2608/J XXVIII. GP
Eingelangt am 17.06.2025
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Anfrage
der Abgeordneten Elisabeth Götze, Freundinnen und Freunde
an den Bundesminister für Wirtschaft, Energie und Tourismus
betreffend Unklares Konzept, unklare Kompetenz: Der Burghauptmann als Museumsdirektor?
Wie die Burghauptmannschaft zu Jahresende 2024 öffentlich verkündet hat, soll das Atelier Augarten, vielen als ehemaliges Ambrosimuseum bekannt, mit einem neuen Konzept wiedereröffnet werden[1]. Nach vielen Jahren der Unklarheit und wechselnder Nutzung wurde ein groß angelegter Neustart versprochen. Über das Konzept selbst und über den Weg zu diesem Konzept war allerdings vorerst wenig bekannt. Erst kurz vor der geplanten Eröffnung eines vorläufigen Pop-up Betriebs – und erst auf Nachfrage des lokalen Onlinemediums https://www.zwischenbruecken.at – wurden erste Veranstaltungen kommuniziert.
Über die weitere Programmierung dieses vorläufigen Betriebs sowie über die langfristige Nutzung ist nichts bekannt. Diese Vorgehensweise lässt nicht nur an Transparenz und Beteiligung vermissen, sondern wirft auch Zweifel an der kulturellen und kuratorischen Fachkompetenz der verantwortlichen Behörde auf.
Gerade im sensiblen Bereich öffentlicher Kulturräume sind transparente Verfahren, nachvollziehbare Entscheidungen sowie die Einbindung fachlich kompetenter Akteur:innen essenziell – nicht zuletzt, um die öffentliche Hand ihrer Verantwortung für ein vielfältiges, qualitätsvolles und breit zugängliches Kulturangebot gerecht werden zu lassen.
Es stellt sich die Frage, welche Expertise die Burghauptmannschaft bei der Konzeptionierung und Führung eines Museums mitbringt, warum bis kurz vor Start kaum Informationen zur provisorischen Nutzung veröffentlicht wurden und ob das langfristige neue Nutzungskonzept ein Kulturbetrieb mit etwas Gastronomie oder ein Gastronomiebetrieb mit etwas Kunst und Kultur werden soll. Ebenso unklar ist, wer für Programm, Auswahlprozesse, Budgetierung und langfristige strategische Ausrichtung verantwortlich ist bzw. sein wird.
Im Sinne der Transparenz, aber auch um einen erfolgreichen Start und eine positive Perspektive für die Neunutzung zu gewährleisten, stellen die Abgeordneten folgende
1. Wie hat der bisherige Prozess zur neuen Nutzung des Atelier Augarten ausgesehen, der dann den jetzigen Fahrplan zur Zwischennutzung vor der langfristigen Nutzung ergeben hat?
a. Wie hat bisher die Entscheidungsfindung stattgefunden und wer war daran beteiligt?
b. Gab es eine öffentliche Ausschreibung?
i. Wenn ja, wo wurde sie veröffentlicht?
ii. Was war der Text der Ausschreibung?
iii. Was war der vorgegebene Finanzrahmen?
iv. Wie viele Einreichungen gab es?
v. Gab es eine Jury?
1. Wenn ja, wer waren die Mitglieder und wer hat sie nominiert?
vi. Wenn nein, warum nicht?
c. Welche Fachkompetenz hat die Burghauptmannschaft zur Entwicklung eines künstlerischen/kulturellen Nutzungskonzepts?
d. Gab es für die Projektleitung eine öffentliche Ausschreibung?
i. Wenn ja, wo wurde diese veröffentlicht? Bitte um den Ausschreibungstext.
ii. Wenn nein, warum nicht, müsste doch hier das Ausschreibungsgesetz zur Anwendung gelangen?
2. Bereits 2020 verkündete die Burghauptmannschaft: "Es wird eine neue formelle Ausschreibung geben"[2].
a. Heißt das, es gab bereits in der Vergangenheit eine oder mehrere Ausschreibung(en) zur Nutzung des Atelier Augarten?
b. Was waren die Ergebnisse dieser Ausschreibung(en)?
3. Im Frühjahr 2025, genauer am 8. Mai, hat nun ein „Pop-up“-Betrieb gestartet. In den Medien ist zu lesen, dass das Areal mit Lesungen, Ausstellungen und „verschiedenen Kulturfestivals“ bespielt werden soll, im Sommer soll zusätzlich ein Outdoor-Programm im Park rund um das Atelier angeboten werden. [3]
a. Wer hat dieses Konzept erarbeitet?
b. Welche Mitsprachemöglichkeiten gab es von Kultur- und Kunsteinrichtungen?
c. Wie lange soll dieses Provisorium dauern?
d. Wie hoch ist das Budget für das Provisorium?
e. Welche Auswirkungen hat das Provisorium auf die endgültige Nutzung des Hauses?
f. Warum gab es erst so spät und offenbar erst auf medialen Druck hin Informationen zum Pop-up Betrieb?
g. Da bisher hauptsächlich junge Künstler:innen und Studierende ausstellen: Welche Preise berechnet die Burghauptmannschaft jeweils für die Vermietung der Veranstaltungen im Jahr 2025?
h. Auf der Website https://www.burghauptmannschaft.at/Betriebe/Atelier-Augarten/Aktuelle-Veranstaltungen.html ist noch kein Programm für Juli und August zu finden. Wie lange im Voraus werden die Veranstaltungen geplant und angekündigt?
4. Wer erarbeitet dann im nächsten Schritt wann und wie das langfristige künstlerische und wirtschaftliche Konzept für das Atelier Augarten?
a. Wie sieht die strategische Ausrichtung aus, um ein komplementäres Angebot für den Kunst- und Kulturstandort Wien zu schaffen?
b. Wann gibt es für die Konzepterstellung eine öffentliche Ausschreibung?
c. Wer wird über diese Einreichungen nach welcher Maßgabe entscheiden?
d. Wer wählt die Personen, die in der Jury sind, aus?
e. Wieviel Budget ist für diese Phase vorgesehen?
f. Welche Prozesse der Beteiligung von Stakeholder:innen sind vorgesehen?
g. Wenn keine Prozesse zur Beteiligung vorgesehen sind, warum ist das nicht geschehen?
h. Wurde von anderer Seite Beratung oder Kompetenz abgeholt?
i. Wurde das Bundesministerium für Kunst und Kultur, Öffentlichen Dienst und Sport bzw. dessen Nachfolger, das Bundesministerium für Wohnen. Kunst und Kultur, Medien und Sport eingebunden, um die dort vorhandene Fachkompetenz zu nutzen?
j. Wurde die Stadt Wien eingebunden?
k. In welchem Zeitrahmen wird das Konzept erstellt und wann wird das Ergebnis öffentlich präsentiert?
5. Kolportiert wurde auch, dass Nutzer:innen sich einmieten werden können und dafür einen Betriebsaufwand zahlen müssen[4].
a. Wie werden wirtschaftliche und künstlerische Argumente bei der Auswahl der Mieter:innen abgewogen?
b. Wer entscheidet darüber?
c. Welche Kompetenzen müssen die Entscheidungsträger:innen haben?
6. Obwohl es laut Burghauptmannschaft „noch keine Inhalte“ gibt, steht bereits fest, dass es eine Arik Brauer Lounge geben soll.
a. Warum wurde diese Entscheidung vorgezogen?
b. Wer hat diese Entscheidung nach welcher Maßgabe getroffen?
c. Wie war der Prozess dazu ausgestaltet?
d. Wie hoch sind die Kosten dafür?
7. Medial kolportiert wurden ein „Team aus Kuratorinnen und Kuratoren“, aber auch ein Beirat für die Programmierung verantwortlich zeichnen[5].
a. Wer ist verantwortlich für die Auswahl sowohl der Mitglieder des Beirats als auch der Kurator:innen?
b. Welche Stakeholder:innen waren/sind bei der Auswahl eingebunden?
c. Welche Garantien gibt es, dass langfristig eine Ausgewogenheit zwischen Frauen und Männern gegeben ist?
d. Wie sind die Aufgaben auf diese Gremien verteilt?
e. Welche Kosten sind für die Tätigkeit der Kurator:innen und des Beirats budgetiert?
8. Ebenfalls medial kolportiert wurde, dass dem Beirat Danielle Spera, Karin Bergmann, Eva Schlegel, Edek Bartz und Markus Hengstschläger angehören sollen.[6]
a. Wie hat der Prozess zur Bestellung dieses ersten Beirats ausgesehen?
b. Welche Stakeholder:innen waren eingebunden?
c. Wer hat nach welchen Maßstäben entschieden und wurde dies transparent dargestellt?
9. Soll es eine kaufmännische und eine künstlerische Leitung geben und wann werden diese Positionen ausgeschrieben?
10. Wie wird die Aufsicht und Kontrolle ausgestaltet sein, wird es einen Aufsichtsrat geben und wann wird dieser wie bestellt?
11. Wie soll das Haus in Zukunft rechtlich organisiert sein?
12. Bei der Neukonzeption des Areals hat offenbar die Burghauptmannschaft letztlich die Entscheidungsverantwortung, ist das korrekt?
a. Welche Fachkompetenz ist in der Burghauptmannschaft für die Konzeption und künstlerische Gesamtverantwortung eines Kulturbetriebs vorhanden?
13. „Das Atelier ist so, wie es jetzt ist, bespielbar"[7], heißt es von der Burghauptmannschaft. Gleichzeitig ist von einer avisierten Gesamtsanierung des Gebäudekomplexes die Rede. Diese solle schrittweise erfolgen und bis zu fünf Millionen Euro kosten.[8]
a. In welchem Verhältnis stehen diese beiden Aussagen zueinander und wie setzt sich die genannte Kostenschätzung im Detail zusammen?
14. Wie belastbar ist so eine Schätzung, wenn das langfristige Konzept noch gar nicht feststeht?
15. Wer erstellt den „Businessplan“ für das Haus und wann wird dieser fertiggestellt sein?
16. Welches Budget ist für das Haus geplant?
a. Welche jährlichen Kosten werden erwartet?
b. Mit welchen Einnahmen wird gerechnet?
17. Wie viele Sitzplätze sollen nach aktuellem Stand für die gastronomische Nutzung vorgesehen sein?
18. Wie viel Gesamtfläche soll nach aktuellem Stand außen und innen für Kunst & Kultur, wie viel für Gastronomie zur Verfügung stehen?
[1] https://www.derstandard.de/story/3000000245480/kultur-comeback-im-atelier-augarten-un-mit-arik-brauer-museum
[2] https://www.derstandard.at/story/2000118706488/neue-runde-wer-darf-das-augarten-eck-kulturell-nutzen
[3] https://wien.orf.at/stories/3304159/
[4] https://www.meinbezirk.at/leopoldstadt/c-lokales/das-atelier-augarten-soll-neuer-kulturhotspot-werden_a7016196
[5] https://www.derstandard.at/story/3000000245480/kultur-comeback-im-atelier-augarten-un-mit-arik-brauer-museum
[6] https://www.derstandard.at/story/3000000245480/kultur-comeback-im-atelier-augarten-un-mit-arik-brauer-museum
[7] https://www.derstandard.at/story/3000000245480/kultur-comeback-im-atelier-augarten-un-mit-arik-brauer-museum
[8] https://www.derstandard.at/story/3000000245480/kultur-comeback-im-atelier-augarten-un-mit-arik-brauer-museum