RN/69

16.12

Abgeordnete Silvia Kumpan-Takacs, MSc BA (SPÖ): Vielen Dank, Herr Präsident! Werte Regierungsmitglieder! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuseherinnen und Zuseher auf der Galerie und auch zu Hause vor den Bildschirmen! Mit großer Freude, auch etwas aufgeregt, ergreife ich heute zum ersten Mal das Wort im Hohen Haus, und es ist mir eine besondere Ehre, über ein Thema zu sprechen, das mir persönlich und beruflich am Herzen liegt: die Elementarpädagogik.

Die ersten Jahre im Leben eines Kindes sind entscheidend für seine gesamte Bildungsbiografie und damit für sein Leben und seine Zukunft. Und doch wurden in der Vergangenheit Kindergärten, Pädagog:innen und Betreuungsstrukturen auch immer wieder vernachlässigt. Das ändern wir jetzt, denn das Kapitel Elementarpädagogik ist ein wichtiges und richtiges im Regierungsprogramm. (Beifall bei der SPÖ, bei Abgeordneten der ÖVP sowie des Abg. Gasser [NEOS].)

Mit dem Ausbau von Einrichtungen und dem zweiten verpflichtenden Kindergartenjahr sorgen wir dafür, dass wirklich jedes Kind die besten Chancen bekommt. Kein Kind soll aufgrund individueller, sozialer oder sprachlicher Hürden zurückgelassen werden. 

Zur Sprachförderung von Kindern: Es ist wissenschaftlich erwiesen und mir ganz wichtig, hier zu sagen: Sprache wird niemals isoliert und getrennt von anderen gelernt, sondern inklusiv, spielerisch, ganzheitlich, über Bezugspersonen und Peers, beim Singen, durch Vorlesen, in der Bauecke, im Atelier, ganz allgemein im Alltag, durch Angebote von Pädagoginnen und Pädagogen. Der Kindergarten ist damit der beste Ort für die frühe Bildung von Kindern. Um in Pädagog:innen Sprachvorbilder zu haben und Beziehung leben zu können, braucht es ausreichend qualifiziertes Personal und einen Fachkraft-Kind-Schlüssel, der Beziehung, Gespräche und Dialoge überhaupt möglich macht. Auch das ist ein wesentlicher Punkt im Regierungsprogramm. (Beifall bei der SPÖ sowie der Abg. Bogner-Strauß [ÖVP].)

An dieser Stelle möchte ich all jenen Mut machen, die sich vielleicht gerade mit der Frage beschäftigen und Überlegungen anstellen, einen pädagogischen Beruf zu ergreifen, eine elementarpädagogische Ausbildung zu beginnen: Macht es, es ist ein wirklich wunderbarer Beruf und wir brauchen euch! (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Dazu finden sich im Regierungsprogramm sämtliche Ausbildungsoffensiven, Auf- und Umqualifizierungen und, was mich besonders freut, auch ein grundständiger Studiengang. Wir werden damit die Zukunft unserer Bildungseinrichtungen mit mehr und dem besten Personal absichern.

Wenn es darum geht, das Richtige zu tun, stellen wir auch die Kindergesundheit, den Kinderschutz und Maßnahmen gegen Kinderarmut in den Fokus, Stichwort Kindergrundsicherung, aber auch mit Projekten für kostenlose gesunde Jause in Kindergärten sowie für niederschwelligen Zugang zu Therapie und Gesundheitsleistungen für Kinder. Außerdem werden Maßnahmen wie Mietstopp und Unterhaltsvorschuss auch Jungfamilien entlasten. (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Ich glaube, wir können uns dabei auf die zuständigen Ministerien – wenn ich nach links und rechts schaue – auf jeden Fall verlassen, das weiß ich.

Es braucht Verantwortung, Empathie, Geduld, Toleranz und Haltung im Umgang mit Kindern und ihren Eltern, und mit Verantwortung, Empathie, Geduld, Toleranz und Haltung wurde auch diese Koalition möglich. Für mich sind das die Werte, die einer Gesellschaft guttun, die Kompromisse ermöglichen und vor allem die Demokratie stärken. Auch Demokratie beginnt bereits im Kindergarten, und aus diesem Grund sieht ein bundesweiter Bildungsrahmenplan mit Qualitätsstandards auch da Kinderrechte und frühkindliche Demokratiebildung vor. Einstellungen und Sichtweisen, die in den ersten Lebensjahren eingelernt werden, sind prägend, und durch diese Mitbestimmung und das Kinderrecht der Partizipation lernen Kinder Teilhabe auch wirklich von Beginn an. (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Wir wissen, jedes Investment in die frühe Bildung ist ein Investment in eine friedliche und demokratische Gesellschaft. Es sind vielleicht die Kinder, die irgendwann den Platz von uns hier einnehmen werden, und deswegen ist genau diese frühe demokratische Bildung so wichtig.

Im Mittelpunkt unserer Bildungspolitik stehen natürlich die Kinder, aber auch deren Eltern und Familien, die durch ein gut ausgebautes Kindergartennetz Kinder und Job vereinbaren können, und profitieren sollen davon vor allem auch Frauen. Wir begehen morgen den Internationalen Frauentag. Frauen übernehmen 2025 noch immer den größten Teil der unbezahlten Arbeit. Ich bin sehr sicher, dass mit Eva Maria Holzleitner, unserer Wissenschafts- und Frauenministerin, Frauen auch in eine gute und gerechte Zukunft schauen können. (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Zum Abschluss möchte ich stellvertretend für alle Kinder meine Kindergartenkinder, ihre Eltern und meine Kolleginnen und Kollegen in Maria Lanzendorf herzlich grüßen. Ein Dankeschön geht aber an alle Kolleg:innen und alle Pädagog:innen und Assistent:innen und Menschen, die sich immer wieder und täglich um Kinder bemühen, egal woher sie kommen, was sie mitbringen und gerade brauchen. (Die Rednerin hält ein Paar rote Kinderschuhe in die Höhe.) Ich habe heute diese kleinen roten Kinderschuhe mitgebracht, einfach als Zeichen, sie hier im Parlament stehen zu haben, weil wir ab heute auch einen guten Weg beschreiten werden, der Zukunftschancen und Rechte unserer Kinder sichern wird. – Vielen Dank. (Beifall bei der SPÖ, bei Abgeordneten der ÖVP sowie des Abg. Gasser [NEOS]. – Abg. Martin Graf [FPÖ]: Blaue Kinderschuhe ...!)

16.18

Präsident Dr. Walter Rosenkranz: Nächste Wortmeldung: Frau Abgeordnete Jeitler-Cincelli. 4 Minuten eingestellte Redezeit.