2077/J XXVIII. GP
Eingelangt am 06.05.2025
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ANFRAGE
des Abgeordneten Thomas Spalt
an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Klima- und Umweltschutz, Regionen und Wasserwirtschaft
betreffend Auswirkungen der Corona-Maßnahmen auf Natur, Wälder und Almwirtschaft durch verstärkten Heimattourismus
Die von der Bundesregierung verhängten Corona-Maßnahmen führten nicht nur zu gravierenden Einschränkungen im öffentlichen Leben, sondern auch zur massiven Veränderung des Reise- und Freizeitverhaltens der Bevölkerung. Durch Ausgangs-beschränkungen, Reisewarnungen und Grenzschließungen konnten Millionen Österreicherinnen und Österreicher nicht mehr ins Ausland reisen – Urlaub und Freizeitgestaltung verlagerten sich in die heimische Natur.
Wälder, Almen, Schutzgebiete und Erholungsräume waren plötzlich Ziel einer nie dagewesenen Anzahl an Ausflüglern und Urlaubern. Diese Entwicklung setzte viele sensible Ökosysteme unter erheblichen Druck und führte zu einer Vielzahl an Problemen: von Trittschäden und Müllablagerungen über Wildtierstress bis hin zu Konflikten mit der Almwirtschaft, etwa durch freilaufende Hunde oder das Betreten von Weideflächen.
Trotz dieser bekannten Herausforderungen ist bis heute unklar, ob die Regierung die ökologischen und wirtschaftlichen Folgen dieser Verlagerung des Tourismus in die Natur je erhoben oder in irgendeiner Weise strategisch begleitet hat.
In diesem Zusammenhang richtet der unterfertigte Abgeordnete an den Bundes-minister für Land- und Forstwirtschaft, Klima- und Umweltschutz, Regionen und Wasserwirtschaft nachstehende
Anfrage
1. Liegen dem Ministerium Daten über die Entwicklung der Besucherzahlen in österreichischen Natur- und Erholungsräumen während der Jahre 2019 bis 2024 vor (z. B. Wälder, Almen, Nationalparks, Schutzgebiete)?
a. Wenn ja, bitte um Darstellung nach Region und Jahr.
2. Gibt es Erhebungen oder Studien darüber, ob durch die massive Zunahme an Heimattourismus Schäden an der Natur – insbesondere im Wald- und Almgebiet – entstanden sind?
a. Wenn ja, bitte um Auflistung dieser Schäden und betroffener Regionen.
3. Sind dem Ministerium Meldungen über konkrete Beeinträchtigungen durch zu hohe Besucherzahlen bekannt (z. B. Erosion, Vermüllung, Schäden an Vegetation, Wildtierrückzug)?
4. Gibt es Erkenntnisse darüber, ob es während der Corona-Jahre zu einer Überlastung („Overtourism“) bestimmter Naturregionen oder Almen kam?
a. Wenn ja, bitte um Nennung der betroffenen Gebiete und Beschreibung der Situation.
5. Wie wurde die heimische Almwirtschaft von dieser Entwicklung betroffen?
a. Gab es Berichte über Konflikte mit Ausflüglern oder Schäden durch unangemessenes Verhalten (z. B. Fütterung von Tieren, illegales Campieren, Sachbeschädigungen)?
6. Wurden vonseiten des Ministeriums Informationskampagnen gestartet, um Besucher über korrektes Verhalten in der Natur aufzuklären?
a. Wenn ja, wann, mit welchem Budget und welchen Inhalten?
7. Welche Maßnahmen wurden gesetzt, um besonders sensible Gebiete zu schützen oder zu entlasten?
8. Gibt es aktuelle Erhebungen, ob sich durch den erhöhten Nutzungsdruck langfristige Veränderungen im Verhalten von Wildtieren oder im Zustand bestimmter Ökosysteme ergeben haben?
9. Wie bewertet das Ministerium den Zusammenhang zwischen den verhängten Corona-Maßnahmen und dem gesteigerten Druck auf die heimische Natur?
10. Wird eine ökologische Gesamtbewertung der Corona-Maßnahmen in Bezug auf Natur, Wälder und Almwirtschaft angestrebt?
a. Wenn nein, warum nicht?