2016/J XXVIII. GP

Eingelangt am 06.05.2025
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ANFRAGE

 

der Abgeordneten Ricarda Berger

an den Bundesminister für Bildung

betreffend Evidenzbasierung der Schulschließungen während der COVID-19-Pandemie

 

 

Während der COVID-19-Pandemie kam es in Österreich über Monate hinweg zu teils vollständigen, teils nur teilweisen Schulschließungen. Diese Maßnahmen hatten massive Auswirkungen auf Kinder, Jugendliche, Eltern und das Bildungssystem insgesamt.

 

Internationale Studien – unter anderem der UNICEF[1], der UNESCO – weisen darauf hin, dass Schulschließungen nur sehr begrenzten Einfluss auf das Infektions-geschehen hatten, aber gravierende negative Effekte auf die psychische Gesundheit, die Bildungsgerechtigkeit und das soziale Umfeld der betroffenen Kinder hatten.

 

In Österreich äußerten sich zahlreiche Experten kritisch zu den Maßnahmen im Bildungsbereich – darunter auch Mitglieder des Nationalen Impfgremiums und der GECKO-Kommission. Dennoch wurden Schulen wiederholt geschlossen, obwohl Hinweise auf eine vergleichsweise geringe Rolle von Kindern im Infektionsgeschehen bereits frühzeitig bekannt waren.

 

Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, ob die Schulschließungen tatsächlich auf wissenschaftlicher Evidenz basierten – oder ob sie primär politisch motiviert waren.

 

 

In diesem Zusammenhang richtet die unterfertigte Abgeordnete an den Bundes-minister für Bildung nachstehende

 

Anfrage

 

1.    Welche konkreten wissenschaftlichen Studien oder Gutachten wurden der Entscheidung zur Schließung von Schulen im März 2020 zugrunde gelegt?

2.    Welche neuen wissenschaftlichen Erkenntnisse lagen der Entscheidung zur Fortführung bzw. Wiederholung der Schulschließungen im Herbst 2020 und Frühjahr 2021 zugrunde?

3.    Gab es zu irgendeinem Zeitpunkt eine unabhängige Evidenzprüfung zu den tatsächlichen Auswirkungen von Schulschließungen auf das Infektions-geschehen?

4.    Wurde eine Risiko-Nutzen-Abwägung in Bezug auf Schulschließungen schriftlich dokumentiert?

a.    Wenn ja, wann und mit welchem Ergebnis?

5.    Welche Expertengremien wurden vor der jeweiligen Entscheidung zur Schulschließung konsultiert?

6.    Inwiefern wurde das Kindeswohl bei den Entscheidungen berücksichtigt, und welche Kriterien wurden dafür herangezogen?

7.    Wurde der psychische Zustand von Kindern und Jugendlichen während der Lockdown-Phasen systematisch erhoben?

8.    Welche Stellungnahmen gab es von Kinder- und Jugendpsychologen im Vorfeld bzw. während der Maßnahmen?

9.    Gibt es Hinweise darauf, dass politische Überlegungen (z. B. Koalitionslogik, mediale Wirkung) die Entscheidungen über Schulschließungen beeinflusst haben?

10. Plant das Bildungsministerium eine unabhängige wissenschaftliche Evaluierung der Schulschließungen und ihrer Folgen?

a.    Wenn ja, wann?



[1]    https://www.unicef.org/reports/state-global-education-crisis