RN/116

18.09

Abgeordneter Mag. Antonio Della Rossa (SPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrte Bundesministerin! Werte Zuschauerinnen und Zuschauer hier auf der Galerie und vor den Bildschirmen zu Hause! Meine Damen und Herren, ja, es geht um Wissenschaft. Ich habe aber spätestens nach der Debatte um die CO2-Steuer von gestern den Eindruck, dass manche Menschen in diesem Haus wissenschaftliche Fakten mit ihren Meinungen verwechseln. 

Die Wissenschaft strebt nach den bestmöglichen Erklärungen auf Basis des gegenwärtigen Wissens. Und ja, sie ist falsifizierbar. Um jedoch politische Debatten führen zu können, um auch streiten zu können, müssen wir uns auf einen Rahmen einigen. Wir müssen uns auf gemeinsame Prämissen verständigen, um Argumente überhaupt geltend machen zu können. 

Es gibt nun einmal wissenschaftliche Wahrheiten, an denen nicht zu rütteln ist (Abg. Kassegger [FPÖ]: Es gibt keine wissenschaftliche Wahrheit!): Die Erde ist keine Scheibe. Krebs kann man nicht feinstofflich oder mit Kristallen heilen. Um mit Florian Aigner zu sprechen: „Die Schwerkraft ist kein Bauchgefühl“. (Beifall bei der SPÖ, bei Abgeordneten von NEOS und Grünen sowie des Abg. Strasser [ÖVP].) Pferdeentwurmungsmittel sind keine adäquate Medizin für Menschen, und eines ist sonnenklar: Der Klimawandel, also die Erderhitzung, die wir gerade erleben, ist keine Laune der Natur, sie ist menschengemacht. Das ist wissenschaftlicher Konsens, das ist Fakt, und Punkt. (Beifall bei der SPÖ, bei Abgeordneten der Grünen sowie des Abg. Strasser [ÖVP].)

Wissenschaftsfeindlichkeit hat in diesem Hohen Haus hoffentlich nichts verloren. Darum sage ich es ganz klar: Wissenschaft braucht keine Zäune, sie braucht keine Mauern, sie braucht schon gar keine Festungen. Sie braucht Zusammenarbeit zwischen Disziplinen, zwischen Ländern, zwischen Menschen. Nur so können wir die globalen Herausforderungen wie die Klimakrise, auch zukünftige Pandemien und schlussendlich auch die Frage sozialer Gerechtigkeit lösen. Wir müssen die Verantwortung ernst nehmen. Mit der Weiterführung von Ceepus fördern wir weiterhin internationale akademische Mobilität, wir fördern Kooperation, gegenseitigen Austausch und gemeinsames Lernen.

Wir Sozialdemokraten sagen Ja zu offenen Hochschulen, Ja zu Vernetzung, Ja zur europäischen Bildungs- und Forschungszusammenarbeit, denn nur gemeinsam können wir die Herausforderungen der Zukunft meistern. (Beifall bei der SPÖ sowie der Abg. Bogner-Strauß [ÖVP].)

Somit ist Ceepus mehr als nur ein Abkommen, es ist ein Bekenntnis – ein Bekenntnis zu einer Gesellschaft, die sich nicht abschottet, ein Bekenntnis zu einer Welt, in der junge Menschen im Ausland forschen und studieren können, ein Bekenntnis zu einem Europa, das durch Bildung und Wissenschaft zusammenwächst und nicht durch nationalen Egoismus auseinanderdriftet. Unsere Aufgabe als Politik ist es, nicht Hürden zu errichten, sondern Wege zu ebnen und Brücken zu bauen, keine Mauern zu errichten, sondern Türen zu öffnen. Wir setzen auf Erkenntnis statt auf Irrglaube und Unsinn, auf Zusammenarbeit statt auf Abschottung, auf Wissenschaftspolitik, die der Realität ins Auge blickt und ihr mit Mut und Vernunft begegnet. (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Meine Damen und Herren, lassen Sie uns diesen Weg gemeinsam gehen – für ein Österreich, das seine Stärken in der Bildung, in der Forschung und in der internationalen Zusammenarbeit erkennt, für ein Europa, das zusammenhält und für eine Welt, in der Wissenschaft nicht angefeindet, sondern geschätzt wird! – Danke. (Beifall bei der SPÖ sowie bei Abgeordneten von ÖVP und NEOS.)

18.12

Präsident Peter Haubner: Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen.

Wünscht der Berichterstatter ein Schlusswort? – Das ist nicht der Fall.