3485/J XXVIII. GP

Eingelangt am 01.10.2025
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ANFRAGE

 

der Abgeordneten Hermann Brückl MA

an den Bundesminister für Bildung

betreffend BORG Dreierschützengasse

 

 

Im Zusammenhang mit dem BORG Dreierschützengasse in Graz, wo sich am 10. Juni 2025 ein tragischer Amoklauf ereignet hat, mehren sich Hinweise auf mögliche Miss-stände an der Schule, die weit in die Zeit vor der Tat zurückreichen. Aber auch der Start in das Schuljahr 2025/26 gestaltet sich diesen Stimmen nach schwierig. Auch der ORF Steiermark berichtete am 9. September 2025 über den Neubeginn der Schule nach den Ferien:

 

„BORG: Wie der Neubeginn gelungen ist

Sicherheit, Begleitung und ein behutsamer Neubeginn soll den Schülerinnen und Schülern des BORG Dreierschützengasse in Graz nach dem Amoklauf ermöglicht werden. Nach zwei Schultagen gibt es erste Einblicke in das neue Schuljahr nach einer Ausnahmesituation.

 

Während der Sommermonate habe es acht Treffen der Steuerungsgruppe gegeben, die für den Neustart am BORG Dreierschützengasse gegründet wurde – mehr dazu in Behutsamer Schulstart am BORG (8.9.2025)[1] und BORG-Schulbetrieb wird ausgelagert (12.8.2025)[2].

 

Sicherheit und Geborgenheit schaffen

Man habe bei diesen Treffen einvernehmlich Ziele festgelegt, unter Einbeziehung wissenschaftlicher und traumapsychologischer Expertisen. Es gehe vor allem darum, Sicherheit, Geborgenheit und Stabilität für Schülerinnen und Schüler sowie Lehrerinnen und Lehrer zu schaffen, sagt Bildungsdirektorin Elisabeth Meixner im Rahmen einer Pressekonferenz aller Beteiligten am Dienstag in Graz. Der Unterricht im Schuljahr 2025/2026 werde auf Wunsch der Schulgemeinschaft teilweise am bisherigen Standort durchgeführt. So etwa nutze man nicht vom Amoklauf betroffene Bereiche. Darunter fallen Turnsaal, Physik- und Chemieräume, Musiksaal oder auch ein Theaterraum.

 

Die Klassen seien in einem nahegelegenen Gebäude der AVL List untergebracht, wo man Büroräume zu Schulräumen umgestaltet habe. Die Schülerinnen und Schüler werden in diesem Schuljahr zwischen den Standorten hin und her pendeln, heißt es.

 

Trauerfahne durch Fahne von Schülern ersetzt

Die vom Amoklauf betroffenen Räume am BORG Dreierschützengasse sollen mithilfe eines Architekten und Künstlers umgestaltet werden und nicht mehr als Klasse genutzt werden, schildert die Direktorin Liane Strohmaier. Außerdem soll gemeinsam mit den Eltern ein Gedenkort geschaffen werden, erste Ideen würden bereits vorliegen. Die Trauerfahne am Schulgebäude habe man am ersten Schultag abgenommen und durch eine von Schülern und dem Künstler Andreas Stern gestaltete Fahne ersetzt.

 

Hilfe aus Deutschland bei Aufarbeitung

Man habe sich bei der Aufarbeitung im Sommer auch Hilfe aus Deutschland geholt, schildert die Leiterin der Steuerungsgruppe und Traumaexpertin, Heidrun Nedoma. 2009 hat etwa in Winnenden ein ähnlicher Amoklauf an einer Schule stattgefunden. Man habe sich angesehen, was an diesem Schulstandort danach gemacht wurde, was gut lief und was weniger gut.

 

In den Ferien habe es ein Betreuungsangebot gegeben – teilweise von den Schülerinnen und Schülern selbst organisiert. So habe man sich zweimal pro Woche getroffen, um gemeinsam Musik zu hören und zu reden, schildert Schülervertreter Daniel Hoff[m]ann. Außerdem habe es Tiergestützte Pädagogik gegeben. Der Schulstart sei aus Sicht der Schüler ganz gut gelungen: ‚Tränen sind geflossen, aber weitaus weniger, als wir gedacht haben. Den meisten ist der Schulstart gut gelungen‘, sagt Hoffmann.

 

Auch Eltern konnten von einem Angebot Gebrauch machen, wo sie Fragen stellen und Befürchtungen, Ängste und Sorgen äußern konnten. Der Elternverein habe sich hier besonders eingesetzt, sagt Elternvertreter Mirza Candic: ‚Unser Ziel ist klar: Eine stabile und sichere Lernumgebung für die Kinder. Das wird Schritt für Schritt gehen.‘

 

‚Kein Lehrer verlässt die Schule‘

Ebenso gab es im Sommer für Lehrer und Lehrerinnen psychologische Unterstützung sowie Workshops, in denen der Umgang mit dem Thema weiter geklärt wurde. Kein Lehrer werde die Schule verlassen, so Direktorin Strohmaier.

 

Für alle Betroffenen gäbe es auch während es Schuljahres noch ein komplexes und gut ausgearbeitetes Konzept der Schulpsychologie mit Betreuungsangeboten. Man werde diese Form der Unterstützung so lange zur Verfügung stellen, wie sie gebraucht werde, heißt es von der Steuerungsgruppe.

 

Direktorin Strohmaier sagt, sie habe das Gefühl, dass Schülerinnen und Schüler nach vorne schauen würden. Man werde sie in einen normalen Schulalltag zurückführen: ‚Je besser informiert die Schülerinnen und Schüler sind, desto weniger muss Fantasie mitspielen‘, so Strohmaier.

 

Keine Prüfungen vor den Herbstferien

Man habe sich weiters dazu entschieden, vor den Herbstferien keine Prüfungen und Schularbeiten an der Schule abzuhalten. Es zähle aber Mitarbeit und Hausübungen, um Schüler an normales Unterrichtsgeschehen heranzuführen. Danach werde man weniger und kürzere Schularbeiten machen, so die Direktorin. Allerdings sei das ‚Kerngeschäft der Schule der Unterricht‘, formuliert es die Schulleiterin. Daher sei man auch darauf bedacht, den Kindern Lernen und Leistung beizubringen, um sie auf das Leben danach vorzubereiten.

 

Polizei zeigt weiterhin Präsenz

Die Polizei habe inzwischen am Schulstandort eine etwas zurückhaltendere Rolle angenommen, sagt Willibald Gutschi von der Stadtpolizeidirektion Graz. Man sei aber in der ganzen Steiermark weiterhin im ständigen Austausch mit den Bildungseinrichtungen und zeige Präsenz vor Schulen, sowohl im Streifendienst, als auch zivil.“[3]

 

In diesem Zusammenhang richten die unterfertigten Abgeordneten an den Bundes-minister für Bildung nachstehende

 

Anfrage

 

1.    Gab es Hinweise, dass sich am BORG Dreierschützengasse bereits vor dem tragischen Amoklauf am 10. Juni 2025 Vorfälle in Bezug auf physische und/oder psychische Gewalt bzw. Konflikte zwischen Schülern und Lehrpersonen ereignet haben?

a.    Wenn ja, welche Vorfälle haben sich ereignet?

b.    Wenn ja, in welcher Form wurden diese dokumentiert und gemeldet?

c.    Welche Maßnahmen wurden in Folge dieser Vorfälle seitens der Schul-leitung gesetzt?

2.    Lagen vor dem Amoklauf am 10. Juni 2025 bereits Berichte oder Meldungen über Fälle von Mobbing an der Schule vor?

a.    Wenn ja, welche?

b.    Wenn ja, in welcher Form wurden diese dokumentiert und gemeldet?

c.    Welche Maßnahmen zu diesen Vorfällen wurden seitens der Schul-leitung in Folge gesetzt?

3.    Gab es im Vorfeld der Tat Anzeichen für auffälliges Verhalten oder mögliche psychische Probleme bei Schülern und/oder Lehrern?

a.    Wenn ja, welche?

b.    Wenn ja, an wen wurden diese Hinweise herangetragen und wie wurde darauf reagiert?

c.    Welche Konsequenzen gab es für die Betroffenen?

4.    Wurde nach dem Amoklauf mögliches Fehlverhalten der Lehrpersonen im Zusammenhang mit physischer und/oder psychischer Gewalt bzw. Konflikten zwischen Schülern und Lehrpersonen untersucht?

a.    Wenn ja, mit welchem Ergebnis?

b.    Wenn nein, warum nicht?

5.    Wurden in diesem Zusammenhang dienstrechtliche Überprüfungen gegen einzelne Lehrpersonen eingeleitet?

a.    Wenn ja, welche?

b.    Wenn nein, wurde allen Hinweisen von Schülern, Eltern und Lehrer-kollegen nachgegangen?

6.    Ist dem Ministerium bekannt, ob die Schulleitung des BORG Dreierschützen-gasse in der Vergangenheit auf ein problematisches Schulklima hingewiesen hat?

a.    Welche Unterstützungen hat das BORG Dreierschützengasse daraufhin erhalten?

7.    Wie werden die Räumlichkeiten, in denen sich der tragische Amoklauf am 10. Juni 2025 zugetragen hat, weiterhin genutzt?

a.    Finden in diesen Räumen weiterhin reguläre Unterrichtseinheiten statt?

b.    Wie wird mit der möglichen psychischen Belastung der betroffenen Kinder umgegangen, wenn sie sich in diesen Räumlichkeiten aufhalten?

c.    Gab es Anweisungen, wonach in diesen Räumlichkeiten kein Unterricht stattfinden soll?

8.    Wie wurde die Kommunikation zwischen Schulleitung, Eltern und Schülern in der Zeit nach dem Amoklauf geführt und organisiert?

a.    Welche Beratungen und/oder Veranstaltungen zur Aufarbeitung und Unterstützung für die Betroffenen fanden bereits statt?

b.    Wurde eine zentrale Ansprechperson im BORG Dreierschützengasse für betroffene Familien eingerichtet, um diese besser zu unterstützen?

                                          i.    Wenn nein, warum nicht?

9.    Welche psychologische Unterstützung wurde, unmittelbar wie auch länger-fristig, nach dem Vorfall für betroffene Schüler, das Lehrpersonal und Familien-angehörige angeboten?

a.    In welchem zeitlichen Rahmen ist vorgesehen, diese Unterstützungs-maßnahmen aufrechtzuerhalten?

b.    Wie wurde dieses Unterstützungsangebot angenommen?

10. Welche Maßnahmen wird das Ministerium infolge des Vorfalls im Bereich Schul-psychologie und Gewaltprävention an Schulen umsetzen?



[1]   https://steiermark.orf.at/stories/3320768/ (aufgerufen am 24.09.2025)

[2]   https://steiermark.orf.at/stories/3317436 (aufgerufen am 24.09.2025)

[3]   https://steiermark.orf.at/stories/3320924/ (aufgerufen am 24.09.2025)