RN/26

11.00

Abgeordnete Martina Diesner-Wais (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Frau Bundesminister! Frau Staatssekretärin! Meine Damen und Herren hier im Plenum, aber vor allem auch liebe Zuseherinnen und Zuseher zu Hause! Stellen Sie sich vor, Sie brauchen dringend ärztliche Hilfe, und Sie stehen vor der Ordinationstür, die zu schmal ist, sodass Sie mit dem Rollstuhl nicht hineinkommen! Oder stellen Sie sich vor, Sie haben Schmerzen, doch man versteht Sie einfach nicht und nimmt Sie nicht ernst! (Präsident Haubner übernimmt den Vorsitz.)

Wir reden heute über das Thema Gesundheitsversorgung von Menschen mit Behinderungen. 1,9 Millionen Menschen in Österreich leben mit einer Einschränkung ihrer Aktivität im normalen Alltag, und 570 000 sind sogar stark eingeschränkt. Unser Gesundheitssystem hat eben viele Barrieren: Auf der einen Seite haben wir zu wenig barrierefreie Arztpraxen, auf der anderen Seite haben wir zu wenig Zeit für Untersuchungen, zu wenig Verständnis für alternative Kommunikationsformen und manche Beschwerden werden zu wenig ernst genommen.

Menschen mit Behinderungen haben oft mehr gesundheitliche Probleme, und sie bekommen nicht die dafür notwendigen Behandlungen. Wenn ich ein Beispiel anführen darf: Menschen mit Spastik können oft ihren Mund nicht so lange offen halten, und daher ist es ein Problem, einen Zahnarzt zu finden, der ein Röntgen macht.

Dieses Problem haben wir aber nicht nur in Österreich, sondern dieses Problem gibt es auch in anderen Ländern. Internationale Studien zeigen uns, dass Menschen mit intellektuellen Beeinträchtigungen ein zehnmal höheres Risiko haben, chronisch krank zu werden, und dass die Lebenserwartung im Durchschnitt um 20 Jahre geringer ist.

Eine bessere Versorgung ist möglich, und das zeigt ein Ambulatorium in Niederösterreich, in Sankt Pölten: das Ambulatorium Sonnenschein. Es bietet wirklich spezialisierte, barrierefreie medizinische Versorgung für Kinder mit Behinderungen, denn Barrierefreiheit bedeutet nicht nur eine Rampe oder einen Aufzug, sondern es heißt Verständnis, Sprechen in einer Sprache, die verstanden wird, Zeit im Gespräch und vor allem Respekt für die Behinderung und die Bedürfnisse der Patienten.

Unser Gesundheitssystem inklusiver zu machen, ist, was wir brauchen und was wir wollen. Dafür brauchen wir Daten, und die gibt uns dieser Bericht, den wir im Ausschuss einstimmig – über alle Parteien – beschlossen haben und den es nun in Zukunft geben muss. Es ist ein erster Schritt zu mehr Barrierefreiheit, dahin gehend müssen natürlich noch mehrere folgen. Lassen Sie uns gemeinsam den Weg zu einer Gesundheitsversorgung gehen, die für alle da ist! (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der SPÖ.)

11.03

Präsident Peter Haubner: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Christoph Steiner. Die Redezeit habe ich auf 4 Minuten eingestellt.