Junge Leute motiviert, dazu bringt, dazu motiviert, in die Lehre zu gehen.

Mario Sägarz: In Wahrheit ist es ja auch einfach. Die sind ja nicht aus irgendeinem Grund nicht motiviert, sondern die haben entweder die Erfahrungen gemacht oder die Geschichten von jemandem gehört, dass das eventuell nicht die gescheite Geschichte ist. Jetzt kann man sagen, eine Lehre zu machen kann sehr, sehr gut sein, und man kann, wenn man fertig ist mit der Lehre und als Resultat der Facharbeiter, die Fachangestellte ist, gut davon leben, aber, und so ehrlich muss man das sagen, es kommt darauf an, in welche Branche man geht. Das ist so. Nicht in jeder Branche verdient man gleich gut. Das ist auch ein Teil, über den man natürlich sprechen muss: Wenn der Facharbeiter gut verdient, wenn man sich in jeder Branche als Facharbeiter sein Leben leisten kann, dann wird es natürlich attraktiver, eine Lehre zu machen. Also es spielt natürlich eine Rolle, ja.

Eylim Kilic: Das heißt, es geht auch sehr stark darum, wie der Stellenwert der Lehre ist, zusätzlich dazu aber auch, was man danach damit verdient?

Mario Sägarz: Klar.

Eylim Kilic: Eh klar. Danke dir. Danke. (Beifall.)

Steven, ich möchte an dich eine ähnliche Frage stellen: Was braucht es denn, damit die Lehre attraktiver wird?

Steven Blaha: Es braucht noch einiges, also wie die Kolleginnen und Kollegen schon gesagt haben. Nachdem ich jetzt auch diese Zahlen gehört habe – nur 3 von 100 Euro werden reininvestiert –, hätte ich gesagt, okay, es braucht Investitionen, das ist eh klar. Aber ich glaube, in erster Linie, denke ich nicht nur daran, was es braucht. In erster Instanz wäre mein Ansatz, dass wir vielleicht Positivbeispiele aufzeigen. Es gibt ja schon sehr erfolgreiche und auch zufriedene Lehrlinge in den Industriebetrieben, dass wir hier vielleicht die Perspektiven und diese positiven Erfahrungen einfach weitergeben und die Lehre in Zukunft einfach als zukunftsträchtige Option präsentieren.

Da ist es auch ganz, ganz wichtig, dass wir, also jetzt aus Industriesicht, ich sage einmal, eine Zielgruppe erreichen, die vielleicht nicht an erster Stelle die Lehre in Betracht zieht. Um das zu erreichen, brauchen wir dann wiederum auch eine umfassende Bildungs- und Berufsorientierung. Das bedeutet eigentlich, angefangen von den Eltern über Lehrer bis hin zur Bildungsberatung sollte die Lehre als Chance und nicht wie vorhin genannt auch als Ausweg präsentiert werden, sondern es sollten die Perspektiven auch aufgezeigt werden. Genau diese Perspektiven sind sehr, sehr vielfältig. Wir haben schon darüber gesprochen, also es gibt ja nicht nur die Lehre an sich, sondern es gibt – Schlagwort – Lehre mit Matura. Auch bei uns im Betrieb: Ich muss ehrlich sagen, jeden Tag, wenn wir unser Führungskräftetreffen haben, geniere ich mich eigentlich ein bisschen, weil alle unsere Führungskräfte ehemalige Lehrlinge von uns sind. Also ich bin eigentlich der Einzige, der einen anderen Bildungsweg eingeschlagen hat, und ich musste das dann eben auf einem anderen Weg lernen und nachholen.

Wir arbeiten zum Beispiel auch mit vielen anderen Betrieben aus der Region zusammen, auch mit überbetrieblichen Lehrwerkstätten, um hier vielleicht dann auch ein bisschen einen Austausch zu haben, dass die mal sechs Monate woanders hingehen und andere zu uns kommen und auch vor allem in andere Bereiche schnuppern. Also es gibt hier, glaube ich, sehr, sehr viele Möglichkeiten. Es muss einfach von Industrieseite natürlich auch investiert werden, als auch von der Politik. Und hier gibt es noch einen großen Bedarf, um die Lehre einfach zu verbessern.

Es wurde auch schon vorher erwähnt: Die Lehrinhalte zu modernisieren sowie einfach die Schulen selbst zu modernisieren und auch Pädagoginnen und Pädagogen zu unterstützen und auch das richtige Werkzeug in die Hand zu geben, aber vor allem auch, wichtig ist für uns als Industrie, dass wir einfach eine strukturierte Eingangsphase oder Übergangsphase für die Lehrlinge schaffen können, ob das jetzt ein Schulabbruch ist oder von Anfang an.

Es gibt, glaube ich, vieles, was zu tun ist, und ja, wir suchen auch immer neue Lösungen und Möglichkeiten, um das natürlich attraktiver zu gestalten.

Eylim Kilic: Deswegen gibt es ja auch die Sozialpartner. (Beifall.)

Also investieren, motivieren, würde ich zusammenfassend vielleicht sagen. Du hast auch ein sehr wichtiges Schlagwort genannt, die Lehre mit Matura. Vielleicht gibt es ja auch die eine oder andere Frage aus dem Publikum genau darüber.

Wir haben vereinbart, dass wir uns bei dieser Fragerunde ganz bewusst an die jungen Leute im Publikum wenden. Das heißt, ich möchte die Fragemöglichkeit auch wirklich euch geben. Haben wir Fragen? Ah, da hinten haben wir schon eine, da und hier. Drei habe ich jetzt gesehen. Da vorne sind zwei und eine habe ich da vorne gesehen.

Fragesteller eins: Ich hätte eine Frage bezüglich der verpflichtenden Kompetenzchecks zur Mitte der Lehrzeit. Also ihr habt angesprochen, dass ihr damit den Druck nehmen wollt bezüglich der letzten Abschlussprüfung. Weil da speziell erwähnt wird, dass man dort eben die Kompetenz bis zu einem gewissen Punkt checken soll: Aber haben wir dafür nicht schon die Noten in der Berufsschule? (Beifall.)

Eylim Kilic: Mario, das war ja dein Thema.

Mario Sägarz: Ja, danke für die Frage. In Wahrheit möchte man das meinen, dass – und es wird wahrscheinlich auch zum Teil passieren – bestimmte Lehrlinge auch in der Berufsschule rausgefiltert werden, wo man draufkommt, da passt was nicht im Ausbilderbetrieb, der lernt nichts oder das ist nur einseitig, der macht dort nur Hilfstätigkeiten. Im besten Fall kommt die Information auch zur Arbeitnehmerinnen- und Arbeitnehmervertretung und man kann gemeinsam einen Weg suchen, mit der Firma den Umstand zu verbessern, weil oft ist es ja kein mutwilliger Grund, warum er dort vielleicht nicht gut lernen kann. Vielleicht kann man dem einen Ausbildungsverbund anbieten, vielleicht kann man andere Lösungen schaffen, was dem Unternehmer, aber auch dem Lehrling etwas bringt. Und ja, manchmal passiert es, dass man auch über die Berufsschule draufkommt, leider aber zu wenig oft, und deshalb halte ich das trotzdem weiterhin für einen guten Schritt.

Eylim Kilic: Danke dir.

Mario Sägarz: Darf ich noch einen zweiten Satz dazu sagen? Die Druckvariante ist mir in der Hinsicht besonders wichtig. Wenn ich diese Zwischen-LAP als Lehrling mache und mir diese Zwischen-LAP angerechnet wird, dann entfällt mir der Druck dieses Stoffs oder dieses Teils des Stoffs bei der letzten LAP. Und das muss der Vorteil sein.

Fragesteller eins: Ist es dann wirklich so gedacht, dass wenn man die Zwischenprüfung schafft, dass dann genau dieser Teil bei der richtigen Lehrabschlussprüfung nicht kommt? Weil wenn es natürlich nur ein Kompetenzcheck wäre, dann ist ja der Inhalt bei der LAP am Ende der Lehrzeit genau derselbe.

Mario Sägarz: Na, es sollte schon so gedacht sein, dass diese LAP auf alle Fälle auch zählt, dass der Lehrling auch etwas davon hat, dass er das schafft, und nicht nur aus Jux und Tollerei hingeht, die Prüfung macht und ob er es schafft oder nicht, ist in Wahrheit wurscht. Das sollte tatsächlich ein Teil der LAP sein quasi.

Fragesteller eins: Okay, alles klar. Danke.

Eylim Kilic: Danke.

Richard Tiefenbacher: Ich würde ganz gern ergänzend noch etwas dazu sagen. Weil du die Noten angesprochen hast: Wenn man sich den Bildungsbericht Österreich und den Bildungsbericht von der Arbeiterkammer für das Jahr 2021 durchliest, dann kommt man ganz schnell zu dem Ergebnis, dass sechs von acht Schülern eine falsche Benotung bekommen, die ihren Kompetenzen gar nicht entsprechen. Das bedeutet, dieses Notensystem – man kann gern darüber diskutieren – birgt sehr, sehr viele Hürden und auch sehr viele Fehler, bedeutet auch, dass das nicht immer ganz richtig ist, was dort ist. Das wollte ich einfach nur dazu ergänzen.

Eylim Kilic: Danke dir, danke. (Beifall.)

Wir hatten da drüben noch zwei, soweit ich mich erinnere; drei, vier.

Fragesteller zwei: Ihr habt es vorhin, glaube ich, schon angesprochen, und die Zahl ist wirklich erschreckend, 3 Euro pro 100 Euro im Bildungssystem landen bei Berufsschulen. Größere Unternehmen, die eine institutionalisierte Lehrausbildung haben, bauen mittlerweile eigene private Berufsschulen. Wie ist da die Meinung dazu? Persönlich finde ich es furchtbar. Das würde mich interessieren.

Eylim Kilic: Richard, magst du die Frage beantworten?

Richard Tiefenbacher: Gerne, vielen Dank. Also ich bin ein sehr, sehr großer Verfechter generell der Privatisierung und vor allem auch im Bildungsbereich. Wir leben in einem System, wo Bildung ja leider auch vererbt wird. Nehmen wir zwei Kinder, die gehen beide in die Volksschule, beide dieselben Leistungen, aber kommen beide aus verschiedenen Elternhäusern. Die einen haben ein bisschen mehr Geld, die anderen haben ein bisschen weniger Geld. Und obwohl beide dieselben Leistungen haben, wird eines dieser beiden Kinder auf alle Fälle ins Gymnasium weitergehen, statistisch betrachtet, und das andere Kind wird in eine Mittelschule weitergehen, weil die Familien, die weniger Einkommen haben, werden sich die Frage stellen: Moment einmal, ist das tatsächlich die richtige Schule? Können wir uns das überhaupt leisten?

Am Ende des Tages geht das auch damit einher. Es gibt auch ein Beispiel von den Zahntechnikern beispielsweise. Österreichweit gibt es Berufsschulen, wo diese Ausbildung stattfindet, aber dann gibt es ein Privatinstitut, das dann dort auch noch einmal ausbildet, weil es die Gerätschaften hat. Dort muss man sich einkaufen, damit man dort etwas machen kann, und das ist die Problematik, die damit einhergeht.

Bildung darf doch keine Grenzen haben, vor allem keine monetären Grenzen, wo es heißt: Ich muss dafür zahlen, damit ich zu dem Wissensstand komme, den ich eigentlich ganz gern hätte. Also demnach bin ich für öffentlichen Schulraum, aber den Ausbau der Investitionen: nicht 3 Euro, auch nicht 40 Euro, sondern vielleicht ein bisschen mehr: 50 Euro, das wäre schön. (Beifall.)

Eylim Kilic: Steven, ich würde gern noch deine Antwort als Vertreter der Wirtschaftsseite hören.

Steven Blaha: Ja, also ich kann Richie nur recht geben, und ich glaube, das ist auch ein wichtiger Punkt. Also auch die Industrie oder wir als Unternehmen haben ja das Interesse, gute Fachkräfte und generell gute Arbeitskräfte zu bekommen. Und das ist auch ein Riesenthema, bei uns ein Riesenproblem. Ich glaube, der Herr hat es eh auch angesprochen, es schaffen ja oft nur größere Institutionen, die sich das dann auch leisten können, aber der Großteil der Unternehmenslandschaft sind einfach Klein- und Mittelbetriebe. Das sind, glaube ich, 97 oder 98 Prozent eigentlich der, sage ich einmal, Arbeitskräfte, die bei Klein- und Mittelbetrieben angestellt sind.

Und ich denke, es ist ein Schritt, und es ist, glaube ich, auch ein wichtiger Schritt, dass man hier natürlich auch investiert, aber es darf nicht exklusiv sein. Die Bildung sollte wirklich inklusiv für alle verfügbar sein, und ich kann Richie in diesen Punkten eigentlich nur recht geben.

Eylim Kilic: Da sind wir uns einig.

Steven Blaha: Von der Seite der Industrie, ja, es ist super, aber ich glaube, es ist nur ein kleiner Teil der Lösung oder eine kleine Möglichkeit, die die meisten Betriebe nicht umsetzen können. Also da muss man, glaube ich, zusammenarbeiten und gemeinsam eine Lösung finden, die wirklich für alle passt. (Beifall.)

Eylim Kilic: Unbedingt.

Zwei Fragen hatten wir noch hier. Wird es dann noch andere Fragen geben? Ich würde gerne nur abschätzen. Drei, ja. Genau. Ihr könnt ja das Mikro dann einfach weitergeben.

Fragesteller drei: Weil ich die Frage am Anfang sehr oft gehört habe: Wie bringt man Lehrlinge eigentlich zu den Firmen?, aber es gab von keiner Seite eine klare Antwort, sondern nur: Man könnte dies und das machen, aber nichts Konkretes. Da würde ich gern noch einmal nachfragen: Was wären denn konkrete Lösungen? Ich bin Lehrling und bei den meisten Firmen wurden mir jetzt nicht nicht so Zuckerl angeboten, wo ich dann gesagt habe: Oh, schau mal, ein Zuckerl!, und ich dann da hingelockt wurde. Nein, das musste ich selber suchen, meine eigene Bewerbung schreiben und dann noch drei Wochen warten, damit ich eine Absage bekomme, eine Zusage oder bei den meisten gar nichts. Und das ist natürlich nicht sehr motivierend, besonders für einen jungen Menschen.

Bettina Pauschenwein: Ja, wir sind als Betriebe, sprich aus der Sicht der Unternehmer oder der Jungen Wirtschaft auch, ja nicht dazu da, Zuckerl zu verteilen, sondern wir sind dazu da, qualifizierte Ausbildungsplätze zur Verfügung zu stellen. Wie man zu einer Lehre kommt, da gibt es unterschiedlichste Möglichkeiten: über das AMS, wo offene Lehrstellen gemeldet sind, es gibt von der Wirtschaftskammer Burgenland zum Beispiel in jedem Bezirk eine Veranstaltung, einen Tag, der gemeinsam mit Schulen organisiert wird, wo Betriebe sich vorstellen, also wo wirklich sehr viele Betriebe vor Ort sind, wo Schüler hinkommen, ihre Bewerbungsunterlagen mitnehmen, dort direkt Gespräche mit unterschiedlichsten Branchen und Betrieben führen können. Also es gibt sehr, sehr viele Möglichkeiten, Kontakte zwischen Schülern, also potenziellen Lehrlingen, und Betrieben herzustellen.

Natürlich ist es die Aufgabe und auch die Pflicht des Lehrstellensuchenden, sich zu bewerben. Der Betrieb stellt quasi die offene Lehrstelle zur Verfügung und sagt: Ich suche jemanden. Und dann hat man als Schüler oder als Lehrling die Möglichkeit, sich dort zu bewerben. Eine Bewerbung zu schreiben – das vielleicht als Tipp an alle, die eine Lehrstelle suchen und sich wo bewerben möchten –, eine unpersonalisierte, die an 100 Betriebe zu schicken und sich zu erwarten, dass sich 100 mit einem Termin zurückmelden, würde ich nicht. Ich würde euch raten, schreibt Bewerbungen, informiert euch: Wer ist der Ansprechpartner in diesem Betrieb?, weil es ganz anders ankommt bei einem Betrieb, wenn dort der richtige Name steht, wenn die richtige Adresse dort steht, denn dann zeigt man einfach Interesse, diesen Job auch wirklich haben zu wollen.

Dann gibt es die Möglichkeit, wenn sich der Betrieb nicht zurückmeldet, weil es vielleicht einfach im Alltag gerade untergeht oder weil es auch die Philosophie des Betriebs ist, wie auch immer: Ruft dort einfach an und sagt: Bitte, ich habe eine Bewerbung geschickt, darf ich mich vorstellen kommen? Geht auf die Betriebe zu! Die Betriebe suchen euch, ja, die stellen die offenen Lehrstellen zur Verfügung, aber ihr müsst natürlich eure Bewerbung schon selber schreiben. Das können wir für euch als Betriebe nicht übernehmen.

Eylim Kilic: Danke dir. Danke. Ich glaube, da ging es auch viel um die Frage: Gerade als junger Mensch, wenn man gerade aus der Schule kommt und in die Lehre will, ist das ja ein Schritt, der nicht unbedingt einfach ist – Bewerbungen schreiben, den Betrieben schicken. Man weiß auch nicht genau: Wie ist denn das? Melden sich alle? Melden sich nicht alle? Ich glaube, das ist ein unglaublich schwieriger Schritt.

Bettina Pauschenwein: Also da gibt es auch sehr, sehr viel Unterstützung in den meisten Schulen mittlerweile. Wir bekommen dann auch immer das Feedback bei den berufspraktischen Tagen, wo die Lehrer sehr engagiert sind, mit den Schülern zu den berufspraktischen Tagen kommen und uns dann auch davon berichten, dass sie gemeinsam mit den Schülern auch die Bewerbungsunterlagen formulieren und die Schüler sehr gut dabei unterstützen.

Und es ist noch nie - - Bei uns im Betrieb ist es nicht so, dass ein Lehrling, nur weil jetzt das Bewerbungsschreiben nicht absolut perfekt formuliert ist, diesen Lehrberuf nicht bekommt. Es kommt viel mehr auf die Person an, und das ist in einem persönlichen Bewerbungsgespräch natürlich viel leichter herauszufinden.

Eylim Kilic: Danke. Sie möchten noch etwas ergänzen?

Steven Blaha: Vielleicht ergänzend: Wie kommen die Lehrlinge zu den Unternehmen? Ich sehe schon die Unternehmen auch in der Pflicht. Natürlich, sage ich einmal, Kooperationen mit Bildungseinrichtungen und Co, das ist gut, und wenn dort auch am Tag der offenen Tür Unternehmen präsent sind, das ist auch gut. Aber es gibt genauso auch von jedem Unternehmen Tage der offenen Tür, die Türen sind eigentlich jederzeit offen, zumindest zu den Öffnungszeiten, und hier gilt es natürlich auch, eine Lösung vielleicht zu finden, dass das eben transparenter gemacht wird oder auch mehr nach draußen kommt, dass Unternehmen eigentlich jederzeit bereit sind, vielleicht auch einmal Schnuppertage zu machen. Also das passiert vielleicht einmal im Jahr, weil einfach im Tagesgeschäft irgendwie verloren ist und Unternehmen vielleicht oft hier viele Möglichkeiten ja gar nicht nutzen.

Aber prinzipiell ja: das aktive Zugehen auf Unternehmen. Und da geht es auch gar nicht um Bewerbungsunterlagen, Bewerbungen zu schreiben, sondern einfach zu sagen: Okay, ich würde gerne dieses Unternehmen kennenlernen, ich will eine Lehre machen oder ich will einen bestimmten Beruf erlernen. Also ich glaube, hier gilt es, das vielleicht dann auch von Sozialpartnerseite irgendwie ein bisschen besser zu kommunizieren, weil Unternehmen sind - - also definitiv: Die Unternehmenstüren sind immer offen, und wir sind da sehr gewillt, auch mehr zu tun natürlich, was Tage der offenen Türen oder auch einfach Besuche betrifft.

Eylim Kilic: Da geht es auch viel darum, sich in der Mitte zu treffen.

Bettina Pauschenwein: Auch im Zuge der berufspraktischen Tage, die von den Schulen ja angeboten werden, beziehungsweise auch: Wir machen das seit zig Jahren, dass sowohl Volksschule, Kindergarten als auch Mittelschule bei uns im Betrieb vorbeikommen und sich das einfach anschauen, weil es für die Schüler auch interessant ist. Und das sollte man durchaus nutzen im Zuge der Schule, ja.

Eylim Kilic: Danke schön. (Beifall.) Zwei Fragen haben wir noch.

Fragestellerin vier: Zuerst einmal möchte ich sagen: Ich bin selber Mechatronikerlehrling, habe so viele Firmen abgeklappert, gesucht gehabt, weil ich permanent nur gehört habe: Wir Lehrlinge sollen darauf zugehen. Mir haben jedes Mal die Firmen gesagt: Wir nehmen keine Mädchen. Also wäre es einmal schlau, die zu animieren – oder dass man sagt: Die Firmen sollen einmal zugehen.

Eylim Kilic: Danke.

Richard Tiefenbacher: Zuallererst einmal: Hut ab! Wirklich vollsten Respekt, dass du als junge Powerfrau in einen männerdominierten Job willst – ist sicher nicht einfach. Deswegen: Hut ab!, finde ich sehr lässig.

Und ich kann das unterschreiben, was du sagst. Weil: Jetzt reden wir nicht von großen Unternehmen, jetzt reden wir von kleinen Buden, mittelgroßen Buden, die vorwiegend natürlich auch auf Männer ausgelegt sind, weil das ein männermonierter Job ist, aber – excuse me! – es ist 2022, und das Problem ist am Ende des Tages, dass die Unternehmen dann sagen: Moment einmal, wir können gar keine weibliche Person bei uns aufnehmen als Lehrling, weil wir haben die Räumlichkeiten gar nicht zur Verfügung für eine Damenumkleidekabine oder für eine Damendusche oder whatever man dann braucht! Aber ich glaube, da kann man immer gute Möglichkeiten finden, weil: Wo ein Wille ist, da ist auch eine Lösung. Und wenn ich sage: Ich möchte junge Frauen unterstützen in diesen Berufsfeldern, dann finde ich auch einen Lösungsweg und dann baue ich mir – keine Ahnung – ein Holzhütterl dazu oder etwas Derartiges, damit diese Räumlichkeit vorhanden ist, oder ich miete mich irgendwo anders ein, damit das funktioniert.

Was ich auch noch dazusagen möchte, ist was ganz Wichtiges: Dieses gesellschaftliche Bild der Lehrausbildung ist ein sehr verschobenen. Also ihr werdet das ja auch mitbekommen haben, heute ist es auch schon sehr oft angesprochen worden: Wenn du dich für eine Lehre entscheidest, hast du abgelost in der Schule, dann checkst du es nicht, bist zu schlecht für Mathe, bist zu schlecht für Deutsch – hau den Hut drauf und mach eine Lehrausbildung und dann bist du auf der safen Seite! Aber das ist ja ganz, ganz falsch, und ich glaube, da müssen wir schon ansetzen, weil es gibt viele, viele junge Menschen, die überhaupt nicht darüber nachdenken, ob sie überhaupt eine Lehre machen oder wo sie sich überhaupt bewerben können, weil sie gar nicht darüber nachdenken, eine Lehre zu machen. Und das beginnt oft schon - -, das kommt auch bei diesem Lehrlingsmonitoring, das wir machen, heraus: Die größte Zielgruppe, Zielgruppe ist das falsche Wort - - Die größte Gruppe, die die Jugendlichen beeinflusst, Entscheidungen zu treffen – also mache ich eine Lehre, mache ich keine Lehre –, das passiert daheim, das sind Mama und Papa, Oma und Opa. Und da liegt es an euch: Wenn ihr was machen wollt – ich möchte die Ausbildung machen, ich möchte ein selbstbestimmtes Leben haben –, dann zeigt mit dem Finger auf und sagt: Mama, Papa, das ist falsch, was ihr sagt, es ist in Ordnung, ich möchte eine Ausbildung machen! Und im besten Fall findet ihr auch eine Lehrausbildung, wo ihr euch selbst verwirklichen könnt, wo der Egoismus ein bisschen von euch gefüttert wird, weil dann geht ihr nicht wegen dem Geld arbeiten, dann geht ihr für euch selber arbeiten und seid mit einer Passion dabei, ihr seid dann eine Energiegranate – ohne Spaß –, dann kann es nur mehr bergauf gehen. Also setzt euch ein bisschen ein dafür, für euch selber, für die Träume, die ihr habt, und geht gegen dieses verschobene Gesellschaftsbild vor. (Beifall.)

Eylim Kilic: Es liegt an uns allen gemeinsam, dieses Bild auch in Zukunft komplett zu verändern und zu drehen.

Eine Frage habe ich noch – oh, ich habe doch noch mehrere. Ich werde danach die Rederunde schließen müssen, das heißt, wenn jemand noch eine Frage stellen möchte, bitte jetzt aufzeigen. Eins, zwei, drei, vier, fünf – fangen wir links an und arbeiten uns vor! – Ich muss euch leider bitten, die Antworten ein bisschen kürzer zu halten, da es doch eng wird.

Fragesteller fünf: Weil es zuerst um die überbetriebliche Lehrausbildung gegangen ist – wir als Gewerkschaft vertreten eben auch die Übas –: Ja, ich finde es sehr, sehr schade und verwerflich, dass man den Übas vorwirft vonseiten der Vertreterin der Jungen Wirtschaft, dass die Übas realitätsfremd ausbilden. Ganz ehrlich: Die Übas braucht es, die Übas sind die Anlaufstelle für die Lehrlinge, die sich am Ersten Arbeitsmarkt halt etwas schwerer tun. Ich finde, meiner Meinung nach liegt das Problem an der Wirtschaft und an der Industrie: den jungen Menschen die Möglichkeit zu geben, dass sie sich dort ausbilden können, dass sie dort eine Möglichkeit bekommen.

Und da ist meine Frage abschließend: Wie sehen Sie das, Frau Pauschenwein, seitens der Jungen Wirtschaft? Wie kann man die Situation der jungen Menschen in Österreich verbessern?

Bettina Pauschenwein: Also ich habe in meinem Statement dazu auch gesagt, dass es die Übas tatsächlich braucht – also das brauchen wir nicht wegdiskutieren: Sie braucht es. Ich glaube nur, dass der Übertritt in eine betriebliche Lehrausbildung sehr essenziell ist für den, der dort ausgebildet wird, weil er sich später im Berufsleben leichter tut, wenn er in einem Betrieb, der tatsächlich am Kunden arbeitet, ausgebildet wird. Ich habe das in vielen Bewerbungsgesprächen mitbekommen und erfahren dürfen, wie gelehrt wird in Übas. Das ist ein wichtiger Übergang, aber ich denke, wir sollten es als Übergang nutzen und nicht als quasi zweite Lehrlingsausbildung oder zweite Schiene für Lehrlingsausbildung, sondern wir sollten uns um die Lehrlinge bemühen, auch als Betriebe, sie zu übernehmen in die Betriebe und eben die gute Arbeit, die in den Übas geleistet wird, als Übergang für die betriebliche Lehrausbildung nutzen. (Beifall.)

Eylim Kilic: Danke. Ja, hier vorne, bitte.

Fragesteller sechs: Also mich hat eines vorhin ein bisschen schockiert fast schon. Wenn ich es richtig verstanden habe, war die Aussage: Wir sind nicht hier, um Zuckerl zu verteilen. Wie will man die Lehre attraktiv machen, wenn man nicht irgendwo Zuckerl verteilt? Ich glaube, da gibt es viele Punkte, die vorhin auch schon angesprochen worden sind – wie Lehre und Matura, wie vielleicht auch ein Sportangebot, wie XYZ, welche Angebote auch immer. Ich komme aus einem Betrieb. Wir verteilen ja fast nur noch Zuckerl für die Lehrlinge, unseren geht es auch wirklich gut. Aber jetzt würde mich interessieren: Wie will man dann die Lehre attraktiv machen, wenn man nicht auch ein paar Zuckerl verteilt? (Beifall.)

Eylim Kilic: Ich glaube, auch diese Frage: Bettina.

Bettina Pauschenwein: Also man kann es natürlich gerne Zuckerl nennen, man kann es auch Zusatzausbildung nennen, man kann es auch Unterstützung nennen. Wie auch immer man es nennt: Ich glaube, es ist an beiden Seiten, es ist ein Miteinander und kein Gegeneinander, und ich glaube, das sollte das Ziel dieser heutigen Veranstaltung sein – und auch von uns Sozialpartnern, dass wir für euch Lehrlinge, aber auch für die Betriebe die bestmögliche Lösung finden. Es muss ein Miteinander sein – und kein: der eine fordert vom anderen etwas –, es ist immer ein gemeinsames Arbeiten: Der eine stellt den Arbeitsplatz zur Verfügung, hat ein Risiko auch für den Betrieb, der andere hat seinen Lehrplatz oder seinen Arbeitsplatz und bekommt natürlich auch seine Bezahlung dafür und hat auch seinen Beitrag, den er leistet. Also ich glaube, wir müssen immer aufpassen darauf, dass wir uns auf Augenhöhe begegnen, dass wir gemeinsam im Sinne der Wirtschaft agieren, dass wir sowohl den Arbeitsplatz, aber auch den Betrieb sichern, und das muss das Ziel sein. Zuckerl ist ein Wort, so kann man es nennen.

Wir müssen als Betriebe unseren Beitrag leisten, um attraktiv zu sein, das ist absolut unumstritten. Die viel zitierte Wurstsemmel, weil sie heute mittlerweile viermal gefallen ist, hat es in unserem Betrieb noch nicht gegeben, es gibt leider vermutlich Betriebe, wo es sie gibt. Aber das sollte euch nicht abschrecken von einer Lehre: zu glauben, ihr müsst jetzt in jedem Betrieb jeden Tag aufwaschen, jeden Tag Semmeln holen – das ist es nicht, das ist nicht die Realität in allen Betrieben. Es gibt vermutlich, wie es vorher genannt worden ist, unter allen schwarze Schafe, auf beiden Seiten. Aber ich glaube, wir sollten uns auf die Mehrzahl der Betriebe fokussieren, wo das Wurstsemmelholen nicht zum täglichen Tun gehört, wo das Autoaussaugen vom Chef nicht zum täglichen Tun gehört. Wenn man in der Werkstätte auf einer Kreissäge schneidet und dort Hobelscharten fallen, die danach aufgesaugt gehören, tun das auch die Gesellen bei uns und nicht nur die Lehrlinge. Also ich glaube, da sollten wir ein bisschen in die Betriebe reinschauen, wo es auch sehr gut funktioniert. (Beifall.)

Eylim Kilic: Danke. Auf Augenhöhe begegnen war das Stichwort, das da, glaube ich, unglaublich wichtig ist, sonst funktioniert es nicht, genau.

Die nächste Frage.

Fragestellerin sieben: Ich habe noch eine Frage: Und zwar hat jemand von der Mollardgasse geredet und von deren Berufsschule – ich glaube, das war eine Bürokauffrau, wenn ich mich nicht irre –, und du hast erzählt, dass deine Berufsschule so top ist und so top ausgestattet und so digitalisiert ist. Ich bin selber eine Schülerin der Mollardgasse und ich frage mich: Wie kann es sein, dass eine Berufsschule für Informatiker, für Veranstaltungstechniker et cetera so nicht digitalisiert sein kann?

Und da würde ich gerne eine konkrete Antwort hören wollen: Wann wird das einmal angegangen und wann gibt es da einmal eine Erneuerung? – Danke. (Beifall.)

Eylim Kilic: Wie kann das sein?

Richard Tiefenbacher: Wie kann das sein? Die Frage stelle ich mir auch, wie solche Zustände überhaupt erlaubt sind, ja, und nicht strafbar ist, dass so etwas zugelassen wird.

Am Ende des Tages muss auch ein Umdenken stattfinden, nicht nur in der Gesellschaft über die Lehrausbildung, sondern auch in der Politik über die Lehrausbildung selber. Weil: Die Politik bestimmt ja am Ende des Tages – da geht es um Querfinanzierungen und Co –, wieviel Geld natürlich dann auch in die Berufsschule investiert wird. Wir haben es schon gehört: Von 100 Euro sind es nur 3 Euro. Bedeutet – und das ist mein Appell jetzt an jeden einzelnen von euch, wenn er es noch nicht ist –: Werdet Gewerkschaftsmitglied! Weil wir setzen uns ja auch ein für eure Forderungen, wir setzen uns ein für eine Modernisierung der Berufsschulen, und das können wir am Ende des Tages nur machen, wenn wir viele sind und viele Leute hinter uns stehen haben.

Und mich persönlich macht das auch wütend, dass solche Zustände vorhanden sind in der Mollardgasse, in der Längenfeldgasse: Überall, in Wien, in ganz Österreich verteilt sind die Berufsschulen teilweise unter aller Sau. Und da möchte ich mir gar kein Blatt vor den Mund nehmen, weil das sind wirklich Zustände, wo das Lehrpersonal auch angehalten wird, dort einen guten, qualitativ hochwerten Job zu machen – was sie auch tatsächlich tun –, aber ihnen wird das Leben damit nicht viel einfacher gemacht. Und da geht es um alle, da geht es um die Ausbildung für euch, da geht es um den Arbeitsplatz des Lehrpersonals, der Schulleitungen und Co. Und da geht es um keinen kleinen Teil von Leuten, da geht es um verdammt viele. Und da müssen wir gemeinsam laut sein und die Politik zum Handeln zwingen, anders funktioniert es nicht – weil: Schenken tun sie es uns anscheinend nicht. Und wir wissen, das Bildungssystem ist seit 150 Jahren nicht revolutioniert worden, und wenn wir nicht dagegenhalten, wird es in den nächsten 150 Jahren sich auch nicht ändern. (Beifall.)

Eylim Kilic: Da hast du vollkommen recht. Ich glaube, da brauchst du dir auch kein Blatt vor den Mund nehmen, das muss man schon ganz klar sagen. – Eine letzte Frage haben wir noch.

Fragestellerin acht: Genau, ich wollte auch die Mollardgasse ansprechen. Ich bin Lehrling, ich mache einen Doppellehrberuf, Elektrotechnik/Mechatronik, und die Berufsschule ist für mich ehrlich gesagt ein Wahnsinn. Es ist sehr stressig, wir müssen zwei Lehrberufe in so einer kurzen Zeit auslernen – da sind auch meine Kollegen –, und wenn man da irgendwas nicht gut erklärt bekommt, kommt man nie mehr zurück. Es ist alles im Zusammenhang, und man hat wirklich keine Zeit zu verschwenden sozusagen.

Ich wollte fragen, ob sich die Mollardgasse irgendwann ändern wird, weil die Lehrkraft dort ist auch nicht immer, wie sie sein sollte. (Beifall.)

Eylim Kilic: Ich möchte das Mikro dem Geschäftsführer des Waff geben, Fritz Meißl.

Fritz Meißl: Vielleicht nur kurz, weil jetzt zweimal die Mollardgasse erwähnt wurde: Ich hatte die Gelegenheit, vor wenigen Wochen die Mollardgasse zu besuchen – die Beschreibungen sind zutreffend. Ich war selbst wirklich ein Stück weit schockiert.

Ich kann aber auch dazusagen: In Wien sind alle Entscheidungen schon gefallen, dass die Mollardgasse aufgegeben wird. Es wird ein riesiges Berufsschulzentrum in der Seestadt gebaut, es wird 2027 die Übersiedlung geben. Das hilft denen, die heute dort in der Mollardgasse in die Berufsschule gehen, wahrscheinlich gar nicht. Aber man kann nur sagen: In Wien werden da auch die Konsequenzen gezogen und es wird hier auch alles dafür getan, zukünftig Rahmenbedingungen zur Verfügung zu stellen, dass wirklich auch in der Berufsschule eine tolle Lehrausbildung und Unterstützung stattfinden kann. (Beifall.)

Eylim Kilic: Danke. Ich muss jetzt wirklich die Diskussionsrunde beenden, aber habe jetzt noch zwei Hände gesehen, die unbedingt was sagen wollen. Ich möchte den beiden Damen doch noch die Möglichkeit geben.

Fragestellerin neun: Also nur kurz, weil auch kurz geredet wurde wegen Schule abbrechen und eine Lehre anfangen. Ich muss sagen, ich habe davor auch eine Schule gemacht, habe einen Abschluss gemacht, ich habe schon Bürokauffrau, mache jetzt einen verwandten Beruf, und ich muss sagen: Es war wirklich schwer. Es heißt immer, man muss ins dritte Lehrjahr einsteigen, aber wenn man sich dafür beworben hat, hat jeder gesagt: Nein, ins dritte nehmen wir dich nicht, weil das halt schwierig ist.

Ich muss sagen, wo ich jetzt bin - - Also die zweiten vielleicht, die gesagt haben, ja, das machen wir irgendwie, dass ich ins zweite einsteigen kann - - Jetzt bin ich auch schon im dritten, aber ich muss sagen: Es ist gar nicht so leicht, wenn man eine Schule abbricht, schon einen Beruf hat und dann noch eine Lehre machen will.

Eylim Kilic: Ich würde mir gerne auch gleich die zweite Frage anhören und dann erst in die Antwort gehen am besten.

Fragestellerin zehn: Meine Frage wäre, wann das alles kommen soll, zum Beispiel die Zwischenprüfung. Ich meine, für uns, die im dritten Lehrjahr sind, bringt das eigentlich alles gar nichts mehr. Weil: Wir haben die Abschlussprüfung bald und wir haben jetzt nichts von dieser Zwischenprüfung, um diesen Druck wegzunehmen zum Beispiel. Also es bringt uns halt wirklich nichts derzeit.

Mario Sägarz: Vielleicht gleich zur Zwischenprüfung, das kann ich ganz, ganz schnell sagen: Das weiß man nicht, wann das tatsächlich kommen könnte. Es ist auf alle Fälle unsere Forderung, aber es wäre nicht seriös, da jetzt irgendwas abzuschätzen, wann das kommen könnte – ist nicht seriös.

Bei der Kollegin, die danebensitzt: Ja, ich teile deine Einschätzung, dass das nicht so einfach ist, ja, auch bei Berufen, die verwandt sind und eine Anrechnung quasi mit sich bringen. Mich freut es aber, dass es, wie es ausschaut, jetzt halbwegs funktioniert. Eine richtige Frage war in Wahrheit nicht mehr drin, oder?

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(Es folgt eine Frage aus dem Plenum.)

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Eylim Kilic: Danke. Ich glaube, die Antwort ist erst einmal gar nicht so leicht auf diese Frage, aber wir arbeiten alle gemeinsam an einer besseren Zukunft, genau deswegen sind wir da.

Ich möchte mich bei euch vieren sehr für die interessante Diskussion bedanken. Ich möchte mich aber auch vor allem bei euch bedanken für die tollen Fragen und für den Input, den ihr gegeben habt, der ist unglaublich wichtig.

Einen Applaus – ich danke euch allen. Danke. (Beifall.)

Lange dauert es nicht mehr bis zur Mittagspause, aber ich möchte mich zuallererst entschuldigen bei all denen, die ich nicht mehr drannehmen konnte. Aber es haben schon einige Hunger, nehme ich stark an. Aber bevor wir in die Mittagspause gehen und bevor ich Bundesratspräsidentin Korinna für ihre Schlussworte zu mir nach vorne hole, möchte ich mich bedanken. Ich bedanke mich für eine unglaublich interessante Diskussion, für euren Input, dafür, dass ihr da seid, dafür, dass wir uns anhören durften, wie ihr das seht und wie ihr die Zukunft verändern könnt. Ich freue mich auf jedes Gespräch in der Mittagspause, ich bin dann auch noch da, und möchte mich für meinen Teil verabschieden. – Danke schön. (Beifall.)

Korinna Schumann (Präsidentin des Bundesrates): Mikro – besser als Redner:innenpult.

Ich darf mich diesem Dank nur anschließen: Es war wirklich eine ganz, ganz tolle Veranstaltung mit super Wortmeldungen, mit ganz interessanten Beiträgen und der großen Hoffnung von mir – und ich glaube, von allen Bundesrätinnen und Bundesräten, die da sind –, dass ihr aus dieser Veranstaltung was mitnehmen könnt und vor allen Dingen, dass wir euch für den parlamentarischen Prozess und für die Demokratie und die Stärkung der Demokratie gleichzeitig auch motivieren können und euch sagen, das Parlament und das Engagement für die Politik ist wichtig, weil da geht es um euch und da geht es um eure Zukunft. Und wenn wir das mitgeben können, dann haben wir schon was richtig gemacht, und wir hoffen das sehr.

Ich darf mich sehr bedanken bei den Lehrlingen, die ihre Berufserfahrungen oder ihren Lehrlingsalltag, ihre Erfahrungen erzählt haben und ganz offen gesprochen haben – das war ganz spitze.

Ich darf herzlichen Dank sagen an die jungen Sozialpartner:innen. Auch da hat man gesehen, es gibt verschiedene Meinungen, aber es ist doch der gemeinsame Weg, zu sagen: Lehre ist wichtig und wir wollen für die Lehre begeistern, das ist unser gemeinsames Ziel. Darauf kann man wirklich sehr, sehr stolz sein.

Und ich bewundere alle Teilnehmer:innen, Schüler:innen und Lehrlinge, die sich heute zu Wort gemeldet haben. Da gehört schon Mut dazu, dass man sagt: Ich sage jetzt was und spreche auch ein klares Wort. Das ist gut, und dass das hier in diesem Raum möglich ist, ist, glaube ich, auch sehr, sehr wichtig.

Ich darf mich noch bedanken bei all jenen, die die Veranstaltung möglich gemacht haben: die verschiedensten Organisationen, die Organisationen in den verschiedenen Schulen, bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Parlamentsdirektion: Weil: Alleine schafft man gar nichts, das geht nur gemeinsam.

Ich darf mich auch bei den Gebärdendolmetscher:innen ganz herzlich für ihre Übersetzungen bedanken. (Beifall.)

Ich darf mich bedanken bei meinen Mitarbeiter:innen, bei Ismail Al-Hashimy und bei Katrin Slamanig. Und vor allen Dingen darf ich mich bei Eylim Kilic bedanken für ihre ganz, ganz tolle Moderation, sie hat den Schwung hineingebracht, sie hat die Verbindungen gefunden. Liebe Eylim, danke vielmals für deine tolle Arbeit. Danke schön. (Beifall.) – Die gehören dir.

Eylim Kilic: Danke schön, das habe ich jetzt nicht erwartet. Danke, ich bedanke mich. (Beifall.)

Korinna Schumann: Und wenn man aus der Veranstaltung etwas mitnehmen sollte, dann einfach, dass man sagen kann: Ich mache eine Lehre, und das ist gut, ich werde gut ausgebildet und ich bin eine qualifizierte, gute Fachkraft für die Zukunft. Und ganz einfach: Ich bin urstolz darauf, dass ich eine Lehre mache. Und das bitte, bitte mitzunehmen.

Und jetzt – ich glaube, man riecht es schon ein bisschen – haben wir ein Mittagessen für euch vorbereitet. Das Cateringteam der Ausbildungsstätte Jugend am Werk, wo auch sehr viele Jugendliche ausgebildet werden, hat uns schon ein Mittagessen hergerichtet. Lasst es euch schmecken! Nehmt bitte aus der Veranstaltung einen guten Geist mit und die Freude an der Lehre! Danke, dass ihr da wart und danke, dass ihr beim Bundesrat wart. Danke schön. (Beifall.)