801/J XXVIII. GP

Eingelangt am 27.03.2025
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ANFRAGE

 

der Abgeordneten Dr. Susanne Fürst, Peter Schmiedlechner

an die Bundesministerin für europäische und internationale Angelegenheiten

betreffend Außenministerin Meinl-Reisingers fragwürdiger Getreidedeal mit der Ukraine

 

 

Es gehört offenbar zu den Verpflichtungen westlicher Staats- und Regierungschefs und anderer politischer Vertreter, bei Solidaritätsbesuchen in der Ukraine dort nicht nur eine „unerschütterliche Unterstützung im Kampf gegen Russland“ öffentlichkeits-wirksam zu proklamieren ungeachtet der sich bereits anbahnenden Friedens-verhandlungen, sondern auch millionenschwere („Hilfs“-)Zahlungen an das kriegs-führende Land mit im Gepäck zu haben.

 

So auch Neo-Außenministerin Beate Meinl-Reisinger, die als Vertreterin des immerwährend neutralen Österreichs der Ukraine nicht nur volle Unterstützung und Solidarität zusagte, sondern auch einen nicht näher definierten „Getreidedeal“ im Rahmen der Initiative „Grain from Ukraine“ im Namen der Republik versprach. Österreich solle um zwei Millionen Euro (!) Getreide aus der Ukraine für „arme Länder des Nahen Ostens“ kaufen.[1]

 

Abgesehen von der unklaren Definition „armer Länder im Nahen Osten“, immerhin befinden sich dort mit den Golfstaaten mitunter auch die reichsten Länder dieser Erde, erscheint es geradezu grotesk angesichts der prekären wirtschaftlichen und budgetären Lage Österreichs, freihändig Millionen an Euro für dubiose Deals auszugeben, deren Nutznießer kriegsführende, durchaus korruptionsanfällige und möglicherweise autoritär regierte Staaten sind. Man fragt sich angesichts der hohen Staatsverschuldung und der ansteigenden Steuerbelastung unserer Bevölkerung, woher ein derartiges Ansinnen kommt und ob es innerhalb der Bundesregierung grünes Licht dafür gibt. Ebenso ist unklar, warum Österreich für die Ernährungs-sicherheit arabischer Staaten aufkommen soll (und dies etwa nicht die reichen Golfstaaten bewerkstelligen) und als Vermittler ukrainischen Getreides auftritt, welches offenbar auf den Weltmärkten sonst keine Abnehmer findet.

 

Noch brisanter wird die Causa, wenn man sich näher mit den großen Getreidehändlern in der Ukraine auseinandersetzt. Wie Recherchen ergaben, ist einer der großen Getreidehändler in der Ukraine ein gewisser Herr Rafael Goroyan mit seinem Unternehmen Prometheus/Prometey.[2] Seine Frau Kristina Goroyan, die über einen Wohnsitz in Österreich verfügt, ist wiederum einhundertprozentige Eigentümerin der „GRV-GRAIN GmbH“ mit Sitz in Wien, Am Heumarkt 7. An selbiger Adresse residieren wiederum die NEOS, jene Partei, der Außenministerin Meinl-Reisinger angehört und die nun eben diesen Getreidedeal ankündigte.

 

Mit Zeitpunkt 03.04.2023 (Rechtskraft Bescheid 24.12.2024) gilt das Unternehmen „GRV-GRAIN GmbH“ zudem als Scheinunternehmen seitens des BMF im Hinblick auf Sozialabgaben.[3] Daneben existiert noch die Firma „GRV-DAVO GmbH“ am selben Ort, ebenfalls ein Scheinunternehmen.

 

 

In diesem Zusammenhang richten die unterfertigten Abgeordneten an die Bundes-ministerin für europäische und internationale Angelegenheiten nachstehende

 

Anfrage

 

  1. Was genau ist der Inhalt des von Ihnen angekündigten Getreidedeals mit der Ukraine?
    1. Wurde dieses Vorhaben innerhalb der Bundesregierung besprochen und von den anderen Koalitionspartnern abgesegnet?
    2. Wann und in welchem Rahmen wurde von der Bundesregierung besagter „Getreidedeal“ mit der Ukraine beschlossen?
    3. Aus welchen Budgetmitteln soll das Geld für den „Getreidedeal“ entnommen werden?
    4. Wann wird der „Getreidedeal“ budgetwirksam?
    5. Von welchen Unternehmen konkret wird das Getreide angekauft?
  2. Welche „armen Länder im Nahen Osten“ erhalten das von Österreich bezahlte ukrainische Getreide?
    1. Wer konkret kauft das ukrainische Getreide an?
    2. Wie wird die Bezahlung des Getreides konkret ablaufen?
    3. Wie wird das Getreide von der Ukraine in den Nahen Osten transportiert und wer kommt für die Kosten dafür auf?
    4. Wer zeichnet für die Auswahl der Empfängerstaaten im Nahen Osten verantwortlich?
  3. Besteht eine Verbindung zwischen Ihnen und der ukrainischen Firma „Prometheus/Prometey“?
    1. Wenn ja, welche?
    2. Ist das genannte Unternehmen in den angekündigten Getreidedeal mit der Ukraine involviert?
  4. Besteht eine Verbindung zwischen Ihnen und der Firma „GRV-GRAIN GmbH“?
    1. Wenn ja, welche?
    2. Ist das genannte Unternehmen in den angekündigten Getreidedeal mit der Ukraine involviert?
  5. Besteht eine Verbindung zwischen Ihnen und der Firma „GRV-DAVO GmbH“?
    1. Wenn ja, welche?
    2. Ist das genannte Unternehmen in den angekündigten Getreidedeal mit der Ukraine involviert?
  6. Kennen Sie Rafael Goroyan und/oder Kristina Goroyan persönlich?
    1. Sind die genannten Personen in den angekündigten Getreidedeal mit der Ukraine involviert?
  7. Welche wirtschaftlichen und/oder politischen Vereinbarungen wurden während Ihres Besuchs in der Ukraine noch getroffen?
    1. Wurden bilaterale Abkommen geschlossen und wenn ja, welche?
    2. Wurden Vereinbarungen oder Absichtserklärungen anderer Art getroffen und wenn ja, welche?
  8. Welche Personen Ihres Ressorts begleiteten Sie bei Ihrer Reise?
    1. Welche Kosten in welcher Höhe fielen für die mitgereisten Ressort-mitglieder an?
  9. Begleitete Sie Sicherheitspersonal bei Ihrer Reise in die Ukraine?
    1. Wenn ja, wie viele Personen umfasste das Sicherheitspersonal?
    2. Welche Kosten in welcher Höhe fielen für das mitgereiste Sicherheits-personal an?
  10. Wie viele Personen umfasste die mitgereiste Wirtschaftsdelegation?
    1. Wer waren die Vertreter der Wirtschaftsdelegation?
    2. Welche Kosten fielen für die Mitreise der Wirtschaftsdelegation an (An/Abreise, Flüge, Hotels, Transfer, Verpflegung etc.)?
    3. Wer bezahlte die Mitreise der Wirtschaftsdelegation?
  11. Sie kündigten an, einen „Sonderbeauftragten für den Wiederaufbau in der Ukraine“ zu ernennen.
    1. Wann soll dieser Sonderbeauftragte ernannt werden?
    2. Wer ernennt diesen Sonderbeauftragten?
    3. Welchem Ressort wird dieser Sonderbeauftragte unterstellt sein?
    4. Welche konkreten Aufgaben soll dieser Sonderbeauftragte wahr-nehmen?
    5. Wird es eine konkrete Stellenbeschreibung und eine öffentliche Aus-schreibung für diesen Posten geben?
    6. Mit welchen budgetären Mitteln sowie Befugnissen wird dieser Sonder-beauftragte bedacht und ausgestattet?
  12. Wann werden, wie angekündigt, die fünf Millionen Euro für Entminungshilfen auf landwirtschaftlichen Anbauflächen in der Ukraine konkret ausbezahlt?
    1. Aus welchem Budgetposten werden diese fünf Millionen Euro entnommen?
    2. Wie wird sichergestellt, dass diese fünf Millionen Euro auch ihrem Verwendungszweck entsprechend eingesetzt werden?
  13. Welche weiteren Zahlungen und Hilfen in welcher Höhe sind seitens Ihres Ressorts und der Bundesregierung an die Ukraine bis zum Ende dieses Jahres geplant?


[1] https://orf.at/stories/3387673/

[2] https://www.kyivpost.com/post/32277

[3]    https://service.bmf.gv.at/service/allg/lsu/