RN/193
22.29
Abgeordneter Bernhard Herzog (SPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Werte Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuschauerinnen, liebe Zuschauer! Im Ausschuss für Petitionen und Bürgerinitiativen geht es um ein wichtiges demokratisches Recht: dass Bürgerinnen und Bürger sich direkt an den Nationalrat wenden können. Ich halte das für unverzichtbar, denn Politik beginnt dort, wo Menschen ihre Stimme erheben. Als jemand, der viele Jahre kommunalpolitisch tätig war, weiß ich: Die wichtigste Aufgabe von uns Politikerinnen und Politikern ist, zuzuhören, dranzubleiben, die Anliegen ernst zu nehmen. (Beifall bei der SPÖ.)
In der Bezirkspolitik habe ich oft erlebt, dass sich Menschen gegen etwas einsetzen. Was mir auf bundespolitischer Ebene auffällt – und das gefällt mir gut –, ist, dass sich Initiativen auch stark für etwas einsetzen, für positive Veränderungen, für Hoffnung, für einen Fortschritt, der von Bürgerinnen und Bürgern initiiert wird.
Ein besonders eindrucksvolles Beispiel dafür ist die parlamentarische Bürgerinitiative „‚Mut zeigen!‘: Forderung von gesetzl. Änderungen für Personen, die einen Schwangerschaftsverlust unter 500 Gramm (sog. Fehlgeburten) erlitten haben“. Als Familiensprecher der SPÖ und als Mitglied des Ausschusses für Petitionen und Bürgerinitiativen ist mir diese Initiative ganz besonders ins Auge gestochen, weil sie einen gesellschaftlichen Schmerz thematisiert, den viele nicht aussprechen können.
Dieses Thema ist schmerzvoll und es wird oft verheimlicht, aber es betrifft viele. Es betrifft mehr Menschen, als viele glauben. Je nach Quelle kommt es bei etwa 15 bis 30 Prozent der Schwangerschaften zu einem Schwangerschaftsverlust. Und genau deshalb braucht es Mut, es anzusprechen. Die Initiative fordert zahlreiche Weiterentwicklungen, aber auch etwas Grundlegendes: dass wir anders darüber sprechen – nicht von Fehlgeburten, als wäre es ein Fehler, sondern von Schwangerschaftsverlust, als das, was es ist: ein Verlust, tief, schmerzhaft, prägend.
Sprache schafft Bewusstsein und spendet Trost, gibt Wertschätzung, Anerkennung. Schwangerschaftsverlust betrifft stark Frauen, aber auch Männer, ganze Familien. Allein durch die Verwendung einer sensibleren und bewussten Sprache kann man bereits einen wichtigen Beitrag zur Enttabuisierung leisten. Deshalb habe ich mich bewusst entschieden, heute hier im Plenum zu diesem Thema zu sprechen (Beifall bei SPÖ und ÖVP sowie bei Abgeordneten von NEOS und Grünen), um einen kleinen Beitrag zur Enttabuisierung zu leisten, um diesen vielen Stimmen Gehör zu verschaffen.
Die Initiative wurde dem Ausschuss für Familie und Jugend zugewiesen, bei dem ich ebenfalls Mitglied bin. Dort möchte ich mich intensiv mit diesem Thema auseinandersetzen.
Ich danke allen, die den Mut haben, für dieses wichtige Thema einzutreten und ihre Erfahrungen öffentlich zu teilen. – Danke. (Beifall bei SPÖ und ÖVP sowie bei Abgeordneten von NEOS und Grünen.)
22.33
Präsident Dr. Walter Rosenkranz: Zu Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen.
Wünscht die Frau Berichterstatterin das Wort? – Das ist nicht der Fall.