606/A(E) XXVIII. GP

Eingebracht am 20.11.2025
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ENTSCHLIESSUNGSANTRAG

der Abgeordneten Sigrid Maurer, Ralph Schallmeiner, Freundinnen und Freunde

 

betreffend Einrichtung einer Förderung für die Forschung an postviralen Erkrankungen

 

 

BEGRÜNDUNG

 

Postvirale Erkrankungen – darunter insbesondere Myalgische Enzephalomyelitis/ Chronisches Fatigue-Syndrom (ME/CFS), Long COVID, Post-COVID-Syndrome sowie weitere postinfektiöse Langzeitfolgen – stellen eine wachsende gesundheits-politische, gesellschaftliche und volkswirtschaftliche Herausforderung dar. Die Zahl der Betroffenen nimmt in den letzten Jahren massiv zu. Internationale Studien weisen darauf hin, dass postvirale Erkrankungen schwerwiegende Einschränkungen der Lebensqualität, hohe Belastungen für die Betroffenen und ihre Angehörigen sowie erhebliche Kosten für das Gesundheitssystem verursachen.

Trotz der hohen Relevanz besteht ein erheblicher Forschungs- und Wissensbedarf. Viele Mechanismen sind unzureichend verstanden, Diagnosestandards und Therapieansätze sind noch nicht ausreichend entwickelt, und es fehlt an spezifischen Behandlungsstrukturen. Eine wissenschaftlich fundierte Weiterentwicklung der Diagnostik, Therapie und Versorgung von Menschen mit postviralen Erkrankungen setzt eine langfristige und ausreichend finanzierte Forschungslandschaft voraus.

Andere europäische Länder haben diese wissenschaftliche und gesundheits-politische Notwendigkeit bereits aufgegriffen. So hat die Bundesrepublik Deutschland die Forschungsdekade zur Bewältigung postinfektiöser Erkrankungen ausgerufen und eine Forschungsinitiative im Umfang von 500 Millionen Euro für die Erforschung postviraler Erkrankungen – insbesondere ME/CFS und Long COVID – angekündigt. Diese Initiative dient der multidisziplinären Grundlagenforschung, der Entwicklung klinischer Versorgungsmodelle, der wissenschaftlichen Vernetzung sowie dem Aufbau von Forschungsstrukturen und Fachkompetenzen.

Um in Österreich vergleichbare wissenschaftliche Fortschritte zu ermöglichen und die Versorgung der betroffenen Menschen nachhaltig zu verbessern, ist eine zielgerichtete, mehrjährige zusätzliche Forschungsfinanzierung erforderlich. Eine solche Förderung schafft Planungssicherheit für Forschungseinrichtungen, erleichtert den Aufbau spezialisierter Forschungsgruppen, stärkt die internationale Wettbewerbsfähigkeit des Forschungsstandorts Österreich und ermöglicht einen systematischen Erkenntnisgewinn.

Eine geeignete institutionelle Umsetzung könnte über den Wissenschaftsfonds FWF erfolgen, der bereits einen Schwerpunkt zur Erforschung von ME/CFS betreibt. Die Einrichtung einer eigenen langfristigen Forschungsförderung im Umfang von 50 Millionen Euro über einen Zeitraum von 10 Jahren würde gewährleisten, dass Projekte zur Erforschung postviraler Erkrankungen nachhaltig, koordiniert und mit der erforderlichen Tiefe betrieben werden können.

Angesichts der Betroffenheit zahlreicher Menschen in Österreich und der dringenden Notwendigkeit, wissenschaftliche Grundlagen für verbesserte Diagnostik und Behandlung zu schaffen, besteht ein akuter Handlungsbedarf seitens der Bundes-regierung, insbesondere des für Wissenschaft und Forschung zuständigen Ressorts.

 

 

Die unterfertigenden Abgeordneten stellen daher folgenden

 

 

ENTSCHLIESSUNGSANTRAG

 

 

Der Nationalrat wolle beschließen:

 

„Die Bundesregierung, insbesondere die Bundesministerin für Frauen, Wissenschaft und Forschung, wird ersucht, unter konzeptioneller Einbindung des Nationalen Referenzzentrums für postvirale Syndrome der Medizinischen Universität Wien eine neue, zusätzliche langfristige Forschungsförderung für postvirale Erkrankungen einzurichten, insbesondere zur Erforschung von ME/CFS, Long COVID, postinfek-tiösen Fatigue-Syndromen und weiteren postviralen Erkrankungsbildern.

 

Diese Forschungsförderung soll:

  1. ein Gesamtvolumen von mindestens 50 Millionen Euro über einen Zeitraum von 10 Jahren umfassen,
  2. je nach wissenschaftlicher Zweckmäßigkeit beim Wissenschaftsfonds FWF oder einer vergleichbaren Einrichtung angesiedelt werden,
  3. sowohl Grundlagenforschung als auch angewandte klinische Forschung unterstützen,
  4. interdisziplinäre und standortübergreifende Kooperationen zwischen Forschungseinrichtungen fördern,
  5. den Ausbau und die Stärkung bestehender Forschungsschwerpunkte im Bereich postviraler Erkrankungen unterstützen.“

 

 

In formeller Hinsicht wird die Zuweisung an den Ausschuss für Wissenschaft, Forschung und Digitalisierung vorgeschlagen.