RN/121
18.14
Abgeordneter Sebastian Schwaighofer (FPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Hohes Haus! Kurz zu den Kollegen Oberhofer und Erasim: Bei allem Respekt für Ihre detektivische Findigkeit dahin gehend, wo sich unser Bundesparteiobmann im Moment aufhält, wäre eine Sache schon relevant: In Wien laufen Hunderte Flüchtlinge herum, die mittlerweile abgetaucht sind. Vielleicht setzen Sie die Energie da ein und helfen dort (Beifall bei der FPÖ – Abg. Erasim [SPÖ]: Und der Herr Kickl fängt sie jetzt ein oder wie? Der fängt sie jetzt ein mit dem Lasso oder was?), diese wieder aufzufinden, denn im Unterschied zu Touristen gehen die nicht freiwillig wieder heim. (Abg. Silvan [SPÖ]: Der Kickl ist auf der Suche!)
Da wir beim Thema Tourismus sind: Tausende Arbeitsplätze in diesem Land hängen am Tourismus. (Abg. Erasim [SPÖ]: Der macht Law and Order, was er als Innenminister nicht zusammengekriegt hat!) – Es hört Ihnen keiner zu, Frau Erasim. Ganze Regionen dieses Landes sind davon abhängig, ob und wie sich Österreich als Tourismusindustrie präsentiert. Hinter all dem stehen unzählige Schicksale. Es geht um Mitarbeiter in einer Branche, in der es oft darum geht, alles zu geben; und es geht um Familien (Abg. Lukas Hammer [Grüne]: Werbung für Fremde mit Fremdenfeindlichkeit! Super!), die mit dem Tourismus einen Weg gefunden haben, in einer schwierigen Zeit aufzusteigen. Ganze Regionen haben erlebt, wie es ist, in Armut zu leben, haben erlebt, was in der Nachkriegszeit im Tourismus möglich war, und haben so einen sozialen Aufstieg geschafft und einen Weg in die Mitte gefunden.
Ich weiß das aus eigener Erfahrung (Abg. Silvan [SPÖ]: Was, Nachkriegszeit?), denn ich komme aus genau so einer Familie. Ich weiß, was es heißt, wenn Weihnachten erst dann beginnt, wenn alle Gäste versorgt sind. Ich weiß, wie es ist, dort aufzuwachsen, wo andere Urlaub machen. Und ich habe gesehen, wie alle im Betrieb ihr Letztes geben, damit viele Tausende Menschen ihren hart verdienten Urlaub genießen können, damit Gäste von nah und fern einen Platz finden, an dem es sich lohnt, zu verweilen. (Abg. Erasim [SPÖ]: Wie ist es Ihnen denn mit den vielen Ausländern gegangen?) – Wunderbar war’s (Abg. Erasim [SPÖ]: Ah eh, okay! Ich habe mir nur Sorgen gemacht!), da sind liebe Menschen dabei gewesen. Und das Gute ist: Das sind geladene Gäste, und die gehen auch wieder heim. (Beifall bei der FPÖ.)
Gerade diese Erinnerungen, so nostalgisch sie auch sein mögen, wecken in mir umso mehr den Zorn über das Schicksal, das dieser Schlüsselbranche nun droht. Es begann mit den absolut sinnlosen Schließungen wegen der Coronapolitik, und heute – das müssen Sie sich vorstellen – informieren chinesische Reiseführer darüber, welche Gegenden dieser Stadt man lieber meidet, wenn man im Vollbesitz seiner Wertgegenstände und lieber nicht im Sarg heimreisen möchte. (Beifall bei der FPÖ. – Abg. Gewessler [Grüne]: Geh bitte! – Abg. Silvan [SPÖ]: Glaubt ihr das wirklich selber? – Abg. Erasim [SPÖ]: Auf FPÖ-TV ist das wahrscheinlich so ein Ratgeber! Ist das derselbe Ratgeber, der das Pferdewurmmittel empfohlen hat?) Und wie so oft in Ihrer Politik sprechen Sie, und jetzt meine ich genau Sie (in Richtung Abg. Erasim), nicht über die wahren Realitäten, weil Sie es sind, die sie geschaffen haben. Es sind die Angestellten, die leiden, es sind die Unternehmer, die kämpfen, und Sie, Sie übernehmen keine Verantwortung, sondern evaluieren wieder.
Unsere malerischen Städte, die prachtvollen Bauwerke, die faszinierenden Landschaften, unsere gewachsene Kultur, die haben nicht Sie geschaffen, die haben Sie vorgefunden. Und jetzt arbeiten Sie systematisch daran, diese zu zerstören: Windräder in alpinen Tälern, immer neue Regulierungen (Zwischenruf der Abg. Voglauer [Grüne]) und eine demografische Veränderung, die ganze Lebensrealitäten zerstört und Stadtbilder verschandelt. (Beifall bei der FPÖ.) Das alles bringt keinen einzigen neuen Gast ins Land. Niemand fährt nach Wien zum Talahonschauen! (Zwischenruf des Abg. Lukas Hammer [Grüne].) Und auch, wenn Sie zum hundertsten Mal ihren Plan T ankündigen und ihn dann zum hundertsten Mal evaluieren: Es wird nichts ändern. Wenn unsere Berge zu Industrieanlagen werden, unsere Sakralbauten zu Freilichtmuseen und unsere Art des Lebens verschwindet, verkommt der Tourismusstandort Österreich zu einem Lederhosen-Disneyland. (Beifall bei der FPÖ.)
Tourismus, das ist nicht nur Wirtschaft, Tourismus ist Teil unseres Selbstbildes. Wenn Gäste zu uns kommen, dann kommen sie nicht wegen Bergen, Seen und Schlössern – oder nicht ausschließlich deswegen. Sie kommen wegen der Art, wie wir leben, wegen der Wärme unserer Gastfreundschaft (Abg. Erasim [SPÖ]: Mir wird schon ganz heiß vor lauter Wärme bei der Rede!) – bitte kommen Sie mich besuchen, Frau Erasim! –, wegen der echten Verwurzelung, die dieses Land spüren lässt. Wenn das verloren geht, dann verlieren wir mehr als nur Einnahmen. Wir verlieren einen Teil unserer Identität.
Jetzt habe ich noch etwas mit für Sie: Ich habe versucht – wenn Sie es mir nicht glauben –, jemanden zu finden. Ich habe ein Zitat von einem afrikanischen Kardinal – der jetzt aktuell auch im Gespräch ist, Papst zu werden; also wir haben einen Menschen aus Afrika und Kardinal, ich glaube, ich werde diesem Saal gerecht (Abg. Zorba [Grüne]: Ist das ein Land? Afrika?) –, er hat folgenden Satz gesagt: Die globalisierte Menschheit ohne Grenzen ist eine Hölle. Die Standardisierung der Lebensweisen ist der Krebs der postmodernen Welt. Die Menschen werden zu ahnungslosen Mitgliedern einer planetaren Herde, die nicht denkt, die nicht protestiert und sich in eine Zukunft führen lässt, die ihr nicht gehört. – Zitatende.
In diesem Sinne: Dieses Land bleibt nur bereisenswert und vor allem für das eigene Volk lebenswert, wenn man sich darum kümmert, die Kultur hier zu erhalten. Sie können das nicht. Bitte treten Sie zurück! (Beifall bei der FPÖ.)
18.19
Präsident Peter Haubner: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Barbara Neßler.