2559/J XXVIII. GP

Eingelangt am 16.06.2025
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ANFRAGE

 

der Abgeordneten Lisa Schuch-Gubik

an die Bundesministerin für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumenten-schutz

betreffend Altersarmut in Österreich

 

 

Altersarmut stellt in Österreich ein zunehmend drängendes sozialpolitisches Handlungsfeld dar. Laut aktuellen Daten der Diakonie (veröffentlicht im Jänner 2025) sind rund 273.000 Menschen im Pensionsalter von Einkommensarmut betroffen.[1]

 

Besonders vulnerabel sind Frauen. Während die Diakonie von 180.000 armuts-gefährdeten Pensionistinnen ausgeht, weist die Caritas (Bericht April 2025) für alleinlebende Frauen im Ruhestand eine alarmierende Armutsgefährdungsquote von 32 % aus.[2] Ein deutlicher Anstieg gegenüber dem Vorjahr. Auch die Statistik Austria weist mit einem Wert von 28 % für diese Gruppe einen Höchststand aus.[3]

 

Die Armutsgefährdung im Alter erreicht damit laut Eurostat (Stand Februar 2025) den höchsten Wert seit 2017.[4] Ergänzend hält die Arbeiterkammer Oberösterreich fest, dass 15 % aller Haushalte mit Pensionseinkommen armutsgefährdet gelten.[5]

 

Diese Entwicklung ist nicht nur eine statistische Größe, sondern trifft viele Pensionisten, die ein Leben lang gearbeitet haben, spürbar in ihrem Alltag. Steigende Lebenshaltungskosten, insbesondere für Wohnen, Energie und Gesundheit, belasten ältere Menschen zunehmend. So ergibt sich für zahlreiche Pensionisten eine prekäre Lebenssituation, die Anlass zur Sorge geben muss.

 

 

In diesem Zusammenhang richtet die unterfertigte Abgeordnete an die Bundes-ministerin für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz nachstehende

 

Anfrage

 

1.    Wie viele Personen im Alter ab 65 Jahren galten von 2020 bis 2024, gemäß EU-SILC-Definition, als armutsgefährdet? (Bitte um Aufschlüsselung nach Geschlecht und Bundesland)

a.    Wie viele alleinlebende Pensionisten in Österreich verfügen über ein Einkommen unter der Armutsgefährdungsschwelle? (Bitte um Aufschlüsselung getrennt nach Geschlecht und Bundesland)

b.    Wie viele Pensionisten bezogen in den Jahren 2020 bis 2024 (bzw. letztes verfügbares Datenjahr) eine Ausgleichszulage?

c.    Wie hoch war der durchschnittliche Ausgleichszulagenbetrag pro Person und Jahr?

d.    Wie viele dieser Personen waren in den Jahren 2020 bis 2024 zusätzlich erwerbstätig?

                                          i.    Gibt es Erkenntnisse, wie hoch deren durchschnittliches zusätzliches Erwerbseinkommen war und ob die Erwerbstätigkeit primär aus finanzieller Notwendigkeit erfolgte?

2.    Welche spezifischen Daten und Indikatoren verwendet Ihr Ressort, um die finanzielle Belastung von Pensionistenhaushalten zu monitoren?

a.    Wie hat sich die Belastung älterer Menschen durch Wohnkosten, Energiepreise und Gesundheitsausgaben seit 2020 entwickelt?

b.    Wie bewertet Ihr Ressort diese Entwicklung im Verhältnis zu den durchschnittlichen Pensionsanpassungen seit 2020?

3.    Welche Zahlen und Erkenntnisse liegen Ihrem Ressort zur finanziellen Situation von Pensionisten mit Pflegebedarf vor?

a.    Wie hoch ist die Armutsgefährdungsquote innerhalb dieser Gruppe?

b.    Welche Erkenntnisse gibt es über die durchschnittlichen privaten Zuzahlungen für Pflege- und Betreuungsleistungen durch Betroffene oder deren Familien?

c.    Wie bewertet Ihr Ressort die Angemessenheit der bestehenden Unterstützungsleistungen (insb. Pflegegeld der verschiedenen Stufen) zur Deckung der tatsächlichen Kosten und zur Vermeidung von Armut bei Pflegebedürftigkeit im Alter?

4.    Welche strukturellen Schwächen im österreichischen Pensions- und Sozialversicherungssystem sieht Ihr Ressort als ursächlich oder verstärkend für das Fortbestehen und die Zunahme von Altersarmut?

a.    Wie bewertet das Ressort die besondere Armutsgefährdung von Frauen mit unterbrochenen Erwerbsbiografien bzw. Teilzeiterwerb in Hinblick auf das derzeitige Pensionssystem?

b.    Welche Rolle spielen hierbei Instrumente wie Pensionssplitting oder die Anrechnung von Kindererziehungszeiten?

5.    Welche Analysen liegen Ihrem Ressort zur zukünftigen Entwicklung der Altersarmut in Österreich vor?

a.    Mit welcher Entwicklung der Armutsgefährdungsquote bei Pensionisten wird bis 2030 gerechnet?

b.    Welche demografischen und arbeitsmarktpolitischen Faktoren werden dabei berücksichtigt?

6.    Welche konkreten Maßnahmen hat Ihr Ressort seit Beginn des Jahres 2020 umgesetzt, um Altersarmut entgegenzuwirken oder deren Folgen abzufedern?

a.    Welche Evaluierungen oder Wirkungsanalysen liegen zu diesen einzelnen Maßnahmen vor, und was sind deren zentrale Ergebnisse bezüglich der Reduktion von Altersarmut?

b.    Welche dieser Maßnahmen sind aktuell noch aktiv bzw. in Umsetzung?

c.    Welche seit 2020 angekündigten Maßnahmen zur Bekämpfung der Altersarmut wurden bisher nicht oder nur teilweise umgesetzt und aus welchen Gründen?

d.    Welche spezifischen Maßnahmen werden aktuell gesetzt oder sind geplant, um gezielt auf die besonderen Herausforderungen bestimmter vulnerabler Pensionistengruppen einzugehen?

e.    Welche quantifizierbaren Ziele verfolgt Ihr Ressort bei der Bekämpfung der Altersarmut?

7.    Welche langfristige Strategie verfolgt Ihr Ressort zur nachhaltigen Bekämpfung von Altersarmut bis 2030?

a.    Welche messbaren Ziele wurden darin festgelegt?

b.    Wie werden/wurden Interessensvertretungen und Betroffene in die Entwicklung dieser Strategie eingebunden?

8.    Welche ressortübergreifenden Initiativen zur Bekämpfung von Altersarmut wurden seit 2020 durchgeführt?

a.    Mit welchen anderen Ministerien wurde dabei kooperiert?

b.    Welche Rolle spielt Ihr Ressort in der Koordination dieser Initiativen?

c.    Wie wurden die Erfolge dieser Kooperationen evaluiert?



[1]    https://www.diakonie.at/unsere-themen/armut-und-soziale-krisen/altersarmut-zahlen-fakten-forderungen

[2]   https://www.caritas.at/ueber-uns/medienservice/armut-zahlen-und-fakten

[3]   https://www.statistik.at/fileadmin/pages/364/Infotext_GenderStatistik_Armuts_und_ Ausgrenzungsgefaehrdung.pdf

[4]   https://tradingeconomics.com/austria/at-risk-of-poverty-rate-of-elderly-people-eurostat-data.html

[5]   https://ooe.arbeiterkammer.at/interessenvertretung/pensionen/Pension-muss-Armut-verhindern.html