3790/J XXVIII. GP

Eingelangt am 22.10.2025
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ANFRAGE

 

der Abgeordneten Mag. Katayun Pracher-Hilander

an den Bundesminister für Bildung

betreffend Schulabstinenz durch psychische Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen

 

 

In den vergangenen Jahren berichten Hilfsorganisationen, Schulen, Elterninitiativen und psychosoziale Beratungsstellen von einem besorgniserregenden Anstieg von Kindern und Jugendlichen, die dem Unterricht wiederholt oder dauerhaft fernbleiben. So meldet etwa Rat auf Draht einen fast vierfachen Anstieg der Beratungen zu diesem Thema, und Eltern werden sich zunehmend verzweifelt an Beratungsstellen, da ihre Kinder sich weigern, die Schule zu besuchen.

 

Besonders häufig wird darauf hingewiesen, dass psychische Erkrankungen – wie Angststörungen, Depressionen oder soziale Phobien – eine wesentliche Rolle beim schulvermeidenden Verhalten spielen. Angststörungen betreffen etwa jedes zehnte Kind in Österreich. Schulverweigerung ist häufig Ausdruck einer psychischen Erkrankung oder emotionalen Störung, die auch körperliche Beschwerden verursachen kann.

 

Eine von Hilfsorganisationen zitierte Schätzung spricht von rund 70.000 betroffenen Kindern und Jugendlichen in Österreich. Unklar bleibt jedoch, wie viele davon tatsächlich über längere Zeiträume gänzlich vom Unterricht ausgeschlossen sind, wie viele nur zeitweise fehlen und in welchem Ausmaß psychische Belastungen als Hauptursache festgestellt werden können.

 

 

In diesem Zusammenhang richtet die unterfertigte Abgeordnete an den Bundes-minister für Bildung nachstehende

 

Anfrage

 

1.    Liegen Ihrem Ressort Daten vor, wie viele Schüler in den vergangenen fünf Jahren in Österreich aufgrund psychischer Erkrankungen regelmäßig oder dauerhaft dem Unterricht ferngeblieben sind?

2.    Welche verlässlichen Daten liegen vor, die den Unterrichtsausfall von Schülern aufgrund psychischer Erkrankungen quantifizieren?

a.    Falls Daten vorliegen, bitte um Aufschlüsselung nach Schulstufe (Primarstufe, Sekundarstufe I, Sekundarstufe II) und Bundesland.

3.    Über welche Daten oder Erkenntnisse verfügt Ihr Ressort bezüglich Kindern und Jugendlichen, die über mindestens drei Monate dem Unterricht fernbleiben, und welche Informationen liegen zu Häufigkeit und Dauer dieses Fernbleibens vor?

4.    Welche institutionellen Erhebungen oder Studien existieren zur Erfassung von Kindern und Jugendlichen, die aufgrund psychischer Erkrankungen dem Unterricht fernbleiben?

a.    Welche Rolle spielen, dabei Kooperationen mit NGOs, Schulpsychologie und anderen fachlichen Einrichtungen?

5.    Welche Maßnahmen setzt Ihr Ressort derzeit um, um schulvermeidendes Verhalten frühzeitig zu erkennen und betroffene Schüler wieder in das Schulsystem einzugliedern?

6.    Existieren spezifische Programme oder Projekte zur Unterstützung von Kindern mit psychischen Erkrankungen, die aufgrund ihrer Belastungen dem Unterricht fernbleiben (z. B. niederschwellige Schulpsychologie, therapeutische Begleit-modelle, Home-Schooling mit Reintegration)?

7.    Welche Kooperationen bestehen mit dem Gesundheitsministerium bzw. der Kinder- und Jugendpsychiatrie, um betroffenen Schülern zeitgerecht therapeutische Hilfe zu ermöglichen?

8.    Gibt es Pläne oder Überlegungen, ein bundesweit einheitliches Monitoring einzuführen, das kurzzeitig Fehlzeiten von dauerhaftem Schulausstieg aufgrund psychischer Probleme unterscheidet?

a.    Wenn ja, bitte konkrete Schnittstellen, Programme und Abläufe erläutern.

9.    Welche Maßnahmen plant Ihr Ressort in den kommenden fünf Jahren, um die Zahl der betroffenen Kinder zu senken, die psychische Gesundheit im Schulkontext zu fördern und die Versorgungskette zwischen Schule, Elternhaus und psychosozialen Diensten zu verbessern?