2758/J XXVIII. GP
Eingelangt am 09.07.2025
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Anfrage
der Abgeordneten Leonore Gewessler, Sigrid Maurer, Freundinnen und Freunde
an den Bundesminister für Bildung
betreffend Hitze-Stress in Bundesschulen
Die Auswirkungen der Klimakrise treffen Österreich immer härter. Mittlerweile liegen die Temperaturen hierzulande bereits um 3,1 Grad über dem Niveau des vorindustriellen Zeitalters. Der aktuelle Sommer ist ein deutliches Zeugnis dafür. Auch aus dem Jahr 2024 liegen klare Daten vor: Allein in Wien wurden 45 Hitzetage gemessen.
Der Gebäudebestand in Österreich ist auf die immer weiter steigenden Temperaturen in keiner Weise vorbereitet – insbesondere nicht jene Gebäude, in denen Schulen und Kindergärten untergebracht sind. Ein eindringliches Beispiel dafür ist das Bundesgymnasium in der Maroltingergasse im 16. Bezirk. Dort führte die Universität für Bodenkultur gemeinsam mit Greenpeace von Ende Mai bis Ende Juni Temperaturmessungen durch – mit erschreckenden Ergebnissen: In einem Klassenzimmer wurden an 16 Tagen Temperaturen von über 30 Grad gemessen[1].
Die Schulleitung berichtet, seit Jahren keine Finanzierung für dringend notwendige Sanierungsmaßnahmen, Belüftungssysteme und Außenbeschattung durch den Bund zu erhalten. Und diese Schule ist kein Einzelfall: Teachers For Future startete zum diesjährigen Hitzetag eine Mitmach-Aktion und erhielt zahlreiche Rückmeldungen von betroffenen Schulen, die über unzumutbare Temperaturen klagten.
Im Schulentwicklungsprogramm (SCHEP) wurde für den Zeitraum 2020-2030 ein Investitionsvolumen von 2,4 Milliarden Euro für den Schulneubau, die Sanierung und den Umbau festgelegt[2]. Gleichzeitig gibt das Bundesministerium für Bildung an, Mittel für eine „saubere Schulbauoffensive“[3] bereitzustellen.
Doch es stellt sich die Frage, wie diese Mittel konkret verwendet werden und warum Sanierungen, gerade im Hinblick auf Hitzeschutz und energetische Modernisierung, nur schleppend vorankommen.
Zudem ist unklar, welche Maßnahmen über bauliche Investitionen hinaus geplant sind, um mit den akuten Hitzebelastungen umzugehen: Flexiblere Pausenzeiten, Anpassungen im Unterricht, Innenraumbegrünung, Nutzung von schattigen oder kühleren Außenbereichen sowie außerschulische Lernorte könnten kurzfristig Entlastung schaffen, wenn bauliche Maßnahmen noch Zeit brauchen.
Vor diesem Hintergrund bitten die unterfertigenden Abgeordneten um Auskunft zum aktuellen Stand, zu geplanten Maßnahmen und zu weiteren notwendigen Schritten im Umgang mit der Hitzebelastung an Österreichs Schulen, um so Transparenz zu schaffen und gezielte Verbesserungen zu ermöglichen.
Die unterfertigenden Abgeordneten stellen daher folgende
1) Bitte um eine tabellarische Auflistung der Schulgebäude, die im Verantwortungsbereich des Bundesministeriums für Bildung liegen und welchen Gebäude- und Energiestandards sie jeweils entsprechen.
2) Bitte um Darlegung und Status quo der prominent angeführten Kernpunkte der „nachhaltigen sauberen Schulbauoffensive“ (Umsetzung des „HOLISTIC BUILDING PROGRAM“ der Bundesimmobiliengesellschaft (BIG), Erreichen des „Klima Aktiv Standards Gold“ bei Neubauten und mindestens „Silber“ bei Sanierungen, Reduzierung des durchschnittlichen Energieverbrauchs um 20 %, Ausbau von Photovoltaikanlagen auf Schuldächern zur Reduktion des CO₂-Ausstoßes.)
3) Bitte um tabellarische Auflistung aller Schulen, die in der Initiative “saubere Schulbauoffensive” vorgesehen sind und den Stand der Umsetzung.
4) Bitte um Angabe der prozentualen Sanierungsquote der Bundesschulen pro Jahr für die letzten 10 Jahre.
5) Bitte um die Übermittlung des Sanierungsplans für die Schulgebäude in Bundesverwaltung für die nächsten 15 Jahre und der geplanten Sanierungsquote pro Jahr bis 2040.
6) Bitte um Erklärung was mit den Schulen passiert, die sanierungsbedürftig sind bzw. schlechte Energiestandards haben und in den Sanierungsplänen des Bildungsministeriums nicht vorgesehen sind.
7) Welche Investitionen sind an Bundesschulen in den nächsten 15 Jahren geplant, die die Hitzebelastung reduzieren? Bitte um Auflistung nach Maßnahmen, Höhe der bereitgestellten Mittel, Schulen und Bundesländer
a. Wie viel Geld fließt in außenliegende Beschattungsmaßnahmen?
b. Wie viel Geld fließt in Gebäudedämmung?
c. Wie viel Geld fließt in Lüftungsanlagen?
d. Wie viel Geld fließt in Begrünung im Umfeld der Schulen?
e. Wie viel Budget ist insgesamt für Maßnahmen vorgesehen, die die Hitzebelastung reduzieren und wie viele Schulen werden davon profitieren?
8) Welche sonstigen – nicht budgetär wirksamen – Maßnahmen gegen die Hitzebelastung in Schulen sind geplant (etwa Lockerung Denkmalschutz, flexiblere Pausenzeiten und Unterrichtsgestaltung, Lockerung bei Nutzungsmöglichkeiten von Gangbereichen, Innenraumbegrünung, vermehrte Nutzung außerschulische Lernorte etc.)?
9) Gibt es vom Ministerium eine Checkliste oder Handlungsanleitung zum Umgang mit extremer Hitzebelastung? Falls ja, bitte um Beilage. Falls nein, ist eine solche in Planung?
10) Im SCHEP ist festgehalten: „Das SCHEP ist kein unumstößlicher Plan. Wenn sich demographische oder wirtschaftliche Entwicklungen einstellen, die zum Zeitpunkt der Erstellung nicht vorhersehbar waren, wird eine Nachjustierung vorgenommen. Das gilt gleichermaßen für die räumliche Verteilung der Projekte, als auch für die Art und Weise eines zeitgemäßen Schulneubaues. Nicht die Abarbeitung steht im Vordergrund, sondern die bedarfsgerechte Verwendung der öffentlichen Mittel.“
a. Ist eine Aktualisierung geplant? Falls ja, bitte um Bereitstellung bzw. Veröffentlichung der aktualisierten Version.
b. Wann und mit welchem Investitionsvolumen?
c. Werden Hitzemaßnahmen prioritär behandelt?