260 der Beilagen zu den Stenographischen Protokollen des Nationalrates XXVIII. GP

Berichtigte Fassung vom 13. November 2025

Bericht

des Ausschusses für Konsumentenschutz

über den Antrag 254/A(E) der Abgeordneten Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen betreffend Stopp der "Shrinkflation" in Österreich

Die Abgeordneten Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen haben den gegenständlichen Entschließungsantrag am 25. April 2025 im Nationalrat eingebracht und wie folgt begründet:

„‚Shrinkflation‘ ist nach wie vor ein großes Thema in Österreich. Einerseits ‚Schrumpfpackungen‘ im Handel, andererseits Preistreiberei und Inflation nehmen die Konsumenten in die Doppelmühle. Aus Sicht der unterfertigten Abgeordneten muss das im Interesse der Konsumenten dringend gestoppt werden, siehe dazu auch eine entsprechende Untersuchung des Vereins für Konsumenteninformation (VKI):

‚Shrinkflation: Weniger fürs gleiche Geld

Bleiben Verpackungsgröße und Preis gleich und schrumpft nur der Inhalt, spricht man von ‚Shrinkflation‘. Besonders in Krisenzeiten greift die Industrie gerne zu diesem Trick.

Empfinden Sie beim Einkauf im Supermarkt in letzter Zeit auch schon einmal ein Gefühl von ‚Leichtigkeit‘, wenn sie einen Becher Margarine oder eine Packung Chips aus dem Regal nehmen? Dann befinden Sie sich in guter Gesellschaft. Uns erreichen zunehmend Beschwerden von Verbrauchern, in Produkten würde weniger Inhalt stecken, obwohl sich an der Verpackungsgröße nichts geändert habe.

Weniger drin zum gleichen Preis

‚Shrinkflation‘ heißt neudeutsch der Begriff, der dieses Phänomen beschreibt. Das Wort setzt sich aus dem englischen ‚shrink‘ (schrumpfen) und dem Begriff ‚Inflation‘ zusammen. In den Duden hat es die Wortschöpfung zwar noch nicht geschafft, auf Wikipedia findet sich aber bereits ein Eintrag. Gemeint ist demnach das ‚Verkleinern der Portionierungsgrößen von Verbrauchsgütern oder das Abfüllen einer geringeren Menge, um Inflation zu verbergen.‘

Teuerung durch die Hintertür

Shrinkflation ist ein Aufreger, weil es sich um eine völlig intransparente Teuerung durch die Hintertür handelt. Durch die gleichbleibende Packungsgröße und einen oft auch unveränderten Stückpreis wird den Konsumenten vorgegaukelt, dass sich nichts verändert habe. Denn wer hat schon die Füllmengen und Preise der Lebensmittel im Kopf, die regelmäßig im Einkaufssackerl landen? Betroffen von Shrinkflation sind alle Arten von Waren. Sie tritt bei Lebensmitteln genauso wie bei Kosmetika, Geschirrspül- oder Waschmitteln auf. Sogar bei Toilettenpapier wurde Shrinkflation bereits beobachtet (z. B. weniger Lagen, kleinere oder weniger Blätter).

Mogelei auf Kosten der Konsument:innen

Shrinkflation ist an sich keine Erfindung der aktuellen Wirtschaftskrise und Teuerung, sie wird schon seit Jahren, wenn nicht Jahrzehnten praktiziert. Doch inzwischen scheint sich die Mogelei zunehmender Beliebtheit zu erfreuen. Dies schlägt sich etwa in der Anzahl der Meldungen nieder, die im Rahmen unseres Lebensmittel-Checks bei uns eingehen. Konfrontieren wir vom VKI die Hersteller mit ihrem zwielichtigen Geschäfts-gebaren, rechtfertigen sich viele mit ‚gestiegenen Rohstoffpreisen‘. Gelegentlich werden aber auch recht abenteuerliche Argumente ins Feld geführt. Etwa, dass sich die Konsumenten kleinere Portionen wünschten, oder dass es für Konsumenten leichter zu ertragen sei, wenn sie etwas weniger kaufen, als für die gleiche Menge mehr bezahlen zu müssen.

Verpackungsdschungel

Die Argumentation der Anbieter ist auch insofern nicht nachvollziehbar, als Produkte oft in unterschiedlichen Ausführungen und Designs erhältlich sind, etwa in XXL-Editionen, ‚2+1 gratis‘-Aktionen oder Familienpackungen. Im Verpackungsdschungel ist es selbst für Konsumenten, die genauer hinsehen, schwierig, Veränderungen bei Füllmenge und Preis nachzuvollziehen. Zudem gehören die gesetzlichen Vorgaben für Packungsgrößen bereits seit dem Frühling 2009 der Vergangenheit an. Davor war für bestimmte Lebensmittel wie Milch, Fruchtsäfte, Schokolade oder Zucker vorgeschrieben, in welchen Packungsgrößen und Füllmengen sie im Handel angeboten werden dürfen.‘[1]

 

Der Ausschuss für Konsumentenschutz hat den gegenständlichen Entschließungsantrag in seiner Sitzung am 6. Mai 2025 erstmals in Verhandlung genommen. An der Debatte beteiligte sich außer dem Berichterstatter Abgeordneten Michael Oberlechner, MA die Abgeordnete Julia Elisabeth Herr. Anschließend wurden die Verhandlungen vertagt und in der Sitzung am 21. Oktober 2025 erneut in Verhandlung genommen. An der Debatte beteiligten sich die Abgeordneten Andreas Kühberger,
Julia Elisabeth Herr, Mag. Gertraud Auinger-Oberzaucher, Mag. Elke Hanel-Torsch,
Wolfgang Kocevar, Elisabeth Heiß, Dr. Alma Zadić, LL.M. und Manuel Pfeifer.

 

Bei der Abstimmung fand der gegenständliche Entschließungsantrag der Abgeordneten
Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen nicht die Zustimmung der Ausschussmehrheit
(für den Antrag: F, G, dagegen: V, S, N).

Zum Berichterstatter für den Nationalrat wurde Abgeordneter Andreas Kühberger gewählt.

Als Ergebnis seiner Beratungen stellt der Ausschuss für Konsumentenschutz somit den Antrag, der Nationalrat wolle diesen Bericht zur Kenntnis nehmen.

Wien, 2025 10 21

                            Andreas Kühberger                                                                Peter Wurm

                                  Berichterstattung                                                                          Obmann



[1] https://konsument.at/shrinkflation