308/A(E) XXVIII. GP
Eingebracht am 22.05.2025
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ENTSCHLIESSUNGSANTRAG
der Abgeordneten Olga Voglauer, Freundinnen und Freunde
betreffend Sondermessprogramm zu TFA-Rückständen in Lebensmitteln
BEGRÜNDUNG
Seit Jänner 2021 wissen wir, dass TFA (Trifluoressigsäure bzw. ihr Salz Trifluoracetat), ein Abbauprodukt zahlreicher PFAS-Pestizide, fortpflanzungs-schädliches Potential hat. Bayer hat mittlerweile TFA selbst als Reproduktionstoxisch Kat. 2, H361d („kann vermutlich das Kind im Mutterleib schädigen“) eingestuft.[1]
Ein Sondermessprogramm 2018-2019 für Grundwasser zeigte, dass die durchschnittliche Konzentration damals bereits 0,71µg betrug.[2] Zum Vergleich: Der einzige existierende Grenzwert, der bereits die Studie zur Reproduktionstoxizität berücksichtigt, und sowohl die mangelhafte Datenlage als auch den Schutz von Säuglingen berücksichtigt, liegt bei 2,2 µg/l. Laut einer Auswertung der Ergebnisse der amtlichen Grundwasserproben durch Global2000 sollte der genannte Grenzwert jedoch an 92% der Messstellen einzuhalten sein.[3]
Im April 2025 schlug schließlich eine Analyse von TFA-Werten im Wein durch die Umweltorganisation Global2000 Wellen: Es wurde ein durchschnittlicher Gehalt von 110 µg/l gemessen, der höchste Wert liegt bei 230 µg/l. Die Messungen anhand von Jahrgangsweinen zeigten auch ganz klar, dass TFA-Rückstände in Lebens- und Genussmitteln ein menschengemachtes Problem sind. Denn während vor 1988 gar kein TFA nachweisbar war, stiegen die Konzentrationen ab 2010 deutlich an.[4]
Angesichts der in den letzten Jahren immer drängender werdenden Datenlage zu den gesundheitsschädlichen Auswirkungen von TFA und den steigenden Rückständen in der Umwelt, hat der ehemalige Grüne Gesundheitsminister Johannes Rauch 2024 ein Sondermessprogramm zu TFA-Rückständen im Trinkwasser in die Wege geleitet, welches 2025 durchgeführt wird.
Aus den Daten der Weinmessung von Global2000 wird klar, wie hoch die Rückstände in Lebens- und Genussmitteln potentiell sein können. Neben einem raschen Verbot von PFAS-Pestiziden und anderen Substanzen, die PFAS in die Umwelt emittieren, braucht es dringend auch ein klares Bild über die aktuelle Belastung der Bevölkerung mit TFA durch die Nahrungsaufnahme.
Die unterfertigenden Abgeordneten stellen daher folgenden
ENTSCHLIESSUNGSANTRAG
Der Nationalrat wolle beschließen:
„Die Bundesministerin für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz wird aufgefordert, ein umfassendes Sondermessprogramm zu TFA-Rückständen in Lebensmitteln durch die AGES unverzüglich zu veranlassen, noch 2025 durchführen zu lassen, und die Ergebnisse spätestens im ersten Quartal 2026 vollständig zu veröffentlichen.“
In formeller Hinsicht wird die Zuweisung an den Gesundheitsausschuss vorgeschlagen.
[1] https://echa.europa.eu/nl/information-on-chemicals/cl-inventory-database/-/discli/details/47316
[2] https://info.bml.gv.at/dam/jcr:13a4f19c-dc00-4033-8ab8-136f352e6746/Wasserg%C3%BCteJahresbericht_2018-2020_20230220.pdf
[3] https://www.global2000.at/sites/global/files/GLOBAL%202000%20Report_Wer%20sch%C3%BCtzt%20unser%20Trinkwasser.pdf
[4] https://www.global2000.at/sites/global/files/_weintest_deutscheversion.pdf