Eingelangt am 06.05.2025
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ANFRAGE
des Abgeordneten Ing. Mag. Volker Reifenberger
an die Bundesministerin für Landesverteidigung
betreffend Landesverteidigung unter Corona
Die Corona-Pandemie hat in den Jahren 2020 bis 2022
tiefgreifende Auswirkungen auf nahezu alle Lebensbereiche der
österreichischen Bevölkerung gehabt. Diese wurde von der
Bundesregierung nicht nur als gesundheitspolitische Herausforderung behandelt,
sondern für massive Grundrechtseinschränkungen, wirtschaftliche
Repressionen und gesellschaftliche Spaltung missbraucht. In diesem Kontext
wurde auch das Österreichische Bundesheer in einem bislang beispiellosen
Umfang für Aufgaben eingespannt, die mit militärischer
Landesverteidigung nichts mehr zu tun haben.
Der Verdacht liegt nahe, dass das Bundesheer unter dem
Deckmantel der „Pandemiebekämpfung“ in Teilen zur Durchsetzung
einer politischen Agenda instrumentalisiert wurde. Dazu zählen
Assistenzleistungen und Unterstützungs-leistungen in Bereichen wie Handel,
Logistik, Grenzüberwachung, Impfkampagnen oder Testorganisation –
allesamt Aufgaben, die eigentlich im zivilen Bereich anzusiedeln wären.
Dies wirft nicht nur Fragen zur Effizienz und Sinnhaftigkeit dieser
Einsätze auf, sondern auch zur demokratischen Kontrolle und zur
budgetären Verantwortung.
Zugleich stellt sich die Frage, ob und inwieweit durch
diese Einsätze die militärische Einsatzfähigkeit und die
Ausbildung der Grundwehrdiener beeinträchtigt wurde. Nicht zuletzt sind
auch die langfristigen Auswirkungen auf das Selbstverständnis des
Bundesheeres als Institution im Dienste der militärischen Landesverteidigung
zu hinterfragen.
In diesem Zusammenhang richtet der unterfertigte
Abgeordnete an die Bundes-ministerin für Landesverteidigung nachstehende
Anfrage
- In welchem Zeitraum wurde das Bundesheer im
Zusammenhang mit der Corona-Pandemie eingesetzt (konkrete Start- und
Enddaten)?
- Auf welchen rechtlichen Grundlagen basierten die
Corona-Einsätze des Bundesheeres?
- Welche konkreten zivilen Behörden/Organe bzw.
Unternehmen haben Assistenz- oder Unterstützungsleistungen beantragt bzw.
begehrt – mit welcher Begründung und wie lange jeweils?
- Wurde die verfassungsrechtliche Zulässigkeit
dieser Einsätze jemals juristisch überprüft?
- Wenn ja, mit welchem Ergebnis?
- Welche Aufgaben übernahm das Bundesheer
während der Pandemie konkret in welchen Bereichen und in welchen Zeiträumen?
- Soldaten welcher Einheiten bzw. Verbände waren
wann und wo im Einsatz?
- Wie viele Soldaten (inklusive Grundwehrdiener) und
Wehrpflichtige des Milizstandes standen in den Jahren 2018, 2019, 2020,
2021, 2022, 2023, 2024 jeweils zur Verfügung?
- Wie viele davon wurden in diesen Jahren
tatsächlich im Inland für Assistenz-einsätze und
Unterstützungsleistungen eingesetzt?
- Wie viele Wehrpflichtige des Milizstandes wurden in
den jeweiligen Jahren einberufen und wie viele davon aufgrund der Corona-Pandemie?
- Für wie viele Personen wurde jeweils in den
Jahren 2020 und 2021 ein Aufschubpräsenzdienst angeordnet?
- Wie hoch war der Krankenstand unter Soldaten in den
Jahren 2020-2022 im Vergleich zu den Jahren 2018-2019?
- Wie viele Soldaten waren insgesamt, nach Jahren
aufgeschlüsselt, in Corona-Einsätze involviert?
- Wie viele Dienststunden wurden insgesamt für
Corona-Einsätze abgeleistet (Dienststunden von Soldaten im
Dienstverhältnis extra ausgeworfen)?
- Wie hoch waren die Gesamtkosten der Assistenzeinsätze
und Unterstützungs-leistungen des Bundesheeres 2018-2023,
aufgeschlüsselt nach Jahren und wie viel wurde davon dem Ministerium
refundiert?
- Wie hoch waren davon die Kosten und Refundierungen direkt
im Zusammenhang mit Corona-Einsätzen?
- Wie hoch waren die Gesamtkosten der
Corona-Einsätze bezüglich Einberufung, Vorbereitung, spezieller Ausrüstung
und Bezahlung der Wehrpflichtigen des Milizstandes (pro Jahr und gesamt)?
- Welche Zusatzkosten entstanden durch:
a.
Schutzmaßnahmen
(z.B. Masken, Tests, Quarantäne, Desinfektion),
b.
Infrastrukturmaßnahmen
(z.B. zusätzliche Kasernenunterbringung) und
c.
Logistik
(z. B. Treibstoff, Fahrzeugeinsätze, zusätzliche Kleidung)?
- Wurden Sachen beschafft oder bevorratet, die einzig
den Assistenzeinsätzen gedient haben?
- Wenn ja, welche und zu welchen
Kosten?
- Welche konkreten und durch Corona bedingten Aufgaben
übernahm das Bundesheer im Handel (Lebensmittellager, Logistik,
Auslieferung, etc.)?
- Welche Unternehmen kamen in den Genuss von
Unterstützungsleistungen in den Jahren 2020-2022 und in welcher
Höhe erfolgte die jeweilige finanzielle Abgeltung?
- Gab es vertragliche Vereinbarungen zwischen dem
Verteidigungsministerium und privaten Unternehmen und wie lauteten diese?
- Nach welchen Kriterien wurde entschieden, welche privaten
Unternehmen unterstützt wurden?
- Führte die Unterstützung einzelner
Unternehmen durch das Bundesheer zu Wettbewerbsverzerrungen?
- Was war der konkrete Ausbildungswert beim Einsatz von
Soldaten für Unterstützungsleistungen?
- Welche Aufgaben übernahm das Bundesheer während
der Corona-Pandemie bei der Betreuung von Hotlines? Wer hat diese
Assistenz/Unterstützungs-leistung angefordert und was waren die
Kosten (pro Jahr und gesamt)?
- Wurden für die Betreuung von Hotlines speziell
ausgebildete Soldaten eingesetzt oder Personal kurzfristig geschult?
- In welchem Umfang wurde während der
Corona-Pandemie das Sanitätspersonal des Bundesheeres in zivilen
Einrichtungen eingesetzt?
- Wie viele Übungstage, Großübungen oder
Ausbildungsmaßnahmen (z. B. Schießübungen,
taktische Übungen, Auslandsvorbereitung) wurden in den Jahren 2020-2022
abgesagt oder reduziert?
- Wie viele Ausbildungsveranstaltungen wurden während
der Corona-Pandemie nur online oder „minimalistisch“
durchgeführt?
- Wurde der Wehrdienstablauf (inkl. Angelobung,
Spezialausbildung, Dienst-freistellungen) in den Jahren 2020-2021
verkürzt, verändert oder ausgesetzt?
- Wenn ja, in welchem Ausmaß?
- Gab es durch fehlende Übungen Auswirkungen auf
die Einsatzbereitschaft einzelner Truppenteile
- Wenn ja, welche konkret?
- Wurden ABC-Abwehrtruppen des Bundesheeres systematisch
in die nationalen Planungen zur Pandemiebekämpfung einbezogen?
- Welche Aufgaben übernahmen ABC-Soldaten konkret
im Rahmen der Pandemie (z. B. Desinfektion, Materialprüfung
etc.) und welche Kosten sind dadurch entstanden?
- In welchem Ausmaß wurden Heeressportler,
Militärmusiker und ähnliche Spezialgruppen für fachfremde
Aufgaben eingesetzt und welche Kosten sind dadurch entstanden?
- Welche Ausbildung oder Qualifikation hatten die zur
Bekämpfung der Corona-Pandemie eingesetzten Kräfte für die
jeweils übernommene Tätigkeit?
- Gab es Beschwerden oder Probleme mit mangelnder
Qualifikation in diesen Aufgabenbereichen zur Bekämpfung der
Corona-Pandemie?
- Wenn ja, wie viele und welche?
- Welche Risiken entstanden durch den Einsatz von
Soldaten ohne medizinische, sanitätsdienstliche oder logistische
Fachausbildung und welche davon haben sich realisiert?
- Gab es psychische Belastungen oder Folgeerkrankungen
bei zur Bekämpfung der Corona-Pandemie eingesetzten Soldaten?
- Gibt es dazu eine offizielle
Erhebung und zu welchem Ergebnis kommt diese?
- Wie viele Impfschäden sind bei Soldaten in den
Jahren 2020-2022 aufgetreten?
- Welche Maßnahmen wurden gesetzt, um den
regulären Ausbildungsbetrieb während der Pandemie
aufrechtzuerhalten, und konnte dieser überhaupt aufrechterhalten
werden?
- Wurden Ausbildungsinhalte gekürzt oder
verschoben?
- Wenn ja, welche, warum und konnten
diese nachgeholt werden?
- Welche Auswirkungen hatte die Corona-Pandemie auf die
Struktur, Organisation und Einsatzfähigkeit des Bundesheeres?
- Gab es langfristige Einschränkungen bei der
Ausbildung oder Einsatz-bereitschaft?
- Mussten aufgrund der Corona-Pandemie Auslandseinsätze
reduziert oder verändert werden?
- Welche Auswirkung hatte die Corona-Pandemie auf die
Zahl der Einrückungstermine jeweils in den Jahren 2020, 2021 und
2022?
- Kam es zu Klagen oder Schadenersatzforderungen von Soldaten
im Zusammenhang mit Corona-Einsätzen?
- Gab es eine systematische Evaluierung der Teilmobilmachung
nach Ende der Pandemie und zu welchen Ergebnissen ist diese gekommen?
- Gibt es eine offizielle Lehre oder ein Strategiepapier
zur Rolle der Wehrpflichtigen des Milizstandes bei künftigen
Katastrophenfällen?
- Wie viele Einsatztage wurden im Rahmen der Pandemie-Bekämpfung
durch das Bundesheer insgesamt geleistet?
- Wurden Einheiten/Verbände in den Jahren 2020-2022
durch Assistenz-einsätze überlastet? Gibt es Berichte über
Überbeanspruchungen?
- Welche Rolle spielte das Bundesheer bei der medialen
Kommunikation der Bundesregierung zur Pandemie?
- Wie kam es zur Einrichtung eines TV-Studios des ORF in
der Stiftkaserne? Wer ordnete dies an?
- Auf welcher rechtlichen Grundlage erfolgte die
Einrichtung eines TV-Studios des ORF in der Stiftkaserne?
- Welche Kosten sind dem Ministerium durch die
Einrichtung eines TV-Studios des ORF in der Stiftkaserne entstanden und
wie viel davon wurde seitens des ORF refundiert?
- Welche Rolle spielten die Militärkommanden in den
Bundesländern bei der Umsetzung der Corona-Einsätze?
- Wurde der Corona-Einsatz des Bundesheeres durch unabhängige
Stellen (z. B. Rechnungshof, Volksanwaltschaft) überprüft?
- Wenn ja, mit welchem Ergebnis?
- Wie viele ordentlichen Beschwerden wurden während
der Jahre 2020, 2021 und 2022 im Zusammenhang mit dem Corona-Einsatz
eingebracht (bitte nach Jahren aufgeschlüsselt)?
- Sind das mehr als in den Jahren
davor oder danach?
- Welche Hauptthemen betrafen die eingebrachten
Beschwerden konkret (z. B. Besoldung, Freizeit, Unterkunft,
Gesundheitsschutz)?
- Wie viele Beschwerden wurden im Zusammenhang mit
ungleichen Besoldungen von Einsatzpräsenzdienern und freiwillig
waffenübenden Wehrpflichtigen des Milizstandes eingebracht?
- Welche konkreten Maßnahmen wurden seitens des Ministeriums
zur Behebung der Ungleichbehandlung bei der Besoldung gesetzt?
- Wann traten die gesetzlich angekündigten
Verbesserungen bei der Besoldung in Kraft, und gelten diese
rückwirkend?
- Welche Unterschiede in der finanziellen Abgeltung
bestanden während der Corona-Pandemie konkret zwischen den
Präsenzdienstarten (z. B. Einsatzpräsenzdienst vs. freiwillig
waffenübenden Wehrpflichtigen des Milizstandes)?
- Wie viele Personen waren konkret vom sogenannten
„Einsatzpräsenzdienst“ betroffen?
- Wurden durch das Ministerium Empfehlungen oder
Stellungnahmen der Parlamentarischen Bundesheerkommission übernommen
oder ignoriert?
- Wenn ja, welche wurden
übernommen?
- Wenn ja, welche wurden ignoriert?
- Kam es durch Maßnahmen im Zusammenhang mit dem
Pandemie-Einsatz zu Einschränkungen der Grundrechte von Soldaten
(z. B. Bewegungsfreiheit, Datenschutz, etc.)? Wenn ja, zu welchen
und auf welcher Grundlage?
- Welche Freizeitbeschränkungen wurden im
Zusammenhang mit Corona-Dienstverrichtungen für Soldaten konkret
verfügt?
- Wer ordnete diese an?
- Gab es dienstrechtliche oder disziplinäre
Konsequenzen für Soldaten, die sich gegen Corona-Maßnahmen
beschwerten oder äußerten?
- Welche Mängel wurden durch die Parlamentarische
Bundesheerkommission bei ihren Prüfbesuchen konkret festgestellt
(z. B. in Hagenbrunn oder Mautern)?
- Welche Maßnahmen wurden nach Bekanntwerden der
Missstände im Post-Logistikzentrum Hagenbrunn ergriffen?
- Ist es in Folge zu ähnlichen
weiteren Vorfällen gekommen?