567/A(E) XXVIII. GP
Eingebracht am 19.11.2025
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ENTSCHLIESSUNGSANTRAG
des Abgeordneten Hermann Brückl, MA
und weiterer Abgeordneter
betreffend Etablierung einer Gewerbe- und Handwerksmittelschule
Der zunehmende Fachkräftemangel zählt zu den größten strukturellen Herausforderungen für die österreichische Wirtschaft. Besonders betroffen sind die Gewerbe- und Handwerksbetriebe, die in zahlreichen Branchen mit erheblichen Nachwuchsproblemen konfrontiert sind. Trotz einer traditionell starken dualen Ausbildung gelingt es zunehmend weniger, junge Menschen für handwerkliche Berufe zu begeistern und langfristig an diese Berufsfelder zu binden.
Das derzeitige Bildungssystem – insbesondere das Polytechnikum – vermag diese Lücke nicht ausreichend zu schließen. Viele Schüler verlassen die Pflichtschule ohne ausreichende berufspraktische Orientierung oder ein klares Bild der vielfältigen Chancen im gewerblich-handwerklichen Bereich. Diese Entwicklung führt zu einer wachsenden Abhängigkeit von ausländischen Arbeitskräften und gefährdet langfristig die Wettbewerbsfähigkeit der heimischen Betriebe.
Hinzu kommt, dass in der öffentlichen Wahrnehmung handwerkliche Berufe nach wie vor gegenüber akademischen Laufbahnen an Attraktivität verlieren, obwohl sie zentrale Träger von Innovation, regionaler Wertschöpfung und gesellschaftlicher Stabilität sind.
Im Wissen um diese Problemlage und um diesen Trend langfristig entgegenzuwirken, ist die Einführung einer Gewerbe- und Handwerksmittelschule (GHMS) als gezielte bildungspolitische Maßnahme vorzusehen:
1. Grundidee und Zielsetzung
Die Gewerbe- und Handwerksmittelschule (GHMS) ist als fünfjährige Ausbildungsform konzipiert, welche das bisherige polytechnische Jahr integriert.
Ziel ist es, Jugendlichen eine praxisnahe, handwerks- und wirtschaftsorientierte Ausbildung zu bieten, die eine Alternative zu bestehenden Mittelschulformen darstellt und gezielt auf gewerbliche und technische Berufsfelder vorbereitet.
2. Aufbau und Ausbildungsstruktur
Die GHMS erstreckt sich über fünf Schuljahre, wobei nach vier Jahren die Möglichkeit besteht,
· in eine weiterführende Schule (z. B. BHS) zu wechseln oder
· das fünfte Jahr zu absolvieren, das eine vertiefende praktische Ausbildung im Betrieb vorsieht.
Das fünfte Schuljahr umfasst eine praxisorientierte Abschlussarbeit. Die Ergebnisse dieser Arbeit können auf die Berufsschule angerechnet werden.
3. Lehrplan und pädagogisches Konzept
Der Lehrplan soll modular gestaltet sein. Inhalte werden gezielt auf die Bedürfnisse der gewerblichen und handwerklichen Praxis abgestimmt. Eine enge Zusammenarbeit mit der Wirtschaft, insbesondere mit der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ), ist zentral. Ziel ist die laufende Abstimmung der Ausbildungsinhalte mit den aktuellen Anforderungen der Betriebe.
4. Bildungsziele und Kompetenzen
Die GHMS soll Schülerinnen und Schüler ab der ersten Klasse praxisnah und projektorientiert an gewerbliche und technische Berufsfelder heranführen.
Zentrale Bildungsziele sind:
Die GHMS soll eine gleichwertige Alternative zu bestehenden spezialisierten Mittelschulen (z. B. Sportmittelschulen) darstellen. Sie positioniert das handwerkliche Berufsfeld als eine moderne, zukunftssichere und gesellschaftlich wertvolle Bildungs- und Berufsoption.
Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher nachstehenden
Entschließungsantrag
Der Nationalrat wolle beschließen:
„Die Bundesregierung, insbesondere der Bundesminister für Bildung, wird aufgefordert, dem Nationalrat eine Regierungsvorlage zuzuleiten, welche die Etablierung von Gewerbe- und Handwerksmittelschulen (GHMS) vorsieht. Diese sollen eine praxisorientierte, auf gewerbliche und handwerkliche Berufsfelder ausgerichtete Ausbildung bieten und damit einen wichtigen Beitrag zur Bekämpfung des Fachkräftemangels leisten.“
In formeller Hinsicht wird ersucht, diesen Antrag dem Bildungsausschuss zuzuweisen.