30 Jahre Special Olympics Österreich

Mittwoch, 12. April 2023
Es gilt das gesprochene Wort.

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka:Meine sehr geehrten Damen und Herren! Werte Athletinnen und Athleten von Special Olympics! Ich freue mich, dass ihr anlässlich eures 30-jährigen Jubiläums diesen Saal gewählt habt, um eure Feier zu begehen. Es ist für uns, für das österreichische Parlament eine große Ehre und Auszeichnung.

Meine sehr geehrten Damen und Herren Ehrengäste! Herr Vizekanzler! Meine sehr geehrten Damen und Herren Abgeordnete! Liebe Präsidenten von Paralympics und Special Olympics! Sehr geehrte Musiker! Es ist ganz hervorragend, was ihr uns in der Einbegleitung schon geboten habt. – Vielen herzlichen Dank!

Es freut mich nicht nur, dass Sie diesen Ort gewählt haben, sondern er soll auch ein Symbol sein. Der Moderator hat es schon erwähnt: Vor nicht allzu langer Zeit sind dieser Saal und das ganze Haus wieder neu eröffnet worden, und die Abgeordneten sind von ihrem Ausweichquartier wieder in ihr Stammhaus gezogen. Es war einer der wesentlichsten Gründe des Umbaus, das Haus barrierefrei zu machen und Inklusion nicht nur als Wort zu führen, sondern sie auch zu ermöglichen. Sie soll für uns nicht nur ein Lippenbekenntnis sein, sondern sie ist unsere ganz besondere Aufgabe.

Wenn wir wissen, dass in Österreich in etwa 15 bis 18 Prozent der Menschen in irgendeiner Form eine Behinderung haben und von der Teilhabe an unserer Gesellschaft durch viele Barrieren noch immer ausgeschlossen sind, so muss es gerade für den österreichischen Gesetzgeber ein ganz großes Anliegen sein, seinen Versammlungsort, sein Haus, das heute ein Haus des Dialoges ist, barrierefrei zu gestalten. Ich darf Sie schon jetzt einladen: Kommen Sie immer wieder zu uns! Sie brauchen nur einen QR-Code zu lösen und kommen schon durch die Sicherheitskontrolle herein. Sie können sich im Besucherzentrum, in der Gastronomie oder in der Demokratiewerkstatt ganz frei bewegen. Nutzen Sie hier den Diskurs, nutzen Sie all diese Möglichkeiten, die das Haus Ihnen bietet!

30 Jahre Bestehen, obwohl die Organisation eigentlich schon 50 Jahre an Erfahrung hat, ist für Österreich eine ganz besondere Leistung. Das heißt, 30 Jahre Funktionärsarbeit, das heißt, 30 Jahre Engagement. Denken Sie zurück, wie Sie begonnen haben, wie Sie mit dieser Idee in Österreich erstmals aufgetreten sind!

Ich kannte Hermann Kröll sehr wohl, und aus eigener Erfahrung und aus seiner tiefsten inneren Überzeugung hat er sich für die besondere Herausforderung, die Menschen mit intellektuellen Einschränkungen haben, eingesetzt, damit sie im sportlichen Wettkampf die Möglichkeit haben, sich zu messen, um gemeinsam auch zum Ausdruck zu bringen, dass die Anstrengung, Leistung zu erbringen – egal wer man ist, zu welcher Zeit und wo auch immer man geboren ist –, ein gemeinsames Ziel für uns sein muss.

Ich denke, Special Olympics hat viel mehr Auswirkungen, als es eigentlich im sportlichen Bereich der Fall ist. Special Olympics ist auch Ausdruck unserer Gesellschaft, wie wertschätzend und mit welchem Respekt wir uns begegnen, wie wir miteinander umgehen. Daher darf ich mich bei allen Funktionären für die Arbeit dieser letzten 30 Jahre ganz, ganz herzlich bedanken. Es ist eine Arbeit, die einem, glaube ich, wenn man sie gerne tut, sehr vieles zurückgeben kann – nicht nur an Emotionen, sondern auch an positiven Gefühlen. Es ist eine Arbeit, die Sie aber nicht nur für die Athletinnen und Athleten leisten, sondern die Sie für die Gesellschaft im Gesamten leisten.

Es sind ja in Österreich über 1 000 Sportler, die sich in den nationalen und internationalen Wettbewerben messen. Die Betreuer haben die Betreuung auf eine ganz besondere Art zu organisieren. Der organisatorische Aufwand ist ein besonderer, der Betreuungsaufwand ist ein besonderer. Es ist auch etwas Besonderes, wenn man dann auch die sportlichen Erfolge einheimst, wenn man sieht, auf welch fruchtbaren Boden der Aufwand gefallen ist.

Ich war 2017 bei den Special Olympics in Schladming und habe gesehen, mit welcher Bravour dort die Herausforderungen der Wettbewerbe gemeistert wurden. Ich habe aber auch gesehen, mit welcher Freude man daran teilgenommen hat. Ich habe vor allem auch gesehen, mit welcher Freude die Trainerinnen und Trainer das mit ihren Athletinnen und Athleten bewältigt haben.

So sollen diese 30 Jahre auf der einen Seite Anlass sein, zurückzublicken und sich über die Erfolge zu freuen, aber auch, um nach vorne zu blicken: Was sind unsere Perspektiven für die Zukunft? Was müssen wir weiter in unsere Gesellschaft einbringen, um wirklich eine umfassende Barrierefreiheit zu garantieren?

Wir haben einen Anfang geschafft, wir sind aber beileibe nicht am Ende der Fahnenstange angelangt. Wir haben viele gesetzliche Vorgaben geschaffen, aber es längst nicht wirklich so in der breiten Bevölkerung verankert, dass diese Inklusion, wo und wann auch immer sie stattfindet, eine Selbstverständlichkeit ist.

Diese Selbstverständlichkeit wünsche ich uns allen, denn es ist für die gesamte Gesellschaft eine Bereicherung, dass wir diesen Weg mutig voranschreiten, dass wir diesen Weg auch dort gehen, wo es da und dort Schwierigkeiten gibt, dass wir diesen Weg auch als einen gemeinsamen sehen, der am Schluss von Erfolg gekrönt sein wird. So wie zu Ihren sportlichen Leistungen haben Sie auch ganz wesentlich zu einer positiven Entwicklung unserer Gesellschaft beigetragen.

Ich danke Ihnen für das heutige Hiersein, für das heutige Feiern. Ich freue mich auch, dass unsere Inklusionssprecherinnen und -sprecher des National- und Bundesrates heute zugegen sind. Es ist für uns ganz, ganz wichtig, dass das von allen Parteien getragen wird. Das Schöne daran ist, da gibt es keinen Unterschied in der Meinung. So würden wir uns das für viele Vorhaben wünschen, aber es liegt natürlich in der Sache, dass Opposition und Regierung oft andere Vorstellungen haben. Bei diesem Thema ziehen wir aber alle an einem Strang.

Ich bedanke mich auch beim Herrn Bundesminister, dass er gerade diesen Sportarten und auch Ihrer Arbeit durch sein heutiges Hiersein so viel Bedeutung beimisst. – Vielen herzlichen Dank. (Beifall.)