Eingelangt am 20.11.2024
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Anfrage
der Abgeordneten Douglas
Hoyos-Trauttmansdorff, Kolleginnen und Kollegen
an Bundesministerin für
Landesverteidigung
betreffend Pause in der
Luftraumüberwachung
Am Wochenende des 15. bis 17. November dieses
Jahres war die österreichische Luftraumüberwachung auf Betriebspause.
Der Grund: Die Fluglots:innen der Luftwaffe mussten die vielen Überstunden
abbauen, die aufgrund des Mangels an Personal übers Jahr anfallen. Es war
kein ausreichender Lotsendienst vorhanden. Verteidigungsministerin Klaudia
Tanner ordnete daraufhin sofort eine Suche nach alternativen Lösungen
für die Zukunft an.
Schuld am Personalmangel ist nach BMLV das
Beamtenministerium, das für die Besoldung zuständig ist und für
Militärfluglots:innen keine ausreichende Einstufung freigibt, um die
Abwanderung in den zivilen Bereich zu verhindern oder zu verlangsamen.
Generalstabschef Rudolf Striedinger wird in den Medien wie folgt zitiert:
"Das Verteidigungsministerium arbeitet seit Jahren an einer Lösung
des Problems von zu wenig Fluglotsen. Dazu gab es unzählige Gespräche
mit dem BMKöS, das jedoch die Tragweite der Problematik nicht erkannt hat
oder nicht erkennen wollte" (orf online am 17.11.2024: https://orf.at/#/stories/3376220/).
Das BMKöS hingegen wies Medien
gegenüber alle Verantwortung zurück und meinte, das Bundesheer habe
zu keiner Zeit in in den letzten Jahren die "Drastik dieser
Situation" zum Ausdruck gebracht.
Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher
folgende
Anfrage:
- Wie viele Fluglotsen und Lotsinnen stehen
derzeit beim ÖBH im Dienst? Wie hat sich die Zahl im Vergleich zu
2023 und 2022 geändert?
- Wie viele Planstellen sind im Budget
aufgelistet?
- Ist das Personalsoll ausreichend? Wie viele
Lots:innen wären für einen uneingeschränkten Betrieb
notwendig?
- Wie hoch ist der durchschnittliche
Unterschied in Bezahlung zwischen der Austro Control und dem BMLV?
- Wie oft hat das BMLV die Problematik in
welchem Kontext beim BMKöS vorgebracht? Welche Forderungen bzw.
Lösungsvorschläge wurden unterbreitet?
- Welche Direktionen bzw. Abteilungen waren
in die Gespräche eingebunden?
- In welchem Zusammenhang – Budget,
Zentralstellenreform, andere – wurden die Gespräche
geführt?
- Was war die Antwort des BMKöS?
- Welche Maßnahmen – höhere
Einstufungen, Prämien – durch das BMKöS wären
notwendig, um ausreichend Personal beim BMLV zu halten?
- Die Bundesministerin hat den Generalstab
angewiesen, Lösungsvorschläge zur Verhinderung von Pausen im
Militärflugverkehr für die Zukunft zu erarbeiten. Welche
Maßnahmen könnte das BMLV ohne Mitwirken des BMKöS setzen,
um die Anzahl an Fluglots:innen zu erhöhen?
- Warum wurden derartige Maßnahmen
nicht schon vor planmäßigen Unterbrechung der
Luftraumüberwachung evaluiert und gesetzt?
- Fluglots:innen müssen aufgrund von
Bestimmungen des Beamtendienstrechts trotz Personalmangels
Überstunden abbauen statt sie sich ausbezahlen zu lassen. Hat die
Bundesministerin in Laufe dieser Legislaturperiode im Nationalrat bzw. in
Landesverteidigungsausschüssen auf die Notwendigkeit einer
Novellierung dieser Bestimmungen hingewiesen? Wenn ja, wann und in welchem
Ausschuss bzw. in welcher Plenarsitzung oder in welcher Kommunikation?
- Warum mussten alle Fluglots:innen ihre
Überstunden am selben Wochenende abbauen?
- Gibt es im Beamtendienstrecht Ausnahmen
für nationale Sicherheitssituationen oder
Notstandssituationen?
- Sind auch andere Bediensteten des BMLV von
ähnlichen Bestimmungen betroffen? Welche Auswirkungen auf die
Einsatzbereitschaft des ÖBH wären aufgrund dieser Bestimmungen
möglich?
- Welche Novellierungen wären notwendig,
um die Landesverteidigung zu allen Zeiten sicherstellen zu können?
- Welche grundlegenden Unterschiede zwischen
zivilen und militärischen Fluglots:innen bestehen? Wäre es
möglich, durch Zusatztraining in der Zukunft zivile Fluglots:innen im
Notfall für den Militärdienst einzusetzen?
- Wäre es möglich, vom BMLV zur
Austro Control abgewanderte Lots:innen durch weiteres Training als
"Lotsen-Miliz" für Notfälle weiterhin für
Einsätze beim BMLV in Reserve zu halten?
- Wie lange hätte es am besagten
Wochenende gedauert, im Notfall den militärischen Flugbetrieb wieder
aufzunehmen? Welcher Schritte vonseiten der Einsatzleitung hätte es
bedurft? Wären die im Zeitausgleich befindlichen Lots:innen
erreichbar gewesen?
- Waren nur die Eurofighter betroffen?
- Wenn nein, welche anderen Fluggeräte
waren am Wochenende nicht im Einsatz?
- Hätte ein Katastropheneinsatz
durchgeführt werden können?
- Wie oft wurden in den letzte 12 Monaten
Luftraumüberwachungseinsätze durchgeführt, bei denen der
Einsatz von Eurofightern zwingend notwendig war?
- Wie oft wurden in den letzten 12 Monaten Luftraumüberwachungseinsätze
von Eurofightern durchgeführt, die auch von anderen vorhandenen
Fluggeräten oder von bodengestütztem Gerät
durchgeführt hätten werden können?
- Wie viele Einsätze von Eurofightern
hätten auch von einem Unterschallflugzeug (einer Saab-105 Nachfolge)
durchgeführt werden können?
- Wie oft wurden in den letzten 12 Monaten
Luftraumüberwachungseinsätze von anderen Fluggeräten als
vom Eurofighter durchgeführt?
- Wie viele
Luftraumüberwachungseinsätze in den letzten 12 Monaten
hätten unter Bedingungen wie am Wochenende des 15. und 17.
November nicht ausgeführt werden können?