2381/J XXVIII. GP
Eingelangt am 13.05.2025
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ANFRAGE
der Abgeordneten Mag. Marie-Christine Giuliani-Sterrer
an die Bundesministerin für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumenten-schutz
betreffend Unterscheidung zwischen „an“ und „mit“ COVID-19 Verstorbenen in Österreich
In einer aktuellen griechischen Studie, veröffentlicht im Fachjournal Scientific Reports, wurden 530 Todesfälle in sieben großen Krankenhäusern Athens während der Omikron-Welle 2022 untersucht.[1] Das Ergebnis: Nur 25,1 % der Verstorbenen starben ursächlich an COVID-19. Weitere 29,6 % hatten das Virus als mitverantwortlichen Faktor, während 45,3 % aus anderen Ursachen verstarben, jedoch SARS-CoV-2-positiv waren.
Diese differenzierte Analyse wirft die Frage auf, inwiefern auch in Österreich zwischen Todesfällen „an“ und „mit“ COVID-19 differenziert wird. Nach bisheriger Auskunft der Statistik Austria werden COVID-19-Todesfälle pauschal erfasst, sobald ein positiver SARS-CoV-2-Test vorliegt und die Person nicht als genesen gilt. Eine systematische Differenzierung nach tatsächlicher Todesursache („an“ vs. „mit“) findet nicht statt.
In diesem Zusammenhang richtet die unterfertigte Abgeordnete an die Bundes-ministerin für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz nachstehende
Anfrage
1. Wie viele Personen wurden in Österreich seit März 2020 bis dato als COVID-19 Todesfälle erfasst? (Bitte um Aufschlüsselung nach Jahren)
2. Wie wurden in Österreich während der COVID-19-Pandemie Todesfälle im Zusammenhang mit einer SARS-CoV-2-Infektion dokumentiert, insbesondere im Hinblick auf die Unterscheidung zwischen ursächlichem Zusammenhang und bloßer Nebendiagnose?
3. Nach welchen Kriterien wurde offiziell entschieden, ob jemand „an“ oder „mit“ COVID-19 verstorben ist?
4. Wurde auf den ärztlichen Todesbescheinigungen unterschieden zwischen COVID-19 als Haupttodesursache oder als Begleiterkrankung?
a. Wenn ja, wie wurden diese Informationen in der Statistik erfasst und ausgewertet?
5. Gibt es seitens Ihres Ministeriums eine retrospektive Analyse, wie viele der offiziell gemeldeten COVID-19-Todesfälle in Österreich ursächlich an COVID-19 gestorben sind?
a. Wenn ja, wie lauten die Ergebnisse dieser Analyse?
b. Wenn nein, aus welchen Gründen wurde auf eine derartige differenzierte Erhebung verzichtet?
6. Wie viele dieser als Corona-Tote gemeldeten Personen hatten nachweislich schwere Vorerkrankungen (Krebs, Herzinsuffizienz, Multimorbidität)?
7. In wie vielen der in den Jahren 2020, 2021, 2022 und 2023 gemeldeten COVID-19-Todesfälle wurde als primäre Todesursache COVID-19 geführt und in wie vielen Fällen war COVID-19 nur eine Nebendiagnose? (Bitte um getrennte Aufschlüsselung nach Jahren, Haupttodesursache und Nebendiagnose)
8. Planen Sie – analog zur griechischen Studie – eine unabhängige Nachprüfung der österreichischen Corona-Todeszahlen durch medizinische Experten?
a. Falls nein, warum wird auf eine solche Aufarbeitung verzichtet?
9. Wird die Methodik der Erhebung von Todesfällen im internationalen Vergleich evaluiert und gegebenenfalls angepasst?
a. Wenn ja, welche Länder dienen dabei als Vergleichsmaßstab und welche Anpassungen wurden bereits umgesetzt?
10. Welche Maßnahmen werden getroffen, um die Todesursachenstatistik auch im Hinblick auf zukünftige Pandemien präziser und differenzierter zu gestalten?
a. Wenn nein, aus welchen Gründen wird auf eine Verbesserung der Erhebung verzichtet?
[1] https://www.nature.com/articles/s41598-025-98834-y
https://www.researchgate.net/publication/390990070_Deaths_due_to_COVID-19_and_deaths_with_COVID-19_during_the_Omicron_variant_surge_among_hospitalized_patients_in_seven_tertiary-care_hospitals_Athens_Greece