4071/J XXVIII. GP
Eingelangt am 28.11.2025
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Anfrage
der Abgeordneten Werner Kogler, Freundinnen und Freunde
an den Bundesminister für Wohnen, Kunst, Kultur, Medien und Sport
betreffend Wann gibt es endlich Gewissheit zum Haus der Geschichte?
Das Haus der Geschichte Österreich (hdgö) wurde 2018 in der Neuen Burg/Hofburg am Heldenplatz eröffnet. Von Beginn an wurde bereits der Flächenumfang des hdgö als unzureichend kritisiert. Gegenwärtig stehen etwa 800 Quadratmeter Ausstellungsfläche zur Verfügung. Empfehlungen aus Expert:innenberichten schlagen etwa 3.000 Quadratmeter vor, um die musealen Aufgaben angemessen erfüllen zu können. Auch Wechselausstellungsflächen und Vermittlungs- und Veranstaltungsräume werden als mangelhaft betrachtet.
Erste Diskussionen über eine Erweiterung fanden bereits ab 2019 statt, damals wurden sowohl eine Erweiterung innerhalb der Hofburg/Neuen Burg, eine Kooperation mit bestehenden Museen als auch eine Übersiedlung an einen neuen Standort vorgeschlagen. Interne Prüfungen des Kulturministeriums beschäftigten sich mit den baulichen und denkmalrechtlichen Restriktionen der Hofburg sowie den dort befindlichen Ausstellungsflächen des KHM, die eine Erweiterung stark erschwerten.
Unter Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer wurde die Suche nach einem geeigneten Standort konkretisiert. Kriterien waren mehr Ausstellungsfläche, gute Erreichbarkeit sowie ein repräsentativer Standort im kulturellen Zentrum Wiens. Nach Evaluierung mehrerer Optionen durch Expert:innen wurde das MuseumsQuartier (MQ) als klarer Favorit identifiziert.
Im Herbst 2023 fiel die politische Entscheidung, das hdgö bis 2028 in einen MQ-Trakt an der Mariahilfer Straße zu übersiedeln. Eckpunkte:
· 4.100 m² Gesamtfläche, davon etwa 3.000 m² Ausstellungsfläche.
· Kostenrahmen: ca. 39 Mio. EUR für Umbau und Übersiedlung.
· Zusage, dass damit die „internationale Sichtbarkeit und Wettbewerbsfähigkeit“ des hdgö gesichert werden solle.
· Der Beschluss wurde als längst überfällige Erweiterung präsentiert, weil der Heldenplatz nicht die räumlichen Voraussetzungen biete.
Bald nach Antritt der neuen Bundesregierung verkündete Kulturminister Andreas Babler, das Umzugsprojekt intern prüfen zu lassen. Es sei unklar, ob und wie der Verbleib am Heldenplatz möglich sei. Diese Prüfung müsste nun abgeschlossen sein, eine Entscheidung über den Fortgang des Projektes ist längst überfällig.
Die unterfertigenden Abgeordneten stellen daher folgende
1) Wann und warum haben Sie die Entscheidung getroffen, das Umzugsprojekt des Hauses der Geschichte Österreich ins MuseumsQuartier zu hinterfragen und die Option eines Verbleibs am Heldenplatz zu prüfen?
a) Welche Expert:innen haben Sie dabei beraten?
b) Wer ist für diese Evaluierung zuständig?
c) Wurde diese ausgeschrieben? Wenn nein, warum nicht?
d) Was war der genaue Auftrag zur Evaluierung?
2) Wann wird ein Abschlussbericht vorliegen, der alle Varianten mit Kosten, Machbarkeit, Raumangebot, Besucherzugang, Barrierefreiheit, Denkmalschutz und Nutzungsmöglichkeiten vergleicht?
a) Werden Sie den Bericht veröffentlichen und wenn nein, warum nicht?
3) Welche konkreten baulichen und räumlichen Erweiterungen wären erforderlich, damit das hdgö am Heldenplatz mit den empfohlenen Ausstellungsflächen (insbesondere ca. 3.000 m²) und Begleitflächen (Wechselausstellungen, Vermittlung, Events) dauerhaft verbleiben kann? Wer trägt die Kosten dieser Erweiterung?
4) Gibt es aktuell Gutachten oder Kostenschätzungen, die belegen, ob diese Erweiterungen technisch, denkmalgerecht und finanziell machbar sind?
5) Gibt es Gespräche mit dem KHM, welches ja direkt von einem etwaigen Verbleib betroffen wäre und wenn ja, was haben diese Gespräche ergeben?
6) Wie hoch sind die diesbezüglichen Planungskosten, die bis jetzt angefallen sind?
7) Wie hoch wären die diesbezüglichen frustrierten Kosten, wenn Sie sich tatsächlich für einen Verbleib des hdgö in der Hofburg entscheiden?
8) Ist auch ein Neubau am Heldenplatz eine Variante, die geprüft wurde und wenn ja, was hat diese Prüfung ergeben?
9) Wie weit sind Planung und Bewilligungsverfahren für den MQ-Umzug fortgeschritten (Genehmigungen, Widmungen, Zugang, Infrastruktur)?
10) Gibt es bereits Kostensteigerungen und falls ja, bedingt durch welche Faktoren?
11) Welche Rolle spielt der Denkmalschutz bei allen Varianten (Verbleib / Umbau / Übersiedlung) und welche gesetzlichen Verfahren sind erforderlich?
12) Welche Budgetmittel sind reserviert oder bereitgestellt für Planungs-, Bau- und Betriebskosten bei sämtlichen Varianten?
13) Wie soll der Betrieb aussehen: Wird das hdgö weiterhin organisatorisch an die Österreichische Nationalbibliothek angebunden sein, oder wird eine eigenständige Institution, also ein neues Bundesmuseum, angestrebt? Welche Vor- und Nachteile sehen Sie dabei?
14) Wie ist das Verfahren zur gesellschaftlichen und wissenschaftlichen Beteiligung (z. B. Historiker:innen, Expert:innen, Zivilgesellschaft) beim Entscheid über Standort oder Umbau gestaltet? Welche Termine, welche Gremien sind vorgesehen?
15) Bis wann ist eine endgültige Entscheidung über Standort, Konzept und Finanzierung zu erwarten?