1213/J XXVIII. GP

Eingelangt am 25.04.2025
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ANFRAGE

 

des Abgeordneten Christoph Steiner

an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Klima- und Umweltschutz, Regionen und Wasserwirtschaft

betreffend MINISTER AM ZUG, zutiefst verwerfliche Jagdpraktiken enttarnen Missstände bei den Österreichischen Bundesforsten

 

 

Der Betreff dieser Anfrage ist nicht nur der Titel dieses parlamentarischen Instruments, sondern war tragischerweise kürzlich auch Teil der Anreißerzeile eines großen Zeitungsartikels in der Tiroler Tageszeitung in seiner Printversion. [1]

 

Für Empörung, Aufsehen und Unverständnis sorgte kürzlich in der Tiroler Jägerschaft ein Fall, in dem es um tiefst verwerfliche Jagdpraktiken geht und der damit auch sämtliche Vorgänge bei den damit in Verbindung stehenden Österreichischen Bundesforsten (ÖBF) in Frage stellen lässt. Von äußerst unwaidmännischem Verhalten ist die Rede, wie man aus jagdlichen Kreisen hört, nachdem zuletzt in einem Hegegebiet der ÖBF in Brandenberg seit 1. April nach Genehmigung der Bezirks-hauptmannschaft (BH) Kufstein mitten in der Schonzeit 25 Hirsche erlegt werden dürfen, das bedeutet in der Schonzeit und noch während der laufenden Fütterung!

 

Nachdem der Bezirksjagdbeirat dieses Vorhaben zunächst ablehnte, gab die BH Kufstein dem „Druck der Bundesforste“ nach, wie zu lesen ist und man auch anhand zugetragener Informationen aus Insiderkreisen erfahren hat. [2]

 

So wird auch berichtet, dass dieser Abschuss nun sprichwörtlich aus der Hüfte geschossen genehmigt werden muss, da das Forstpersonal über Jahre hinweg nicht seinen Pflichten nachgekommen wäre und man dies nun kaschieren möchte.

 

Schonzeiten, die gesetzlich festgehalten sind, sind an den Jahreszyklus des jeweiligen Wildes angepasst und dienen einer artgerechten Hege. Der Hirsch ist aktuell (Stand Anfang April) noch in der Nähe der Winterfütterungen aufzufinden und trägt noch kein fertig ausgebildetes Geweih. Der Umstand der laufenden Fütterung und die dahin führenden Fährten im Schnee würden zur Bejagung schamlos ausgenutzt werden.

 

„Katastrophal“, „abartig“, „unfair“ „verwerflich“ und „untragbar“! So der Landesjäger-meister Anton Lamprecht unmissverständlich in einem Interview zu der Ausnahme-regelung der Bundesforste. Er fordert die Politik über den Tiroler Jägerverband auf, konkrete Maßnahmen zu ergreifen[3], denn hier werde gegen jegliche Ethik und Waidgerechtigkeit verstoßen. Er sieht nun den Minister am Zug.

 

 

In diesem Zusammenhang richtet der unterfertigte Abgeordnete an den Bundes-minister für Wirtschaft, Energie und Tourismus nachstehende

 

Anfrage

 

1.    Wurde der Abschussplan im ÖBF-Hegegebiet Brandenberg, in Aschau und im Hegegebiet Unterinntal in den letzten fünf Jahren erfüllt?

a.    Falls nein, warum wurde der Abschussplan in den genannten Jagd-gebieten nicht erfüllt und welche Faktoren haben zu dieser Situation beigetragen?

2.    Ist Ihnen Abschusserfüllung und die Abschussstruktur der Regiejagden der ÖBF in Tirol sowie bundesweit, gegenüber den privaten Jagdgebieten bekannt?

3.    Wie viele Tiere wurden in der Erzherzog-Johann-Klause in den letzten fünf Jahren jeweils erlegt und wurde der Abschussplan in diesem Gebiet in den letzten fünf Jahren erfüllt?

4.    Wie viele Kolbenhirsche wurden in den letzten fünf Jahren vor dem 1. August im Hegegebiet Brandenberg, in Aschau und im Hegegebiet Unterinntal erlegt?

5.    Wie viele Kolbenhirsche wurden in den letzten fünf Jahren vor dem 1. August in Tirol sowie in allen anderen Bundesländern aufgelistet erlegt?

6.    Wie viele Berufsjäger sind von den ÖBF im Hegegebiet Brandenberg, in Aschau und im Hegegebiet Unterinntal angestellt?

a.    Gehen auch zusätzlich noch Jäger als Ausgeher auf die Jagt?

                                          i.    Falls ja, müssen diese Ausgeher für Abschüsse bezahlen?

7.    Wurden in den letzten fünf Jahren und werden im Hegegebiet Brandenberg, in Aschau und im Hegegebiet Unterinntal Jagdgäste empfangen?

a.    Falls ja, wie hoch waren in diesem Zeitraum und sind aktuell die Preise in den besagten Gebieten für Gämsen 1er Klasse, 2er Klasse und 3er Klasse?

b.    Falls ja, wie hoch waren in diesem Zeitraum und sind aktuell die Preise in den besagten Gebieten für Rotwild männlich, 1er Klasse, 2er Klasse und 3er Klasse?

c.    Falls ja, wie hoch waren in diesem Zeitraum und sind aktuell die Preise in den besagten Gebieten für Rehwild männlich, 1er Klasse, 2er Klasse und 3er Klasse?

8.    Wie hoch waren in den letzten fünf Jahren und sind aktuell die Preise für Forstpersonal in den besagten Gebieten für Gämsen 1er Klasse, 2er Klasse und 3er Klasse?

9.    Wie hoch waren in den letzten fünf Jahren und sind aktuell die Preise für Forstpersonal in den besagten Gebieten für Rotwild männlich 1er Klasse, 2er Klasse und 3er Klasse?

10. Wie hoch waren in den letzten fünf Jahren und sind aktuell die Preise für Forstpersonal in den besagten Gebieten für Rehwild männlich 1er Klasse, 2er Klasse und 3er Klasse?

11. Wie hoch sind die Forstschäden durch Verbiss jeweils im Hegegebiet Brandenberg, in Aschau und im Hegegebiet Unterinntal?

12. Welche Maßnahmen werden ergriffen, um diese Schäden zu minimieren?

13. Wie hoch sind die Forstschäden durch Verbiss jeweils im Hegegebiet Brandenberg, in Aschau und im Hegegebiet Unterinntal speziell in nicht Einstandsgebieten durch Hirsche?

14. Wie viele Fichten und andere Nadelgehölze würden in den letzten zehn Jahren in den Forstgebieten Hegegebiet Brandenberg, Aschau und Hegegebiet Unterinntal jeweils gepflanzt?

15. Wie viele Fichten und andere Nadelgehölze würden in den letzten zehn Jahren in Tirol sowie im Bundesgebiet in ÖBF-Gebieten jeweils gepflanzt?

16. Ist Ihnen bekannt, ob Qualität und Leistung beim Holzeinsatz aufgrund des Bonussystems bei den ÖBF in den letzten Jahren gelitten hat?

17. Wie viel Kubikmeter verbleiben bei den ÖBF jährlich im Forst?

18. Von wem werden Schäden in ÖBF-Gebieten transparent aufgenommen und dokumentiert?

19. Erkennen Sie bei verpachteten Jagden eine höhere Ausgeglichenheit bei Verbissschäden?

20. Erkennen Sie bei Eigenjagden der ÖBF eine höhere Ausgeglichenheit bei Verbissschäden?

21. Wie viele Quadratmeter Äsungsressourcen stehen dem Wild auf ca. 100ha zur Verfügung (ausgenommen bewirtschaftete Almen und Grünland der Bauern), im Land Tirol, in den anderen Bundesländern und österreichweit?

22. Was machen die ÖBG für Auerwild in puncto Lebensraumerhaltung (Althölzer)?

23. Warum ist die hiebreife Umtriebszeit zu kurz angesetzt? Hängt das mit der Holzindustrie zusammen?

24. Ist die Bezirksforstinspektion in Tirol zuständig für die ÖBF?

25. Wie viele Förster sind dem Hegegebiet Brandenberg, Aschau und Hegegebiet Unterinntal jeweils zugeteilt?

26. Wie viel Forstpersonal ist in diesen Gebieten insgesamt jeweils abgestellt?

27. Wie viele Förster sind in Tirol angestellt?

28. Wie viel Forstpersonal ist in Tirol angestellt?

29. Ist Ihnen bekannt, ob das Forstpersonal in der Dienstzeit arbeitet?

30. Ist Ihnen bekannt, ob das Forstpersonal eine Prämie für erlegtes Wild erhält?

31. Sind Ihnen in den letzten fünft Jahren Fälle bekannt geworden, in denen Forstpersonal in Tirol sowie österreichweit, Jagdpraktiken mit verbotener Ausrüstung z.B. Nachtsichtgerät ausgeübt hat?

a.    Falls ja, in welchen Gebieten?

32. Wird der Wildsachverständige von Tirol, Pascal S., in irgendeiner Weise von den ÖBF unterstützt?

33. Ist Ihnen ein Fall aus Tirol bekannt, bei dem im vergangenen Jahr ein Förster unter Alkoholeinfluss mit einem Dienstfahrzeug der ÖBG einen Verkehrsunfall verursacht hat und in weiterer Folge durch zwei Betriebsleiter mutmaßlich vor disziplinarischen Konsequenzen geschützt bzw. gedeckt wurde?

a.    Falls ja, sehen Sie hierbei ein Verschulden der Betriebsleiter?

b.    Welche Konsequenzen hatte dieser Fall von Seiten der ÖBF für die Beteiligten?

34. Sind Ihnen Fälle von intransparenten Vergünstigungen für gewisse Personen-kreise im Forstbetrieb Oberinntal bekannt geworden?

35. Ist geplant, dass in Zukunft die Berufsjägerausbildung nicht mehr in den Händen der Berufsjägermeister liegen soll, sondern auch für Forstakademiker bzw. Forstbetriebsleiter geöffnet wird?

36. Wie viele Fütterungen werden von den ÖBF in Tirol sowie österreichweit betrieben?

37. Gibt es Überlegungen, manche dieser Fütterungen zu schließen?

a.    Falls ja, warum?

38. Werden die Fütterungen regelmäßig beschickt?

39. Wie wird sichergestellt, dass die Tiere ausreichend versorgt werden?

40. Wie viele Fütterungen wurden in den letzten zehn Jahren in Tirol sowie österreichweit aufgelöst?

41. Haben sich die Fütterungen in den letzten 10 Jahren bundesweit sowie tirolweit minimiert?

42. Wie lautet der Plan, also Ziel und Ausblick, betreffend den Fütterungen in ihrer Anzahl, aber auch die Beschickungspraxis?

43. Wie viele Fütterungen wurden in den letzten zehn Jahren im ÖBF-Hegegebiet Brandenberg, in Aschau und im Hegegebiet Unterinntal aufgelöst und wie viele existieren noch?

44. Sind Ihnen Fälle von strategischen Beschickungen von Fütterungen mit dem Kalkül einer einfacheren Bejagung (Jagddruck) in Tirol bekannt geworden?

45. Welche aktuellen Zählungen gibt es zum Rotwildbestand in den betroffenen Gebieten (Hegegebiet Brandenberg, in Aschau und im Hegegebiet Unterinntal)?

46. Wie wird der Bestand im Hegegebiet Brandenberg, in Aschau und im Hegegebiet Unterinntal überwacht und dokumentiert?

47. Welche langfristigen Pläne verfolgen die ÖBF, um die Herausforderungen im Bereich der Wildbewirtschaftung Hegegebiet Brandenberg, in Aschau und im Hegegebiet Unterinntal zu bewältigen?

48. Welche Auswirkungen sind heuer auf die Nachbarreviere der ÖBF Gebiete Brandenberg, Aschau und Unterinntal zu erwarten?

49. Welche Agenden im Zusammenhang mit Jagd, Wildbestand und Lebensraum zählen aus Sicht der ÖBF zur Landeskultur bzw. in die Verantwortung der Bundesländer?

50.  Planen Sie aufgrund dieser Causa nun konkret folgende Maßnahmen zeitnah umzusetzen: einen Ethikkatlog über die Jagdausübung bei den ÖBF, ein sofortiges Moratorium für jagdliche Maßnahmen in der Schonzeit, eine politische Prüfung der aktuellen Praxis der ÖBF im Umgang mit Wildbeständen, Klarheit über Steuerpflicht und Kontrolle, wenn ÖBF-Angestellte auf Dienstbasis jagen sowie Transparenzpflichten für die ÖBF im Sinne einer jagdethischen Verantwortung?



[1]    www.tt.com/artikel/30905518/bezirksjaegermeister-tritt-zurueck-unmut-ueber-jagdpraktiken-in-brandenberg

[2]    https://www.krone.at/3746597

[3]    https://www.tjv.at/jagdpraktiken-in-brandenberg-in-kritik/