RN/159

20.13

Abgeordnete Petra Bayr, MA MLS (SPÖ): Danke, Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren! Liebe Frau Außenministerin! Ja, es ist gesagt worden: Wir haben zu viert unser Osterwochenende in der Ukraine verbracht, in Kiew, in Butscha, in Charkiw, unter anderem deshalb, um uns ein Bild davon zu machen oder uns quasi vor Ort unser Wissen bestätigen zu lassen, dass Russland ganz, ganz, ganz gezielt Einrichtungen, die für Kinder da sind, als Kriegsziel auswählt und genau diese angreift, und es ist nicht nur das größte Kinderkrankenhaus Kiews im Juli letzten Jahres Ziel dieser Angriffe gewesen. In Charkiw zum Beispiel sind aktuell 70 Prozent aller Schulen und 50 Prozent aller Kindergärten zerstört. Henni Brandstötter hat es schon gesagt: Neue Schulen werden vor allem unterirdisch gebaut, zwei Stockwerke unter der Erde. Bei aller Bedrückung, dass Kinder nicht an der Sonne lernen dürfen, sondern dass Kinder nur drei Tage in der Woche in dieser Untergrundschule sind, den Rest werden sie online unterrichtet mit einer sehr engmaschigen gesundheitlichen Betreuung – weil niemand so genau weiß, was es eigentlich bedeutet, wenn Kinder ganz lange die Sonne nicht sehen können, was es mit Kindern auch psychisch macht, wenn sie da über viele Stunden und Tage im Untergrund leben müssen –, bei all dem habe ich selten in meinem Leben eine so liebevoll ausgestattete Schule mit so liebevoller Betreuung und mit, glaube ich, auch einer wirklich großartigen Pädagogik gesehen. 

RN/159.1

Es ist schon gesagt worden: Es sind aktuell in etwa 20 000 Kinder quasi gestohlen, sie sind aus ihren Familien, aus ihren ukrainischen Familien entführt und nach Russland und nach Weißrussland verschleppt worden, damit sie dort zu Russen und zu Russinnen erzogen werden. Meine Kollegin Mariia Mezentseva, die Abgeordnete aus Charkiw ist, hat mir dann noch am letzten Tag unseres Aufenthalts, als wir wieder nach Wien zurückgefahren sind, diese Box zum Zug gebracht, zum Bahnhof gebracht. Ich habe noch nie vorher ein Sackerl bekommen – sie war in einem Sackerl –, auf dem Stabsstelle für Kriegsgefangene draufgestanden ist, aber auch Kinder sind letztendlich Kriegsgefangene. (Die Rednerin öffnet eine Schachtel mit der Aufschrift „Bring kids back“ und „Initiative of the President of Ukraine“.) Und dieser Pullover, der Teil dieser Kampagne zum Zurückbringen der Kinder ist, zeigt sehr klar, was wir wollen. (Die Rednerin zeigt einen blauen Pullover, auf dem in gelber Schrift „Thousands of children.“ und „Stolen from Ukraine.“ steht sowie die Umrisse eines Hauses abgebildet sind, und schließt den Reißverschluss auf der Vorderseite des Pullovers mit einer Kinderfigur als Anhänger, sodass diese nun im Haus platziert ist.) Wir wollen das: Wir wollen, dass die Kinder wieder nach Hause kommen, in ihr Haus kommen, zu ihren Eltern kommen, ein Leben führen können, in das sie geboren worden sind, ein Leben führen können, das sie eigentlich immer zu führen vorgehabt haben und das ihnen momentan geraubt wird, das ihnen momentan nicht möglich gemacht wird. (Beifall bei SPÖ, NEOS und Grünen sowie bei Abgeordneten der ÖVP.)

Mit diesem Antrag, den wir heute hoffentlich einstimmig beschließen werden, unterstützen wir genau dieses Ziel, unterstützen wir genau das, einerseits auf dem Papier, aber andererseits auch sehr konkret mit Aktionen und Handlungen. Ich halte es für sehr, sehr wichtig, dass wir uns da sehr einig sind, denn nicht nur, dass die Kinder unsere Unterstützung verdienen, es ist in der Tat für uns alle ein Ziel, dass dieser Krieg aufhört, dass dieser Krieg gerade für Kinder aufhört. 

Ein Detail, das ich am letzten Wochenende gelernt habe, nämlich dass die Ukraine die Jungen gar nicht einzieht, sondern Menschen erst ab dem Alter von 27 einzieht, weil man sagt: Wir wollen unsere Zukunft, wir wollen unsere Kinder, wir wollen unsere Jungen nicht an die Front schicken. Die sollen die Möglichkeit haben, zu lernen, groß zu werden, zu studieren, dann auch da zu sein, um unser Land wiederaufzubauen. Ich glaube, dieser Gedanke, diese Herangehensweise ist sehr unterstützenswert.

Ein Frieden – es ist schon gesagt worden – muss ein Frieden sein, mit dem vor allem die Ukraine leben kann. – Vielen lieben Dank. (Beifall bei SPÖ, NEOS und Grünen sowie bei Abgeordneten der ÖVP.)

20.17

Präsidentin Doris Bures: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Barbara Neßler