388/J XXVIII. GP

Eingelangt am 03.02.2025
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Anfrage

der Abgeordneten Mag. Martina von Künsberg Sarre, Kolleginnen und Kollegen

an Bundesminister für Bildung‚ Wissenschaft und Forschung 

betreffend "Digitale Schule": Mängel und Herausforderungen

Digitale Prozesse und Künstliche Intelligenz sind ein selbstverständlicher Teil unseres Lebens geworden. Auch für die Schule stellt sich nicht mehr die Frage, ob sondern auf welche Weise und mit welchen Ergebnissen, digitale Tools und KI verwendet werden. Werden sowohl Lern- als auch Verwaltungsprozesse vereinfacht und unterstützt, sodass das System Schule mittels Digitalisierung insgesamt erfolgreicher wird? Oder laufen die Bemühungen ins Leere, weil sie schlecht durchdacht sind oder inkonsequent umgesetzt werden?

Im Bereich des Lernens erproben die Schulen diverse Tools, oft aufgrund der Initiative einzelner Lehrpersonen. Im Bereich der Schulverwaltung dagegen sind die Systeme vorgegeben, hier werden allerdings zumeist alte und ineffiziente Systeme genutzt. Parallel wird viel über analoge Systeme (zB Schülerstammblatt) verwaltet, vielfach werden auch Daten auf Papier bearbeitet und dann als Scan weiterverarbeitet.

Sowohl im Bereich der Schulverwaltung als auch im Bereich des Unterrichts besteht Grund zur Sorge, dass Potenziale nicht genutzt werden, Steuergeld verschwendet wird und der Bildungserfolg der Kinder und Jugendlichen nicht im Fokus steht: 

Die Schulqualitätsmanager:innen haben in der Regel kein Fachwissen zu digitalen Hilfsmitteln für Unterricht und Verwaltung, meist kennen sie nicht einmal alle Schulverwaltungsprogramme. Es ist fraglich, ob sie als sinnvolle Schnittstelle zwischen Schule und Behörde fungieren, was die Mängel und Herausforderungen im Bereich der "Digitalen Schule" betrifft. 

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgende

Anfrage:

 I. Digitalisierung der Schulverwaltung

  1. Bitte geben Sie einen Überblick, welche Maßnahmen in den letzten fünf Jahren gesetzt wurden, um die Digitalisierung der Schulverwaltung in Österreich voranzutreiben.
  2. Welche finanziellen Mittel wurden in den letzten fünf Jahren für die Digitalisierung der Schulverwaltung bereitgestellt? Bitte um Aufgliederung nach Jahren und nach Sach- und Personalaufwand.
  3. Für welche der folgenden Personengruppen gab es in den letzten fünf Jahren verpflichtende Fortbildungsmaßnahmen zur digitalen Schulverwaltung? Bitte ggf. um Beschreibung der Maßnahmen bzw. wenn möglich um Unterscheidung nach Schularten.
    1. Schulleiter:innen
    2. Verwaltungspersonal in den Schulen
    3. Lehrer:innen
    4. Schulqualitätsmanager:innen
    5. Verwaltungspersonal in Bildungsdirektionen
  1. Für welche der folgenden Personengruppen gab es in den letzten fünf Jahren optionale Fortbildungsmaßnahmen zur digitalen Schulverwaltung? Bitte ggf. um Beschreibung der Maßnahmen bzw. wenn möglich um Unterscheidung nach Schularten.
    1. Schulleiter:innen
    2. Verwaltungspersonal in den Schulen
    3. Lehrer:innen
    4. Schulqualitätsmanager:innen
    5. Verwaltungspersonal in Bildungsdirektionen
  1. Die Schulen arbeiten in der Verwaltung mit zwei Dutzend verschiedenen Plattformen, Datenbanken und Apps. Das erschwert die Arbeit und führt zu Mehrfacheingaben und Schnittstellenproblemen.
    1.  Ist es geplant, die Datenbanken und Verwaltungsprogramme in ein umfassenderes System zu integrieren? Wenn ja, welche der folgenden Aufgabenbereiche, für die es derzeit jeweils eine eigene Plattform, Datenbank oder App gibt, sollen integriert werden und mit welchem Zeitplan?
    1. Zwischen welchen der genannten Plattformen, Datenbanken und Apps gibt es bereits friktionsfreie Schnittstellen, die eine automatisierte Übernahme und Weiterverwendung von Daten ermöglichen?
    2. Zwischen welchen der genannten Plattformen, Datenbanken und Apps ist geplant, solche Schnittstellen einzurichten und bis wann? 
    3. In welchen Fällen scheitert die Übernahme und Weiterverwendung von Daten nicht an technischen, sondern an rechtlichen Barrieren, und welche rechtlichen Barrieren sind dies ggf.? 
    4. Ist eine Schnittstelle mit automatischem Datenabgleich mit dem Zentralen Melderegister (ZMR) geplant, sodass die Aktualisierung von Schüler:innen- und Elterndaten bei Übersiedlungen nicht mehr Aufgabe der Lehrer:innen (Klassenvorstände) wäre?
  1. Verfügt das BMBWF über ein Verzeichnis der Workflows in der Verwaltung, die bisher digitalisiert wurden? Wenn ja, wie ist dieses beschaffen und wer kann dieses nutzen? Wenn nein, ist geplant ein solches Verzeichnis zu erstellen und den mit Verwaltungsaufgaben befassten Personengruppen zur Verfügung zu stellen? 
    1. für den Bereich der Bundesschulen
    2. für den Bereich der Landesschulen
  1. Welche Workflows wurden bisher im Zuge der Digitalisierung auf ihre Effizienz überprüft und vereinfacht? Welche weiteren Schritte sind diesbezüglich geplant? 
    1. Ist geplant, Abläufe, die Redundanzen und Medienbrüche aufweisen, vollständig zu digitalisieren und zu automatisieren? Wenn ja, bis wann?

i.  Ist es zutreffend, dass jede Lehrkraft, die privat an eine andere Wohnadresse zieht, derzeit dazu angehalten ist, die digitale Meldebestätigung auszudrucken, ein Formular mit vielen redundanten Daten, die ohnehin auf der Meldebestätigung stehen, auszufüllen, dieses von der Schulleitung unterschreiben zu lassen, damit das Formular dann samt Meldebestätigung eingescannt und per E-Mail weitergeschickt wird und schließlich jemand in der Bildungsdirektion die Daten abtippt, um sie neuerlich digital zu erfassen?

    1. Ist geplant, dass in den Schulen digitale Signaturen zum Einsatz kommen, die in allen digitalen Workflows Schulstempel und händische Unterschriften ersetzen, damit das Ausdrucken und Einscannen von Formularen obsolet wird? Wenn ja, bis wann? Wenn nein, warum nicht?
    2. Ist es zutreffend, dass in den Schulen nach wie vor für jede:n Schüler:in ein Stammdatenblatt aus Karton zu führen ist? Gibt es Überlegungen oder Pläne, die langfristige Archivierung und technikunabhängige Lesbarkeit der Archive auf andere Weise sicherzustellen oder die Herstellung des Papier-Archivs zu automatisieren?
    3. Ist geplant, PDF-Formulare in der Schulverwaltung schrittweise abzuschaffen und stattdessen eine integrierte, digitale Plattform zu betreiben, sodass Verwaltungsaufgaben automatisiert werden und dem System bereits bekannte Daten wie Name, Adresse, Geburtsdatum, Schule, Schulkennzahl etc. nirgends ein zweites Mal eingegeben werden müssen ("only-once-Prinzip")? Wenn ja, bis wann?
  1. Ist geplant, für das BMBWF und die Bildungsdirektionen eine moderne, zentralisierte Wissensdatenbank mit Schlagwortsystem zu etablieren, die den Schulen für ihre Verwaltungsaufgaben alle relevanten Informationen, Prozesse, Entscheidungsketten und Kontaktdaten übersichtlich zugänglich macht? 
    1. Wenn ja, bis wann? 
    2. Wenn nein, warum nicht?
  1. Ist zum Zweck des Wissensmanagements angedacht, in den Bildungsdirektionen Fachkräfte mit einer entsprechenden Ausbildung einzustellen oder Mitarbeiter:innen der Bildungsdirektionen dahingehend zu qualifizieren?
  2. Wie ist der Umsetzungsstand des Projekts "Bildungsportal", das das gescheiterte Projekt "Portal Digitale Schule" abgelöst hat?
    1. Welche Technologie wird eingesetzt und wie erfolgte die Technologieauswahl?
    2. Welche Funktionalitäten wurden bisher umgesetzt?
    3. Welche externen Dienste sind an das Portal angebunden?
    4. Wie wird das Portal genutzt, wie viele Webseitenaufrufe (Unique Clients und Page Impressions) gab es in den letzten 12 Monaten jeweils?
    5. Wie oft wurde das Portal in den letzten 12 Monaten für die Anmeldung genutzt? Bitte um Aufgliederung nach Anmeldungen pro Rolle: Schulleiter:in, Lehrer:in, Schüler:in, Elternteil/Erziehungsberechtigte:r.
    6. Welche Kosten sind bisher für das Projekt angelaufen?
    7. Welche externen Unternehmen waren mit welchen Honorarsummen bisher für das Projekt tätig? Wie wurden die Unternehmen ausgewählt?
    8. Welche Schritte sind als nächstes geplant, mit welchem Zeitplan?
    9. Wie wird sichergestellt, dass Datenschutz und digitale Souveränität gewahrt bleiben?
  1. Wie hoch sind die Kosten für den Betrieb aller Verwaltungs-Datenbanken, -Systeme und -Apps für den Schulbereich?
  1. für den Bund
  2. für die einzelnen Bundesländer

II. Digitalisierung des Unterrichts

  1. Ist der 8-Punkte-Plan Digitale Schule, der im Jahr 2020 vorgestellt wurde und dessen Umsetzung bis 2024 laufen sollte1, aus Ihrer Sicht vollständig umgesetzt?
    1. Wenn nein, was wurde ggf. anders oder bisher nicht zur Gänze umgesetzt?
    2. Wie wurde die Umsetzung gesteuert und evaluiert? Welche Maßnahmen wurden im Laufe der Umsetzung angepasst?
  1. Wieviel Prozent der Lehrer:innen an Bundesschulen haben seit 2020 eine oder mehrere Fortbildungen im Bereich digitaler Unterrichtsmethoden absolviert? 
    1. aufgeschlüsselt nach Schuljahren
    2. aufgeschlüsselt nach Bundesländern
    3. insgesamt
  1. Wieviel Prozent der Lehrer:innen an Landesschulen haben seit 2020 eine oder mehrere Fortbildungen im Bereich digitaler Unterrichtsmethoden absolviert? 
    1. aufgeschlüsselt nach Schuljahren
    2. aufgeschlüsselt nach Bundesländern
    3. insgesamt
  1. Gibt es, über die einzelnen Fortbildungsveranstaltungen hinausgehend, ein Fortbildungscurriculum, einen Stufenplan oder Ähnliches, mit dem die Fort- und Weiterbildung von Lehrer:innen im Bereich digitaler Didaktik systematisiert und gefördert wird?
  2. Wieviel Prozent der Lehrer:innen sind seit 2020 insgesamt mit einem persönlichen digitalen Endgerät als Arbeitsmittel ausgestattet worden?
    1. Bundeslehrer:innen
    2. Landeslehrer:innen
  1. Wieviel Prozent der Schüler:innen der 5. Schulstufe sind im laufenden Schuljahr im Rahmen der Endgeräte-Initiative mit einem digitalen Endgerät ausgestattet worden? 
    1. aufgegliedert nach Schularten
    2. aufgegliedert nach Bundesländern
    3. insgesamt
  1. Wieviel Prozent der an die Schulen ausgelieferten digitalen Endgeräte wurden bisher nicht in Betrieb genommen und wie viele sind das in absoluten Zahlen? Bitte um Darstellung nach Schularten und Bundesländern.
    1. Endgeräte für Schüler:innen
    2. Endgeräte für Lehrer:innen
  1. Gibt es ein Monitoring seitens des BMBWF, was die Nutzung der Geräte betrifft?
    1. Wie ist dieses ausgestaltet?
    2. Welche Erkenntnisse hat es bisher hervorgebracht?
    3. Welche Schritte werden gesetzt, wenn Geräte ungenutzt bleiben?
  1. Wieviele Lernapps (aufgegliedert nach Unterrichtsfächern und Schulstufen) wurden bisher mit dem Gütesiegel für Lernapps zertifiziert?
  2. Gibt es seitens des BMBWF Pläne, ein einheitliches Bildungsmedien-Approbationsverfahren zu etablieren, das sowohl statische Lehr- und Lernmittel (Bücher, E-Books) als auch interaktive Lehr- und Lernmittel (Apps, Programme) umfasst? Wenn ja, mit welchem Zeitplan?
  3. Gibt es seitens des BMBWF im Zusammenwirken mit dem BKA Pläne, die Schulbuchaktion dahingehend zu reformieren, dass statische Lehr- und Lernmittel (Bücher, E-Books) und interaktive Lehr- und Lernmittel (Apps, Programme) gleichberechtigt finanziert werden? Wenn ja, mit welchem Zeitplan?
  4. Wie wird sichergestellt, dass Schüler:innen (auch in der Sekundarstufe 2) unabhängig vom sozioökonomischen Status ihrer Eltern ausreichend Zugang zu Hardware, Software und Content für digitales Lernen haben?
  5. Wird im Schulbau (Neubau und Sanierungen) bei Bundesschulen sichergestellt, dass die Arbeitsplätze der Schüler:innen mit Steckdosen ausgestattet sind, was bei Schulgebäuden im Bestand nicht der Fall ist?
  6. Gibt es Begleitforschungen oder Evaluierungen zur Effektivität des digitalen Unterrichts?
    1. Wenn ja, welche Ergebnisse konnten bislang erzielt werden?
    2. Wenn nein, ist zukünftig eine Evaluierung geplant?

1) vgl. https://digitaleslernen.oead.at/fileadmin/Dokumente/digitaleslernen.oead.at/Dokumente_fuer_News/201015-4_Folder_Digitale_Schule_DINlang_A4_BF.pdf