3842/J XXVIII. GP
Eingelangt am 24.10.2025
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ANFRAGE
des Abgeordneten Peter Schmiedlechner
an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Klima- und Umweltschutz, Regionen und Wasserwirtschaft
betreffend US Schlachthof-Giganten auf dem österreichischen Markt
In zwei kürzlich erschienenen Artikeln der Kronen Zeitung wurde auf besorgnis-erregende Entwicklungen in der österreichischen Rindfleischproduktion hingewiesen.[1] Konkret steht dabei der US-Konzern OSI Food Solutions, ein global agierender Zulieferer der Fast-Food-Kette McDonald’s, im Fokus der Kritik. Der Konzern verarbeite zunehmend heimische Schlachtrinder an seinen österreichischen Standorten – mit potenziell gravierenden Folgen für regionale Betriebe, Märkte und Preisgefüge. Landwirte berichten, dass OSI Food Solutions mit vermeintlich attraktiven Preisen lockt, dies jedoch mit dem Ziel, die Konkurrenz auszudünnen. Ein Vorgehen, das weltweit aus anderen Agrarsektoren bestens bekannt ist: Erst hohe Einkaufspreise zur Marktabschöpfung, dann plötzlicher Preisverfall mit voller Marktmacht auf Seiten des Konzerns und ruinösen Konsequenzen für bäuerliche Betriebe.
Laut Medienberichten teilte das Ministerium mit, man „beobachte“ die Situation „in solchen Fällen genau“. In Anbetracht der Dynamik, mit der sich hier internationale Akteure strategisch in regionale Märkte drängen, ist diese Passivität bemerkenswert oder besorgniserregend. Denn die wachsende Marktmacht internationaler Großkonzerne wie OSI Food Solutions stellt eine ernstzunehmende Herausforderung für die heimische Landwirtschaft dar.
In diesem Zusammenhang richtet der unterzeichnete Abgeordnete an den Bundes-minister für Land- und Forstwirtschaft, Klima- und Umweltschutz, Regionen und Wasserwirtschaft nachstehende
Anfrage
1. Zu welchen Ergebnissen kamen die Beobachtungen Ihres Ministeriums im Zusammenhang mit dem US-Konzern OSI Food Solutions bis dato?
2. Wie gestalten sich diese Beobachtungen (Monitoring, Berichte, Studien, Konsultationen etc.)?
3. Seit wann beobachtet das Ministerium diese Entwicklung?
4. Gibt es dazu eine interne Dokumentation?
a. Wenn ja, seit wann?
5. Welche konkreten Maßnahmen haben Sie aufgrund Ihrer Beobachtungen bisher gesetzt?
a. Wenn keine Maßnahmen gesetzt wurden, warum nicht?
6. Wie viele Schlachtrinder wurden im Jahr 2024 und im laufenden Jahr 2025 in Österreich insgesamt geschlachtet?
7. Welche Schlachthöfe haben in diesem Zeitraum steigende Schlachtzahlen?
8. Welche Schlachthöfe haben in diesem Zeitraum sinkende Schlachtzahlen?
9. Wie viele dieser Schlachtrinder wurden von der Firma OSI Food Solutions in Österreich verarbeitet?
10. Wieviel Prozent aller Schlachtungen im Zeitraum 2024 bis dato in Österreich wurden von der Firma OSI Food Solutions durchgeführt?
11. Wie lautet der Name des derzeitigen Geschäftsführers von OSI Food Solutions Europe?
12. Ist Ihnen diese Person persönlich oder beruflich bekannt?
13. Die ARGE Rind ist regelmäßiger Projektpartner Ihres Ministeriums. Ist Ihnen der Geschäftsführer der ARGE Rind persönlich bekannt?
14. Sind oder waren Mitglieder der ARGE Rind in Arbeitsgruppen des Ministeriums einbezogen?
a. Wenn ja, wer und zu welchen Themen?
15. Ist Ihnen bekannt, ob der Geschäftsführer der ARGE Rind in irgendeiner Form (beratend, unterstützend, organisierend) in Gespräche oder Prozesse involviert ist oder war, die mit einer Übernahme oder Expansion von OSI Food Solutions in Österreich zusammenhängen?
a. Wenn nein, können Sie es ausschließen?
b. Wenn ja, in welcher Form?
16. Gibt es personelle Überschneidungen oder sonstige Verbindungen zwischen OSI Food Solutions und der Landwirtschaftskammer Österreich?
17. Gibt es personelle, wirtschaftliche oder organisatorische Verbindungen zwischen OSI Food Solutions und ÖVP-nahen bzw. ÖVP-dominierten Institutionen oder Vereinen, wie beispielsweise der AMA?
a. Wenn ja, welche?
b. Wenn nein, können Sie das ausschließen?
18. Ist es aus Ihrer fachlichen Sicht denkbar, dass OSI Food Solutions durch gezielte Preispolitik den Markt beeinflusst, etwa durch überdurchschnittlich hohe Preise, um Landwirte von anderen Schlachtern abzuwerben?
19. Ist es aus Ihrer fachlichen Sicht denkbar, dass OSI Food Solutions nach dem Aufbau eines Abhängigkeitsverhältnisses die Ankaufspreise für Rinder drastisch senkt?
20. Hat Ihr Ministerium diesbezüglich Szenarien, Risikoanalysen oder Gutachten erstellen lassen?
a. Wenn ja, bitte um Übermittlung bzw. Zusammenfassung.
b. Wenn nein, warum nicht?
21. Welche Bedeutung hat der Viehhandel in Österreich aktuell für die Ernährungssicherheit?
22. Wie beurteilen Sie den Viehhandel grundsätzlich in Bezug auf eine krisenfeste Lebensmittelversorgung?
23. Welche politischen Maßnahmen existieren im Ministerium derzeit zum Schutz und Erhalt regionaler Schlachthöfe in Österreich?
24. Gibt es dafür Förderungen, Schutzbestimmungen oder Investitionsprogramme?
25. Welche Auswirkungen hat der Direktvertrieb von OSI Food Solutions an McDonald’s, Ihrer fachlichen Einschätzung nach, auf den Wettbewerb in Österreich?
26. Verfügt OSI Food Solutions, Ihrer fachlichen Eischätzung nach, durch diese Direktvermarktung über einen strukturellen Wettbewerbsvorteil gegenüber anderen Marktteilnehmern?
a. Wenn nein, warum nicht?
b. Wenn ja, welche Auswirkungen auf den Preis von Rindfleisch erwarten Sie daraus kurz- und langfristig?
27. Wie viele regionale Schlachthöfe haben in den letzten fünf Jahren in Österreich ihren Betrieb eingestellt? (Bitte um Auflistung nach Bundesland und Jahr)
28. Werden in Ihrem Ministerium derzeit Maßnahmen geprüft, um den zunehmenden Einfluss internationaler Konzerne auf die österreichische Landwirtschaft zu begrenzen?
a. Wenn ja, welche?
b. Wenn nein, warum nicht?
[1] https://www.krone.at/3884828 (aufgerufen am 16.10.2025)
https://www.krone.at/3871665 (aufgerufen am 16.10.2025)