3829/J XXVIII. GP
Eingelangt am 23.10.2025
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ANFRAGE
des Abgeordneten Wendelin Mölzer
an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Klima- und Umweltschutz, Regionen und Wasserwirtschaft
betreffend Entlassung des Geschäftsführers der Spanischen Hofreitschule, finanzielle Auffälligkeiten, interne Konflikte und mögliche politische Einfluss-nahme
Am 16. September 2025 wurde der Geschäftsführer der Spanischen Hofreitschule, Alfred Hudler, vom Aufsichtsrat mit sofortiger Wirkung abberufen. Zuvor hatte Ihr Bundesministerium eine Anzeige wegen angeblicher Unregelmäßigkeiten bei Spesen-abrechnungen erstattet. Medienberichte weisen darauf hin, dass einzelne Vorwürfe bereits durch externe Prüfer entkräftet wurden. Dennoch erfolgte die sofortige Abberufung. Zugleich wurde mit Maria Patek eine ehemalige Spitzenbeamtin des Ministeriums interimistisch zur Geschäftsführerin bestellt, was Fragen nach politischer Einflussnahme aufwirft.[1]
Parallel berichteten Medien über „finanzielle Kapriolen“[2] der Hofreitschule, darunter ungewöhnliche Budgetentwicklungen, Subventionserhöhungen und wirtschaftliche Entscheidungen, die besonders in Zeiten der prekären finanziellen Lage in Österreich fraglich sind.
Die Geschäftsführung d er Spanischen Hofreitschule und des Lipizzanergestüts Piber muss neu ausgeschrieben werden. Spannend ist auch, dass die letzte Ausschreibung für die Geschäftsführung der Spanischen Hofreitschule 2022 nur „wünschenswertes Wissen über klassische Reitkunst“ verlangte[3], was zur Bestellung eines Managers ohne Pferdeexpertise führte. Dies verursachte zwischen 2022 und 2025 fast eine Million Euro Kosten für externe Beratungen, die intern durch Fachwissen hätten eingespart werden können. Fehlentscheidungen wie die Erhöhung von Vorstellungen oder die Idee einer „zweiten Equipe“ führten zu höheren Tierarztkosten und verschwendeten Ressourcen. Fachliche Pferdeexpertise auf Leitungsebene wäre nicht nur optional, sondern notwendig ist, um Kosten zu kontrollieren und Qualität sowie Motivation der Mitarbeiter zu sichern.[4]
In diesem Zusammenhang richtet der unterfertigte Abgeordnete an den Bundes-minister für Land- und Forstwirtschaft, Klima- und Umweltschutz, Regionen und Wasserwirtschaft nachstehende
Anfrage
1. Wurde vom Ministerium Anzeige gegen Alfred Hudler erstattet?
a. Wenn ja, wann (Datum, Geschäftszeichen)
b. Wenn nein, warum nicht?
2. Gibt es bereits ein Ermittlungsverfahren, Verfahrenshandlungen oder eine Verfahrenseinstellung?
3. Wann wurde das Ministerium zuletzt über den Stand der Ermittlungen informiert?
4. Wird der Minister sämtliche interne und externe Dokumente zur Causa Hudler (inkl. E-Mails, Prüfberichte, Protokolle, interne Weisungen) dem Parlament zur Verfügung stellen?
a. Wenn nein, aus welchen Gründen und auf Basis welcher Rechtsnormen wird eine Offenlegung ganz oder teilweise verweigert?
5. Welche konkreten Vorwürfe wurden in der Anzeige angeführt?
6. Welche internen oder externen Stellen waren vor Einbringung der Anzeige eingebunden?
7. Wurde eine externe Prüfung durch PwC oder andere Stellen beauftragt?
a. Wenn ja, wann, durch wen und mit welchem konkreten Untersuchungs-auftrag?
8. Liegen dem Ministerium die Ergebnisse dieser Prüfung vollständig vor?
a. Wenn ja, wurden die Ergebnisse in die Entscheidung zur Entlassung miteinbezogen?
b. Wenn nein, warum nicht?
9. Wann tagte der Aufsichtsrat zur Personalangelegenheit Hudler?
10. Welche Mitglieder waren bei der Beschlussfassung anwesend?
11. Welche Unterlagen wurden den Mitgliedern vorgelegt?
12. Welche konkreten Finanzkennzahlen wurden im Zuge der Entlassungs-entscheidung berücksichtigt?
13. Gab es Weisungen oder informelle Abstimmungen zwischen Ministerium und Aufsichtsrat im Vorfeld?
14. Welche Personen in Ihrem Ministerium waren direkt mit dem Fall befasst (inkl. Kabinett, Generalsekretariat, Sektionen)?
15. Gab es Kontakte zwischen Ihnen als zuständigem Bundesminister und Mitgliedern des Aufsichtsrates?
a. Wenn ja, wann und mit welchem Inhalt?
16. Gab es Kontakte zwischen Herrn Generalsekretär Abentung und Mitgliedern des Aufsichtsrates?
a. Wenn ja, wann und mit welchem Inhalt?
17. Wurde vom Ministerium vorab eine Empfehlung zur Entlassung ausge-sprochen?
18. Welche Jahresabschlüsse der Spanischen Hofreitschule für die Jahre 2023, 2024 und 2025 liegen dem Ministerium jeweils vor?
19. Welche Budget- oder Subventionserhöhungen (z. B. Basisabgeltung, Sonder-mittel, Investitionsfonds) gab es in den Jahren 2022-2025?
20. Wie erklärt das Ministerium Berichte über ungewöhnliche Mittelverwendungen oder finanzielle Kapriolen?
21. Wurden interne Revisionen oder externe Prüfaufträge zur Klärung dieser Finanzentwicklungen durchgeführt? (Bitte um Auflistung nach Zeitpunkt, Auftragnehmer, Ergebnis)
22. Wurde der Geschäftsführer vor seiner Entlassung zu diesen Finanzfragen angehört oder waren diese Gegenstand seiner Abberufung?
23. Welche Maßnahmen wurden ergriffen, um Interessenkonflikte zu vermeiden, insbesondere im Hinblick auf interimistische Führungsübernahmen?
24. Wann wurde die Entscheidung getroffen, Maria Patek zur interimistischen Geschäftsführerin zu bestellen?
25. Wer hat diese Entscheidung initiiert bzw. befürwortet?
26. Wurden Interessenskonflikte geprüft und dokumentiert?
27. Gibt es vertragliche Abmachungen über die Dauer und Bezahlung der Interims-lösung?
28. Welche Maßnahmen wurden getroffen, um interne Spannungen oder Macht-verschiebungen in der Hofreitschule aufzuklären?
29. Welche Schritte wurden unternommen, um Kritik aus der Fach- und Reitsport-szene hinsichtlich Führung, Transparenz und Traditionspflege zu prüfen?
30. Wird es nach Einschätzung des Ministeriums Auswirkungen der Entlassung auf das Führungsklima, die Mitarbeiter, die Pferdepflege und -gesundheit und die internationale Reputation geben?
31. Wurden Fachvertreter oder Belegschaft in die Entscheidungsprozesse einge-bunden oder informiert?
32. Wann wird die Ausschreibung für die neue Geschäftsführung der Spanischen Hofreitschule erfolgen?
33. Welche Mindestanforderungen an fachliche Expertise (insbesondere hippo-logisches Wissen, Pferdehaltung, klassische Reitkunst) werden in der Ausschreibung verbindlich vorgeschrieben?
34. Durch welche Maßnahmen stellt das Ministerium sicher, dass die neue Geschäftsführung über ausreichende Erfahrung im Bereich Pferdewirtschaft und klassische Reitkunst verfügt?
35. Welche Lehren zieht das Ministerium aus den Erfahrungen der letzten Jahre (u. a. Bestellung Alfred Hudler, externe Beratungsleistungen, betriebliche Fehlentscheidungen) für die zukünftige Auswahl?
36. Wie wird gewährleistet, dass künftige Führungsentscheidungen Kosten, Tierwohl und innerbetriebliche Akzeptanz der Mitarbeiter ausreichend berücksichtigen?
37. Ist geplant, dass Fachvertreter aus der Pferdeszene oder der Reitsport-Community in die Auswahlkommission einbezogen werden?
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