1014/J XXVIII. GP

Eingelangt am 03.04.2025
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Anfrage

 

der Abgeordneten Süleyman Zorba, Alma Zadic, Freundinnen und Freunde

an den Bundesminister für Finanzen

betreffend Kontaktversuche und Lobbying von Huawei beim Finanzministerium

BEGRÜNDUNG

 

Aktuell ist ein mutmaßlicher schwerer Korruptionsskandal im EU-Parlament Gegenstand der medialen Berichterstattung. Der ORF berichtet: „Nach Ermittlungen wegen Bestechungsvorwürfen im Europaparlament haben die belgischen Behörden vier Verdächtige in Untersuchungshaft genommen. Ihnen wird „Korruption und organisierte Kriminalität“ vorgeworfen, wie die belgische Staatsanwaltschaft gestern mitteilte (…) Die belgische Bundesstaatsanwaltschaft hatte in der vergangenen Woche den Verdacht der Bestechung „zugunsten des Unternehmens Huawei“ bestätigt. Lobbyisten des chinesischen Telekomkonzerns sollen seit 2021 EU-Abgeordnete oder Assistentinnen und Assistenten mit Geld oder Geschenken bestochen haben. Das Europaparlament hatte den Behörden volle Zusammenarbeit bei der Aufklärung zugesagt und Huawei-Lobbyisten vorläufig aus seinen Gebäuden in Brüssel und Straßburg verbannt. Mehrere Büros in den Parlamentsgebäuden waren bereits in der vergangenen Woche versiegelt worden, insbesondere die von zwei verdächtigen Assistenten. Belgischen Medien zufolge sollen bis zu 15 EU-Abgeordnete in die Affäre verwickelt sein. Sie sollen Geschenke entgegengenommen haben, etwa in Form von Reisen oder Einladungen zu Fußballspielen.“[1]

Huawei ist in der Vergangenheit wegen Sicherheitsbedenken bei der Netzinfrastruktur in Österreich in der letzten Gesetzgebungsperiode in die Kritik geraten.

Zum Huawei-Konzern zählen u.a. die Huawei Technologies Co., Ltd, Huawei Investment & Holding Co., Ltd, HiSilicon sowie regionale Ableger wie etwa HUAWEI Technologies Deutschland GmbH, Huawei Technologies Duesseldorf GmbH, HUAWEI Technologies Austria GmbH, Huawei Technologies (Belgium) oder HUAWEI TECHNOLOGIES (IRELAND) CO., LIMITED.

Wir fordern Aufklärung, ob es auch in Österreich Kontaktaufnahme oder den Versuch der Einflussnahme von Lobbyist:innen oder Vertreter:innen des Huawei-Konzerns auf die für die Telekomagenden zuständigen Ressorts in der letzten Gesetzgebungsperiode gegeben hat (BMLRT, später BMF).

Die unterfertigenden Abgeordneten stellen daher folgende

ANFRAGE

 

1)    Hat es Gespräche zwischen Ihren Vorgängern, deren Büros oder sonstigen für Telekommunikationsagenden zuständigen Mitarbeiter:innen Ihres Ressorts mit Huawei, Vertreter:innen von Huawei und/oder Dritten im Auftrag von Huawei gegeben?

a.    Wenn ja, bitte um Angabe, von wem, wann und zu welchem Zweck diese Gespräche geführt wurden

2)    Sind Vertreter:innen des Huawei-Konzerns oder Dritte zugunsten des Huawei-Konzerns aktiv an Ihr Ressort herangetreten?

a.    Wenn ja, wann, wer und wofür?

b.    Was war das Ergebnis der Kontaktaufnahme?

c.    Wenn ja, wurden entsprechende Aktenvermerke angelegt?

3)    Sind Ihre Vorgänger, deren Büros oder Mitarbeiter:innen Ihres Ressorts aktiv an den Huawei-Konzern herangetreten?

a.    Wenn ja, wann, wer und wofür?

b.    Was war das Ergebnis der Kontaktaufnahme?

c.    Wenn ja, wurden entsprechende Aktenvermerke angelegt?

4)    Gab es Zuwendungen von Vertreter:innen des Huawei-Konzerns oder durch dem Huawei-Konzern zurechenbare Dritte an Ihre Vorgänger, deren Büros oder Mitarbeiter:innen des Ressorts?

a.    Wenn ja: Wann, an wen und welche Art der Zuwendung (Bitte um Aufschlüsselung -Geldzuwendung, Reise, Einladung zu Sportevents, sonstige Zuwendungen).

b.    Wenn ja: Wurden die Zuwendungen angenommen?

                                  i.    Wenn ja, warum?

                                ii.    Wenn ja, wurden dienst- oder disziplinarrechtliche Konsequenzen gezogen?

c.    Wenn ja: Wurden die Zuwendungen entsprechend veraktet?

5)    Ist ein Produkt von „Huawei“ in Ihrem Ressort in Verwendung?

a.    Wenn ja, wann bzw. wie lange, und wofür wird bzw. wurde es eingesetzt?

b.    Wenn ja, wurden Vergleichsangebote eingeholt?

6)    Gab es in diesem Zusammenhang eine entsprechende Sicherheitsüberprüfung des Unternehmens bzw. dessen Umfeld? Wenn ja, durch wen und was war das Ergebnis?

7)    Gibt oder gab es ein Vertragsverhältnis Ihres Bundesministeriums oder dessen nachgeordneten Dienstellen mit Unternehmen des Huawei-Konzerns?

a.    Wenn ja, bitte um Angabe, welche Dienststelle, welches Produkt oder Dienstleistung, wann und wie lange das Vertragsverhältnis besteht oder bestand, und wie hoch die angefallenen bzw. maximal vereinbarten Kosten sind oder waren.

b.    Wenn ja, durch wen fand die Kontaktaufnahme statt?

c.    Wenn ja, fand ein Vergabeverfahren statt?

8)    Hat es eine Angebotslegung von Huawei an Ihr Ressort gegeben?

a.    Wenn ja, wann und welche?



[1] Orf.at: „Bestechungsvorwürfe in Parlament: Vier Verdächtige in U-Haft“, https://orf.at/stories/3388048/