3866/J XXVIII. GP
Eingelangt am 28.10.2025
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ANFRAGE
des Abgeordneten Maximilian Weinzierl
an den Bundesminister für Inneres
betreffend Entwicklung und Zusammensetzung der Jugendkriminalität in Österreich
In den vergangenen Jahren ist in Österreich eine deutliche Zunahme jugendlicher Gewaltdelikte zu beobachten. Laut polizeilicher Kriminalstatistik hat sich die Zahl der Anzeigen gegen Tatverdächtige im Alter von zehn bis vierzehn Jahren seit 2015 mehr als verdoppelt. Auch in der gesamten Altersgruppe der Jugendlichen (vierzehn bis siebzehn Jahre) ist ein kontinuierlicher Anstieg von Anzeigen, insbesondere im Bereich der Körperverletzungs-, Eigentums- und Sexualdelikte festzustellen.
Diese Lage wirft grundlegende Fragen zur sozialen und sicherheitspolitischen Entwicklung des Landes auf. Antworten müssen nicht nur in den Bereichen Polizei und Justiz, sondern auch für Schul-, Familien- und (Re)Migrationspolitik gefunden werden.
Es besteht breiter Konsens darüber, dass die Häufung sozialer Risikofaktoren und die fehlende Bindung an gesellschaftliche Normen entscheidend zur aktuellen Entwicklung beiträgt – jedoch nicht darüber, welche Bevölkerungsgruppen hiervon hauptsächlich betroffen sind.
Vor diesem Hintergrund ist eine differenzierte Analyse erforderlich, die die Herkunftsdaten der Tatverdächtigen einbezieht. Nur durch eine klare statistische Erfassung von Faktoren wie Staatsangehörigkeit, Geburtsland und Aufenthaltsstatus lässt sich beurteilen, welche sozialen und (re)migrationspolitischen Rahmenbedigungen zur Senkung der Jugendkriminalität notwendig sind. Ebenso wichtig ist eine sachliche Bewertung der bisherigen Maßnahmen, um zu klären, wo die bestehenden Instrumente des Staates ausreichend greifen und wo sie gezielt verbessert werden müssen.
Die vorliegende Anfrage zielt darauf ab, ein umfassendes Bild über Ausmaß, Struktur und Ursachen der Jugendkriminalität in Österreich zu gewinnen sowie über die bisherigen Strategien des Innenministeriums und der Sicherheitsbehörden, dieser Entwicklung entgegenzuwirken.
In diesem Zusammenhang richtet der unterfertigte Abgeordnete an den Bundes-minister für Inneres nachstehende
Anfrage
1. Wie viele Anzeigen gegen Tatverdächtige im Alter von 10 bis 14 Jahren wurden in den Jahren 2005 bis 2024 jährlich erstattet?
a. Welche Verwaltungsübertretungen sowie Straftatbestände (z. B. Körper-verletzung, Raub, Eigentumsdelikte, Sexualdelikte) zeigen den größten Anstieg?
b. Welche regionalen oder städtischen Schwerpunkte sind erkennbar?
2. Wie viele Anzeigen gegen Tatverdächtige im Alter von 10 bis 17 Jahren wurden in den Jahren 2005 bis 2024 jährlich erstattet?
a. Welche Verwaltungsübertretungen sowie Straftatbestände (z. B. Körper-verletzung, Raub, Eigentumsdelikte, Sexualdelikte) zeigen den größten Anstieg?
b. Welche regionalen oder städtischen Schwerpunkte sind erkennbar?
3. Welche Entwicklungen oder Trends leitet das Innenministerium aus diesen Zahlen ab?
a. Welche gesellschaftlichen, sozialen und migrationsbezogenen Faktoren werden als wesentlich betrachtet?
b. Welche Präventionsmaßnahmen wurden aufgrund dieser Erkenntnisse umgesetzt?
4. Welche Parameter werden in der Kriminalstatistik zur Erfassung jugendlicher Tatverdächtiger verwendet (z. B. Alter, Geschlecht, Staatsangehörigkeit, Migrationshintergrund, Aufenthaltsstatus)?
a. Welche Fachexpertisen oder wissenschaftlichen Einrichtungen waren an der Festlegung beteiligt?
b. Wann wurde die Methodik zuletzt evaluiert?
c. Gibt es Überlegungen, die Datengrundlage künftig zu erweitern oder anzupassen?
i. Wenn nein, warum nicht?
5. Welche Kategorien zu sozialem oder migrationsbezogenem Hintergrund werden derzeit erhoben?
a. Wenn aktuell ein Migrationshintergrund erhoben wird, wie wird dieser definiert?
i. Wenn ein solcher nicht erhoben wird, warum nicht?
b. Welche Überlegungen führten zur Auswahl der verwendeten Kategorien?
c. Wurden Vorschläge geprüft, zusätzliche demographische Merkmale statistisch zu erfassen?
i. Wenn nein, warum nicht?
6. Wie viele der registrierten Tatverdächtigen waren in Österreich geboren, deren Eltern bzw. ein Elternteil aber im Ausland geboren wurden?
7. Wie häufig waren Jugendliche mit unterschiedlichem Aufenthaltsstatus (Asyl, subsidiärer Schutz, Vertriebene) tatverdächtig?
8. Wer ist im Innenministerium für die Erstellung und laufende Pflege der Jugendkriminalitätsstatistik verantwortlich?
a. Wie viele Bedienstete sind dafür zuständig und mit welchem fachlichen Hintergrund?
9. Welche Fachleute wurden für die Erarbeitung der statistischen Parameter herangezogen?
a. Aus welchen Disziplinen stammen diese Experten?
b. Welche Institutionen oder Universitäten waren beteiligt?
c. Nach welchen Kriterien erfolgte deren Auswahl?
10. Wie hoch sind die jährlichen Kosten für die Erhebung, Verarbeitung und Auswertung der Kriminalstatistik im Jugendbereich? (Bitte um Aufschlüsselung)
11. Welche zusätzlichen Kosten entstehen jährlich durch sicherheitsbehördliche Einsätze und Schwerpunktaktionen im Zusammenhang mit Jugendkriminalität?
a. Wie werden diese Einsätze finanziell erfasst (Personal, Fahrzeuge, Logistik, Sachaufwand)?
b. Wie hoch waren die Gesamtkosten seit 2015 pro Jahr?
c. Wie hoch ist dabei jährlich der Kostenanteil, welcher durch Tatverdächtige ohne österreichische Staatsbürgerschaft verursacht wird?
d. Wie hoch ist dabei jährlich der Kostenanteil, welcher durch Tatverdächtige mit Migrationshintergrund verursacht wird?
12. Welchen Zusammenhang konnten die bisherigen Ermittlungen zwischen Jugendkriminalität und Familiennachzug feststellen?
13. Welche wissenschaftlichen Studien hat das Innenministerium in den letzten 20 Jahren zur Entwicklung der Jugendkriminalität beauftragt oder gefördert?
a. Wurde dabei spezifisch auf den Zusammenhang Migration und Kiminalität eingegangen?
b. Welche Empfehlungen wurden daraus übernommen?
14. Welche Kooperationen bestehen mit der Statistik Austria, dem Justiz- und Bildungsministerium zur Datenharmonisierung im Bereich Jugendkriminalität?
a. In welchen Abständen erfolgt der Austausch?
b. Welche Budgetmittel stehen für diese Zusammenarbeit zur Verfügung?
15. In welcher Weise werden internationale Vergleichsdaten herangezogen?
16. Wie bewertet das Innenministerium die Aussagekraft der bisherigen Daten-erhebungen für eine Ursachenanalyse der Jugendkriminalität?
a. Welche Lücken wurden erkannt?
b. Welche Maßnahmen sind zur Verbesserung vorgesehen?
17. In welcher Form werden Ergebnisse aus der Kriminalstatistik in die politische Entscheidungsfindung eingebracht?
a. Welche Ressorts werden regelmäßig informiert?
b. Wie fließen die Daten in die (Re)Migrationspoltitik der Regierung ein?