2086/J XXVIII. GP
Eingelangt am 06.05.2025
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ANFRAGE
des Abgeordneten Harald Thau
an die Bundesministerin für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumenten-schutz
betreffend Veränderungen im Ehrenamt in Verbindung mit der Corona-Pandemie
Das Ehrenamt spielt eine zentrale Rolle in der Gesellschaft Österreichs und trägt wesentlich zum sozialen Zusammenhalt und zur Entwicklung von Gemeinschaften bei. In einer Zeit, in der der Bedarf an sozialen Diensten und Unterstützung stetig wächst, übernehmen tausende Menschen in Österreich unentgeltlich Verantwortung und setzen sich für das Wohl ihrer Mitmenschen ein. Ob in sozialen Einrichtungen, im Umwelt-, Bildungs- oder Kulturbereich, bei der Feuerwehr oder im Sport – ehrenamtliches Engagement ist vielfältig und von unschätzbarem Wert.
Aktuelle Daten zufolge hatte jedoch die COVID-19-Pandemie erhebliche Auswirkungen auf die Freiwilligenarbeit - laut einer Umfrage des Market-Instituts im Auftrag des Sozialministeriums und des Vereins für Freiwilligenmessen beendete jeder fünfte Ehrenamtliche aufgrund der Pandemie seine Tätigkeit. Gleichzeitig übernahm mehr als ein Drittel der verbliebenen Freiwilligen zusätzliche Aufgaben.[1]
Im Bereich der Blaulichtorganisationen stiegen die Belastungen für Freiwillige ebenso deutlich an. Eine Studie der Zivilschutzagenda Österreich zeigt, dass 55 % der Einsatzkräfte pandemiebedingte Verschlechterungen in ihrer Tätigkeit verspürten.[2]
Im Sportsektor, in dem sich rund 579.700 Personen freiwillig engagieren, gab es ebenso einen leichten Rückgang, der unter anderem mit der COVID-19-Pandemie in Zusammenhang stehen könnte.[3]
In diesem Zusammenhang richtet der unterfertigte Abgeordnete an die Bundes-ministerin für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz nachstehende
Anfrage
1. Wie viele Personen waren in den Jahren 2019 bis 2023 im Sozial- und Gesundheitsbereich ehrenamtlich tätig? (Bitte Angabe nach Jahren, Funktion und Bundesland)
2. Welche Veränderungen der Anzahl dieser Ehrenamtlichen ergaben sich pandemiebedingt in den Jahren 2020 bis 2022?
3. Wie hoch ist der prozentuelle Rückgang bzw. der Zuwachs Ehrenamtlicher im Sozial- und Gesundheitsbereich im Vergleich zum Vorkrisenniveau?
4. Wie viele Personen haben im Zeitraum 2020 bis 2022 ihr Ehrenamt im Sozial- und Gesundheitsbereich pandemiebedingt beendet?
a. In welchen Altersgruppen und Geschlechterkategorien war der Rückgang besonders ausgeprägt?
5. Welche konkreten Einschränkungen oder Belastungen des Ehrenamts im Sozial- und Gesundheitsbereich wurden im Zuge der Pandemie dokumentiert?
6. Wurden die Auswirkungen der Pandemie auf das Ehrenamt im Sozial- und Gesundheitsbereich systematisch evaluiert?
a. Wenn ja, welche Erkenntnisse für welchen Zeitraum liegen vor?
b. Wenn ja, wer wurde mit der Evaluierung beauftragt?
c. Wenn nein, warum nicht?
7. Welche psychischen, sozialen oder organisatorischen Folgen der Pandemie wurden bei ehrenamtlich Tätigen im Sozial- und Gesundheitsbereich festgestellt?
8. Gab es Unterschiede in der Entwicklung des Ehrenamts zwischen urbanen und ländlichen Regionen vor, während und nach der Pandemie?
9. Inwieweit kam es während der Pandemie zu einem Anstieg oder Rückgang von neu gegründeten Ehrenamtsinitiativen im Sozial- und Gesundheitsbereich?
a. Welche Initiativen wurden neu gegründet/welche eingestellt?
b. Welche Förderungen wurden in den Jahren 2019 bis 2023 an diese Initiativen ausgegeben? (Bitte um Angabe nach Jahr, Höhe und Empfänger)
10. Welche staatlichen Unterstützungsmaßnahmen wurden zwischen 2019 und 2023 speziell für Ehrenamtliche im Sozial- und Gesundheitsbereich eingeführt?
11. Wie hoch waren die dafür eingesetzten finanziellen Mittel jährlich, unterteilt nach Bereich und Förderprogramm?
12. Gab es spezielle Corona-Hilfspakete für Einrichtungen im Sozial- und Gesundheitsbereich mit ehrenamtlicher Basis?
a. Wenn ja, welche?
b. Wenn ja, welche Kosten sind durch diese Hilfspakete entstanden?
c. Wenn ja, werden diese Hilfsprojekte aktuell noch umgesetzt?
d. Wenn nein, wieso nicht?
13. Wurde die Arbeit von Ehrenamtlichen im Sozial- und Gesundheitsbereich durch steuerliche oder soziale Anreize erleichtert?
a. Wenn ja, in welcher Form?
14. Wurden Schulungen, Ausrüstungen oder Schutzmaßnahmen (z.B. Masken, Tests) für Ehrenamtliche im Sozial- und Gesundheitsbereich finanziert?
a. Wenn ja, in welcher Höhe?
15. Welche gesamtwirtschaftlichen Kosten bzw. Folgekosten sind durch den Rückgang von Ehrenamt im Sozial- und Gesundheitsbereich entstanden?
16. Liegen Berechnungen darüber vor, welchen „Wert“ das Ehrenamt im Sozial- und Gesundheitsbereich in den Jahren 2019 bis 2023 in Form von eingesparter Arbeit oder Dienstleistungen hatte?
a. Wenn ja, welchen Betrag ergaben die Berechnungen pro Organisation?
b. Wenn ja, wer hat die Berechnungen angestellt aufgrund welcher Daten?
17. Wie hat sich der Rückgang ehrenamtlicher Tätigkeit auf den Betrieb von Einrichtungen im Sozial- und Gesundheitsbereich konkret ausgewirkt?
18. Welche Maßnahmen plant Ihr Ministerium zur Reaktivierung von Ehrenamtlichen im Sozial- und Gesundheitsbereich, die sich während der Pandemie zurückgezogen haben?
a. Welches Budget steht dazu zur Verfügung?
19. Wird eine Strategie zur Förderung und Sicherung ehrenamtlicher Strukturen im Sozial- und Gesundheitsbereich für Krisenzeiten entwickelt?
a. Wenn ja, wie sieht diese aus?
b. Wenn ja, wann soll diese umgesetzt werden?
c. Wenn ja, welche Rolle spielen Digitalisierung und neue Formen des freiwilligen Engagements (Online-Volunteering) in zukünftigen Konzepten?
[1] https://www.krone.at/2572513? (abgerufen am 06.04.2025)
[2] https://www.bundesfeuerwehrverband.at/2022/07/05/belastungen-fuer-freiwillige-durch-pandemie-deutlich-gestiegen/ (abgerufen am 06.04.2025)
[3] https://www.sportaustria.at/de/interessenvertretung-und-sportpolitik/freiwilligenpolitik (abgerufen am 06.04.2025)