RN/21

10.35

Abgeordnete Mag. Dr. Juliane Bogner-Strauß (ÖVP): Danke, Herr Präsident! Werte Frau Ministerin! Frau Staatssekretärin! Sehr geschätzte Kolleginnen und Kollegen im Plenum! Aber vor allem werte Zuseherinnen und Zuseher hier im Hohen Haus und zu Hause oder wo auch immer Sie unserer Sitzung folgen! Laut WHO sterben Menschen mit Behinderung bis zu 20 Jahre früher. Menschen mit Behinderung sind eine gesundheitlich hoch belastete Gruppe, und unser Gesundheitssystem ist noch nicht – noch nicht, das möchte ich betonen – ausreichend darauf vorbereitet, Menschen mit Behinderung ausreichend zu versorgen. 

Deshalb freue ich mich, es wurde schon erwähnt: Wir haben im Gesundheitsausschuss den einstimmigen Beschluss gefasst, einen Bericht über die gesundheitliche Versorgung und die gesundheitliche Situation von Menschen mit Behinderung in Österreich erarbeiten und vorlegen zu lassen. Natürlich darf dieser Bericht nur ein erster Schritt sein, denn es geht darum, daraus folgend die richtigen Maßnahmen abzuleiten und zu setzen. (Beifall bei der ÖVP sowie des Abg. Schallmeiner [Grüne].)

Wozu braucht es den Bericht? – Um den Status quo zu erheben, um die Herausforderungen darzustellen. Wahrscheinlich kennt jede, jeder von uns eine Geschichte, wie mühsam es ist, wenn man eine Behinderung hat – sei es körperlicher Art, sei es intellektueller Art –, einen Arzttermin zu finden und dort adäquat versorgt zu werden. Und es geht vor allem darum, über diesen Bericht dann Maßnahmen abzuleiten. 

Wir müssen das Rad nicht unbedingt neu erfinden, wir können über die Grenzen schauen. In Deutschland zum Beispiel gibt es schon Gesundheitszentren für erwachsene Menschen mit Behinderung, die wunderbar funktionieren und sich gut eingespielt haben. 

Als Steirerin darf ich natürlich auch stolz darauf sein, dass wir in der Steiermark bereits einen solchen Bericht gelegt haben. Das heißt, wenn wir den österreichweiten Bericht legen, können wir schon schauen, was Bundesländer gemacht haben. Dieser steirische Bericht mündet natürlich in Maßnahmen und diese Maßnahmen sind bis 2027 umzusetzen. 

Vieles ist bekannt, wurde von meinem Kollegen schon erwähnt: Menschen mit Behinderung sind viel häufiger von chronischen Erkrankungen betroffen, sind viel häufiger zum Beispiel von Epilepsie betroffen, sind viel häufiger von Zahnproblemen betroffen, sind viel häufiger von psychischen Erkrankungen betroffen. 

Und woher rührt diese Ungleichbehandlung im Gesundheitssystem? – Es gibt strukturelle Barrieren. Viele Arztpraxen, viele Ambulanzen sind nicht so barrierefrei, wie wir es uns wünschen. Und da rede ich nicht nur von baulichen Maßnahmen, sondern da rede ich auch davon, wie die Homepage ausschaut: Mit welcher Sprache werden hier Patientinnen und Patienten gelenkt? Wie geht man auf Patientinnen und Patienten zu? Natürlich fehlt oft auch das fachliche Wissen in den Gesundheitsberufen. Das heißt, auch die Menschen in den Gesundheitsberufen müssen darauf vorbereitet werden, mit Menschen mit Behinderung in einer adäquaten Weise umzugehen. Und es gibt natürlich personelle Barrieren, das wurde schon angesprochen. 

Wir stehen hier im gesamten Gesundheitssystem vor Herausforderungen, und da gilt es natürlich auch genau hinzuschauen und vor allem für alle Menschen, die bei uns im Gesundheitssystem arbeiten, entsprechend gute Arbeitsbedingungen zu schaffen. (Beifall bei ÖVP und SPÖ.) 

Was brauchen wir? – Wir brauchen den Bericht, wir brauchen entsprechende Maßnahmen, wir brauchen die entsprechende Kommunikation, wir brauchen ein entsprechendes Verständnis. Und wie gesagt, ich freue mich darüber, dass es hoffentlich heute auch im Plenarsaal zu einer Einstimmigkeit kommt, wenn es darum geht, diesen Bericht zu beschließen, aber noch mehr würde ich mich darüber freuen, wenn wir nicht mehr über Inklusion sprechen müssten: nämlich deshalb, weil sie erreicht ist. Und Inklusion ist tatsächlich erst dann erreicht, wenn sie selbstverständlich ist – und darauf wollen wir gemeinsam hinarbeiten. – Danke schön. (Beifall bei ÖVP und SPÖ sowie bei Abgeordneten der Grünen. Abg. Strasser [ÖVP]: Bravo!)

10.40

Präsident Dr. Walter Rosenkranz: Nächste Wortmeldung: Frau Abgeordnete Fiedler. Eingestellte Redezeit: 5 Minuten. 

Die angezeigte Rede ist noch nicht nach § 52 Abs. 2 GOG-NR autorisiert.