2500/J XXVIII. GP
Eingelangt am 28.05.2025
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Anfrage
der Abgeordneten Sigrid Maurer, Freundinnen und Freunde
an den Bundesminister für Bildung
betreffend Deutschförderung in der Schule
Die deutsche Sprache ist der Schlüssel für Bildungserfolg und Integration in Österreich. Kinder und Jugendliche mit nichtdeutscher Erstsprache haben nur dann faire Bildungschancen, wenn sie rasch und wirksam beim Erwerb der Unterrichtssprache Deutsch unterstützt werden. Sprachliche Bildung ist somit nicht nur ein individuelles Bildungsrecht, sondern auch eine Voraussetzung für soziale Teilhabe, Chancengerechtigkeit und ein selbstbestimmtes Leben.
Seit der Einführung der Deutschförderklassen und -kurse im Schuljahr 2018/19 besteht in Österreich ein eigenes System zur strukturierten Sprachförderung. In der Praxis haben sich jedoch zahlreiche Herausforderungen gezeigt: Die gesetzlichen Vorgaben für die Schulen sind zu starr, der Ressourceneinsatz variiert stark zwischen Bundesländern und Schularten, verlässliche Daten zu Personal, Klassengrößen oder Verweildauer in Fördermaßnahmen sind oft nicht öffentlich verfügbar. Insbesondere an Standorten mit hohem Förderbedarf – wie etwa in Wien – weiß man, dass Lehrkräfte überlastet, Deutschförderklassen und -gruppen zu groß und zu wenig Personal vorhanden sind. Dazu kommt fehlende Transparenz bei der Mittelvergabe.
Gleichzeitig wächst der Bedarf an gezielter Sprachförderung weiter – nicht zuletzt durch Fluchtbewegungen oder aufgrund steigender Migrationszahlen. In diesem Kontext wurde von der Regierung Anfang des Jahres ein Bildungsnotstand ausgerufen. Die Grünen haben daraufhin ein Sofortpaket für Bildung und Deutschförderung gefordert. Als Reaktion darauf hat der Bildungsminister ein Deutschförderpaket angekündigt - doch wie genau dieses Paket aussieht, welche Ressourcen tatsächlich neu zur Verfügung stehen und ob sie auch dort ankommen, wo sie gebraucht werden, ist bisher nicht ersichtlich.
Gerade in budgetär herausfordernden Zeiten ist es wichtig, dass Politik und Verwaltung offenlegen, wie viel Gelder wohin fließen, wo die Deutschfördermittel eingesetzt werden und ob sie tatsächlich helfen. Nur so kann die Öffentlichkeit nachvollziehen, ob die Maßnahmen wirksam und bildungspolitisch sinnvoll eingesetzt werden und ob alle Kinder die Unterstützung bekommen, die sie brauchen.
Die in dieser Anfrage gestellten Fragen sollen genau das ermöglichen: einen klaren Überblick über die Situation der Deutschförderung an Österreichs Schulen – über eingesetzte Mittel, verfügbare Lehrkräfte, gerechte Verteilung und tatsächliche Wirkung. Denn nur mit Transparenz und ehrlicher Analyse kann das Bildungssystem so gestaltet werden, dass es allen Kindern die gleichen Chancen bietet.
Die unterfertigenden Abgeordneten stellen daher folgende
1. Wie viele Deutschförderklassen wurden seit dem Schuljahr 2020/21 bis jetzt eingerichtet. Bitte um tabellarische Darstellung nach: Schuljahr, Gruppengröße, Bundesland, Bildungsregion und Schulart (österreichweit und je Bundesland und Bildungsregion).
2. Wie viele Deutschförderkurse wurden seit dem Schuljahr 2020/21 bis jetzt eingerichtet? Bitte um tabellarische Darstellung nach: Schuljahr, Gruppengröße, Bundesland, Bildungsregion und Schulart (österreichweit und je Bundesland und Bildungsregion).
3. Wie lange bleiben Schüler:innen seit dem Schuljahr 2020/21 bis jetzt im Durchschnitt in Deutschförderklassen oder -kursen? Bitte um tabellarische Aufschlüsselung nach: Schuljahr, Bundesland, Bildungsregion, Schulart (österreichweit und je Bundesland und Bildungsregion) und - wenn möglich - nach Schulstufe.
a. Wie viele a.o. Schüler:innen wechselten ab dem Schuljahr 2020/21 nach einem, zwei, drei oder vier Semestern in den ordentlichen Status? Bitte um tabellarische Aufschlüsselung nach: Schuljahr, Bundesland, Bildungsregion, Schulart mit Angabe in absoluten Zahlen und in Relation zur Schüler:innenzahl.
4. Wie viele Schüler:innen sind/waren seit dem Schuljahr 2020/21 bis jetzt als außerordentliche Schüler:innen eingestuft? Und welche Art der Deutschförderung erhalten/erhielten diese? Bitte um tabellarische Darstellung nach: absoluten Zahlen und in Relation zu der Schüler:innenanzahl, Schuljahr, Bundesland, Schulstufe, Schulart (österreichweit und je Bundesland und Bildungsregion) und Art der Deutschförderung (DF-Klasse, DF-Kurs, integrative Deutschförderung).
5. Wie viele Lehrkraftressourcen stehen seit dem Schuljahr 2020/21 bis jetzt jährlich österreichweit für Deutschförderung laut Stellplan zur Verfügung (DF-Klassen, DF-Kurse, integrative DF, DF im o. Status etc.)? Wie viele Deutschförderkräfte sind/waren tatsächlich im System tätig? Bitte um tabellarische Darstellung nach: Schuljahr, Vollzeitäquivalent und Personen (Plan/Ist), Budget, Art der Deutschförderung (DF-Klasse, DF-Kurs, integrativ etc.), Bundesland, Bildungsregion und Schulart (österreichweit und je Bundesland und Bildungsregion).
a. Wie viele davon verfügen über eine spezifische Qualifikation im Bereich Deutsch als Zweitsprache bzw. Sprachförderung?
6. Wie hoch ist der durchschnittliche „Lehrkraft : außerordentliche/r Schüler:in“-Schlüssel. Bitte um tabellarische Darstellung nach: Schuljahr, Bundesland, Bildungsregion und Schulart (österreichweit und je Bundesland und Bildungsregion).
a. Falls es dabei erkennbare Unterschiede gibt: Wie erklären Sie das?
7. Nach welchen Kriterien werden die zweckgebundenen Mittel für Deutschförderung an die Bundesländer weitergegeben? Wie werden diese in der Stellenplanrichtlinie festgehalten? Falls die Mittel der Deutschförderung dort nicht festgelegt werden, wo bzw. wie dann? Bitte um Beilage der aktuellen Stellenplanrichtlinie bzw. Erläuterung der Berechnungsmethode.
a. Gibt es eine Deckelung, ein Grundkontingent oder sonstige Beschränkungen insgesamt oder je Bundesland? Wenn ja, was ist der Grund dafür, wer entscheidet dies und auf welcher Grundlage?
b. Handelt es sich bei den zweckgebundenen Mitteln für Deutschförderung um Ressourcen aus dem Kontingent des im FAG-Paktums 2001 festgelegten „Lehrkraft : Schüler:in“-Schlüssels oder werden diese Mittel zusätzlich zum bestehenden Personalkontingent gemäß FAG bereitgestellt? Bitte um eine nachvollziehbare Erläuterung der rechtlichen und finanziellen Grundlage.
c. Falls Sie die Stelleplanrichtlinie der Beantwortung nicht beilegen, was ist der Grund dafür hier keine Transparenz für die Steuerzahlerinnen und Steuerzahler zu gewährleisten?
8. Wie viele zusätzliche Ressourcen werden im Rahmen des am 11. April 2025 angekündigten Deutschförderpakets – das sich zum Großteil aus wegfallenden Ukraine-Mitteln speist – tatsächlich bereitgestellt? Bitte um eine tabellarische Aufschlüsselung und Gegenüberstellung nach: Schuljahren, neu zur Verfügung gestellten (Personal)ressourcen (VZÄ und Personen), bisherigen Ressourcen, Ressourcen, die aus der Umwidmung des auslaufenden Ukraine-Paktes stammen, wegfallende Mittel des Ukraine-Pakets, Ausmaß der tatsächlich neuen (frischen) Mittel und Personalressourcen (VZÄ und Personen), die zusätzlich an die Bundesländer und Schulen gehen.
a. Nach welchen Kriterien werden die Ressourcen des Pakets an die Bundesländer und Schulen vergeben? Gibt es ein Grundkontingent bzw. eine Deckelung je Bundesland? Wenn ja, bitte um Darstellung.
b. Für welche Maßnahmen im Bereich Sprachförderung werden diese zusätzlich versprochenen Ressourcen verwendet? Bitte um Darstellung nach Maßnahme (u.a. Deutschförderklasse, Orientierungsklassen, DF im o. Status oder sonstiges), Bundesland, Bildungsregion, Schulart und zugedachte Ressourcen.
9. 2021 hat das Bildungsministerium – in Anerkennung der Tatsache, dass der Erwerb der Unterrichtssprache Deutsch in vielen Fällen mehr als zwei Jahre in Anspruch nimmt - zusätzliche Ressourcen für Deutschförderung auch im ordentlichen Status zur Verfügung gestellt. Bitte um tabellarische Darstellung des Mitteleinsatzes nach: Schuljahr (ab 2021/22 bis jetzt), Bundesländer, Bildungsregionen, Schulart, VZÄ und Personen, Anzahl der betroffenen Schüler:innen, Art der Deutschförderung.
a. Aus welchen Ressourcen speisen sich diese Mittel? Aus dem allgemeinen Förderkontingent für Schulen, dem auf dem FAG basierenden allgemeinen Personalkontingent oder handelt es sich dabei um tatsächlich zusätzliche Personalkapazitäten?
10. Gibt es aus Ihrer Sicht einen akuten Mangel an qualifizierten DF-Lehrkräften? Wenn ja, welche Maßnahmen setzen Sie, um diesen Mangel – insbesondere in urbanen Gebieten wie Wien – zu beheben?
11. Die Integration
ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die uns alle betrifft.
Welche (gesetzliche)
Maßnahmen setzen Sie, um auch Privatschulen in die Pflicht zu nehmen,
außerordentliche Schüler:innen aufzunehmen und ihren Beitrag zur
Sprachförderung und Integration zu leisten?
12. Falls Sie die Fragen 1 bis 6 und 8 und 9 nicht oder nur teilweise beantworten können: Woran liegt das? Und Welche Maßnahmen werden Sie ergreifen, um Transparenz herzustellen und damit eine faktenbasierte Steuerung des Bildungssystems zu ermöglichen?