330/A(E) XXVIII. GP

Eingebracht am 17.06.2025
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ENTSCHLIESSUNGSANTRAG

 

der Abgeordneten Sigrid Maurer, Freundinnen und Freunde

 

betreffend Reform der Schulbuchaktion und des Approbationsverfahrens für Unterrichtsmittel

 

 

BEGRÜNDUNG

Die Schulbuchaktion ist seit Jahrzehnten ein zentraler Pfeiler für Bildungsgerechtigkeit in Österreich. Sie sorgt dafür, dass alle Schüler:innen kostenlos mit Unterrichtsmaterialien ausgestattet werden – unabhängig vom Einkommen der Eltern. Dieses Prinzip ist und bleibt richtig. Aber das System dahinter ist in die Jahre gekommen.

Der schulische Alltag hat sich grundlegend verändert: Unterricht ist heute oft digital, vernetzt und projektorientiert. Schüler:innen arbeiten über Fachgrenzen hinweg, lernen in Teams, lösen reale Probleme – kurz: Sie brauchen Materialien, die zu einer modernen Lernkultur passen. Doch genau diese Entwicklung wird durch die aktuelle Schulbuchaktion ausgebremst.

Noch immer ist der Großteil der Mittel an klassische Schulbücher (analog oder digital) gebunden – stark fachspezifisch und kaum flexibel. Nur rund 15 % stehen für alternative Unterrichtsmittel zur Verfügung. Das ist zu wenig, um innovative Formate wie fächerübergreifende Projekte, digitale Lernplattformen oder interaktive Tools flächendeckend zu ermöglichen. Besonders problematisch: Materialien, die nicht exakt in ein Schulfach passen, fallen oft durch das Raster.

Hinzu kommt: Immer wieder werden diskriminierende Darstellungen in Schulbüchern festgestellt – etwa stereotype Geschlechterrollen, diskriminierende Inhalte oder kulturelle Verzerrungen. Ein modernes Bildungssystem muss sicherstellen, dass Unterrichtsmaterialien diskriminierungsfrei, inklusiv und divers gestaltet sind.

Auch der Approbationsprozess wirkt wie aus einer anderen Zeit: Wer moderne, digitale Lernmittel entwickeln will, wird weniger an der pädagogischen Qualität scheitern als an langwierigen Verfahren und starren Vorgaben. Gute Ideen brauchen zu lange, um den Weg in den Unterricht zu finden – oder scheitern ganz.

Wenn wir wollen, dass unsere Schüler:innen auf die Welt von morgen vorbereitet sind, dann muss sich auch das System, das sie mit Lernmitteln versorgt, weiterentwickeln. Wir brauchen mehr Flexibilität, mehr digitale Möglichkeiten und mehr Raum für Innovation. Die Schulbuchaktion darf nicht zum Innovationshemmnis werden – sie muss zum Möglichmacher werden.

Dazu braucht es eine umfassende Reform: mit fairer Finanzierung und modernen Verfahren. Nur so kann sichergestellt werden, dass gute, zeitgemäße Materialien alle Schüler:innen erreichen – unabhängig davon, ob sie in ein traditionelles Fachschema passen oder nicht.

 

 

Die unterfertigenden Abgeordneten stellen daher folgenden

 

 

ENTSCHLIESSUNGSANTRAG

 

 

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Der Bundesminister für Bildung wird aufgefordert, gemeinsam mit der Bundesministerin für Familie dem Nationalrat bis spätestens Ende 2025 einen Reformvorschlag vorzulegen, der die Schulbuchaktion und das Approbations-verfahren für Unterrichtsmittel zukunftsorientiert weiterentwickelt. Dieser Vorschlag soll insbesondere folgende Maßnahmen beinhalten:

·         Eine umfassende Reform der Schulbuchaktion mit dem Ziel, diese an die Anforderungen eines zeitgemäßen, inklusiven, digitalen und interdisziplinären Unterrichts anzupassen;

·         Die gleichwertige Förderung digitaler, hybrider und interaktiver Unterrichtsmittel sowie fächerübergreifender Materialien durch entsprechende rechtliche und finanzielle Rahmenbedingungen;

·         Eine grundlegende Modernisierung des Approbationsverfahrens zur Entbürokratisierung und Beschleunigung, insbesondere für digitale Formate und modulare Lösungen;

·         Eine stärkere Unterstützung themen- und kompetenzorientierter sowie interdisziplinärer Materialien, insbesondere für Flächenfächer, Projektunterricht oder MINT-Bildung;

·         Eine Anpassung der rechtlichen Grundlagen, um digitale Lernplattformen und -tools ausreichend aus dem Grundbetrag der Schulbuchaktion finanzieren zu können;

·         Den Aufbau eines kontinuierlichen Austauschs mit Bildungsakteur:innen, Verlagen und EdTech-Anbietern, um neue Entwicklungen frühzeitig zu integrieren und ein innovationsfreundliches Umfeld zu schaffen.

 

 

 

In formeller Hinsicht wird die Zuweisung an den Bildungsausschuss vorgeschlagen.