1021/J XXVIII. GP

Eingelangt am 07.04.2025
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Anfrage

 

der Abgeordneten Lukas Hammer, Freundinnen und Freunde

an die Bundesministerin für Landesverteidigung

betreffend Gedenktag für die Opfer des militärischen Widerstands

BEGRÜNDUNG

 

Oberstleutnant Robert Bernardis, geboren am 7. August 1908 in Innsbruck, war der einzige österreichische Offizier, der am 20. Juli 1944 aktiv am Umsturzversuch gegen das NS-Regime beteiligt war. Für seinen Einsatz wurde er von den Nazis zum Tode verurteilt und am 8. August 1944 hingerichtet. Trotz seiner Rolle im Widerstand gegen das NS-Regime wird seiner Person und anderer militärischer Widerstandskämpfer im österreichischen Bundesheer bislang nicht durch einen institutionalisierten Gedenktag gedacht.

Zwar wurden in der Vergangenheit bereits Schritte unternommen, um Robert Bernardis zu ehren, beispielsweise durch die Errichtung einer Gedenktafel an seinem Geburtshaus in Innsbruck oder die Benennung der Rossauerkaserne nach den Offizieren Robert Bernardis und Anton Schmid.

Trotz dieser Ehrungen fehlt bislang ein jährlicher institutionalisierter Gedenktag im Bundesheer, der an Robert Bernardis und andere militärische Widerstandskämpfer erinnert. Dieser Mangel wurde bereits mehrfach öffentlich kritisiert, unter anderem in einem Artikel der Tageszeitung Der Standard vom 4. September 2024.[1]

Aus dem Artikel geht ebenfalls hervor, dass einige engagierte Persönlichkeiten bereits seit geraumer Zeit versuchen, dieses Anliegen im Verteidigungsministerium anzubringen. Wiederholte schriftliche Initiativen blieben jedoch unbeantwortet. Dieses Schweigen wird als Ausdruck einer mangelnden Wertschätzung gegenüber dem militärischen Widerstand und der damit verbundenen Gedenkkultur empfunden.

In der Bundesrepublik Deutschland hingegen wird seit den 1950er Jahren jährlich der am Umsturzversuch vom 20. Juli 1944 Beteiligten gedacht. Dieses kontinuierliche Gedenken unterstreicht die Bedeutung des militärischen Widerstands gegen das NS-Regime und ihrer Verankerung im kollektiven Gedächtnis und dient als Vorbild für eine entsprechende Erinnerungskultur in Österreich.

 

 

Die unterfertigenden Abgeordneten stellen daher folgende

ANFRAGE

 

1)    Welche Maßnahmen hat das Verteidigungsministerium gesetzt, um den militärischen Widerstand gegen das NS-Regime, insbesondere Robert Bernardis, angemessen zu würdigen?

 

2)    Gibt es in Ihrem Ressort Überlegungen, das militärische Gedenken an den Widerstand systematisch zu erweitern, ähnlich wie es in Deutschland seit den 1950er Jahren praktiziert wird?

 

3)    Sind Ihnen die Vorschläge von Militärangehörigen, Historiker:innen und Journalist:innen zu einer eigenen Gedenkinitiative für Robert Bernardis und andere österreichische militärische Widerstandskämpfer bekannt?

 

a.    Falls ja, seit wann wissen Sie von den Vorschlägen?

b.    Falls ja, wann und wie oft wurden diese Vorschläge schriftlich an Sie persönlich oder an Mitarbeiter:innen Ihres Ministeriums herangetragen?

 

4)    Gibt es in Ihrem Ressort Überlegungen, einen jährlich wiederkehrenden Gedenktag (beispielsweise am 8. August) zu Ehren von Robert Bernardis und anderer militärischer Widerstandskämpfer einzuführen?

a.    Falls ja, aus welchen Gründen wurde ein solcher Gedenktag bisher nicht umgesetzt und welche Pläne und Vorschläge gibt es dazu seitens Ihres Ressorts?

b.    Falls nein, warum nicht?

 

5)    Hat sich das Ministerium mit der deutschen Praxis des jährlichen Gedenkens an den 20. Juli 1944 auseinandergesetzt?

a.    Falls ja, welche Erkenntnisse wurden daraus gewonnen?

b.    Falls nein, warum nicht?

 

6)    Sind Sie als Ministerin bereit, das Anliegen eines jährlichen Gedenktages (z.B. am 8. August) im Bundesheer zu unterstützen und aktiv umzusetzen?

 

7)    Seit 27. Jänner 2020 trägt die Rossauerkaserne die ergänzende Bezeichnung „Bernardis-Schmid“, in Erinnerung an zwei hingerichtete österreichische militärische Widerstandskämpfer. Hat seither in der Kaserne eine vom Ministerium organisierte Gedenkveranstaltung für Robert Bernardis oder Anton Schmid stattgefunden?

a.    Falls ja, wann?

b.    Falls nein, warum nicht?

 

8)    Seit 1945 wird bei Kriegerdenkmälern jährlich in feierlichen Zeremonien der Kriegsopfer gedacht. Wie viele dieser Gedenkveranstaltungen haben Sie seit Ihrem Amtsantritt 2020 besucht?

 

9)    Unterstützen Sie die Errichtung und Finanzierung eines künstlerisch gestalteten Denkmals für die militärischen Widerstandskämpfer durch das Ministerium für Landesverteidigung?

 

a.    Falls ja, welche Pläne und Vorschläge gibt es dazu bereits?

b.    Falls ja, wann wird mit der Platzwahl sowie der Ausschreibung eines Künstler:innenwettbewerbs begonnen?

c.    Falls nein, warum nicht?

 

10)  Welche konkreten Pläne gibt es in Ihrem Ministerium um dem militärischen Widerstand in Kasernen und dem öffentlichen Raum ein würdiges und gebührendes Gedenken zu geben?

 

11)  In welcher audiovisuellen Form und mit welchen inhaltlichen Schwerpunkten wird im heeresgeschichtlichen Museum künftig des militärischen Widerstandes gegen das NS-Regime gedacht?

 



[1] https://www.derstandard.at/story/3000000235078/harte-kritik-wegen-versaeumten-gedenkens-an-widerstands-des-bundesheers