3241/J XXVIII. GP

Eingelangt am 17.09.2025
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ANFRAGE

 

des Abgeordneten Christofer Ranzmaier

an den Bundesminister für Innovation, Mobilität und Infrastruktur

betreffend Italienische Ortsbezeichnungen bei den ÖBB auf Südtiroler Bahn-strecken

 

 

Die Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) befahren mit ihren Fernverkehrszügen regelmäßig Bahnstrecken in Südtirol – insbesondere über den Brennerpass. Dabei ist auf den Außenanzeigen der Züge sowie in den automatisierten Durchsagen und Digitalanzeigen eine Praxis festzustellen, bei der italienische Ortsbezeichnungen wie „Brennero“, „Vipiteno“ oder „Bressanone“ systematisch vorangestellt oder in Einzel-fällen sogar ausschließlich verwendet werden.

 

Diese Beschilderung und Ankündigung steht in auffälligem Widerspruch zur historischen, sprachlichen und kulturellen Realität Südtirols, wo – wie bekannt – eine deutliche deutschsprachige Bevölkerungsmehrheit besteht. Umso bemerkenswerter ist, dass ein österreichisches Unternehmen im Alleineigentum der Republik Österreich hier eine Namenskonvention wählt, die dem Eindruck einer einseitigen Orientierung an italienischen Standards Vorschub leistet.

 

Es stellt sich die Frage, ob bewusst auf eine gleichwertige Nennung der deutschen Ortsnamen verzichtet wird, sei es aus technischen, betrieblichen oder anderen Gründen oder ob dahinter eine sprachpolitische Entscheidung steht, die politisch aufgearbeitet werden sollte.

 

Zahlreiche Hinweise und Beschwerden aus der Bevölkerung sowie durch politische Mandatare wurden der ÖBB zur Kenntnis gebracht, ohne dass eine erkennbare Reaktion erfolgt wäre. Die Frage der Verantwortung sowie der politischen Tragweite dieser Praxis ist daher nicht nur verkehrstechnischer Natur, sondern berührt grund-legende Prinzipien staatlicher Verantwortung im Umgang mit sensiblen Regionen wie Südtirol.

 

 

In diesem Zusammenhang richtet der unterfertigte Abgeordnete an den Bundes-minister für Innovation, Mobilität und Infrastruktur nachstehende

 

Anfrage

 

1.    Ist Ihnen bekannt, dass in Zügen der ÖBB auf Strecken durch Südtirol italienische Ortsbezeichnungen den deutschen systematisch vorangestellt bzw. teilweise ausschließlich verwendet werden?

a.    Wenn ja, seit wann wird diese Praxis angewendet?

b.    Wenn ja, wer hat diese Entscheidung veranlasst?

c.    Wenn ja, mit welcher Begründung?

d.    Wenn ja, gab es dazu eine Abstimmung mit Ihrem Ressort?

2.    Wurde in diesem Zusammenhang eine politische, rechtliche oder historische Bewertung der Situation in Südtirol vorgenommen?

a.    Wenn ja, wie sah diese Bewertung aus und welche Schlüsse wurden daraus gezogen?

b.    Wenn nein, warum wurde auf eine solche Bewertung verzichtet?

3.    Teilt Ihr Ressort die Ansicht, dass die einseitige Bevorzugung italienischer Ortsnamen in Südtirol mit der kulturellen und sprachlichen Realität vor Ort vereinbar ist?

a.    Welche Rolle spielt dabei die Tatsache, dass Südtirol eine mehrheitlich deutschsprachige Bevölkerung hat?

4.    Wie viele Rückmeldungen, Beschwerden oder Hinweise zu dieser konkreten Praxis sind seit dem Jahr 2022 im Ressort oder bei der ÖBB eingelangt?

5.    Wurden Ihrem Ressort mediale Berichte – etwa jener von „UnserTirol24“ vom 3. Juli 2025[1] – über die Kritik an der Beschilderung und den Durchsagen in ÖBB-Zügen in Südtirol zur Kenntnis gebracht?

a.    Wenn ja, wann und in welcher Form?

b.    Gab es daraufhin eine Reaktion seitens des Ressorts oder der ÖBB?

6.    Ist dem Ressort bewusst, dass die ausschließliche Verwendung italienischer Ortsbezeichnungen in ÖBB-Zügen in Südtirol von Teilen der deutschsprachigen Bevölkerung als bewusste sprachliche Ausgrenzung empfunden wird und mediale Kritik – etwa in „UnserTirol24“ vom 3. Juli 2025 – ausgelöst hat?

a.    Wenn ja, wie beurteilt das Ressort diese Kritik und wie wird darauf reagiert?

b.    Wenn nein, wie erklärt sich das Ressort die anhaltende öffentliche Verärgerung über diese Praxis?

c.    Welche konkreten Schritte wurden in der Folge unternommen?

7.    Wird diese Praxis künftig überarbeitet oder zurückgenommen?

a.    Wenn nein, aus welchem Grund soll daran festgehalten werden?



[1]    https://www.unsertirol24.com/2025/07/03/oebb-sorgt-mit-zugdurchsagen-fuer-aerger-in-suedtirol/