324/A(E) XXVIII. GP
Eingebracht am 16.06.2025
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ENTSCHLIESSUNGSANTRAG
der Abgeordneten Sigrid Maurer, Freundinnen und Freunde
betreffend substanzieller Ausbau der Schulpsychologie und Schulsozialarbeit an österreichischen Schulen: Jede:r Schüler:in muss Zugang zu sozialpsychologischer Betreuung haben
BEGRÜNDUNG
Schule ist weit mehr als ein Ort des Lernens. Sie ist ein sozialer Raum, in dem Kinder und Jugendliche nicht nur Wissen erwerben, sondern einen großen Teil ihres Alltags verbringen. Die Welt, in der wir leben, verändert sich rasant, und diese gesellschaftlichen Entwicklungen machen vor dem Klassenzimmer nicht halt. Unterschiedliche Lebensrealitäten, Herausforderungen in der Familie, soziale und psychische Belastungen – all das kommt mit in die Schule. Sie ist ein Ort, an dem junge Menschen nicht nur unterrichtet werden, sondern an dem sie Unterstützung, Orientierung und Halt bekommen sollen.
Der Schulbesuch ist für alle verpflichtend und bietet so auch eine einzigartige Chance: Sie kann Kinder und Jugendliche auffangen, wenn sie Schwierigkeiten haben. Prävention und frühzeitige Unterstützung sind hier entscheidend. Das müssen wir nutzen – nicht nur, um Lernprobleme zu lösen, sondern um das gesamtheitliche Wohlbefinden der jungen Menschen im Blick zu behalten.
Gleichzeitig wissen wir, dass Schule auch ein Ort ist, an dem Kränkungen, Ausgrenzungen und Mobbing stattfinden können. Konflikte und Belastungen, die lange unbeachtet bleiben, können zu ernsthaften psychischen Problemen führen.
Und Tragödien wie das Attentat an der Grazer Schule zeigen uns eindrücklich, wie wichtig es ist, den Blick auf den respektvollen Umgang miteinander, auf soziale Kompetenzen und auf mögliche Probleme zu schärfen. Es zeigt auch, wie wichtig zentral präventive Maßnahmen sind, die Gewalt und Ausgrenzung verhindern.
Um diesen Herausforderungen gerecht zu werden, braucht es nicht nur engagierte Lehrkräfte, sondern auch professionelles Unterstützungspersonal mit den entsprechenden Kompetenzen, ausreichend Zeit und Ressourcen.
Aus unserer Sicht ist es unerlässlich, dass jede:r Schüler:in in Österreich Zugang zu einer sozialpsychologischen Betreuung haben muss. Sozialpsychologische Fachkräfte leisten hier wertvolle Arbeit – sie sind Bindeglied zwischen Schule, Familien und sozialen Institutionen, sie stärken die Resilienz von Kindern und Jugendlichen und helfen, Krisen frühzeitig zu erkennen und zu bewältigen.
Eine adäquate Personalausstattung ist dabei entscheidend. Es braucht ausreichend Unterstützungspersonal, das nicht nur reagieren, sondern auch aktiv gestalten und begleiten kann. Der von der Regierung geplante Ausbau von lediglich 30 zusätzlichen Stellen in der Schulsozialarbeit und 70 Stellen in der Schulpsychologie im Jahr 2025 und 2026 ist bei weitem zu wenig – das ist lediglich ein Tropfen auf den heißen Stein. Wir müssen hier substantiell auszubauen.
An jedem Schulstandort soll mindestens eine Vollzeitstelle Schulsozialarbeit zur Verfügung stehen. Bei kleineren Schulen mit weniger als 12 Klassen kann die Ausstattung anteilsmäßig angepasst werden. Die Anzahl der vom Bund finanzierten Schulpsychologinnen und Schulpsychologen soll auf mindestens 500 Vollzeitstellen aufgestockt und somit mehr als verdoppelt werden. Und langfristig braucht es aus unserer Sicht eine grundlegende Reform der schulischen Ressourcenplanung: Schulen sollen selbst flexibel entscheiden können, wie sie ihre Personalressourcen einsetzen – ob für Lehrkräfte, Stützkräfte, Schulsozialarbeit, Schulpsychologie oder etwa eine School Nurse. Denn Schulen wissen selbst am besten, was sie brauchen. Nur so kann präventiv gearbeitet und eine individuelle Betreuung gewährleistet werden, die den unterschiedlichen Bedürfnissen der Schüler:innen gerecht wird.
Bildung ist mehr als Wissensvermittlung – sie ist eine gesellschaftliche Aufgabe, die Kinder und Jugendliche in ihrer Ganzheitlichkeit betrachtet. Wir appellieren daher eindringlich an die Bundesregierung, diesen Ausbau nicht länger aufzuschieben, sondern jetzt die notwendigen Schritte zu setzen. Nur so können wir sicherstellen, dass unsere Schulen Orte sind, an denen sich alle Kinder und Jugendlichen sicher und unterstützt fühlen – ein Ort, an dem Lernen und Leben in Balance sind.
Die unterfertigenden Abgeordneten stellen daher folgenden
ENTSCHLIESSUNGSANTRAG
Der Nationalrat wolle beschließen:
„Das Parlament ersucht den Bundesminister für Bildung den Ausbau der Schulpsychologie sowie der Schulsozialarbeit an österreichischen Schulen alsbald voranzutreiben und dafür zu sorgen, dass jede:r Schüler:in Zugang zu einer sozialpsychologischen Betreuung hat. Dafür soll an jedem Schulstandort mindestens eine Vollzeitstelle für Schulsozialarbeit zur Verfügung stehen. Bei kleineren Schulen mit weniger als 12 Klassen kann die Ausstattung anteilsmäßig angepasst werden. Weiters soll die Anzahl der vom Bund finanzierten Schulpsychologen und Schulpsychologinnen auf mindestens 500 Vollzeitstellen aufgestockt und somit mehr als verdoppelt werden. Zudem soll eine Grundlage für eine langfristige Reform der schulischen Ressourcenzuteilung geschaffen werden, so dass Schulen mittelfristig selbst darüber entscheiden können, in welchem Verhältnis sie ihre Personalressourcen – etwa in Form von Lehrkräften, Stützkräften, Schulsozialarbeit, Schulpsychologie oder School Nurses – einsetzen. Ziel dieser strukturellen Veränderung ist es, den spezifischen Bedürfnissen der jeweiligen Schule besser gerecht zu werden und präventive sowie ganzheitliche Bildungs- und Unterstützungsarbeit zu ermöglichen.“
In formeller Hinsicht wird die Zuweisung an den Bildungsausschuss vorgeschlagen.