2557/J XXVIII. GP

Eingelangt am 16.06.2025
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ANFRAGE

 

der Abgeordneten Lisa Schuch-Gubik

an den Bundesminister für Bildung

betreffend Supplierstunden und deren Auswirkungen auf die Unterrichtsqualität

 

 

Der Lehrermangel an Österreichs Bundesschulen hat sich in den letzten Jahren weiter verschärft. Laut Medienberichten wurden für das Schuljahr 2025/26 rund 6.100 Lehrer-posten mit etwa 89.000 Stunden ausgeschrieben, was über 4.000 Vollzeitlehrkräften entspricht. So berichtet orf.at beispielsweise Folgendes:

 

„Das mit Abstand meiste neue Lehrpersonal wird aktuell in Wien gesucht (knapp 2.000 Posten), gefolgt von Niederösterreich und Tirol mit rund 1.000. In Oberösterreich sind über 600 Posten ausgeschrieben, in der Steiermark mehr als 400, in Salzburg und in Vorarlberg gut 300 und in Kärnten und dem Burgen-land um die 200.“[1]

 

Um den Unterricht bzw. die Betreuungspflicht dennoch aufrechtzuerhalten, greifen viele Schulen auf Supplierstunden zurück. Dabei übernehmen Lehrkräfte, die ursprünglich nicht für die jeweilige gehaltene Unterrichtsstunde vorgesehen waren, die Schulstunde. Vor diesem Hintergrund berichten Schüler und Eltern immer häufiger, dass in Supplierstunden kein fachgerechter Unterricht stattfindet und Schüler sich selbst überlassen werden. Dies wirft Fragen hinsichtlich der Unterrichtsqualität und der Bildungschancen auf.

 

 

In diesem Zusammenhang richtet die unterfertigte Abgeordnete an den Bundes-minister für Bildung nachstehende

 

Anfrage

 

1.    Wie viele Supplierstunden wurden in den Jahren 2022, 2023 und 2024 an Bundesschulen österreichweit gehalten? (Bitte um Aufschlüsselung nach Jahr, Bundesland, Schultyp und Schulstufe)

2.    Welche Gründe (z.B. kurzfristiger Krankenstand, langfristiger Ausfall wegen Krankheit/Karenz, unbesetzte Planstelle, Teilnahme an Fortbildungen) wurden für die Notwendigkeit dieser Supplierstunden jeweils erfasst und wie verteilt sich die Anzahl der Supplierstunden auf diese Gründe?

3.    Wie viele dieser Supplierstunden wurden von fachfremden Lehrkräften gehalten? (Bitte um Aufschlüsselung nach Jahr, Bundesland, Schultyp und Schulstufe)

4.    Wie viele dieser Supplierstunden wurden von Lehramtsstudierenden oder Quer-einsteigern gehalten? (Bitte um Aufschlüsselung nach Jahr, Bundesland, Schul-typ und Schulstufe)

5.    Welche Maßnahmen wurden seitens des Ministeriums ergriffen, um die Anzahl der Supplierstunden zu reduzieren und die Unterrichtsqualität zu sichern?

6.    Welche dieser Maßnahmen wurden bereits evaluiert?

a.    Was waren die zentralen Ergebnisse dieser Evaluationen, insbesondere im Hinblick auf die Wirksamkeit und die dafür eingesetzten budgetären Mittel?

7.    Welche Qualitätsstandards gelten für Supplierstunden, insbesondere wenn sie von fachfremden Lehrkräften gehalten werden?

8.    Wie wird die Qualität des Unterrichts in Supplierstunden evaluiert und sicher-gestellt?

9.    Wie viele Beschwerden oder Rückmeldungen von Eltern, Schülern oder Lehrkräften bezüglich der Qualität von Supplierstunden wurden in den Jahren 2022, 2023 und 2024 registriert? (Bitte um Aufschlüsselung nach Jahr und Bundesland)

10. Wurden diese Rückmeldungen systematisch analysiert und welche sind die häufigsten genannten Kritikpunkte?

11. Welche Pläne existieren, um den Einsatz von Supplierstunden in Zukunft zu minimieren und die Unterrichtsqualität zu verbessern?

12. Wie wird sichergestellt, dass der Lehrplan in Klassen mit hohen Supplier-stunden vollständig erfüllt wird?

13. Wie viele Quereinsteiger wurden in den Jahren 2022, 2023 und 2024 eingestellt und wie viele davon sind noch im Dienst? (Bitte um Aufschlüsselung nach Jahr und Bundesland)

14. Wie plant das Ministerium, dem prognostizierten Anstieg des Lehrerbedarfs in den kommenden Jahren entgegenzuwirken?

15. Welche Rolle spielen Pensionierungen und der demografische Wandel bei der aktuellen Situation bezüglich Supplierstunden?

16. Wie wird die Situation in Österreich im internationalen Vergleich bewertet, insbesondere hinsichtlich des Einsatzes von Supplierstunden und der Unterrichtsqualität?

17. Welche „Best-Practice“-Modelle aus anderen Ländern werden geprüft?

18. Wie viele Bewerbungen gingen im Rahmen der Hauptausschreibung, deren Bewerbungsfrist am 9. Mai 2025 endete, insgesamt ein? (Bitte um detaillierte Aufschlüsselung nach Bundesland, Schulstandort, Fächergruppe und Beschäftigungsausmaß)

19. Wie viele Bewerber wurden als geeignet bzw. nicht geeignet beurteilt? (Bitte um Aufschlüsselung nach Bundesland, Schultyp und Fächergruppen)

20. In wie vielen Fällen konnten trotz Ausschreibung keine geeigneten Bewerber gefunden werden und mussten Stellen unbesetzt bleiben oder interimistisch durch Supplierstunden abgedeckt werden?

21. In welchen Fächergruppen zeigte sich bei der Hauptausschreibung eine besonders geringe Bewerberlage oder auffällige Eignungslücken?



[1]   https://orf.at/stories/3391869/ (aufgerufen am 22.05.2025)