50/J XXVIII. GP
Eingelangt am 25.10.2024
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ANFRAGE
des Abgeordneten Peter Wurm
an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz
betreffend Unterwäsche: Ein Drittel der Produkte mit Bisphenolen belastet
Der Verein für Konsumenteninformation (VKI) hat am 26.09.2024 folgende Pressemitteilung veröffentlicht:[1]
VKI-Test Unterwäsche: Ein Drittel der Produkte mit Bisphenolen belastet
Mehr als jede zweite Damenunterhose zeigt kritische Werte, bei 7 von 71 Produkten wird entschieden vom Kauf abgeraten.
Das Ergebnis des
aktuellen Unterwäsche-Tests desVerein für Konsumenteninformation
(VKI) ist nicht erfreulich: Bei 26 der getesteten Unterhosen wurden Bisphenole
nachgewiesen. In 7 Produkten sogar derart hohe Mengen oder besonders
besorgniserregende Bisphenole, dass von einem Kauf aufgrund möglicher
negativer gesundheitlicher Folgen abgeraten wird. Mikrofaser-Textilien sind am
stärksten betroffen. Lediglich 45 der 71 Produkte, vornehmlich
Baumwolltextilien, erhielten eine grüne Ampel-Markierung, da sie keine
oder nur sehr geringe Mengen an Bisphenolen im Test zeigten.
Bisphenole sind Chemikalien, die vor allem bei der Herstellung von Kunststoffen
zum Einsatz kommen. Zudem werden sie bei der Farbfixierung der Textilien
verwendet. Viele Bisphenole können die Fruchtbarkeit beeinträchtigen
und bereits in niedrigen Dosen das Hormonsystem von Menschen und Tieren
stören. Auch Hautallergien können sie auslösen. Zu den
hormonschädlichen Effekten zählen weiters die Erhöhung des
Risikos für Brust- und Prostatakrebs, Fettleibigkeit, Stoffwechselstörungen,
Diabetes oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Die Stoffe reichern sich zudem im
Körper und in der Umwelt an. Zurzeit gibt es lediglich Regelungen für
Bisphenol A (BPA), beispielsweise in Spielzeug, Thermopapier und
Lebensmittelkontaktmaterialien, da es am häufigsten eingesetzt wird und am
besten untersucht ist. In Laboruntersuchungen zeigte sich, dass BPA auch aus
der Kleidung in den Schweiß übergehen und mit hoher
Wahrscheinlichkeit über die Haut in den Körper gelangen kann.
Im Rahmen des EU-geförderten Projektes ToxFree LIFE for all, bei dem der
VKI federführend agierte, wurde gemeinsam mit Partnerorganisationen aus
Slowenien, Tschechien und Ungarn Unterwäsche für Kinder und
Erwachsene im Labor untersucht. Besonders sticht hervor, dass nur 47 Prozent
der für Frauen erhältlichen Unterhosen in Österreich frei von
oder nur gering mit Bisphenolen belastet waren. Mitgrund hierfür ist, dass
Unterwäsche für Frauen großteils aus synthetischen Fasern
besteht. Damit sind Frauen der Schadstoffbelastung zwangsläufig mehr
ausgeliefert. Bei Mädchenunterwäsche waren 77 Prozent, bei Buben- und
Männerunterwäsche 81 Prozent frei oder gering von Bisphenolen
belastet. Bisphenol A ist nicht die einzige kritische Bisphenolverbindung, die
in den Textilien gefunden wurde.
Die 16 Unterwäscheprodukte, bei denen im Labor die höchsten
Bisphenolgehalte gemessen wurden, wurden zusätzlich einem Waschtest
unterzogen. Auch hier ist das Ergebnis ernüchternd: Das Waschen verringert
das Risiko, mit Bisphenolen in Kontakt zu kommen, nicht unbedingt. Während
bei einigen Proben eine Reduzierung um 90 bis 99 Prozent erreicht wurde, war
bei anderen keine Reduzierung messbar. An der Bewertung ändert sich aber
auch bei den Proben nichts, bei denen 99 Prozent des Bisphenols entfernt wurde.
Der Gehalt war auch nach dem Waschen noch so hoch, dass es nicht für eine
Ampel-Einstufung auf „gelb“ oder gar „grün“
reichte.
Kein Zusammenhang besteht zwischen Markennamen sowie Preis der Unterwäsche
zur Menge an enthaltenen Schadstoffen. Daher sollten sich Konsument:innen nicht
einfach auf bestimmte Marken verlassen. „Unsere Testungen haben ganz klar
gezeigt, dass synthetische Stoffe und Bisphenolbelastung Hand in Hand gehen. Je
höher der Anteil an Kunstfasern in Unterwäsche, desto höher ist
die Wahrscheinlichkeit einer Belastung mit Bisphenolen“, so Birgit
Schiller, VKI-Expertin und Projektleiterin. „Zusammenfassend raten wir
also dazu, bei Unterwäsche zu Baumwollprodukten zu greifen. Darin sehen
wir die einzige effektive Vorgehensweise, das gesundheitsschädliche Risiko,
das von chemischen Bisphenolen in Unterwäsche ausgeht, zu
reduzieren“.
In diesem Zusammenhang richtet der unterfertigte Abgeordnete an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz nachstehende
Anfrage
1. Welche Textilien, die durch den Verein für Konsumenteninformation (VKI) bei seinen jüngsten Tests untersucht wurden, stammen aus österreichischer Produktion, welche aus sonstigen EU-Staaten und welche aus Drittstatten?
2. Wie beurteilen Sie als zuständiger Konsumentenschutzminister das Phänomen der vom Verein für Konsumenteninformation (VKI) aufgedeckten Bisphenole-Rückstände konsumentenschutzpolitisch?
3. Wie beurteilen Sie als zuständiger Gesundheits- und Konsumentenschutzminister das Phänomen der vom Verein für Konsumenteninformation (VKI) aufgedeckten Bisphenole-Rückstände, insbesondere im Hinblick auf Allergien, andere gesundheitliche Akut- und Folgeschäden und die Problematik der Irreführung?
4. Gibt es in Österreich aktuell gesetzliche Vorgaben zu Höchstgehalten von Bisphenole sowie Bisphenole-Rückständen in Textilien?
5. Laufen bereits einschlägige Rechtsverfahren des BMSGPK gemeinsam mit dem VKI gegen Produzenten und den Handel und wenn ja, welche im Hinblick auf die aufgedeckten Bisphenole-Rückstände?
6. Werden Sie bzw. wird das BMSGPK den VKI beauftragen, hier einschlägige Rechtsverfahren gegen die Produzenten und den Handel einzuleiten?
a. Wenn ja, bis wann?
b. Wenn nein, warum nicht?
[1] https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20240926_OTS0008/vki-test-unterwaesche-ein-drittel-der-produkte-mit-bisphenolen-belastet