590/A(E) XXVIII. GP
Eingebracht am 19.11.2025
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ENTSCHLIESSUNGSANTRAG
der Abgeordneten Olga Voglauer, Freundinnen und Freunde
betreffend Förderprogramm zur Stärkung der pflanzlichen Produktion in Österreich
BEGRÜNDUNG
Ernährungssouveränität und die Krisenresilienz unserer Lebensmittelversorgung gerät in den letzten Jahren immer stärker ins Blickfeld. Ein Blick in die Selbstversorgungsbilanzen[1] der Statistik Austria verrät: Handlungsbedarf bei der Selbstversorgung besteht vor allem im pflanzlichen Bereich.
Bei den Sonderfällen Getreide und Hülsenfrüchte muss man die Verwendung genauer betrachten: Für Getreide liegt der Selbstversorgungsgrad (SVG) bei 90%, allerdings werden 55% des erzeugten Getreides für Futtermittel verwendet. Betrachtet man nur die Nutzung für Saat, Nahrungsmittelverbrauch und Verluste (exkl. Futtermittel und industrielle Verwertung), könnten wir unseren Bedarf mit der österreichischen Produktion vierfach decken! Bei Hülsenfrüchten liegt der SVG bei 78%, allerdings werden 86% der erzeugten Hülsenfrüchte für Futtermittel verbraucht. Betrachtet man nur die Nutzung für Saat, Nahrungsmittelverbrauch und Verluste (exkl. Futtermittel), könnten wir unseren Bedarf mit der österreichischen Produktion zweieinhalbfach decken!
Bei Obst (33%) und Gemüse (55%) ist der Eigenversorgungsgrad bedenklich niedrig. Selbst bei Äpfeln als klassischem, lagerfähigem heimischem Obst erreichen wir nur 76% Selbstversorgung. Hingegen liegen tierische Produkte fast durchwegs bei (z.T. deutlich) über 100% Selbstversorgung: Konsummilch liegt sogar bei 177%, Fleisch insgesamt bei 107%, jedoch mit großen Unterschieden (Rind- und Kalbfleisch 148%, Schweinefleisch 100%, Geflügelfleisch 74%).
Um vorzusorgen für etwaige Krisen, wie etwa Störungen der Lieferkette oder größere Ernteausfälle in Ländern, aus denen importiert wird, ist es notwendig, die österreichische Eigenproduktion im pflanzlichen Bereich zu stärken.
Darin liegt auch eine große Chance für österreichische Bäuerinnen und Bauern:
Aufgrund des Markterfolgs von pflanzlichen Milchalternativen gibt es mittlerweile ein AMA-Gütesiegel dafür, um sicherzustellen, dass heimische Rohstoffe verwendet werden und die österreichischen Bäuerinnen und Bauern entsprechend davon profitieren.[2] Auch das AMA Forum Pflanzlich[3], das 2025 zum zweiten Mal abgehalten wurde und mit 250 Teilnehmenden und zahlreichen Speaker:innen aus allen Teilen der Wertschöpfungskette wieder ein voller Erfolg war, zeigt, wie viele Chancen für die österreichische Landwirtschaft noch in der pflanzlichen Produktion stecken.
Für eine pflanzenreiche Produktion und Ernährung im Sinne der Stärkung der österreichischen Selbstversorgung und höheren Krisenresilienz unseres Ernährungssystems, ist eine Vielzahl an Maßnahmen erforderlich, und sind zahlreiche Sektoren einzubeziehen. Ein zentraler Schritt dabei ist die Stärkung der pflanzlichen Urproduktion in Österreich.
Ein Förderprogramm für die Erweiterung der landwirtschaftlichen Tätigkeit um eine (verstärkte) pflanzliche Produktion bis hin zum vollständigen Umstieg auf die pflanzliche Produktion ist die Grundlage dafür. Die Möglichkeiten für die Betriebe sind vielfältig und reichen vom Anbau von Leguminosen für die menschliche Ernährung, über die Etablierung einer Marktgärtnerei, bis hin zur Umnutzung bestehender Stallbauten für Pilzzucht oder Einstieg in die Algenproduktion. Selbstverständlich muss eine Erweiterung um oder Umstellung auf pflanzliche Produktion auf die jeweiligen betrieblichen Voraussetzungen – Böden, bestehende Gebäude, Vermarktungsmöglichkeiten, zeitliche Ressourcen, Interessen, etc. – abgestimmt sein. Das Förderprogramm soll gemeinsam mit Praktiker:innen – also Bäuer:innen, die eine solche Erweiterung oder Umstellung bereits hinter sich haben oder dafür aufgeschlossen sind bzw. eine solche planen, sowie Expert:innen für pflanzliche Lebensmittel und innovative Verarbeitungsmethoden – erarbeitet werden.
Die unterfertigenden Abgeordneten stellen daher folgenden
ENTSCHLIESSUNGSANTRAG
Der Nationalrat wolle beschließen:
„Der Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Klima- und Umweltschutz, Regionen und Wasserwirtschaft wird aufgefordert, ein Förderprogramm für die Erweiterung um oder den Umstieg auf pflanzliche Produktion für Bäuerinnen und Bauern aufzusetzen. Es soll zumindest die folgenden Eckpunkte umfassen:
· Beratung und Weiterbildung zu verschiedenen Formen pflanzlicher Produktion (Marktentwicklung, Vermarktungspfade, Anbautechniken und ökologischer Pflanzenschutz, Verarbeitung, etc.) sowie im Bedarfsfall zu tierwohlgerechten Haltungen
· Investitionsförderungen für die pflanzliche Produktion, z.B. Maschinen für Anbau, Sortierung, Reinigung, Trocknung, Schälung etc., sowie im Bedarfsfall auch für Investitionen in Stallumbauten für höchstes Tierwohlniveau oder für die Umnutzung bestehender Gebäude für die pflanzliche Produktion
· Vernetzungsmöglichkeiten und Unterstützung bei der weiteren Verarbeitung und Vermarktung der pflanzlichen Produkte, inklusive Unterstützung für gemeinschaftlich organisierte Verarbeitungsstrukturen in der Region
· Flächenförderung für den Anbau pflanzlicher Kulturen, die in Konsum und Produktion gestärkt werden sollen
· Umstellungsförderung für die ersten Jahre, um den erhöhten Arbeitsanfall durch die Bewirtschaftungsänderung abzufedern.“
In formeller Hinsicht wird die Zuweisung an den Ausschuss für Land- und Forstwirtschaft vorgeschlagen.