RN/55
13.28
Abgeordnete Mag. Dr. Juliane Bogner-Strauß (ÖVP): Herzlichen Dank, Frau Präsidentin! Werte Bundesministerin! Herr Vizekanzler! Werte Kolleginnen und Kollegen im Plenarsaal! Geschätzte Zuseherinnen und Zuseher hier im Auditorium und von wo auch immer Sie unsere Nationalratssitzung verfolgen! Bis zum Erreichen der Gleichstellung dauert es in Österreich noch 170 Jahre. Frauen bekommen im Durchschnitt 40 Prozent weniger Pension in Österreich. Frauen verdienen im Durchschnitt 18 Prozent weniger in Österreich. Frauen übernehmen den Großteil der unbezahlten Hausarbeit, deshalb sind es natürlich auch selbstverständlich Frauen, die oft Teilzeit arbeiten müssen.
Es wird besser, allerdings – und ich glaube, wir hier in diesem Saal sind uns alle einig – nur langsam, sehr langsam. Wir wollen schneller werden, da sind wir uns hier in diesem Saal sicher auch einig, und dazu braucht es eine Mischung: gute politische Rahmenbedingungen, es braucht dringend einen Abbau von Stereotypen, es braucht vor allem auch die Mitarbeit von Unternehmen, um das Mindset zu ändern, und es braucht den persönlichen Mut von Frauen und Männern in Österreich. (Beifall bei ÖVP, SPÖ, NEOS und Grünen.)
Der Gleichbehandlungsbericht des Bundes – und ich sage allen Danke, die ihn erstellt haben, und auch Danke an unsere ehemalige Ministerin Susi Raab, denn sie hat immer wertgeschätzt, dass Daten gelegt werden und diese Daten dann auch benutzt werden, um gute Maßnahmen abzuleiten – zeigt, dass man von Daten gute Maßnahmen ableiten kann, dass man von Daten sogar gute Maßnahmen ableiten muss, damit die Gleichbehandlung besser wird, damit es sozusagen auch wirklich greift.
Es wurde schon erwähnt: Der Anteil von Frauen im Bundesdienst steigt kontinuierlich – langsam, aber kontinuierlich. Die Anzahl von Frauen in der höchsten Besoldungsgruppe – was ja auch ein Zeichen für eine Führungsposition ist – steigt auch kontinuierlich. Und: Die Teilzeitquote im Bundesdienst ist wesentlich geringer als die gesamtösterreichische Teilzeitquote.
Im Bundesdienst nehmen immerhin 26 Prozent der Väter Karenz wahr. Das ist ein schönes Zeichen, das ist ein guter Weg, und zwar in die richtige Richtung. Zur Väterkarenz möchte ich hier ein bisschen mehr sagen: Ich habe mit vielen Vätern gesprochen, die Väterkarenz machen. Sie sagen, Väterkarenz ist ein schöner und bereichernder Lebensabschnitt. Väterkarenz öffnet aber natürlich auch die Augen, und zwar für die Arbeit, die im Haushalt anfällt, die bei der Kinderbetreuung anfällt und die bei der Kindererziehung anfällt. Das wird ja oft eher schön- und kleingeredet, aber aus Erfahrung lernt man, und ich denke, diese Erfahrung steht jeder, jedem von uns gut an.
Väterkarenz, so sagten mir viele Väter, fördert die Resilienz. Deswegen sage ich den Unternehmen – viele sehen ja auch schon ganz klar, dass wir Vielfalt brauchen, dass wir Diversität brauchen, dass es wichtig ist, dass Väter auch Rollenvorbilder sind und Väterkarenz wahrnehmen –: Wenn Väter in Karenz gehen, bekommen sie resilienzerprobte, multitaskingfähige und -erprobte, stolze und effiziente Väter zurück, und die Unternehmen haben Einsparungspotenzial, nämlich bei gewissen Mitarbeiterseminaren und bei gewissen Weiterbildungen.
Ich denke, wir haben viele Möglichkeiten, wir haben viele Chancen, vieles wird gemacht. Der Bundesdienst ist Vorbild, und die Privatwirtschaft kann sich ein bisschen etwas abschauen. Wie gesagt, viele Unternehmen machen das bereits, weil sie erkannt haben, dass Vielfalt ein Wettbewerbsvorteil ist.
Der Bundesdienst bewirbt Väterkarenz proaktiv, der Bundesdienst zahlt einen Kinderbetreuungszuschuss, der Bundesdienst erstellt Elternfolder, damit Familien wissen, was rechtlich möglich ist; es gibt Mentoring-Programme für Frauen, damit mehr Frauen in Führungspositionen kommen, und, und, und.
Wir müssen also das Rad nicht neu erfinden. Man kann einfach Copy-and-Paste machen, man kann sich sozusagen das Beste herausnehmen, abschauen und umsetzen. Dann haben wir Vielfalt, dann haben wir Gleichstellung, dann haben wir Gleichbehandlung, und das hoffentlich nicht erst in 170 Jahren, denn ehrlich gesagt schmerzt es mich, wenn ich meinen Söhnen und meiner Tochter sagen muss, dass es noch 170 Jahre braucht. Die sagen dann immer: Mama, du bist in der Politik, du kannst doch etwas machen! – Ja, wir können das, und zwar gemeinsam. Es braucht nämlich Beharrlichkeit, Mut, Ausdauer und Zusammenarbeit.
In diesem Sinne: Gehen wir es an, damit es nicht mehr 170 Jahre dauert! – Danke schön. (Beifall bei ÖVP, SPÖ, NEOS und Grünen.)
13.35
Präsidentin Doris Bures: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Henrike Brandstötter.