Transkript der Veranstaltung:
Festakt für das Ehrenamt anlässlich des Abschlusses des Schwerpunktjahres
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(Es folgt ein Musikstück.)
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(Beifall.)
Rebekka Salzer (Moderation): Das war das Arnsdorfer Dorfblech aus der Wachau mit der „Kuruvacni Fanfare“ von Jiří Ignác Linek. Vielen Dank.
Meine Damen und Herren, ganz herzlich willkommen hier im Dachfoyer der Hofburg. Schön, dass Sie so zahlreich gekommen sind. Das Parlament widmet jedes Jahr einem gesellschaftlich oder historisch wichtigen Thema eine große Bühne. 2021 und 2022, also heuer, ist das Ehrenamt im Mittelpunkt gestanden und heute wollen wir das im Rahmen dieses Festakts feiern.
Dreieinhalb Millionen Österreicherinnen und Österreicher sind ehrenamtlich in Österreich tätig. Das ist ja eine wirklich große und großartige Zahl. 14 Millionen Stunden pro Woche werden ehrenamtlich gearbeitet. Gerade deshalb ist es aber auch wichtig, dass die politischen Rahmenbedingungen auch gut passen für die Menschen, die so viel Herzblut hineinstecken in ihre Arbeit, für die sie mit Wertschätzung entlohnt werden, aber eben nicht monetär. Darüber wollen wir heute diskutieren.
Ich darf aber zunächst einmal Dr. Harald Dossi, den Parlamentsdirektor, um seine einleitenden Worte bitten.
Harald Dossi (Parlamentsdirektor): Vielen Dank, Frau Salzer. Meine Damen und Herren, herzlich willkommen im österreichischen Parlament! Ich würde einleitend gerne den Gastgeber des heutigen Festakts für das Ehrenamt anlässlich des Abschlusses dieses Schwerpunktthemas – Frau Salzer hat es schon erwähnt – sehr herzlich begrüßen: Herrn Präsidenten des Nationalrates, Wolfgang Sobotka. (Beifall.)
Wir freuen uns auch, dass Herr Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz Johannes Rauch und die Staatssekretärin für Jugendangelegenheiten und Ehrenamt, Frau Claudia Plakolm, sich zu uns gesellt haben. Herzlich willkommen! (Beifall.)
Ich darf weiters neben all den anderen anwesenden Abgeordneten und ehemaligen Abgeordneten des Nationalrates insbesondere namentlich die Abgeordneten Andreas Hanger, Elisabeth Feichtinger, die, wie ich höre, im Stau steckt und etwas später kommt, Rosa Ecker, Ralph Schallmeiner und Yannick Shetty sehr herzlich begrüßen. (Beifall.) Ich mache das umso lieber und ich werde später noch kurz darauf zurückkommen, weil dieses Schwerpunktthema Ehrenamt im Parlament aus unserer Sicht durch gute Zusammenarbeit mit allen Abgeordneten zum Nationalrat geprägt war, insbesondere mit den Bereichssprechern und -sprecherinnen, die heute auch hier sind und sich weiter noch aktiv beteiligen werden. Ich möchte mich dafür sehr herzlich bedanken. Wir wissen das zu schätzen, wie sehr Sie das gemeinsam mit uns gemacht haben. Vielen Dank noch einmal dafür! (Beifall.)
Besonders begrüßen möchte ich auch die anwesenden Repräsentantinnen und Repräsentanten der Blaulichtorganisationen, der Sozialvereine, der Sportgemeinschaften und Kulturvereine und insgesamt alle Vertreterinnen und Vertreter der Zivilgesellschaft. Es freut mich auch, zahlreiche FunktionärInnen aus den Dachorganisationen der Freiwilligenverbände, der HochschülerInnenschaft und des Seniorenrings hier im Parlament willkommen heißen zu dürfen. Namentlich begrüßen darf ich die heute am Programm mitwirkenden EhrenamtlerInnen, Frau Leonie Ferscha von der Sportunion, Frau Monica Müller vom Momo Kinderhospiz und Kinderpalliativteam, Frau Laura Schaufler vom Roten Kreuz, Herrn Dominik Drljo von der Aha Jugendinfo Vorarlberg sowie schließlich Herrn Mateo Palac von der Freiwilligen Feuerwehr. Herzlich willkommen! (Beifall.)
Außerdem würde ich gerne stellvertretend für die, wie ich gesehen habe, große Delegation des FH Campus Wien den Vorsitzenden der Geschäftsleitung, Herrn Prof. Willy Behensky, und die Vizerektorin, Frau Prof. Elisabeth Haslinger-Baumann begrüßen. Herzlich willkommen! (Beifall.) Ich mache das insbesondere auch deswegen, weil der FH Campus Wien uns im Rahmen dieses Ehrenamtes durch eine gute wissenschaftliche Begleitung all der Aktivitäten und Diskussionen sehr unterstützt hat. Das Endergebnis dieser wissenschaftlichen Begleitung ist ja die Studie, die heute an die Mitglieder der Bundesregierung überreicht werden wird, die auch ein wichtiges Produkt ist und die im Grunde im Zentrum des heutigen Vormittags stehen wird. Vielen Dank dafür.
Die Freiwilligenarbeit und das Ehrenamt stehen heute im Fokus, insofern möchte ich mich bei Ihnen allen, meine sehr geehrten Damen und Herren, für Ihr Kommen bedanken. Ich weiß, dass sich viele von Ihnen im Rahmen Ihrer Freizeit nebenbei in diesen Bereichen engagieren, wofür ich mich im Namen des Parlaments sehr bedanken möchte. Es ist so, dass wir in diesem Schwerpunktjahr – Frau Salzer hat das schon erwähnt, Ihnen wird das sehr bekannt vorkommen – pandemiebedingt auch etwas gestört waren, verzögert waren. Das erklärt auch, dass sich das Schwerpunktthema, das wir üblicherweise am Kalenderjahr orientieren, diesmal bis in den Frühsommer gezogen hat. Wir waren da natürlich genauso betroffen wie viele andere Institutionen, mit der großen Ausnahme – und das darf ich auch erwähnen – der parlamentarischen Kernarbeit selbst. Das Parlament, die Ausschüsse, das Plenum des Nationalrates und auch der Bundesrat haben auch in den letzten zwei Jahren dieser Pandemie ohne Pause funktioniert. Wir sind sehr stolz darauf, dass wir das geschafft haben, aber bei den anderen Tätigkeiten haben wir uns natürlich auch ziemlich zurückgenommen.
Sie werden heute und morgen am Heldenplatz noch diese Stelen sehen können, die wir in den letzten Monaten mit dem Thema Ehrenamt bespielt haben, die auch Teil unserer Kommunikation dazu sind. Das trifft sich jetzt sehr gut und ist gut koordiniert mit dem heutigen Abschlusstermin, dass wir eben morgen die Bespielung dieser Stelen beenden werden. Wir werden dann in einem nächsten Schritt – und das ist gewissermaßen auch etwas, worauf wir uns schon freuen können – unsere Erzählung beginnen, gewissermaßen die langsame Rückkehr in das sanierte Parlamentsgebäude, die hier dann offiziell im Jänner des nächsten Jahres als Thema stattfinden wird, also das wird das nächste Thema auf den Stelen sein.
Das Schwerpunktjahr haben wir im Juni des letzten Jahres, ziemlich genau vor einem Jahr, begonnen, mit einer Abendveranstaltung, einer großen Auftaktveranstaltung, auch hier im Dachfoyer. Da hatten wir bereits die Freude, gemeinsam mit dem Bereichssprecherinnen und Bereichssprechern des Nationalrates, der parlamentarischen Klubs, eine große Eröffnungsveranstaltung zu machen. Wir haben dann ab Juni bis in den November des letzten Jahres in einem Crowdsourcingprojekt auch versucht, möglichst breit in die Bevölkerung hinein zum Thema Ehrenamt Fragen zu stellen, Anregungen zu bekommen: Wie kann man diese ehrenamtliche Tätigkeit fördern und unterstützen?
Das Ganze ist dann heuer im April in einer ganztägigen Veranstaltung zusammengelaufen, wo wir auf Basis der Ergebnisse des Crowdsourcing auch hier wieder mit den Abgeordneten zum Nationalrat, mit vielen Menschen, die sich ehrenamtlich betätigen, all diese Themen durchdiskutiert haben. Und wie gesagt, dieser gesamte Prozess ist von einem Team des FH Campus Wien begleitet worden. Dazu liegt eine Studie vor, über die wir heute noch mehr sprechen werden und die, wie gesagt, dann auch den Mitgliedern der Bundesregierung übergeben werden wird.
Was jedenfalls herausgekommen ist, ist, dass ja, ehrenamtliche Tätigkeit in Österreich gut funktioniert, alltäglicher Bestandteil des zivilgesellschaftlichen Engagements ist, dass es aber doch einige Punkte gibt, nicht nur die notwendige Anerkennung dieser Tätigkeit, sondern dass man da und dort auch fördern kann. Das sind Fragen der Rahmenbedingungen der ehrenamtlichen Tätigkeit, und dafür gibt es auch eine politische Verantwortung. Deswegen ist das heute genau der richtige Rahmen, in der Anwesenheit von Abgeordneten zum Nationalrat, Mitgliedern der Bundesregierung und ihnen allen. Ich bin sicher, auf dieser Grundlage werden wir weitere gute Fortschritte für die ehrenamtliche Tätigkeit erreichen können.
Herzlich willkommen noch einmal und ich wünsche uns allen einen interessanten Vormittag. Danke schön. (Beifall.)
Rebekka Salzer: Vielen Dank, Parlamentsdirektor Dr. Harald Dossi.
Im Regierungsprogramm ist vereinbart worden, dass das Sozialministerium an einer weiteren Förderung des Freiwilligenwesens arbeitet. Ich darf jetzt dazu Sozialminister Johannes Rauch um seine Worte bitten.
Johannes Rauch (Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz): Geschätzter Herr Präsident! Frau Staatssekretärin! Abgeordnete zum Nationalrat! Sehr geehrte Damen und Herren, vor allem geschätzte ehrenamtlich Tätige! Es ist mir eine besondere Freude, heute hier zu stehen, weil ich aus einem Bundesland komme, in dem Freiwilligenarbeit, ehrenamtliche Arbeit seit langen Jahren Tradition hat, wo wir eine besondere Wertschätzung für diese ehrenamtlich tätigen Menschen auch immer zum Ausdruck gebracht haben, bis hin zu Veranstaltungen wie dieser, Preisverleihungen.
Wertschätzung: Das hat doch Kreise über den Bodensee hinüber bis nach Baden-Württemberg gezogen, wo mein Freund Winfried Kretschmann, Ministerpräsident von Baden-Württemberg, bei sich in der Regierung eine eigene Stabsstelle für freiwilliges Engagement eingerichtet hat. Ich mag kurz umreißen, warum das so eine hohe Tradition bei uns hat und warum es so wichtig ist.
Freiwilliges Engagement, bürgerschaftliches Engagement, Ehrenamt: All diese Bezeichnungen bilden nur unzureichend ab, was da an Leistung für die Gesellschaft, für das Gemeinwesen, für den Staat erbracht wird. Ein bisschen muss man auch auf den vermeintlichen Unterschied oder den oft gemachten Unterschied oder das oft gemachte Auseinanderdividieren von vermeintlich professioneller und auf der anderen Seite ehrenamtlicher Arbeit eingehen, wo ja der Eindruck entstehen könnte, Ehrenamt per se oder Freiwilligenengagement per se ist weniger professionell, weniger wichtig, weniger wertvoll als die Arbeit von ausgebildeten, professionellen Menschen. Ich würde diesen Widerspruch oder vermeintlichen Widerspruch gerne auflösen und aufheben.
Es kann da nur ein Miteinander geben, auch in gegenseitiger Wertschätzung, in gegenseitigem Respekt, auch in gegenseitiger Anerkennung. Beide Seiten brauchen einander. Das halte ich für eine ganz, ganz wichtige Botschaft in Zeiten wie diesen, um nicht zuzulassen, dass eine künstliche Kluft zwischen vermeintlich ehrenamtlich Tätigen und den hauptamtlich Tätigen weiter verstärkt wird.
Warum ist das so wichtig? Es sind in Österreich etwa 3,5 Millionen Bürgerinnen und Bürger in diesem Sektor tätig. Wenn zuvor die Rede davon war, dass Corona das Erstellen der Studie verzögert hat, dann hat jedenfalls die Pandemie eines gezeigt: Dieses bürgerschaftliche Engagement hat wesentlich dazu beigetragen, dass die Pandemie einigermaßen gut bewältigt worden ist. Ich sage das in aller Deutlichkeit. Dieses zivilgesellschaftliche ehrenamtliche Engagement von ganz vielen, die auf ihre alte Nachbarin, ihren pflegebedürftigen Nachbarn geschaut haben, wo Lockdownsituationen waren, wo viele Menschen unter Einsamkeit gelitten haben, bis hin zu Besuchsdiensten, die geleistet worden sind, Medikamentenbesorgungen, also eine Unzahl von Tätigkeiten absolviert worden ist, hat dazu beigetragen, einigermaßen gut durch diese Krise zu kommen. Das heißt, in vielen Bereichen ist freiwilliges Engagement systemrelevant – weil so viel in diesen Tagen von systemrelevant die Rede war –, und jedenfalls ist und bleibt Ehrenamt systemrelevant. Um ein Beispiel zu nennen: bei den Blaulichtorganisationen, die ohne ehrenamtliches Engagement ihre Tätigkeit in dem Ausmaß überhaupt nicht erbringen können.
Das heißt, es ist höchst an der Zeit, das auch zu würdigen. Es ist auch Zeit, sich mit den Herausforderungen, vor denen freiwilliges Engagement steht, auseinanderzusetzen. Wir leben in einem gesellschaftlichen Wandel. Auch Organisationen, die sehr stark von ehrenamtlichem Engagement geprägt sind, merken das. Auch da geht es wie in so vielen Bereichen um die Frage der Nachwuchsentwicklung, auch da geht es darum, Transformationsprozesse zu gestalten, auch da geht es darum, Digitalisierung mitzunehmen – und jetzt meine ich die positiven Seiten der Digitalisierung, da gibt es auch negative. Da gibt es unglaublich viel Potenzial, das genützt und gehoben werden kann. Daher an dieser Stelle auch Dank an die FH und an die Hochschulen und die Wissenschaft für die Begleitung dieser Prozesse, die ich für enorm wichtig halte.
Ein ganz wichtiger Schritt ist, dass wir anerkennen, dass wir in Krisensituationen – und die Pandemie war eine; die Flüchtlingssituation, die wir schon hatten, ist ein zweites Beispiel – essenziell darauf angewiesen sind, dass dieses bürgerschaftliche ehrenamtliche Engagement funktioniert. Und ich sage Ihnen auch, warum das so wichtig ist: Es bildet ab, was ich immer sage, diesen Grundkonsens in der Gesellschaft, den wir brauchen, diese Grundsolidarität, die wir brauchen, wenn es darum geht, wirklich tiefgreifende Veränderungen zu gestalten und auch Krisen zu bewältigen. Ohne diesen Minimalkonsens und diesen Minimalzusammenhalt, ohne dieses Engagement verlieren wir Gemeinsinn, Zusammenhalt, den wir brauchen. Ich habe es so formuliert: Jeden Millimeter werden wir brauchen, um die Krisen zu bewältigen, und deshalb sei es jetzt einmal ins Zentrum gestellt.
Ein paar Sätze noch: Was werden wir als Ressort auch zukünftig machen? Da gibt es eine Menge Herausforderungen, denen wir uns stellen. Wir unterstützen im Rahmen des Pilotprojekts Kompetenz- und Servicestelle für Freiwilligenengagement den Aufbau des ersten digitalen Freiwilligenzentrums Österreichs. Wir haben eine Evaluierung des Freiwilligengesetzes durchführen lassen und die daraus resultierenden zehn Handlungsempfehlungen haben wir auch unlängst vorgestellt. Wir haben das freiwillige soziale Jahr und das freiwillige Umweltjahr evaluiert. Die Ergebnisse werden morgen präsentiert. Ein weiteres Element ist das Dialogforum des Parlaments – es wurde schon angesprochen. Es geht auch um die Absicherung von Freiwilligen. Auch das ist ein Thema, das uns begleitet. Jedenfalls darf freiwilliges Engagement zu keinen finanziellen Nachteilen führen – nirgendwo. Das wäre nämlich genau das falsche Signal. Es geht einfach auch darum, diese ganzen Strukturen zu stärken.
Was sind die nächsten Schritte? Wir werden all diese Ergebnisse, diese Evaluierungsergebnisse, Vorschläge und Empfehlungen dieser Prozesse prüfen und politisch diskutieren. Wir werden dort, wo notwendig und zweckmäßig, dies auch gesetzlich verankern, wobei ich immer sage: Die gesetzliche Verankerung ist das eine, aber wir können nicht alles gesetzlich regeln und abbilden. Das ist auch eine Erkenntnis, die sich zunehmend durchsetzt. Es ist eben nicht alles geeignet, um in ein Gesetz gegossen zu werden, vor allem dann, wenn es darum geht, Engagement und Eigeninitiative, auf die wir ja angewiesen sind, auch zu stärken.
Es ist mir allerdings wichtig, zu betonen, dass wir uns da in einem Prozess der Beteiligung befinden, wir auf das Wissen und die Erfahrung der Organisationen, der ehrenamtlich Tätigen zurückgreifen möchten, weil wir da auch gemeinsam Schritte machen möchten, um dieses Gemeinwesen, auf das wir alle angewiesen sind, in einem guten Miteinander zu stärken. Es ist mir ein wirkliches Anliegen an dieser Stelle, mich ganz herzlich bei Ihnen allen, stellvertretend bei Ihnen allen zu bedanken, für das Engagement, das hier gebracht wird. Ich kann Ihnen nur sagen, wir, die Politik, die Bundesregierung, der österreichische Nationalrat, haben erkannt, wir brauchen dieses Engagement, wir brauchen diese ehrenamtlich Tätigen, weil ohne sie es nicht gelingen wird, unser Staatswesen und unser Gemeinwesen zukunftsfähig zu gestalten. Ich danke Ihnen sehr herzlich. (Beifall.)
Rebekka Salzer: Vielen Dank, Bundesminister Johannes Rauch.
Die Agenden des Ehrenamts sind auch in der Verantwortung von Claudia Plakolm, Staatssekretärin im Bundeskanzleramt. Da spielt auch die Jugendpolitik hinein. In Österreich sind Menschen ab 15 schon ehrenamtlich tätig, das ist sehr früh. Ich darf Sie um Ihre Ausführungen dazu bitten.
Claudia Plakolm (Staatssekretärin): Geschätzter Herr Nationalratspräsident! Sehr geehrter Herr Bundesminister! Liebe Abgeordnete! Sehr geehrte Festgäste! Und insbesondere beim heutigen Festakt: liebe ehrenamtlich Tätigen! Das Ehrenamt in Österreich ist der Treffpunkt von Menschen, die mehr tun als bloß ihre Pflicht. Österreich lebt vom Ehrenamt wie kaum ein anderes Land, und viele Vereine und Organisationen sind nicht bloß nur die tragende Säule unserer Gesellschaft, sondern bilden bereits das wichtige Fundament, die Basis in vielen, vielen Bereichen in unserer Gesellschaft.
Egal ob es darum geht, sicher auf den Berg zu kommen und sicher auch wieder herunter, oder wenn man schnell versorgt werden muss von einer Blaulichtorganisation oder wenn wortwörtlich Feuer am Dach ist, egal in welchen Bereichen: Ohne die unzähligen Ehrenamtlichen und Freiwilligen würde vieles in unserem Land ganz einfach nicht funktionieren. Unsere Vereine und Organisationen sorgen aber nicht nur dafür, dass wir als Bürgerinnen und Bürger uns sicher fühlen können, sondern Ehrenamt bietet auch ein Netz, das Menschen verbindet. Egal wie die Meinung zu Politik ist, egal wie die Meinung zu Coronamaßnahmen ist, das Ehrenamt überwindet Gräben. In der Blasmusik, im Fußballverein spielen diese Dinge ganz einfach eine sekundäre Rolle, und dort werden Menschen zusammengebracht.
Vereine und Organisationen prägen aber auch ganz deutlich Lebensräume, ganz speziell auch im ländlichen Raum. Besonders dort machen ehrenamtliche Organisationen oft den Unterschied, ob sich junge Menschen zu Hause willkommen fühlen, ob sie regelmäßig, auch wenn sie woanders studieren oder arbeiten, nach Hause zurückkommen und ob ganz einfach auch ein soziales Gefüge, ein soziales Netz vorhanden ist. Vereine vereinen, und wo Menschen zusammenkommen, dort lebt man ganz einfach auch sehr, sehr gerne. Deswegen betone ich auch immer wieder, dass die ehrenamtlichen Strukturen in unserem Land insbesondere ein wichtiger Faktor sind, was Integration betrifft, aber auch in Zeiten, wo oft die Rede von Krisen ist, wo gerade junge Menschen im Sinne der mentalen Gesundheit sehr, sehr stark betroffen sind, wo das Gott sei Dank auch stärker thematisiert wird, greift das Ehrenamt. Genau da ist das Ehrenamt die beste Prävention, insbesondere für junge Menschen, und genau da hat man ein soziales Netz, das aufeinander schaut und das einen auffängt, wenn man auch einmal schlechtere Zeiten durchzumachen hat.
Die letzten Monate im Zeichen der Pandemie waren für Vereine und Organisationen mehr als herausfordernd, weil gerade diese zwischenmenschliche Interaktion ganz einfach schwer möglich war – von dieser leben ja unsere gesellschaftlichen Strukturen. Umso wichtiger ist es jetzt, herauszufinden, wo im Ehrenamt der Schuh drückt. Deswegen möchte ich unserem Nationalratspräsidenten Wolfgang Sobotka ganz herzlich für dieses Schwerpunktjahr, das ins Leben gerufen wurde, danken. Es sind ja schon quasi fast Schwerpunktjahre für das Ehrenamt, also das zeigt ganz einfach auch die politische Bedeutung, die wir im Sinne dessen setzen. Dieses Schwerpunktjahr wurde nicht nur ins Leben gerufen, sondern auch mit Leben gefüllt, mit vielen, vielen Veranstaltungen, mit der Studie, die heute präsentiert wird, mit der begleitenden politischen Arbeit.
Seit der jüngsten Regierungsumbildung darf ich nun auch für das Thema Ehrenamt zuständig sein, das ja, wie einleitend schon betont wurde, besonders für die jungen Menschen in unserem Land wichtig ist. Beinahe jeder zweite junge Mensch engagiert sich in Österreich freiwillig, neben der Schule, neben dem Studium, neben der Lehrstelle. Das ist ganz einfach ein sehr, sehr starkes Zeichen, gerade wenn ich in die Runde schaue, wo viele, viele Jugendorganisationen auch vertreten sind.
Ich bin dankbar, dass hier ein breiter parlamentarischer Prozess gestartet wurde, und man sieht auch mit dem Blick in die Runde, in das Publikum, auf die Gästeliste, dass Ehrenamt in Österreich einfach sehr, sehr vielfältig ist, dass es von vielen unterschiedlichen Organisationen lebt, die in den unterschiedlichsten Bereichen für Zusammenhalt in unserer Gesellschaft Sorgen. Diese Veranstaltung heute mag vielleicht der Abschluss dieses Schwerpunktjahres sein, aber die Präsentation der Studie, die dann gleich folgt, ist gewissermaßen der Auftakt für den politischen Auftrag, den wir als Mitglieder der Bundesregierung heute ganz einfach auch von dieser Veranstaltung mitnehmen würden.
Ich freue mich auf weitere Ideen, auch auf kritische Rückmeldungen von Ihnen allen, weil sie tagtäglich mit Menschen zu tun haben, mit Freiwilligen zu tun haben, die sich ehrenamtlich engagieren, Sie selbst tagtäglich die Herausforderungen auch kennen, mit denen Vereine und Organisationen in unserem Land zu kämpfen haben. Dazu möchte ich Sie auch ganz herzlich einladen, dass Sie diese Rückmeldung bitte auch weiterhin und jederzeit ganz unkompliziert geben.
Ich möchte jetzt abschließend die Gelegenheit nutzen, um Danke zu sagen. Danke für Ihre unermüdliche Arbeit rund um die Uhr, nicht nur für die Sicherheit in unserem Land, sondern insbesondere für den gesellschaftlichen Zusammenhalt, für Traditionen, die aufrechterhalten werden, für die sinnvollste Freizeitbeschäftigung, die gerade auch jungen Menschen in unserem Land damit gegeben wird. Ich freue mich auf die Ergebnisse dieser Studie, die jetzt im Anschluss präsentiert wird, und auf den Austausch in weiterer Folge beim heutigen Festakt. Vielen herzlichen Dank.
Rebekka Salzer: Vielen Dank, Staatssekretärin Claudia Plakolm.
Bevor wir zu dieser Studie kommen, die schon von Dr. Dossi und jetzt auch von Frau Plakolm angesprochen wurde, geht es jetzt wieder weiter mit dem Arnsdorfer Dorfblech und „Under the Boardwalk“.
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(Es folgt ein Musikstück.)
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(Beifall.)
Rebekka Salzer: Vielen Dank dem Arnsdorfer Dorfblech.
Hier geht es jetzt weiter mit der Studie – wir haben schon ein paar Mal davon gehört. Das Parlament hat die FH Campus Wien mit einer Studie zum Thema Ehrenamt beauftragt. Die Ergebnisse, die wirklich sehr, sehr interessant sind, hören Sie jetzt von Elisabeth Haslinger-Baumann, der Vizerektorin für Forschung und Entwicklung und Leiterin des Kompetenzzentrums für angewandte Pflegeforschung.
Elisabeth Haslinger-Baumann (Studienpräsentation, Vizerektorin FH Campus Wien): Vielen herzlichen Dank! Guten Tag! Ich begrüße alle Anwesenden sehr herzlich. Ich darf nun im Namen der Autoren den Endbericht „Zukunft für das Ehrenamt“ vorstellen. Diese Studie wurde in den Jahren 2021 und 2022 durchgeführt, und die Autoren sind Herr Wolfgang Tomaschitz und Herr Paul Schmidinger, die ebenfalls heute vor Ort sind. Beide sind im Fachbereich angewandte Politikwissenschaft des Departments Verwaltung, Wirtschaft, Sicherheit und Politik an der FH Campus Wien tätig. Ziel der wissenschaftlichen Begleitung ist die zusammenfassende Darstellung des Status quo des Ehrenamts und der Bedürfnisse der ehrenamtlich tätigen Personen in Österreich. Daraus lassen sich Implikationen für die Zukunft ableiten.
Herzlichen Dank an dieser Stelle allen Mitwirkenden, vor allem an diejenigen Personen, die ehrenamtlich tätig sind und an ihrer Expertise teilhaben ließen. Großer Dank gilt auch dem Parlament. Dieser Prozess, den die Autoren begleiten durften, wurde von der Parlamentsdirektion organisiert und initiiert. Das Parlament ist das Zentrum repräsentativer Demokratie in Österreich, und so kann das als wichtiger Schritt dieser Institution im Gespräch mit der Zivilgesellschaft verstanden werden.
Der hier angewandte und untersuchte Prozess bestand aus zwei großen Teilen, einer repräsentativen quantitativen Erhebung sowie einem qualitativen Prozess, dem sogenannten Dialogforum. Einige der Ergebnisse wurden schon ein bisschen durch die Vorredner und Vorrednerinnen vorweggenommen, jetzt haben wir es schwarz auf weiß, denn die repräsentative österreichweite telefonische und Onlinebefragung mit 1 931 Personen mit und ohne österreichischer Staatsbürgerschaft ab 16 Jahren ergab, dass über 70 Prozent der Befragten schon einmal ehrenamtlich tätig waren oder das noch immer sind. Es besteht also eine ausgeprägte solidarische Grundhaltung in der Bevölkerung. Die für die Ergebniserfassung leitende Forschungsfrage war: Haben Sie sich persönlich schon einmal freiwillig und unbezahlt für eine Sache engagiert und eine ehrenamtliche Tätigkeit übernommen?
Kurz zusammengefasst kann gesagt werden, dass das ehrenamtliche Engagement nach Altersgruppen relativ gleichmäßig verteilt ist. Es nimmt mit der formalen Bildung und mit dem Einkommen zu. Nach Tätigkeitsbereichen werden zuallererst Sozialeinrichtungen genannt und gleich darauf folgend Sport- und Bildungsaktivitäten. Eine Präzisierung bezüglich der Altersgruppen: Es gaben bereits die unter 30-Jährigen zu fast 70 Prozent an, ehrenamtlich tätig zu sein oder gewesen zu sein. In den mittleren Altersgruppen steigt dieser Anteil auf fast 73 Prozent, und in der Altersgruppe der 61- bis 75-Jährigen ist der Stand am höchsten. Doch auch unter den über 75-Jährigen geben noch immer 69 Prozent an, sich freiwillig und ehrenamtlich zu engagieren beziehungsweise sich engagiert zu haben.
Der zweite Teil der Studie war die Begleitung eines partizipativen Prozesses. Hierbei wurde in einem ersten Schritt die Form des Crowdsourcing angewendet. Dieser Prozess wurde durchgeführt, um gezielte Anliegen des Ehrenamtes zu erfassen, die in weiteren Schritten gesichtet, geclustert und die häufigsten Nennungen als Themen für das Dialogforum aufbereitet wurden. Das Dialogforum wurde von der Parlamentsdirektion als World-Café-Veranstaltung organisiert. Dabei handelt es sich um eine anerkannte Methode der Öffentlichkeitsbeteiligung. Kern dieser Methode ist, dass durch intensive Gruppengespräche gemeinschaftliche Innovationen entstehen und neue Sichtweisen und Handlungsmöglichkeiten entwickelt werden können.
Konkret wurde dies durch fünf Workshops mit unterschiedlichen Themen umgesetzt. Die Teilnehmer und Teilnehmerinnen setzten sich aus großen und kleinen Unternehmen, wo Ehrenamt vorhanden ist, zusammen. Als Basis für die Auswertung der Workshops waren die Protokolle sowie erstellte Spickzettel – sogenannte Postings – von allen Gesprächsrunden grundgelegt.
Workshop Nummer eins, Thema Nummer eins: Gütesiegel für Firmen. In diesem Workshop wurde der Vorschlag diskutiert, Unternehmen für ihr Engagement im Bereich des Ehrenamts mit einem Gütesiegel auszuzeichnen. Ziel des Gütesiegels könnte ein Bewusstsein der sozialen Verantwortung sein oder selbst zur Wahrnehmung dieser Verantwortung beitragen. Zusammengefasste Ergebnisse dieses Prozesses: Unstrittig ist, dass Unternehmen stärker in die Verantwortung für die Ermöglichung ehrenamtlicher Tätigkeit einbezogen werden sollen und dass die Entwicklung von ehrenamtsfreundlichen Betrieben als ein gesamtgesellschaftlicher Prozess zu verstehen ist.
In der Diskussion war jedoch eine vergleichsweise starke Zurückhaltung der Teilnehmenden zu bemerken. Obwohl die Abstimmung in den meisten Fällen eine Mehrheit für das Gütesiegel ergab, fanden sich zum Teil auch mehrere Stimmen gegen diesen Vorschlag zum jetzigen Zeitpunkt, da die entsprechenden Ziele noch wenig präzise formuliert sind. Es wurde der damit verbundene Aufwand für die Unternehmen einschränkend erwähnt und ein gewisser Zweifel an der Wirksamkeit dieser Maßnahme attestiert.
In Workshop Nummer zwei ging es um die Absicherung der Freiwilligen, und es ging auch darum, die Möglichkeit einer indirekten Abgeltung ehrenamtlicher Tätigkeit zu diskutieren. Als eines der wesentlichen Anliegen wurde die Berücksichtigung von ehrenamtlichen Tätigkeiten im Rahmen der Arbeitszeit genannt beziehungsweise als Guthaben auf die Pension oder als Vergünstigung in Form von Gutscheinen. Von den zusammenfassenden Ergebnissen ist besonders hervorzuheben, dass ein Konsens herrschte in Bezug auf die Minimalforderung, dass den Freiwilligen aus ihrer Tätigkeit zumindest kein Nachteil erwachsen sollte. im Sinne dieser Minimalanforderungen wurde konkret der Ersatz für Fahrtkosten ebenso genannt wie eine versicherungsrechtliche Absicherung unter anderem bei Unfällen oder bei Haftungsfragen.
Offen blieb der Vorschlag einer direkten stundenweisen Anrechnung von Ehrenamtszeiten in der Pension, ob hinsichtlich der Pensionszeiten oder der Pensionshöhe. Also eine Anrechnung wurde grundsätzlich als sinnvoll eingestuft, aber in der Diskussion nicht weiterbewegt. Kleinere, direkte Benefits über Ermäßigungen bei Einkäufen, Fahrtpreisen, Eintritten oder Gebühren wurden allgemein als gut machbar eingestuft und sind ja zum Teil bereits umgesetzt. Offen blieb auch im Diskussionsprozess die Frage, ob zusätzliche Urlaubsansprüche das Recht auf Freistellung als Rechtsanspruch normiert oder dem Entgegenkommen der Arbeitgeber überlassen werden sollten.
In Workshop Nummer drei ging es um die Rahmenbedingungen für die Freiwilligenarbeit. Der Fokus in diesem Workshop lag auf den ökonomischen, kommunikativen, organisatorischen und bildungspolitischen Rahmenbedingungen. Die Frage der Personalentwicklung im Funktionärsbereich war ein wichtiger Gegenstand dieses Austausches. Aus den zusammengefassten Ergebnissen ist hervorzuheben, dass als dringender Wunsch von allen Teilnehmern und Teilnehmerinnen eine ausreichende Finanzierung der Basisarbeit festgehalten werden soll. Die Organisationen seien in dieser Hinsicht sehr stark unterfinanziert und eine Indexierung ist lange überfällig. Damit im Zusammenhang wurde die Dringlichkeit der Rekrutierung und Personalentwicklung im Bereich der Funktionäre und Funktionärinnen betont. Es müsse sehr viel mehr dafür getan werden, den Wert und die Unverzichtbarkeit von Funktionärstätigkeiten öffentlich zu kommunizieren und ein Verständnis für die finanzielle Absicherung dieser Aufgaben zu erzeugen.
In die systematische Lobbyarbeit für das Ehrenamt müsste eine Reihe von Institutionen stärker eingebunden werden, darunter vor allem Schulen, deren Aufgabe es sein könnte, in den Sinn und auch die Erlebnisqualität von gemeinsamem freiwilligen Engagement einzuführen. Zudem sollten Bevölkerungsgruppen, die derzeit noch wenig einbezogen sind, wie zum Beispiel Personen mit Migrationshintergrund oder Menschen mit Behinderung, verstärkt angesprochen werden.
Weiters: Die Einrichtung von Kompetenz- und Servicestellen für Freiwilligenarbeit wurde allgemein als eine sinnvolle Maßnahme beurteilt. Wichtig wäre ein Netzwerk solcher Plattformen auf Bundes-, Länder- und Gemeindeebene, um auch der regionalen Verwurzelung vieler Aktivitäten gerecht zu werden.
In Workshop Nummer vier ging es um die Bedeutung, die das Ehrenamt in Krisenzeiten hat, und im Lichte dieser Fragestellung wurden vor allem zwei Szenarien diskutiert: einmal das Ausmaß an Hilfsbereitschaft und tatsächlichen Hilfestellungen von ehrenamtlichem Engagement in Krisenzeiten wie zum Beispiel in der Flüchtlingskrise oder auch bei Naturkatastrophen und zum anderen die Herausforderungen für Organisationen, in Krisen selbst weiter zu funktionieren und die eigene Existenz zu sichern.
Aus den zusammengefassten Ergebnissen kann Folgendes abgeleitet werden: Freiwilligenorganisationen sind in der Lage, in Krisenzeiten Aufgaben zu übernehmen, die in der Gesellschaft durch niemanden sonst erfüllt werden können. Dazu gehört auch die Strukturierung und Kanalisierung spontaner Hilfsbereitschaft in der Bevölkerung, zum anderen aber auch das Stiften von sozialem Zusammenhalt, der die Basis für die Kultur der Hilfsbereitschaft ist. In diesem Sinne verstehen sich die Freiwilligenorganisationen auch als Teil der kritischen Infrastruktur, deren Funktionieren und Resilienz auch in Krisenzeiten unbedingt gesichert werden muss.
Zum Zweiten: Im Zuge der Covid-19 Krise haben diese Voraussetzungen zunächst zu wenig Beachtung gefunden. Die Organisationen haben ihre Aufgaben nur durch viel Flexibilität und forcierte Lernschritte im Personalmanagement, aber auch in Bezug auf die Digitalisierung weiterhin erfüllen können. Die Krise hat die Struktur und die Einsatzbereitschaft der Freiwilligen völlig verändert. Einige Organisationen haben Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen verloren und diese noch nicht wieder durch Neuzugänge ersetzen können.
Der fünfte und letzte Workshop war zum Thema Anerkennung der Kompetenzen von Freiwilligen. In den Gesprächsrunden wurde übereinstimmend festgehalten, dass durch ehrenamtliche Tätigkeit definitiv Wissen und ganz spezifische Kompetenzen erworben werden. Der formelle Nachweis ist jedoch schwierig zu erbringen. Wenn es um das Sichtbarmachen der spezifischen Form von Fähigkeiten gehe, kämen vier mögliche Instanzen infrage: erstens eine intrinsische Form der Anerkennung, die im Sinne der Tätigkeit selbst liege, zweitens die Anerkennung von Kompetenzen innerhalb von Interaktionen im Team oder mit Kunden und Kundinnen, drittens die Anerkennung durch die Organisation, die materielle und immaterielle Aspekte haben kann, und viertens die Anerkennung in der Gesellschaft. Als eine wichtige Differenzierung wurde festgehalten: Sichtbarmachen ist nicht dasselbe wie Anerkennung und wertvolle Arbeit ist nicht dasselbe wie bezahlte Arbeit.
Zusammengefasst noch zu diesem fünften Workshop: Die Anerkennung dieser Kompetenzen sei wünschenswert und könnte am ehesten in fachspezifischen Kontexten, zum Beispiel dem Sanitätsdienst im Medizinstudium oder auch im Pflegewissenschaftsstudium erfolgen. Eine größere Durchlässigkeit für Kompetenzen dieser Art an Fachhochschulen und Universitäten wurde mehrheitlich befürwortet. Eine formelle Anerkennung über ECTS-Punkte und ein System von Schlüsselkompetenzen wurde kontroversiell diskutiert. Für jüngere Akteure und Akteurinnen in Ausbildung würde der Vorteil auf der Hand liegen, insgesamt sei aber darauf zu achten, dass Quantifizierung und Verwertungslogik in der Freiwilligenarbeit nicht zu viel Gewicht bekämen. Der Versuch, den Kompetenzerwerb im Ehrenamt stark an die Standards formeller Ausbildungen anzunähern, würde gravierende Normierungsschritte nach sich ziehen, die für kleinere Organisationen nur schwer umzusetzen seien.
Zum Abschluss kann zusammenfassend gesagt werden: In Österreich sind beziehungsweise waren circa drei Viertel der Personen in irgendeiner Form und Weise ehrenamtlich tätig. Nicht nur, aber vor allem in Krisenzeiten nimmt das Ehrenamt einen Teil der kritischen Infrastruktur ein, indem es die Hilfsbereitschaft strukturiert und wichtige Bereiche abdeckt. Ehrenamt muss nachhaltig für die Zukunft abgesichert werden, im Sinne einer Stärkung der Rahmenbedingungen rund um das Ehrenamt. Daher können und sollen die Ergebnisse dieses parteiübergreifend organisierten Prozesses in die politische Debatte und legislative Tätigkeit einfließen.
Dies hier ist nur ein kleiner Auszug aus dem umfangreichen Endbericht mit der Studie „Zukunft für das Ehrenamt“. Noch viel mehr und detailliertere Ergebnisse liegen im Endbericht vor. Ich bedanke mich für Ihre Aufmerksamkeit. (Beifall.)
Rebekka Salzer: Vielen Dank, Elisabeth Haslinger-Baumann.
Wir haben da etliche Forderungen und Bedürfnisse, die das Ehrenamt hat, gehört, und das wollen wir jetzt mit den Entscheidungsträgern, also mit den BereichssprecherInnen für das Ehrenamt der verschiedenen Parlamentsparteien, besprechen. Ich darf zu mir zum Stehpult bitten: Andreas Hanger, ÖVP, Elisabeth Feichtinger, SPÖ, Rosa Ecker, FPÖ, Ralph Schallmeiner von den Grünen und Yannick Shetty von der NEOS. Vielleicht ein kleiner Vorabapplaus? (Beifall.)
Herr Hanger, ich möchte mit Ihnen beginnen: Was ist denn das Learning? Wir haben jetzt diese Studie gehört. Was haben Sie von dieser Studie mitgenommen? Was ist für Sie das Zentrale?
Andreas Hanger (Abgeordneter zum Nationalrat, ÖVP): Zum einen, glaube ich, ist es wichtig, immer wieder die Ausgangssituation zu sehen. Wir haben dreieinhalb Millionen Österreicherinnen und Österreicher, die sich ehrenamtlich engagieren. Wir sind damit mit Sicherheit Europaspitze, vielleicht sogar Weltspitze. Das ist, glaube ich, ein Wert, der uns alle verbindet, den wir alle gemeinsam sehr, sehr schätzen. Das ist ein Aspekt, der für mich ganz zentral ist.
Der zweite Aspekt ist für mich persönlich sehr wichtig. Man sieht auch in diesen Studien – und wenn wir Veränderungen diskutieren, müssen wir immer die Ausgangssituation sehen –: Ehrenamt, freiwilliges Engagement, zivilgesellschaftliches Engagement ist unglaublich vielfältig. Das heißt, wenn wir Ehrenamt diskutieren, kommen einem gleich die großen Träger in den Sinn, die man auch in der Öffentlichkeit kennt, aber für uns in der politischen Gestaltung ist es unglaublich wichtig, auch die vielen kleinen Initiativen zu sehen, die vielleicht nicht die Öffentlichkeit haben wie andere Organisationen. Das heißt, das ist so die Ausgangssituation.
Wenn wir Rahmenbedingungen diskutieren, müssen wir den gesamten Sektor sehen, der unglaublich vielfältig ist. Wir müssen über Rahmenbedingungen nachdenken, die für den gesamten Sektor gelten. Dieser Grundsatz ist in der Gesamtgestaltung für mich persönlich sehr, sehr wichtig, und das habe ich so unmittelbar mitgenommen, auch aus der vorliegenden Studie.
Rebekka Salzer: Herr Schallmeiner, was ist für Sie das zentrale Learning aus dieser Studie? Wie soll man da politisch jetzt weitertun?
Ralph Schallmeiner (Abgeordneter zum Nationalrat, Grüne): Na ja, eines der wichtigsten Learnings aus meiner Sicht ist ja nicht nur die Frage der Anerkennung, die unbestritten ist, das heißt, dass wir diese Anerkennung für ehrenamtliche, für freiwillige Tätigkeit immer in den Fokus rücken, sondern auch, dass wir uns eben Gedanken darüber machen müssen: Wie schaffen wir es, dass einerseits Nachwuchs rekrutiert wird, andererseits dieser Nachwuchs dann eben auch dementsprechend qualitätsvolle Settings vorfindet, gut geschult wird in diesen ganzen Bereichen, in denen er dann auch tätig sein soll, dass wir die Leute auch nicht überfordern in der Ehrenamtlichkeit, sondern dass wir solche Rahmenbedingungen für sie schaffen, dass sie eben möglichst gut in diese ehrenamtlichen Vereine, in diese ehrenamtlichen Strukturen reinwachsen können und sich darin eben sofort auch wiederfinden?
Ich glaube, das ist eines der ganz zentralen Learnings auch für die Zukunft, und da müssen wir uns vonseiten der Politik auch anschauen, wie wir hier bessere Rahmenbedingungen schaffen können. Das eine ist die Frage der Basisfinanzierung. Das ist natürlich immer das Geld auf der einen Seite, auf der anderen Seite eben auch die Frage: Wie können wir Qualität sichern? Wie können wir Qualität standardisieren? Ich glaube, das ist ein ganz zentraler Punkt für die Zukunft.
Rebekka Salzer: Wie kann man die derzeitige politische Situation verbessern oder was wäre notwendig, jetzt im politischen Prozess zu machen, Frau Feichtinger?
Elisabeth Feichtinger (Abgeordnete zum Nationalrat, SPÖ): Wir haben es ja gehört. Die Worte sind da, jetzt braucht es die Taten, die folgen sollen. Wir sitzen ja heute alle gemeinsam hier und wollen auch gemeinsam an einem Strang ziehen. 2012 wurde das Freiwilligengesetz unter Minister Hundstorfer ins Leben gerufen, und es war ein klares Zeichen, aber es braucht eine Novellierung. Man hat in den letzten Jahren gesehen, es braucht noch mehr Veränderung.
Es gibt viele Themen, die nicht geklärt sind. Ich habe den Workshop für Absicherung leiten dürfen, da hat man gesehen, es gibt nicht einmal ein einheitliches Versicherungssystem für alle Vereine. Die großen können das selbst organisieren, in Oberösterreich haben wir Gott sei Dank schon ein relativ gutes System, aber es betrifft eben gerade die kleinen Vereine, die dies nicht alleine stemmen. Hier ist es eine unglaublich wichtige Sache, einen Servicepoint zu schaffen, der bundesweit die Möglichkeit bietet, sie zu unterstützen.
Natürlich ist ein Thema auch die finanzielle Abgeltung, wenn das Freiwilligenamt zur Eigenfinanzierung wird. Das heißt, gerade im ländlichen Raum ist Kilometergeld ein ganz wichtiges Thema, oder eben auch ein Klimaticket, damit man unterwegs sein kann als junger Mensch, wenn man sich engagiert. Es sollte keine Diskussion sein für junge Menschen, wenn sie den finanziellen Background von zu Hause nicht haben, dass sie sich zum Beispiel neben dem Studium zwischen Ehrenamt und Arbeit entscheiden müssen. Es sollte für alle möglich sein, sich ehrenamtlich zu engagieren. Ich glaube, jeder wächst durch ein Engagement in einer ehrenamtlichen Tätigkeit, und das braucht es dringend. Ich freue mich, wenn ich mit meinen Kolleginnen und Kollegen dementsprechend politisch auch etwas weiterbringen darf.
Rebekka Salzer: Ganz kurze Nachfrage: Sie wären dafür, dass man zum Beispiel die Fahrtkosten ersetzt bekommt oder dass man eine Unfallversicherung bekommt?
Elisabeth Feichtinger: Genau. Ich bin auch eine große Verfechterin der anteiligen Anrechnung der Pensionierung nach vielen, vielen Jahrzehnten. Also das ist ja nichts, was man als junger Mensch jetzt so als Asset sieht, wenn man sich ehrenamtlich engagiert, aber es ist schön, wenn man nach vielen Jahrzehnten einfach ein kleines Dankeschön vom Staat erhält, wo es dann heißt, es wird anteilig die freiwillige Leistung, die geleistet worden ist, auch angerechnet und gesehen.
Ich sage auch, für diejenigen jungen Menschen, die sich aktiv einbringen, wäre es doch auch spannend, eine zusätzliche Woche Urlaub zu erhalten. Ich glaube nicht, dass jemand, der sich freiwillig ein ganzes Jahr engagiert, sich nur wegen dieser einen Woche freiwillig engagiert, denn das wäre eine ganz lange Distanz, das alles abzuleisten. Diese eine Woche ist ein Tropfen auf den heißen Stein, aber ein kleines Dankeschön für jeden Einzelnen, der sich engagiert. Vor allem nehmen ja auch sehr viele Urlaub, damit sie zum Beispiel bei Jugendlagern mitfahren können und sich dort engagieren. Ich glaube, das wäre ja auch eine schöne Sache. Natürlich braucht es auch den Arbeitgeber, der da vom Staat unterstützt wird. Hier könnten wir uns sicher das eine oder andere überlegen. Die nächsten Monate sind ja noch da, um das zu novellieren und zu überarbeiten.
Rebekka Salzer: Frau Ecker, wir haben gerade gehört, diese Anrechnung auf die Pension, wäre das ein Punkt, der für sie diskutabel wäre, dass man sagt: Okay, die Stunden, die da gearbeitet werden, werden auf die Pension angerechnet?
Rosa Ecker (Abgeordnete zum Nationalrat, FPÖ): Ich denke, dass das durchaus eine Möglichkeit wäre, und möchte mich da anschließen. Gerade bei den Frauen würde das natürlich auch eine Anhebung der Pensionen oder der Anrechnungszeiten bewirken, was wir uns wünschen würden. Es sind sehr, sehr viele Frauen ehrenamtlich tätig, gerade in den kleineren Vereinen, etwa dem typischen Bereich des Elternvereins, wo vieles bewirkt wird, wo das System der Bildung auch unterstützt wird, wo viel Geld hereinkommt durch Veranstaltungen, wo sich einfach auch sehr, sehr viele Frauen engagieren.
Aber grundsätzlich ist es so, dass die Vereine sehr, sehr gefordert waren und wir auch als politische Vertreter das goutieren – unter Anführungszeichen –, diesen langen Atem in dieser Krisenzeit, wo uns wirklich sehr, sehr bewusst geworden ist und wo beklatscht worden ist, was systemrelevant ist. Und systemrelevant sind natürlich die großen Blaulichtorganisationen, Polizei, Feuerwehr, Rettung und, und, und; aber, ich glaube, systemrelevant sind auch diese Vereine.
Wir haben es jetzt alle nach dieser Krise gesehen, beim ersten Zeltfest, wenn die Blasmusik spielt, wenn die Kinder um den Tisch laufen, man merkt: Das ist auch relevant für uns, dieses Durchatmenkönnen, diese Freude, die sich dann verbreitet. Auch das brauchen wir, und das macht unsere Gemeinden auch aus, diese Kultureinrichtungen, die uns Geschichte vermitteln, aber auch Visionen entstehen lassen.
Das alles gehört nicht nur bedankt und beklatscht, sondern auch dementsprechend unterstützt. Wir wissen alle, wenn in einer Organisation, in einem Verein die ehrenamtlich Tätigen wegbrechen, dann braucht es Hauptberufliche, die wir wieder bezahlen müssen. Dann wissen wir auf einmal, was das wert ist, monetär gesehen, in Geld. Wenn es ehrenamtlich ist, dann sagt man: Ja, danke!, und: Schön, dass ihr da seid!, aber wenn es nicht ist, dann ist es auch notwendig, und das würde uns sehr viel Geld kosten, und ich glaube, es würde unsere Gesellschaft auch sehr viel ärmer wir machen.
Rebekka Salzer: Danke schön. Herr Shetty, was fehlt Ihnen am derzeitigen Freiwilligengesetz? Was würden Sie verbessern, ganz konkret?
Yannick Shetty (Abgeordneter zum Nationalrat, NEOS): Ich würde vielleicht zwei Dinge ansprechen, die man nicht nur jetzt rein legistisch betrachten muss, sondern die auch aus der Studie, finde ich, herausgekommen sind. Der erste Punkt, finde ich, ist auch sehr deutlich herausgekommen – war ein ganz starkes Anliegen und hört man ja auch die ganze Zeit von den unterschiedlichsten Vereinen und ehrenamtlichen Organisationen –, ist eine ausreichende Basisfinanzierung. Ich glaube, wir haben das Problem, dass einige wenige, wirklich wenige überfordert werden und der große Teil der ehrenamtlichen Vereine unterfördert wird. Ich glaube, die Angesprochenen wissen auch, wer da gemeint ist, und ich glaube, da müssten wir ansetzen.
Ein ganz konkreter Punkt, den man umsetzen könnte – ich bin ja auch Jugendsprecher –, für einen Teil, wäre die Inflationsanpassung der Bundesjugendförderung zum Beispiel. Die ist seit Jahrzehnten nicht mehr inflationsangepasst worden und würde den Betroffenen enorm viel Luft zum Atmen geben. Ich würde da übrigens die politischen Jugendorganisationen rauslassen, weil ich glaube, dass die eh über andere Wege genug Förderungen bekommen, aber für den großen Teil der Jugendorganisationen wurde die Bundesjugendförderung seit Jahrzehnten nicht angepasst, und ich glaube, das wäre ein ganz wichtiger Punkt. Das könnte man auch im Gesetz verankern. (Beifall.)
Der zweite Punkt, finde ich, ein ganz zentraler, ist, dass wir aufpassen müssen, dass die Pandemie, die wir alle meinen, nicht zu einer Pandemie für das Ehrenamt wird. Wir wissen, dass das Mitgliedersterben eine enorme Bedeutung hat. Da würde ich mir wünschen, dass man auch vonseiten der Politik ein bisschen kreativer wird, was sozusagen die Möglichkeiten sind. Angesprochen wurde zum Beispiel der Zusammenhang mit Schulen. Warum geht man das nicht ein bisschen systematischer an und sagt, wir nutzen die Schulen, das Bildungssystem, um wieder mehr junge Menschen ins Ehrenamt zu bringen? Ich glaube, dass wären so die zwei wichtigsten Punkte, die ich sehen würde.
Rebekka Salzer: Herr Hanger, jetzt gibt es eben Wünsche von den ehrenamtlich Tätigen, aber auch von der Opposition. Ich möchte schon noch ein bisschen auf diese Pensionsanrechnung eingehen. Wären Sie dafür zu haben?
Andreas Hanger: Ich wollte nur ganz kurz dahin gehend replizieren, dass bei uns in Österreich der NPO-Fonds gekommen ist. Der wurde genau dafür geschaffen, die ehrenamtlichen Strukturen durch die Krise zu bringen. Ich wollte es nur erwähnen, das ist schon ein Modell, das es europaweit in der Form überhaupt nicht gibt, und es ist schon Gott sei Dank gelungen, ehrenamtliche Strukturen auch durch die Krise zu bringen, dank auch dieses unglaublichen Engagements, das natürlich da ist.
Zu Ihrer Frage: Na ja, ich beginne einmal mit einer Konsensmaterie, wo wir uns, glaube ich, einig sind, das ist heute schon mehrmals gesagt worden: Ehrenamtliches Engagement darf natürlich niemals zu finanziellen Belastungen des Einzelnen führen. Ich glaube, das ist klar. Das heißt, wenn man Dinge für das Ehrenamt braucht, muss man das irgendwie durch Aufwandsentschädigungen, Ausbildungen - - Das ist, glaube ich - - Da haben wir Konsens in der Frage. Wir haben auch Konsens in der Frage, was schon gesagt worden ist, dass es natürlich aus meiner Sicht auch eine einheitliche Unfall- und Haftpflichtversicherung braucht, damit der gesamte Sektor einheitlich hier auch entsprechend geschützt ist.
Bei den monetären Leistungen wird die Diskussion schon ein bisschen spannender. Wieso? Weil mein Zugang auch der ist, dass sich das Ehrenamt, Freiwilligenarbeit, zivilgesellschaftliches Engagement letztlich dadurch definiert, dass es eben unentgeltlich ist, denn wenn wir diesen Grundwert auszuhöhlen beginnen, dann wird es irgendwann einmal schwierig. Im Mostviertel würde man sagen: Wo fangen wir an, wo hören wir auf? Es ist eine Debatte, die nicht ganz so einfach zu führen ist.
Zum Zweiten haben wir natürlich auch die Abgrenzungsfrage, weil: Was ist ehrenamtliches Engagement? Ich habe schon gesagt, es ist wahnsinnig vielfältig. Das ist ein Ehepaar, das am Wochenende Team Österreich beim Roten Kreuz und 5 Stunden pro Monat macht. Ein anderer macht dann 2 000 Stunden beim Roten Kreuz, weil er im Rettungsdienst tätig ist. Da müssen wir dann einen Rahmen finden, der für alle passt. Ich verschließe mich aber der Diskussion nicht, weil wir alle gemeinsam das Interesse haben, das Ehrenamt in Österreich zu verbessern.
Rebekka Salzer: Herr Schallmeiner, wie sehen Sie das, jetzt wirklich ganz konkret auch mit der Anrechnung auf die Pension? Ist das ein Thema, das man ernsthaft diskutieren kann?
Ralph Schallmeiner: Na, ich glaube, wir müssen uns zuallererst eben anschauen: Wie sind die Rahmenbedingungen mit der Versicherung? Ich glaube, da sind wir uns eh alle einig. Ich finde auch, dass wir über diese Frage der Urlaubszeiten, also der Ersatzzeiten, würde ich es jetzt einmal nennen, durchaus auch diskutieren können. Ich sehe das immer in meinem privaten Umfeld, wenn ich mir anschaue: Meine Kinder sind Pfadfinder. Wenn also dann die Kinder aufs Pfadfinderlager fahren, dann müssen das die Begleitpersonen immer von ihrem privaten Urlaub nehmen. Das ist halt auch nicht unbedingt immer lustig. Also da könnten wir uns durchaus auch etwas überlegen, wie wir uns da bewegen können. Aber das muss dann schon relativ klar abgegrenzt sein, weil in einem Punkt, das ist klar, muss das dann schon auch so sein, dass das eine relativ klare Abgrenzung ist und dass das auch eindeutig und vor allem auch transparent in alle Richtungen hin ist. Genauso in dieser Frage: Es sollte keiner schlechtergestellt werden. Ich glaube, da finden wir uns auch, da bin ich auch zu 100 Prozent dabei.
Was die Frage der Pensionsanrechnung anbelangt, tu ich mir dann auch schon ein bisschen schwerer, weil auch da ist es natürlich wiederum eine Abgrenzungsfrage. Ich war jetzt zum Beispiel am Wochenende bei mehreren Veranstaltungen, eine Veranstaltung wurde von Jugendlichen organisiert, eben ehrenamtlich, Kulturveranstaltung. Da stelle ich mir halt dann die Frage, ob das für die erstens einmal eben der Antrieb ist oder ob nicht eher der Antrieb der ist, dass sie die Möglichkeit haben, sich selbst zu verwirklichen, dass eben diese Kulturgeschichte, die sie da auf die Füße gestellt haben, eigentlich für sie viel wichtiger ist – ob das eigentlich nicht der viel größere Anreiz sein muss: dass ich dafür sorge, dass das so finanziert ist, dass die dann auch diese Veranstaltung dort organisieren können, dass die Strukturen so passen, dass die das machen können, denn auch das ist Ehrenamt.
Aber noch einmal: Ich glaube, die Debatte darüber können wir führen, sollten wir ruhig auch führen, aber ich glaube, es gibt andere Dinge, die einfach prioritär sind. Das ist eben insbesondere die Frage von Urlaubszeiten, von Ersatzzeiten und die Frage der Finanzierung – ich glaube, da treffen wir uns alle miteinander – und natürlich die Frage von Unfall- und Haftpflichtversicherung. Das ist aus meiner Sicht ein ganz, ganz zentraler Punkt. Es kann nicht sein, dass man da wieder neun verschiedene Länderlösungen oder vielleicht sogar zig Organisationslösungen hat, sondern da braucht es eine Lösung für ganz Österreich.
Rebekka Salzer: Frau Feichtinger, das war recht schwierig jetzt in der Pandemie, da konnten auch viele Ehrenamtliche nicht arbeiten, weil es teilweise einfach auch nicht möglich war. Wie kann man denn diese Kultur der Zusammenarbeit jetzt wieder ein bisschen stärken oder dafür sorgen, dass die Ehrenamtlichen, die jetzt vielleicht nicht mehr zurückkommen, doch wieder zurückkommen? Was kann man da machen?
Elisabeth Feichtinger: Na ja, was wir heute auch von den Organisationen erfahren haben, ist, dass sich durch Covid auch viel verändert. Es gibt nicht mehr diese langjährige Freiwilligkeit, sondern es verändert sich, auch bei den älteren Generationen, die sagen: Okay, ich kann mir vorstellen, mich zwei, drei Jahre zu engagieren!, aber diese Freiwilligkeit, dass ich sage, ich starte mit 15 Jahren in ein Ehrenamt und gehe damit Pension – diese Zeiten haben sich verändert, und ich glaube, darauf müssen wir auch eingehen. Das heißt, ich kann nicht jeden halten, aber dafür kommen andere, die in der Covid-Zeit sagen: Ich möchte mich sinnhaft beschäftigen, ich möchte einen Teil für die Gesellschaft einbringen!, die viele, viele Momente zu Hause waren und gesagt haben: Hey, es braucht Hilfe!, zum Beispiel beim Essen, dass sich ältere Personen zum Beispiel nicht mehr selbst holen konnten, gerade in der Anfangszeit, wo sich viele junge Organisationen dann bereit erklärt haben, dieses Essen den älteren Personen vorbeizubringen.
Es sind wunderbare, aber auch kurzfristige Aktionen, wo es dann wieder zu Ende geht und wo man sagt: Danke für eure Leistungen! Das braucht es auch, diese Flexibilität auch vonseiten der Organisationen, und ich glaube, das ist das Schwierigste, und natürlich auch von den jungen Menschen, von den älteren Menschen, die sagen: Ja, ich stoße jetzt ab, ich habe sehr viel geleistet, war viele, viele Jahre engagiert! Daher glaube ich, ist es nicht so, wie der Kollege meint, dass das ein Anreiz ist, wenn man das zum Beispiel irgendwie anteilig für die Pension angerechnet bekommt. Wenn das der Grund ist, würden, glaube ich, die Leute nicht deshalb ehrenamtlich tätig sein.
Rebekka Salzer: Aber es wäre halt eine Wertschätzung.
Elisabeth Feichtinger: Es wäre eine Wertschätzung, und das sehe ich so als Dankeschön vom Staat, einfach für dieses Engagement der vielen, vielen Jahre. Daher, glaube ich, braucht es da ganz, ganz dringend ein Zeichen, dass nicht nur von einem Danke und von einem Fest und einer Veranstaltung getragen wird – was auch eine Wertschätzung ist, aber nur ein kleiner Teil –, sondern auch eine längerfristige und auch eine Perspektive.
Wenn ich jetzt die Kollegin – ich bin eigentlich nicht bei der Feuerwehr, aber ich bin der Feuerwehr so nahe, weil es mir einfach so wichtig ist – da hinten sehe: Auch die Einsatzorganisationen brauchen eine Sicherheit. Für mich ist es einfach sehr, sehr wichtig, dass es bei Einsätzen Rechtssicherheit gibt. Bei Blaulichtorganisationen ist es ganz, ganz wichtig, wenn es eine Katastrophe in der Gemeinde gibt, dass sie ohne Probleme auch aufstehen können und zu dieser Katastrophe fahren können. Das Problem ist: Nur in Katastrophensituationen erhalten Sie auch diese Zeiten, aber es gibt nicht immer nur Katastrophen, es sind Kleinigkeiten – in Anführungsstrichen –, wo es auch die Feuerwehr, wo es auch die Rettung braucht. Da müssen die Leute weg und das ist oft eine große Unsicherheit.
Ich kann nur sagen: Jedes Unternehmen profitiert von Menschen, die ehrenamtlich tätig sind. Sie sind Teamleader, sie sind unglaubliche, engagierte Menschen, die sich sehr viel weiterbilden, ihren Input einbringen, sozial in ihrem Gefüge sind. Also dieser Benefit allein für jedes Unternehmen spricht für jeden Ehrenamtlichen. Daher braucht es auch hier gesetzliche Rahmenbedingungen und eine klare Sicherheit für Arbeitnehmer, natürlich auch für Arbeitgeber, und das ist auch unsere Aufgabe. Das sehe ich politisch aus unserer Sicht als nächstes Ziel, dass wir hier schauen, dass wir Lösungen finden, die auch für alle Parteien und für alle Vertreterinnen und Vertreter machbar und umsetzbar sind.
Rebekka Salzer: Weil Sie gerade die Arbeitgeber angesprochen haben: Frau Ecker, wäre so ein Gütesiegel für Firmen, wie wir es in der Studie gehört haben, sinnvoll?
Rosa Ecker: Na ja, man hat im Workshop gemerkt, dass das nicht so - - so fifty-fifty, so nach dem Motto. Ich denke, dass im Wettbewerb um Arbeitskräfte das genau diese Meilensteine sind, wo man vielleicht als Firma früher jemanden bekommt oder genau diesen Mann oder genau diese Frau bekommt, weil ich weiß, der ist gern bei der Feuerwehr, der ist vielleicht bei den Pfadfindern, und ich kann ihm vielleicht diesen Benefit, dieses Goodie geben und sagen: Wenn du bei mir anfängst, dann kann ich dir dieses und jenes zusagen!
Wir kennen das von den Gemeinden. Gerade bei einer Gemeinde sind immer gerade die Herren, die bei der Feuerwehr sind – es sind meistens noch Herren, aber es wird schon besser –, die, die man einfach noch vielleicht mit einem halben Punkt besser bepunktet, weil man auch die Einsatzfähigkeit in der eigenen Gemeinde sicherstellen will, weil es einfach die Sicherheit der Bevölkerung betrifft. Ich denke, dass das wahrscheinlich den Ausschlag geben wird. Wenn es ein Gütesiegel gibt, muss man natürlich darauf achten, dass das auch kleinere Betriebe gut umsetzen können und nicht der Wettbewerb so ausgeht, dass dann – und wir wissen ja, es gibt zurzeit weniger Arbeitskräfte am Markt – genau diese Firmen keine Arbeitskräfte bekommen.
Aber grundsätzlich glaube ich, dass sich der Markt regelt, der Markt und die Nachfrage auch bei den Arbeitskräften wird sich dahin gehend regeln: Wer macht mir das beste Angebot? Und ich glaube, dass da auch sehr viel im Ehrenamt möglich ist, wo der Mehrwert natürlich für die ganze Gesellschaft ganz enorm ist.
Rebekka Salzer: Herr Shetty, wie sehen Sie das mit dem Gütesiegel? Glauben Sie, dass das eine praktikable Idee ist?
Yannick Shetty: Es passiert ja nicht so oft, dass wir einer Meinung sind (Heiterkeit), aber da kann ich mich dem eigentlich ziemlich anschließen. Also man kann sicher darüber nachdenken, aber ich glaube, darin jetzt die Lösung für alle Probleme zu sehen, das würde ich auch nicht sagen, weil es ja auch ein bisschen differenzierter ist. Das zum Gütesiegel.
Vielleicht, wenn ich noch eine Anmerkung machen darf: Andreas Hanger, weil du den NPO-Fonds angesprochen hast. Ich hätte ihn von mir aus jetzt nicht angesprochen –wir arbeiten ja als Ehrenamtssprecherinnen und -sprecher auch immer sehr gut zusammen und ich will das jetzt auch nicht polemisieren –, aber das ist, finde ich, wieder so ein gutes Beispiel. Wenn wir über die Basisfinanzierung und eine bessere Finanzierung reden: Ich möchte auch vorausschicken, der NPO-Fonds war etwas, das alle Parteien inklusive uns in den Ausschüssen davor immer gelobt haben, weil es ein Vorzeigemodell war. Ich habe auch mit sehr vielen Vereinen und Empfängern aus dem NPO-Fonds gesprochen, die haben gesagt, das ist wirklich etwas, das funktioniert. Dass man sich das dann so kaputt gemacht hat, dass parteinahe Vereine aus dem NPO-Fonds Geld bekommen haben und die Menschen gemerkt haben: Ist vielleicht doch nicht so treffsicher, wie es gewirkt hat!, das fand ich einfach auch schade.
Das bezieht sich eben generell, finde ich, auf dem Bereich der Förderung von ehrenamtlichem Engagement: dass wir schauen müssen, dass es treffsicher ist, dass es zielgerichtet ist und dass es nicht in Funktionärsstrukturen hängen bleibt, sondern dass es tatsächlich bei jenen ankommt, die es brauchen, nämlich bei den Ehrenamtlichen tatsächlich. Das finde ich, ist einfach ein ganz wichtiger Punkt, das sieht man auch bei den Coronaförderungen, aber auch bei ganz Grundsätzlichem wie der Bundesjugendförderung.
Rebekka Salzer: Ich möchte noch eine ganz kurze Abschlussrunde machen. Herr Hanger, was wünschen Sie sich für die nächsten fünf Jahre? Wie sollen die ehrenamtlich Tätigen es besser haben als jetzt? Oder was soll anders oder besser sein als der derzeitige Stand?
Andreas Hanger: Ich glaube, dass wir jedenfalls die Infrastruktur stärken müssen, denn Ehrenamt und freiwilliges Engagement passieren nicht von alleine. Da braucht es Anlaufstellen auf der Bundesebene, auf der Länderebene. Da gibt es natürlich schon vielfältige Strukturen in den Ländern, auch auf Bundesebene. Das gehört gestärkt, weil Ehrenamt ganz einfach nicht von alleine passiert.
Zum Zweiten höre ich draußen etwas sehr oft. Wenn ich unterwegs bin, sagen Vereinsobmänner zu mir, so sinngemäß: Wir brauchen auch einen Rechtsrahmen, der uns das ehrenamtliche Engagement möglichst leicht macht. Also da gibt es ja immer wieder auch Hürden, bei Veranstaltungen und vieles mehr. Das heißt, Vereinfachen wäre ein ganz wichtiger Aspekt.
Insgesamt muss einfach das Prinzip das sein, dass wir für dieses Feuer, dass es halt bei uns in Österreich gibt – Gott sei Dank –, für dieses zivilgesellschaftliche Engagement, für das Ehrenamt Rahmenbedingungen schaffen, damit diese da sind, weil: Das ist die Basis. Dann, glaube ich, kann man alle Herausforderungen und Probleme lösen. Im Grundsatz, glaube ich, sind wir uns da alle einig, in Details vielleicht nicht, aber dieses gemeinsame Ziel verbindet uns, Rahmenbedingungen zu schaffen, die halt wirklich dieses Ehrenamt auch in der Zukunft in Österreich ermöglichen.
Rebekka Salzer: Vielen Dank. Herr Schallmeiner, was muss in den nächsten fünf Jahren passieren?
Ralph Schallmeiner: Damit ich zufrieden bin? (Heiterkeit.)
Rebekka Salzer: Wenn Sie ehrenamtlich arbeiten, ja!
Ralph Schallmeiner: Nein, ernsthaft: Das Erste ist natürlich, dass das auch weiterhin eine Konsensmaterie im Parlament, im Politischen bleibt, dass das nicht zum politischen Kleingeld wird und zum politischen Hickhack, sondern dass wir da wirklich auch weiterhin versuchen, eben im Konsens zu agieren, im Sinne der Ehrenamtlichen und vor allem mit den Ehrenamtlichen gemeinsam. Das ist das Erste, das mir wichtig wäre.
Das Zweite, das ich mir die nächsten fünf Jahre wünschen würde, ist, dass das Ehrenamt migrantischer wird. Da können wir alle miteinander nur davon profitieren. Ich möchte auch, dass vor allem der Katastrophenschutz weiblicher wird. Auch da können wir alle miteinander nur davon profitieren, das ist auch im Zeichen der Zeit.
Was ich mir als Letztes noch wünschen würde, ist, dass wir Ehrenamt wirklich in seiner Bandbreite anerkennen. Also ich habe erst kurz überlegt, aber das Wochenende war ich eigentlich fast nur bei ehrenamtlichen Veranstaltungen. Also ich war beim bosnischen Kulturverein, der sich für Integrationsarbeit einsetzt, meine Kinder waren bei den Pfadfindern, wie schon erwähnt, der Pfarrgemeinderat bei uns hat ein Riesenfest organisiert und, und, und, und, und. Das ist wirklich eine Bandbreite dieses Wochenende gewesen, nämlich eine Bandbreite des Ehrenamtes, und ich glaube, das müssen wir halt nach außen tragen. Dann müssen wir aber auch dafür sorgen, dass die alle abgesichert sind – und nicht nur ein paar große Trägerorganisationen, was Kollege Shetty richtigerweise angesprochen hat, sondern dass wir wirklich schauen, dass dieses Ehrenamt in seiner Bandbreite gesichert wird und so abgesichert wird, dass es auch in fünf, zehn, 15 Jahren weiterhin Bestand hat.
Vielleicht noch ein letzter Gedanke: Es muss auch so werden, dass man sich Ehrenamt nicht leisten muss, sondern dass man es sich leisten kann. Wenn ich mir das unten anschaue, also auf der Tafel unten, wo man dann sieht, dass viele sich Ehrenamt sozusagen leisten können, weil es eben auch eine Frage des Einkommens ist, dann muss ich mir halt auch die Frage stellen, wie wir als Politik hier noch darauf reagieren können. Ich glaube, da sind wir uns alle einig, dass wir hier Rahmenbedingungen schaffen müssen, und das werden wir auch machen.
Rebekka Salzer: Frau Feichtinger, Ihre Wünsche für die nächsten fünf Jahre?
Elisabeth Feichtinger: Ich glaube, ich habe heute schon einiges davon gesagt, was ich mir wünsche. Es ist unsere Aufgabe, das jetzt endlich in Gesetze zu fassen und zu gießen, damit die Leute einfach eine Sicherheit haben. Aus den Best-Practice-Beispielen wie in Oberösterreich – ich schaue da zurück, es sind ein paar Vertreterinnen, Vertreter aus Oberösterreich da, wo es schon sehr gut funktioniert – kann man sich auch gute Ideen holen, wo man nicht sagen muss, man muss überlegen, wie es gesetzlich geht, wie es grundsätzlich ausschaut, sondern das wäre bitte umzusetzen, denn wir haben Beispiele in ganz Österreich, in verschiedenen Bundesländern – es kocht nur leider jeder sein Süppchen, und ich glaube, diese Ideen gehören zusammengefasst –, die Beispiele werden gelebt, und dass im nächsten halben Jahr und nicht in den nächsten fünf Jahren, sondern im nächsten halben Jahr dieses Gesetz verabschiedet wird, wo diese Rahmenbedingungen festgehalten werden, wo die Sicherheiten für alle Organisationen enthalten sind und, wie du es schon gesagt hast, die Vereine, die ehrenamtlichen Vereine, die Einsatzorganisationen auch vertreten und abgebildet sind.
Das ist für mich eines der wichtigsten Themen. Man hat es auch durch die Flüchtlingskrise gesehen: Welche Menschen haben sich hier engagiert? Neben den Blaulichtorganisationen viele, viele ehrenamtliche Vereine, vor allem auch viele, viele Frauen, die nicht einmal in Vereinen tätig waren, sondern über das hinaus in ihrer Freiwilligkeit viele Familien zur Polizei, zur Meldung hingefahren haben, ohne dass sie irgendeine rechtliche Absicherung haben. Was ist, wenn es einen Unfall gibt oder dergleichen? Die haben das einfach gemacht
Ich muss sagen, das braucht ein klares Statement von der Politik. Und ich freue mich, wie gesagt, wenn wir im Jänner das neue Gesetz verabschieden können, mit all diesen Assets und positiven Inputs von den Vereinen. Ich finde das auch sehr positiv, das möchte ich schon sagen: Wir haben jetzt drei verschiedene Möglichkeiten gehabt, wo sich die Ehrenamtlichen haben einbringen können, aktiv, wo nicht nur die Politik sagt, wo es langgeht, sondern wo auch die Vereine endlich zu Wort kommen und ihre Ideen, ihre Anliegen kundtun können und wir auch gut zugehört haben. Das ist die Chance, die wir haben, um das dementsprechend für die nächsten Jahre umzusetzen. Das ist mein größter Wunsch für die nächsten fünf Jahre.
Rebekka Salzer: Vielen Dank. Frau Ecker, Ihr Wunsch ans Christkind für die nächsten fünf Jahre? (Heiterkeit.)
Rosa Ecker: Mein Wunsch ans Christkind wäre einmal, dass alle Organisationen und Vereine, die sich jetzt bei diesem Prozess eingebracht haben und Wünsche formuliert haben, von den Regierungsparteien auch tatsächlich im Freiwilligengesetz berücksichtigt werden. Das ist einmal der allergrößte Wunsch, und ich glaube, das ist auch der Wunsch von denjenigen, die sich eingebracht haben.
Wenn es jetzt nach meinen Wünschen geht oder nach meinen Prioritäten, dann würde ich auch sagen, diese Koordinierungsstelle, die wir jetzt in Oberösterreich haben, hat sich sehr bewährt. Sie unterstützt die Vereine, wir wissen, es gibt immer wieder Probleme bei Vorstandsgründungen, bei Vereinsgründungen und diesen Dingen grundsätzlich.
Das, was der Herzenswunsch der Blaulichtorganisationen ist: Und jetzt sind das ja nicht Spiel- und Spaßfaktoren, sondern die brauchen wir tatsächlich; hätten wir die nicht, müssten wir sie einfach mit Personal besetzen und auch bezahlen.
Rebekka Salzer: Mit Steuergeld bezahlen.
Rosa Ecker: Wenn ich bei einer Firma ein Gerät ankaufe, dann ist die Mehrwertsteuer ein Durchlaufposten. Bei einer Feuerwehr, sei es eine Spritze, ein Tanklöschfahrzeug, fällt die Mehrwertsteuer an. Das ist etwas, das die Organisationen nicht verstehen, das aber auch wir nicht verstehen und das wir auch als Gemeinden nicht verstehen. Ich denke mir, dass das einfach etwas ist, was man sich da auch mitnehmen könnte – dass das nicht in einer Förderung quasi irgendwie refundiert wird, das man wieder verwenden kann, sondern dass das einfach grundsätzlich nicht anfällt.
Rebekka Salzer: Abgeordneter Hanger möchte ganz kurz etwas dazu sagen.
Andreas Hanger: Nur ganz kurz zur Klarstellung: Die Frau Kollegin hat sich, glaube ich, die Tagesordnung der zukünftigen Parlamentssitzung nicht angeschaut. Es werden jetzt 20 Millionen zusätzlich für die Feuerwehren beschlossen, genau unter dem Aspekt ist das mit dem Bundesfeuerwehrverband ausverhandelt. Wir können jetzt eine polemische parteipolitische Diskussion führen, das haben wir bis jetzt vermieden, aber dann sollten wir bitte bei den Fakten bleiben.
Rebekka Salzer: Wollen wir das kurz diskutieren oder wollen wir lieber zu Herrn Shetty gehen und ihn nach seinen Wünschen für die nächsten fünf Jahre fragen?
Yannick Shetty: Ich würde sagen, vier oder vielleicht viereinhalb Punkte, ein paar habe ich schon erwähnt. Der erste: Wir brauchen, glaube ich, wirklich eine echte Mitgliederoffensive. Ich würde mir wünschen, dass wir das ein bisschen systemischer angehen, dass wir uns überlegen: Wen können wir in diese Kampagne miteinbeziehen?
Zweitens: Das System der Finanzierung, habe ich, glaube ich, schon angesprochen. Da muss man auch ungemütliche Dinge angehen, wenn ich an die Sportförderung, an die Kulturförderung zum Beispiel denke. Danach werden nicht alle glücklich sein, aber ich glaube, wenn man es gut angeht, dann ist es im Sinne derer, die sich wirklich ehrenamtlich engagieren.
Dito der dritte Punkt, Kollege Schallmeiner hat es auch angesprochen, was die Integration betrifft: Ich bin auch Integrationssprecher, ich glaube, dass Ehrenamt ein extrem wichtiger Faktor für eine gelungene Integration sein kann. Warum denkt man das nicht auch ein bisschen stärker legistisch mit im Integrationsgesetz, die Einbindung und das Engagement, das ehrenamtliche Engagement? Das fände ich sehr wichtig.
Vierter Punkt: Geschlechterverhältnis. Wenn man sich die Zahlen in der Studie anschaut, sehen wir, dass vor allem in politiknahen Bereichen eine sehr große Überrepräsentanz von Männern da ist, und in allen anderen Bereichen – oder fast allen anderen Bereichen – ist es umgekehrt. Ich glaube, das sollte man auch mehr in eine Richtung kommen, dass es ausgeglichener ist.
Vielleicht ein halber letzter Punkt: Ich möchte mich auch ausdrücklich bei Herrn Präsidenten Sobotka für diese Möglichkeit bedanken, so lange über das Ehrenamt zu diskutieren. Ich bin von sehr vielen auf diese Stelen, die auf dem Heldenplatz stehen, angesprochen worden. Ich glaube, das war wirklich großartig. Mein Wunsch ist, dass wir es schaffen, diese Worte auch wirklich in Taten umzusetzen. Da ist die Politik nicht immer ganz so gut, und ich glaube, das wäre die Aufgabe für uns alle.
Rebekka Salzer: Das ist ein sehr schöner Abschlusssatz, vielen Dank! Vielen Dank für das informative Gespräch. Ich darf Sie wieder bitten, Platz zu nehmen. (Beifall.)
„Vielen Dank für die Blumen“ kommt jetzt vom Arnsdorfer Dorfblech. Viel Spaß!
*****
(Es folgt ein Musikstück.)
*****
(Beifall.)
Rebekka Salzer: „Vielen Dank für die Blumen“ war das.
Wir haben vorhin von den politisch Verantwortlichen gehört, was man theoretisch besser machen könnte, was in ein Gesetz gegossen gehört, was man anders machen könnte, basierend auch auf den sehr konkreten Studienergebnissen. Jetzt kommen Menschen zu mir nach vorne auf die Bühne, die tatsächlich jeden Tag ehrenamtlich tätig sind und uns jetzt erzählen, wie es ihnen eigentlich geht und was sie sich von der Politik wünschen.
Ich darf Sie bitten, in alphabetischer Reihenfolge auf die Bühne zu mir zu kommen: Das ist Dominik Drljo vom Aha-Jugendinformationszentrum in Vorarlberg. Das Aha bietet Infos von A wie Au-pair bis Z wie Zivildienst und unterstützt bei Fragen, die Jugendliche beschäftigen. Leonie Ferscha von der Sportunion Südstadt ist ehrenamtliches Vorstandsmitglied in der Sportunion, organisiert und plant viele Veranstaltungen. Monica Müller arbeitet ehrenamtlich bei Momo, Wiens mobilem Kinderhospiz. Mateo Palac ist bei der Blasmusik und der Freiwilligen Feuerwehr in Rossatz in Niederösterreich. Laura Schaufler ist vom Roten Kreuz – sogar in der Uniform, sehr gut!
Frau Ferscha, wir haben jetzt sehr viele Versprechen, Ankündigungen von der Politik gehört. Was ist Ihr Eindruck von diesen Gesprächen jetzt gerade?
Leonie Ferscha (Sportunion): Ja, also es sind sehr gute Rahmenbedingungen gesteckt worden, sehr, sehr wichtige Inhalte und Themen angesprochen worden und auch diskutiert worden – mit ehrenamtlich Tätigen, das freut mich besonders. Wichtig sind natürlich die Umsetzung und die Ergebnisse, die kommen müssen.
Rebekka Salzer: Sie sind aus dem Sportbereich. Wie ist es Ihnen denn in der Coronapandemie gegangen? Was hat sich verändert in den letzten zwei Jahren?
Leonie Ferscha: Digitalisierung: Wir mussten sehr viel auf online umstellen, konnten wir Gott sei Dank auch sehr gut, teilweise sehr gut. Mit Kindern und Jugendlichen hat es gut funktioniert, die Senioren haben wir natürlich nicht erreicht beziehungsweise oft auch verloren. Die müssen wir jetzt wieder erreichen, das heißt auch da eine Zielgruppe, die wir neu ansprechen müssen.
Rebekka Salzer: Herr Drljo, Sie arbeiten für ein Jugendinformationszentrum. Gerade die vergangenen beiden Jahre waren ja sehr schwierig, auch für die Jugendlichen, was die Pandemie betrifft. Wie ist es Ihnen denn da gegangen, auch mit dem Personal? Haben Sie genug Leute gehabt, damit Sie die Jugendlichen unterstützen, oder sind die auch weggebrochen?
Dominik Drljo (aha – Jugendinfo Vorarlberg): Also bei uns ist es so, wir arbeiten nicht nur mit Jugendlichen, sondern Senioren sind da genauso dabei. Also es ist nicht unbedingt nur auf Jugendliche bezogen. Wie ist es uns damit allgemein gegangen? In Vorarlberg haben wir sehr viele Jugendliche, die bei Aha mithelfen. In der Pandemie direkt, wo es natürlich vor Ort jemanden brauchte, konnte beziehungsweise durfte man das halt nicht. Das bedeutet, man hat da kreative Lösungen gefunden.
Ich sage auch, Digitalisierung war da ein großer Punkt. Da hat man versucht, irgendwie telefonisch in Verbindung zu bleiben, dort, wo es halt ging. Seien wir froh, dass wir nicht mehr in einer Pandemie sind - - sorry, in einem Lockdown sind (Heiterkeit) und dementsprechend wieder vor Ort sein können, wieder mit den Menschen in Verbindung treten können, denn das ist das Wichtigste. Da braucht man einfach den menschlichen Kontakt.
Rebekka Salzer: Wir haben jetzt ein paar Ankündigungen auch von der Politik gehört, also Gütesiegel für Firmen zum Beispiel, Anrechenbarkeit möglicherweise auf die Pension, Unfallversicherung, Fahrtkostenersatz. Geht Ihnen das weit genug oder was fehlt Ihnen? Fehlt Ihnen da irgendetwas?
Dominik Drljo: Also ich bin schon seit sechs Jahren berufstätig und ich habe sehr viel Urlaub genommen und sehr, sehr viel meiner Freizeit schon immer investiert, weil ich es gerne gemacht habe. Das jetzt zu hören: Okay, man hätte da die Möglichkeit, auch einen zeitlichen Ausgleich zu bekommen – das wäre schon fein, dass man da nicht immer seinen eigenen Urlaub dafür investieren müsste. Ich mache es halt gern, aber es wäre natürlich nice to have und noch einmal eine Belohnung für das, was man die letzten Jahre geleistet hat. Weil, wie gesagt: Viele machen das nicht nur eine Zeit, sondern auch sehr lange. Dementsprechend empfinde ich eine Belohnung, ein kleines Goodie als sehr effektiv, denn, wie gesagt, man erreicht auch etwas damit, es hat ja auch ein Ergebnis dadurch.
Rebekka Salzer: Welches Goodie wäre für Sie jetzt besonders wichtig?
Dominik Drljo: Dieser zeitliche Aspekt wäre sehr angenehm, und auch dieser Punkt mit den Firmen, dass man da die Firmen eben auch ins Boot nimmt, weil ich sage: Da muss man einen guten Leader haben, dann hat man Glück, aber wenn der direkte Vorgesetzte nicht mitspielt, dann hat man da auch sozusagen den Kompromiss, eben Job oder Ehrenamt, und das sollte kombiniert werden. Da ist auch die Politik meiner Meinung nach verantwortlich, einen Rahmen zu schaffen, damit eine Firma nicht Nein sagen kann, wenn es natürlich keine Auswirkungen hat, keine drastischen.
Rebekka Salzer: Job oder Ehrenamt: Herr Palac, wie ist das bei Ihnen? Sie sind bei der Feuerwehr und bei der Blasmusik und haben ja einen Job auch noch, nehme ich an?
Mateo Palac (Freiwillige Feuerwehr, Blasmusik): Ja.
Rebekka Salzer: Das klingt jetzt einmal nach sehr viel Zeit, die Sie da benötigen.
Mateo Palac: Ja, es ist eigentlich ein sehr spannendes Thema. Also der Kalender ist eigentlich sehr voll. Da ist immer die Frage, wie man sich die Zeit setzt. Ein großer Punkt bei mir in der Frage, wie ich das eigentlich unterbringe, ist, mit meinem Kalender zu arbeiten, also sehr viel im Voraus zu planen, sich einfach mit den Kollegen, den Kameraden von der Feuerwehr als auch von der Musik her abzusprechen, dass man zum Beispiel sagt: Okay, ich weiß nicht, ob ich an diesem Event teilnehmen kann, würdest du statt mir spielen? Da ist die Sache dann die, dass man sagt, okay, man muss jetzt leider manchmal zurückstecken und kann in diesem Moment nicht dabei sein, aber dafür wird man bei anderen dann mit voller Begeisterung dabei sein.
Wie man das alles unterbringt, ist eigentlich eine Frage der Priorität. Natürlich, alles hat immer die höchste Priorität, man macht es ja freiwillig, aber man kann sich auch nur 24 Stunden am Tag bewegen, von daher muss man sich das irgendwie aufteilen. Mit dem Job ist es immer die Frage, wie man anfängt, zu arbeiten, ob man eher später, eher früher anfängt, hängt auch vom Arbeitgeber ab. Ich bin eher ein Frühaufsteher, von daher bin ich eigentlich schon sehr früh in der Arbeit, und dementsprechend habe ich dann auch den Nachmittag und für mich Zeit, und die verwende ich dann gerne auch eben für die Feuerwehr, für Ausbildungen, viel für Musik, um selber zu üben, um besser zu werden, als auch für Proben, denn ohne Üben – sowohl bei der Feuerwehr als auch bei der Musik – geht es ja nicht.
Rebekka Salzer: Wie haben Sie die Pandemie in diesen beiden Bereichen, Blasmusik und Feuerwehr, erlebt?
Mateo Palac: Eine sehr angespannte Zeit. Starten wir mit der Feuerwehr: Es hat schon mal drastisch angefangen, dass Übungen nicht mehr haben stattfinden dürfen beziehungsweise nur sehr stark eingeschränkt. Das ist sehr schwer. Es ist sehr schwer, einmal die Qualität zu haben, sich selber auch sicher zu sein, sagen zu können: Okay, im Einsatzfall, in Gefahr im Verzug bin ich da und kann das leisten, worin ich ausgebildet bin! Nach und nach ist es aber besser geworden, also dann mit den Lockerungen. Eine Maskenpflicht war dann bei uns fix, wir haben Masken durch die ganze Übung getragen. Unter der Atemschutzmaske kann ich sie natürlich leider nicht tragen, aber wir haben da unser Bestes gegeben, dass wir trotzdem üben können, dass wir auch einfach auf unserem Standard sind, dass wir auch wirklich wie angesprochen unsere Leistung bringen können.
Bei der Musik war es sehr interessant eigentlich. Viele haben kleine Gruppen gebildet, erstaunlicherweise, wo auch dann zum Beispiel - -
Rebekka Salzer: Das halt erlaubt war, also zu dritt oder zu zweit.
Mateo Palac: Man hat sich zum Beispiel mal auf einem größeren Platz hingestellt und in größerem Abstand wie gesagt miteinander musiziert, einen Marsch, eine Weise zum Beispiel, die kann man sehr leicht und sehr oft spielen. Sehr viele kleine Aktionen gab es, sehr viele kleine Events, die wirklich nur in kleinem Rahmen passiert sind, eben aufgrund der Situation. Es ist auf jeden Fall besser geworden. Zu Pfingsten haben wir unseren klassischen Weckruf, und selbst da haben wir es noch geschafft, dass wir sagen, miteinander können wir musizieren. Viele haben bemerkt, dass man auch einiges an Zeit braucht für die Musik, aber viele haben auch gesehen, okay, es ist wieder was da. Unser Hauptziel war es eigentlich, dass wir der Bevölkerung mitgeben: Wir sind nicht weg, wir lassen euch nicht alleine, wir sind da und wollen im Endeffekt sagen, ja, wir werden wieder da sein!
Rebekka Salzer: Danke schön. Frau Müller, Frau Schaufler, Sie sind beide im Gesundheitsbereich, also eigentlich in der kritischen Infrastruktur, kann man sagen. Frau Müller, Sie arbeiten für Momo, Wiens mobiles Hospiz. Was haben Sie jetzt von den Ankündigungen der Politik für sich mitgenommen und wie ist es Ihnen in der Pandemie in Ihrer Ehrenamtstätigkeit gegangen?
Monica Müller (MOMO Kinderhospiz und Kinderpalliativteam): Ja, genau, ich arbeite für Momo Kinderhospiz und Kinderpalliativteam, gegründet 2013. Ich bin seit Anbeginn mit dabei. Wir betreuen eben Familien mit schwer kranken Kindern, die lebensverkürzende und lebensbedrohliche Krankheiten haben, mobil zu Hause. Ich muss dazusagen: Wir sind selber betroffene Eltern. Wir haben unser Kind vor Jahren auch verloren. Ich weiß also, wie schwierig und herausfordernd es ist, Kinder mit besonderen Bedürfnissen zu betreuen. Die Pandemie war für uns, ist für uns immer noch – besonders der erste Lockdown – ganz schwierig, weil die Ressourcen in diesen Familien komplett weggefallen sind.
Man muss sich vorstellen, wir betreuen Kinder, die teilweise rund um die Uhr Betreuung brauchen, die man nicht alleine lassen kann. Ich arbeite in einer Familie, mittlerweile im sechsten Jahr, die Mama ist Alleinerzieherin und selbstständig tätig und das Kind braucht Versorgung 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche, 365 Tage im Jahr. Und plötzlich fallen von heute auf morgen alle Ressourcen persönlicher Natur weg. Wir durften also zwei Monate lang nicht in die Familien gehen. Das heißt, was normalerweise schon ein extrem aufwendiger Alltag für diese Familien war und ist, hat sich hoch potenziert.
Wir haben dann den Kontakt mit Telefonie und Whatsapp-Telefonie weiter aufrechterhalten. Ich habe viel von meiner Mama gehört, wie schwierig es ist, was für Ängste und Nöte sie hat. Ein Telefonat ist mir sehr in Erinnerung geblieben, da war die Pandemie - - also der Lockdown, nicht die Pandemie, sondern der erste Lockdown. Sechs, sieben Wochen hat er schon angedauert. Und die Mama sagt zu mir: Du, Monica, ich freue mich, wenn du endlich wieder kommen darfst, denn dann würde ich dich bitten, eine halbe Stunde mit dem Kind spazieren zu gehen, damit ich einmal in Ruhe duschen kann, mir ein Essen herrichten kann, mich zum Essen hinsetzen kann und danach in Ruhe noch einen Kaffee trinken kann. Das war der Wunsch dieser Mama, etwas, wo wir nicht einmal nachdenken. Wir denken darüber nach: Wann können wir das in unserem Alltag einplanen? Mache ich das in der Früh gleich nach dem Aufstehen? Dort ist das so essenziell, dass es ein Wunsch ist.
Ich muss schon sagen, es war für mich ganz schwer aushaltbar, dort nicht hinzugehen, weil ich gesehen habe, wie da Not am Mann ist. Als Nachbarin und Freundin hätte ich das gedurft, als Hospizbegleiterin, ehrenamtlich tätig, durfte ich das acht Wochen nicht. Da wäre jetzt auch der Wunsch an die Politik – wir haben die Pandemie noch nicht überstanden, es wird vielleicht wieder sehr große Einschränkungen geben –, dass man an unsere Institutionen denkt, im Land verteilt, dass Arbeiten möglich ist, denn wenn diese Personen ausfallen, bedeutet das, dass sozusagen das System das übernehmen muss.
Ich habe manchmal gedacht, meine Mama ist sehr nah am Burn-out, weil sie einfach nicht mehr kann. Das wäre sozusagen ein Anliegen, das zu vermeiden, zu unterstützen, dass wir dort hingehen können, dass wir arbeiten dürfen und dass wir die Leute, die Menschen in ihrem Leben begleiten können, und zwar kontinuierlich, denn das ist das, was gebraucht wird.
Rebekka Salzer: Das war jetzt eine sehr berührende Schilderung, muss ich sagen. Frau Schaufler, Sie kommen auch aus dem Gesundheitsbereich: Wie ist es Ihnen da ergangen, jetzt auch während der Pandemie? Was sagen Sie zu den Ankündigungen der Politik? Reicht Ihnen das so?
Laura Schaufler (Rotes Kreuz): Während der Pandemie kam es natürlich zu einem erhöhten Bedarf, und es ist natürlich einerseits eine körperliche Belastung gewesen, mit den Masken zu arbeiten oder auch bei Covid-19-positiven Patienten und Patientinnen in voller Schutzmontur hinzugehen, mit dem Equipment, das natürlich auch ein Gewicht hat, dann teilweise im Altbau in den fünften Stock raufzugehen. Dann ist man schon mal aus der Puste, wenn man oben ankommt, sage ich jetzt mal, und sich dann auch noch einmal zu überlegen, zu sammeln: Passt, wie gehen wir das jetzt an?
Auf der anderen Seite natürlich auch eine sehr große psychische Belastung, wenn man merkt, dass einige Patienten und Patientinnen sich bei uns melden, vermehrt nicht, weil sie unbedingt körperliche Probleme haben, sondern einfach, weil sie einsam sind. Das betrifft jetzt vor allem die Patienten und Patientinnen, die pflegebedürftig sind, zu Hause sind, eventuell auch ein Notrufsystem haben, die dann einfach vermehrt auf den Notrufknopf gedrückt haben, wo man einfach merkt, okay, die brauchen jetzt einfach jemanden, weil sie aufgrund der Pandemie vereinsamen, und deren Bedürfnisse nur durch pflegerische Handlungen oder pflegerisches Personal nicht gedeckt werden konnten.
Natürlich hatten wir auch mit den Ressourcen einige Probleme, also Masken, Handdesinfektionsmittel. Das war ja am Anfang der Pandemie eine Mangelware.
Rebekka Salzer: Aber auch Personalressourcen?
Laura Schaufler: Ja, natürlich auch Personalressourcen.
Rebekka Salzer: Also eigentlich mehr Bedarf und weniger Ressourcen?
Laura Schaufler: Genau, also mit jedem Rettungssanitäter, mit jeder Rettungssanitäterin, die Covid-19 hatte, ist im Prinzip jemand weggefallen, und das hat sich natürlich dann auch vermehrt. Es sind natürlich auch welche aufgrund von Long-Covid-Beschwerden weggefallen. Deshalb finde ich auch zum Beispiel im Bezug darauf, was gesagt wurde, zur Unterstützung finanziell: Also Ehrenamt ist etwas, das man sich leisten kann, im Moment, und ich finde auch, das ist etwas, was man sich leisten muss, vor allem wenn man an Studierende denkt, die vielleicht nicht währenddessen arbeiten, die das Privileg haben, dass ihre Ausbildung von ihrer Familie oder ihren Eltern unterstützt wird, die sich das auch so leisten können. Es gibt genug Leute, die wählen müssten zwischen Studium, Arbeit und Ehrenamt, und ich finde, das ist etwas, das sollte Hand in Hand funktionieren können, denn man sollte sich nicht entscheiden müssen: Was kann ich mir jetzt leisten?, sondern ich finde, das ist etwas, das sollte sich jeder leisten können.
Deshalb finde ich es auch gut, wenn man an eine finanzielle Unterstützung denkt oder auch daran denkt, dass man sich diverse Aspekte jetzt zum Beispiel aus dem Rettungsdienst anrechnen lassen kann. Ich studiere ja selber auch Gesundheits- und Krankenpflege, und bei uns ist das tatsächlich nur in einer Lehrveranstaltung möglich gewesen, und dass auch eigentlich eine einmalige Anrechnungsmöglichkeit - -, dass man sich da einfach überlegt: Wie kann man das System besser unterstützen? Wie kann man die Engagierten und Teilhaber besser unterstützen? Dass man das versucht, zu verbessern.
Rebekka Salzer: Vielen Dank, Frau Schaufler. Herr Palac, ganz konkret Ihre Wünsche an die Politik, was das Ehrenamt betrifft, vielleicht drei Punkte oder wie Sie möchten.
Mateo Palac: Ja, also einige Sachen sind eh schon genannt worden. Ein großer Punkt, den ich sehe, ist einmal die Absicherung durch die Versicherungen, also Haftpflicht und Unfall. Am Weg zum Einsatzort ist man ja durch die Feuerwehr schon in diesem Fall abgesichert, aber wenn man von weiter weg zureist und eben zur Feuerwehr fahren will, um sich in die Einsatzbekleidung umzuziehen, da kann leider sehr, sehr viel passieren.
Ein weiterer Punkt, der genannt worden ist, auch jetzt vom Kollegen, ist Anerkennung fürs Studium, für einen Job, wie auch immer, wo man es eben dann braucht. Da, glaube ich, müsste man in eine Richtung kommen, dass man sagen kann, das ist standardisiert, das ist jetzt zertifiziert; dass wir da eine Stelle haben, wo wir sagen können: Okay, das ist jetzt hier auf schwarz auf weiß und das haben wir jetzt im Dokument stehen.
Der letzte Punkt ist der zur Zusammenarbeit zwischen Staat, Betrieb und den Tätigen im Einsatz, dass man da, sagen wir nach einem Katastrophenfall, vielleicht mal einen Tag Pause bekommt, wenn man dann doch bis spät in die Nacht noch Keller auspumpt oder Patienten irgendwo hinfahren muss, Patienten betreuen muss, was auch immer; dass man da miteinander in eine Richtung geht, dass man sagen kann: Okay, schau erst mal, dass du wieder gut beinander bist, dann können wir weiterschauen!
Rebekka Salzer: Danke schön. Herr Drljo, Ihre Wünsche an die Politik, wenn Sie welche haben.
Dominik Drljo: Ja, natürlich. Man hat das mit dem Anrechnen gehört, und da muss ich jetzt einfach ein bisschen Lob für mein Bundesland machen. Das Aha hat das Aha plus, und das verbindet Ehrenamt und es wird auch dokumentiert und das wird auch mit einem Dokument ausgewertet. Also da kann sich jedes Bundesland ein Beispiel an Vorarlberg nehmen – Aha plus, bitte nachschauen und das auch vielleicht in den anderen Bundesländern kombinieren, denn das wäre ein guter Leitfaden, an den man sich halten kann.
Was wünsche ich mir persönlich? Eben einfach, dass es beruflich besser kombinierbar ist, auch das erwähnte Klimaticket zum Beispiel, also sich auch nachhaltig bewegen zu können. Das wäre natürlich für mich optimal beziehungsweise würde ich mir das auch für jeden anderen wünschen, der auch berufstätig ist und vielleicht eben auch im Ehrenamt nachhaltig unterwegs sein möchte.
Rebekka Salzer: Vielen Dank. Frau Ferscha, was fordern oder wünschen Sie sich von der Politik?
Leonie Ferscha: Für uns ist auch wichtig, um weiterhin miteinander und füreinander im Ehrenamt arbeiten zu können, den Nachwuchs anzusprechen und auch den Nachwuchs ins Ehrenamt zu bekommen. Das ist auch für uns ein ganz wichtiges Thema, zusätzlich zu euren Themen.
Rebekka Salzer: Frau Müller, Sie haben schon ganz konkrete Forderungen formuliert. Vielleicht wiederholen Sie es noch einmal oder vielleicht fällt Ihnen noch etwas ein, was Sie gerne hätten?
Monica Müller: Ja, also wie wir schon gehört haben, es gibt sehr viele Wünsche und Vorstellungen, wie man Ehrenamt unterstützen kann. Das Erste, noch einmal, würde ich eindringlich bitten: Sollte es wieder zu Verschärfungen kommen, dass wir arbeiten dürfen, denn die Arbeit ist wirklich notwendig, und zwar nicht Telefonie, sondern vor Ort sein. Nur dann können wir die Familien wirklich entlasten.
Das Nächste, was ein Wunsch wäre, wäre Kostenübernahme. Man muss sich vorstellen, wir dürfen in dieser Organisation nur arbeiten, wenn wir einen Kurs für Sterbens-, Lebens- und Trauerbegleitung absolviert haben. Den muss ich mir als Person selber organisieren, den muss ich selber bezahlen. Es gibt keine bundesweite Regelung, wie das bezahlt wird. Also in Niederösterreich, soweit ich weiß, wird das sofort alles übernommen. In Wien gibt es einen Verein, von der Erste Bank gefördert, gilt bis 2023 im Moment, da muss man dann nach Absolvierung ein Jahr in der Organisation gearbeitet haben und dann kann man um eine Förderung ansuchen, dass man das retour bekommt. Wir haben relativ hohe Standards. Das heißt, es ist auch erwünscht, dass wir Fortbildungskurse machen, einmal im Jahr eine Weiterbildung machen. Das muss alles finanziert werden. Da wäre es schön, wenn das für die Personen bezahlt wird.
Wir sind eine gemeinnützige Organisation, die fast vollständig spendenfinanziert ist. Wir sind 50 Personen im Ehrenamt, haben eine Ehrenamtskoordinatorin, die das alles organisiert. Auch da wäre es schön, wenn es dafür ein fixes Budget gibt, weil: Wir müssen dieses Geld erarbeiten, um die zu bezahlen, und 50 Leute zu organisieren und einzuteilen erfordert einen enormen Aufwand. Also das wäre ein weiterer Wunsch an die Politik, dort dieses Budget zur Verfügung zu stellen, damit wir nicht aus unserem eigenen Portemonnaie als Ehrenamtliche etwas bezahlen müssen und damit es ein Budget für die Ehrenamtskoordinatoren in allen Bundesländern gibt, nicht nur in unserer Organisation, die das sozusagen abdecken.
Rebekka Salzer: Vielen Dank. Frau Schaufler, was erwarten Sie sich von der Politik? Was muss gemacht werden?
Laura Schaufler: Ich finde, es wurde schon sehr viel Gutes gesagt. Im Prinzip wünsche ich mir für meine Kollegen, meine Kolleginnen in egal welchem Bereich mehr Unterstützung, mehr Anerkennung auch. Was mir jetzt spontan gerade eingefallen ist: Es wurde ja sehr viel geredet über diverse Coronabonusse. Persönlich für mich ist das jetzt nicht wirklich durchgedrungen, dass es das auch für ehrenamtlich Tätige gibt beziehungsweise hat man noch nicht damit begonnen, das so zu kommunizieren oder zur Verfügung zu stellen. Natürlich ist es auch immer eine Frage der finanziellen Ressourcen. Dennoch finde ich, dass das Ehrenamt ein Aspekt der Gesellschaft ist, der das auf jeden Fall verdient, nicht nur auf die Blaulichtorganisationen bezogen, sondern eben auch auf die anderen.
Es geht auch sehr viel darum, dass man versucht – wie schon gesagt wurde von Kolleginnen –, den Nachwuchs auch weiterhin anzusprechen, denn Personen gehen in Pension, Leute versterben leider und man muss wirklich darauf achten, dass es einen kontinuierlichen Zuwachs gibt, weil: Wenn wir es nicht machen, wer macht es dann?
Es geht auch um eine finanzielle Unterstützung für all jene, die es brauchen, die es sich vielleicht nicht leisten können, aus der eigenen Tasche ihr Studium zu finanzieren oder bei der Arbeit ein paar Tage aufgrund von einem Rettungseinsatz, aufgrund von diversen Einsätzen, Ferienlager et cetera zu fehlen. Dass man einfach schaut, dass man sich an den Personen orientiert, die doch sehr viel leisten für unsere Gesellschaft, und dass man die auch dort unterstützt, wo sie Unterstützung brauchen, dass man sich auch diesen Teil, also ein Budget nimmt, um sie optimal zu unterstützen und natürlich dann auch im Ressourcenmanagement zu schauen, dass wirklich die Ausrüstung standardisiert ist, on top ist im Falle einer erneuten Ressourcenknappheit, auch schaut, dass wirklich die, die es brauchen, das bekommen.
Rebekka Salzer: Vielen Dank für Ihren Beitrag, sehr, sehr spannend, danke! Ich darf sie wieder um einen großen Applaus bitten! (Beifall.)
Hier kommt jetzt wieder das Arnsdorfer Dorfblech mit „I am from Austria“ von Rainhard Fendrich. Danach darf ich Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka um seine abschließenden Worte zum Festakt bitten.
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(Es folgt ein Musikstück.)
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(Beifall.)
Wolfgang Sobotka (Präsident des Nationalrates): Da die Zeit fortgeschritten ist, darf ich mich kurz halten.
Herzlichen Dank, werte Ehrenamtliche, die Sie heute gekommen sind! Damit schließen wir quasi nur fürs Erste unser Jahr ab, in dem wir das Ehrenamt in den Fokus gestellt haben. Die Arbeit ist damit nicht zu Ende, wie Sie wohl auch gemerkt haben.
Sehr geehrte Bereichssprecher! Ich freue mich, dass alle Parteien heute vertreten sind. Werte Vertreter der Fachhochschulen, die mit dieser Studie für uns, glaube ich, auch eine wertvolle Hilfe in der Orientierung geleistet haben!
Ich habe vorhin um 9 Uhr einer Pressekonferenz der Zivilschutzagenda beiwohnen dürfen, die gemeint hat, das Gute an der Pandemie ist, dass das ehrenamtliche Engagement nicht weniger geworden ist. Es haben sich sogar 20 Prozent der Leute überlegt, mehr Zeit zu investieren, weil sie gesehen haben, wie notwendig es ist. Das entspricht eigentlich auch dem guten Ausdruck, den Leo Tolstoi einmal formuliert hat: Das Gute, das du für die anderen tust, tust du auch in ganz wesentlichem Sinne für dich selbst.
Es war beeindruckend, von Momo zu hören, davon, was das eigentlich auch mit dem, der das ehrenamtlich tut, macht; also nicht nur mit dem, dem es zugutekommt, sondern auch mit einem selbst. Ich bin selbst seit über 50 Jahren – bis zum heutigen Tag – in unterschiedlichsten Vereinen ehrenamtlich tätig. Ich weiß, wie wichtig das auch für mich persönlich ist, und diese Bereicherung wünsche ich natürlich allen auf allen Ebenen.
Ehrenamt ist für mich das Zentrale des Politikseins oder des Politikmachens, in der Polis im ursprünglichen Sinne für die Gemeinschaft Verantwortung zu übernehmen. Das ist vielleicht das Wesentlichste, das, was Österreich im Besonderen ausmacht. Darauf dürfen wir alle nicht nur stolz sein, sondern wir sollten uns auch bewusst machen, dass das ein ganz großer Schatz ist, für den es durch die offizielle Politik von der Gemeinde bis zum Bund gilt, Rahmenbedingungen zu schaffen, damit man das gut leben kann. Ich glaube, das ist heute sehr klar zum Ausdruck gekommen, und ich hoffe, dass auch parteilich ein Konsens gefunden wird, das auch gut in die Zukunft zu begleiten.
Ich glaube, auf der einen Seite ist Absicherung notwendig, aber auf der anderen Seite braucht es auch viel Freiheit. Denken Sie an alle Ihre Tätigkeiten! Sie stoßen immer wieder an Rahmenbedingungen gesetzlicher Natur, bei denen Sie sagen: Wenn das nicht da wäre, wäre ich viel schneller, viel effektiver – gerade auch jetzt in der Pandemie. Es war vielleicht von dem, der es vorgegeben hat, gut gemeint, aber nicht bedenkend, wen es aller trifft. Je engmaschiger ein Gesetz ist, desto mehr Lücken hat es. Das ist eine Weisheit, die sehr, sehr lange zurückreicht.
Das heißt, es braucht dabei sehr, sehr viel Fingerspitzengefühl, wie man vorgeht, es braucht sehr viel Überlegung und vor allem sehr viel Diskussion. Daher darf ich mich dafür bedanken, egal, ob Sie beim Crowdsourcingprojekt mitgetan haben oder ob Sie sich in den Diskussionsveranstaltungen, in den Arbeitskreisen eingebracht haben. Ich möchte mich bei allen Parteien ganz herzlich für ihr Engagement bedanken.
Es war eine positive Meldung, die ich um 9 Uhr mitbekommen habe, dass das Engagement nicht erlahmt ist. Wir haben schon viele Sorgen gehabt, aber wir haben eines gesehen: Menschen, die in der Pandemie nicht in Vereinen organisiert waren, haben wesentlich größere Probleme gehabt als Menschen, die in Vereinen organisiert waren, weil das Ehrenamt ja auch eine ganz wesentliche soziale Bindung ergibt. Das sollten wir zu all jenen tragen, die sich noch nicht engagiert haben, dem Nachwuchs, den Nächsten, die sich vielleicht kundig tun, beginnend im Kindergarten und in der Schule. Dort wünsche ich mir auch in allererster Linie dieses unkomplizierte Herangehen.
Herzlichen Dank auch für die musikalische Begleitung, die uns durch den Vormittag geführt hat.
Ich darf Sie nun einladen, beim anschließenden Buffet diese Gedanken noch zu vertiefen und auszutauschen. Es wird definitiv kein Endpunkt sein. Ich freue mich auf das neu vorbereitete Vereinsgesetz. Der Herr Minister musste schon zum nächsten Termin, er ist nicht einfach nur gegangen. Wir werden ihm den Bericht, den wir jetzt bekommen, dann weiterreichen, weil er, glaube ich, auch sehr viele fundierte Erkenntnisse bringt. In diesem Sinne: Viel Freude bei der Arbeit in Ihren Tätigkeitsfeldern! Wir werden uns bemühen, vielen Wünschen und Vorstellungen auch gerecht zu werden. (Beifall.)
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(Es folgt ein Musikstück.)
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(Beifall.)