3830/J XXVIII. GP
Eingelangt am 23.10.2025
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ANFRAGE
der Abgeordneten Ricarda Berger
an den Bundesminister für Wohnen, Kunst, Kultur, Medien und Sport
betreffend Christliches Erbe im ORF unter Druck: Einstellung der Sendung „Orientierung“ zugunsten unverbindlicher Ethik-Formate
Nach 56 Jahren wurde am 28. September 2025 die letzte Ausgabe der traditionsreichen ORF-Sendung „Orientierung“ ausgestrahlt. [1] Die Sendung galt jahrzehntelang als Fixpunkt in der medialen Auseinandersetzung mit dem religiösen Leben in Österreich, insbesondere mit Fragen des römisch-katholischen Glaubens, der Ökumene, aber auch mit gesellschaftspolitischen Themen im Lichte der christlichen Werte.
Bekanntlich entstand „Orientierung“ in enger Zusammenarbeit zwischen ORF und der römisch-katholischen Kirche, wobei Persönlichkeiten wie Kardinal Franz König maßgeblich eingebunden waren.1 Damit war die Sendung tief in der religiösen und kulturellen Identität Österreichs verwurzelt.
Nunmehr hat der ORF angekündigt, den Sendeplatz künftig mit neuen Formaten aus der Sparte „Religion und Ethik“ zu besetzen. Auffallend ist hierbei, dass der Bezug zu Religion – insbesondere zum römisch-katholischen Glauben, der in Österreich eine prägende Rolle spielt – zunehmend in den Hintergrund tritt und stattdessen allgemein „Ethikthemen“ sowie eine verstärkte Streaming-Ausrichtung betont werden.
Gerade in einer Zeit, in der viele Menschen Halt, Orientierung und Werte im Glauben suchen, stellt sich die Frage, ob hier nicht ein schleichender Bedeutungsverlust des Religiösen zugunsten eines beliebigen „Ethik“-Diskurses betrieben wird. Damit droht eine Abkehr von den christlich-abendländischen Wurzeln, die Österreichs Gesellschaft über Jahrhunderte geprägt haben.
In diesem Zusammenhang richtet die unterfertigte Abgeordnete an den Bundes-minister für Wohnen, Kunst, Kultur, Medien und Sport nachstehende
Anfrage
1. Wie beurteilen Sie als zuständiger Minister die Einstellung der traditionsreichen ORF-Sendung „Orientierung“ nach 56 Jahren?
2. Sehen Sie darin nicht eine bewusste Verschiebung des Schwerpunktes weg von Religion, insbesondere dem römisch-katholischen Glauben, hin zu einer allgemeinen, unverbindlichen „Ethik“-Perspektive?
3. In welcher Form wurden die römisch-katholische Kirche sowie andere Religionsgemeinschaften in die inhaltliche Neuausrichtung eingebunden?
4. Teilen Sie die Auffassung, dass das Christentum – und nicht ein abstrakter Ethikdiskurs – die Grundlage unserer Wertegemeinschaft bildet?
5. Wie wird sichergestellt, dass auch künftige Sendungen im ORF die religiöse Vielfalt Österreichs abbilden, ohne die Mehrheitsreligion und ihre Bedeutung für die Bevölkerung zu relativieren oder zurückzudrängen?
6. Welche konkreten Maßnahmen sind geplant, um die jahrzehntelang gewachsene, identitätsstiftende Rolle des ORF-Religionsjournalismus – insbesondere im Hinblick auf das katholische Erbe – auch in Zukunft zu bewahren?