198 der Beilagen zu den Stenographischen Protokollen des Nationalrates XXVIII. GP

 

Bericht

des Gleichbehandlungsausschusses

über den Antrag 380/A(E) der Abgeordneten Sabine Schatz, Mag. Dr. Juliane Bogner-Strauß, Henrike Brandstötter, Kolleginnen und Kollegen betreffend „She goes AI“ – Für mehr Geschlechtergerechtigkeit in der KI!

 

Die Abgeordneten Sabine Schatz, Mag. Dr. Juliane Bogner-Strauß, Henrike Brandstötter, Kolleginnen und Kollegen haben den gegenständlichen Entschließungsantrag am 10. Juli 2025 im Nationalrat eingebracht und wie folgt begründet:

„Zur Nutzung von manchen Künstlicher Intelligenz (KI)-Systemen wird heute kaum noch technisches Vorwissen benötigt und die Verfügbarkeit von LLM ist via ChatGPT und Co nahezu grenzenlos, doch zeigt sich ein deutlicher Trend: Sie wird von Männern dominiert. Sowohl in der Bedienung als auch in der Entwicklung und Forschung. Eine der großen Grundsatzfragen in diesem Zusammenhang ist die nach der Voreingenommenheit von KI‑Systemen und ihren Algorithmen – des so genannten (Gender)-Bias. Vorurteile und Verzerrungen werden in der Regel nicht absichtlich in KI‑Systeme eingebaut, sie sind eine unbeabsichtigte Nebenwirkung der Datenbasis. Daher braucht es Wissen über diese Verzerrungen. Doch nicht nur die Daten, auf die KI zugreift, sind von diesem Bias geprägt. 78 Prozent der Personen, die in Europa Künstliche Intelligenz mit ihren Programmen und Algorithmen aktiv gestalten, sind Männer. So können sich Verzerrungen weiter replizieren, dies ist insbesondere in medizinischen Anwendungen problematisch. Darum braucht es verstärkt Frauen, die in diesen Bereichen studieren und arbeiten, um eine geschlechtergerechtere Entwicklung sicherzustellen.

Eine Erhebung der Statistik Austria ‚Künstliche Intelligenz – Nutzung und Einstellung in Österreich‘[1], die erst jüngst von der Bundesregierung beauftragt und präsentiert wurde, zeigt einmal mehr eine deutliche Schieflage in der Nutzung von KI durch Männer und Frauen, und macht damit verbunden einen enormen Handlungsauftrag im Hinblick auf KI und Geschlechtergerechtigkeit deutlich:

-       Selbsteinschätzung des KI-Wissens: Frauen schätzen ihr Wissen über Künstliche Intelligenz (KI) deutlich geringer ein als Männer. Nur 20,6 % der Frauen geben an, (sehr) viel Wissen über KI zu haben, im Vergleich zu 33 % der Männer.

-       Einstellung zur KI-Nutzung: Frauen stehen der zunehmenden Nutzung von KI in der Gesellschaft kritischer gegenüber. 48,7 % der Frauen beurteilen die KI-Nutzung als (sehr) negativ, während dies bei Männern nur 42,3 % tun.

-       Nützlichkeit von KI im Beruf: Frauen bewerten die Nützlichkeit von KI im eigenen Beruf weniger positiv als Männer. 38,9 % der Frauen sehen KI als (sehr) nützlich, verglichen mit 47,3 % der Männer.

-       Sorge vor Jobverlust durch KI: Frauen sind etwas besorgter, durch KI im Job ersetzt zu werden. 14,7 % der Frauen sind (sehr) besorgt, im Vergleich zu 12,2 % der Männer.

-       Nutzung von generativen KI-Tools: Frauen nutzen generative KI-Tools seltener als Männer. 24,7 % der Frauen haben solche Tools in den letzten drei Monaten verwendet, im Vergleich zu 31,4 % der Männer

-       Interesse an KI-Lernen: Frauen zeigen weniger Interesse daran, mehr über KI zu lernen. Nur 25,6 % der Frauen haben ein (sehr) starkes Interesse, während dies bei Männern 38,5 % sind.

Zusammenfassend verdeutlicht die Erhebung, dass sich Frauen im Vergleich zu Männern derzeit in der Selbsteinschätzung weniger Wissen über KI zutrauen, kritischer gegenüber ihrer Nutzung eingestellt sind, weniger häufig generative KI-Tools verwenden und weniger Interesse an KI-Lernen zeigen.

Hinsichtlich der KI-Nutzung, aber auch im Zusammenhang mit Steuerung und Entwicklung von KI, ist es daher dringend erforderlich einen zentralen politischen Schwerpunkt auf Geschlechtergerechtigkeit zu legen und Stereotype aufzubrechen. Frauen müssen endlich die Technologien, die unser Leben künftig noch intensiver beeinflussen werden, auf allen Ebenen mitgestalten.

 

Der Gleichbehandlungsausschuss hat den gegenständlichen Entschließungsantrag in seiner Sitzung am 9. September 2025 in Verhandlung genommen. An der Debatte beteiligten sich außer der Berichterstatterin Ausschussobfrau Abgeordnete Sabine Schatz die Abgeordneten Mag. Meri Disoski, Rosa Ecker, MBA, Henrike Brandstötter, Mag. Dr. Juliane Bogner-Strauß und Mag. Dr. Petra Oberrauner.

 

Bei der Abstimmung wurde der gegenständliche Entschließungsantrag der Abgeordneten Sabine Schatz, Mag. Dr. Juliane Bogner-Strauß, Henrike Brandstötter, Kolleginnen und Kollegen mit Stimmenmehrheit (für den Antrag: V, S, N, G, dagegen: F) beschlossen.

 

Im Zuge der Debatte haben die Abgeordneten Mag. Meri Disoski, Kolleginnen und Kollegen einen selbständigen Entschließungsantrag gem. § 27 Abs. 3 GOG-NR betreffend „Fairness by Design – Geschlechtergerechtigkeit bei KI durchsetzen“ eingebracht, der nicht die Zustimmung der Ausschussmehrheit fand (für den Antrag: G, dagegen: F, V, S, N).

 

Zur Berichterstatterin für den Nationalrat wurde Abgeordnete Mag. Dr. Petra Oberrauner gewählt.

Als Ergebnis seiner Beratungen stellt der Gleichbehandlungsausschuss somit den Antrag, der Nationalrat wolle die angeschlossene Entschließung annehmen.

Wien, 2025 09 09

                     Mag. Dr. Petra Oberrauner                                                       Sabine Schatz

                                  Berichterstattung                                                                           Obfrau



[1] https://www.statistik.at/fileadmin/pages/284/Kuenstliche_Intelligenz-Nutzung_und_Einstellung_in_OEsterreich.pdf