RN/135
9.50
Abgeordneter Mag. Dr. Rudolf Taschner (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Hohes Haus! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Das Wissenschaftsbudget ist auf 7,27 Milliarden Euro erhöht worden, um 716 Millionen Euro wurde es vermehrt. Herr Bundesminister, Sie werden nicht erwarten, dass ich Danke dafür sage, sondern ehrlich gesagt: Das ist ein Lob, das ich ausspreche, und eine Tatsache, dass es auch sehr vernünftig war. Denn mit dieser Investition, die Sie da tätigen, investieren Sie in die Zukunft des Landes, und ich hoffe, dass Sie auch darin investieren, dass es mit der Wirtschaft des Landes bergauf geht. Auch bei den Universitäten gibt es einen Zuwachs – sie haben fast 500 Millionen Euro mehr, 499 Millionen Euro – auf 5,37 Milliarden Euro. – Das ist also eine gute Nachricht für die Wissenschaft.
Meine Damen und Herren, das ist auch deshalb wichtig, weil man bei den Wissenschaften – ich habe das in einem „Presse“-Artikel geschrieben – unterscheiden muss. Es gibt Wissenschaften, die tatsächlich dafür sorgen werden, dass die Zukunft für uns besser wird, weil die Ergebnisse dieser Wissenschaften direkt in die Industrie, in die Technik hineinfließen werden: die angewandten Wissenschaften. – Darauf muss wirklich unser Hauptaugenmerk gelegt werden.
Das zweite Hauptaugenmerk muss aber auch auf die Grundlagenforschung gelegt werden: die grundlegenden Wissenschaften, diejenigen, die dann dafür sorgen, dass die angewandten Wissenschaften ihr Material bekommen, gleichsam die Möglichkeit bekommen, sich entwickeln zu können – die Grundlagenwissenschaften.
Es gibt aber auch andere Wissenschaftszweige. Es gibt etwas, das ich ornamentale Wissenschaften genannt habe, bei dem einige Wissenschafter das Ganze so nach ihrem Pläsier betreiben; das verzweigt sich dann plötzlich in irgendwelche Bereiche, von denen man nicht mehr weiß, ob das sinnvoll ist. Ich weiß das, ich weiß das sogar in meinem eigenen Fach Mathematik; das gibt es.
Und es gibt sogar Wissenschaften, die ich scheinbare Wissenschaft nenne; auch das existiert in dem ganzen Kaleidoskop dessen, was auf den Universitäten gelehrt wird. Und im Sinne der Scheidung der Geister – so nannte man das in der Theologie – sollte man da wirklich genau trennen: Was ist wirklich förderwürdig, was ist nicht förderwürdig? Das ist gar nicht so einfach, da müssen wir wirklich sehr aufpassen, dass das gut gelingt.
Man wird sagen: Da haben wir ja die Expertinnen und die Experten, die das tun. – Ich weiß nicht, ob die Selbstreinigungskräfte der Wissenschaft stark genug sind. Ich erwähne zum Beispiel ein Projekt, das „Nicht aufwachen! Zukunftsträchtige Träume in den Künsten“ heißt, mit den Keywords Dreams, Sleep, Media Technology, Performance und, was natürlich drinnen stehen muss, Decolonization und Gender: 400 000 Euro! 400 000 Euro – und da brauche ich kein Experte zu sein, um zu sagen: Das ist verbranntes Geld, das ist sinnlos! (Beifall bei der FPÖ.)
Und darauf muss man achten: Wenn die Wissenschaft nicht diese Selbstreinigungskräfte besitzt, dann sind wir gefordert, denn es ist Geld der Steuerzahlerinnen und Steuerzahler, das da ausgegeben wird. Darauf müssen wir wirklich achten.
Es wird immer vom Vertrauen in die Wissenschaft gesprochen. – Vertrauen in die Wissenschaft, das ist kein Ausdruck, der mir gefällt. Ich vertraue in Wissenschafter. Und in welche vertraue ich? – Die Kategorie ist nicht einfach zu finden, das ist gar nicht so leicht zu kategorisieren. Sie wissen das selbst: Sie vertrauen eigentlich nicht in die Medizin; Sie hoffen, dass die Medizin etwas liefert, aber Sie vertrauen in Ärzte, die Ärzte oder Ärztinnen Ihres Vertrauens sind. Diese müssen Sie sich selbst aussuchen. – Und da kann ich (in Richtung Bundesministerin Holzleitner) Ihnen gratulieren, Frau Bundesminister: Sie haben ein Ministerium, in dem Menschen arbeiten – die Beamten, die dort arbeiten –, die tatsächlich, wirklich einiges Wissen und einige Kompetenz besitzen, sodass sie da diese Trennung gut durchführen können. Da haben Sie wirklich hervorragende Beamtinnen und Beamte, die dort arbeiten, und ich glaube, auf diese sollte man sich verlassen – nicht allein auf die Wissenschaft, das ist ein bisschen zu wenig.
Es folgt dann immer die Frage nach der Wissenschaftsskepsis. Skepsis ist wichtig, meine sehr verehrten Damen und Herren! Man muss Skepsis natürlich lernen, richtige Skepsis. (Abg. Kogler [Grüne]: Ach?) Man muss Wissenschaftsskepsis üben, das verlangt die Wissenschaft. Und wenn jemand kommt und sagt: Ich kämpfe gegen die Wissenschaftsskepsis!, so bin ich sofort skeptisch ihm gegenüber. (Abg. Herr [SPÖ]: Stimmt!) Die Skepsis ist ganz entscheidend. (Beifall bei der FPÖ.) Da haben wir wirklich noch eine große Aufgabe vor uns.
Frau Bundesminister, ich vertraue Ihnen. (Heiterkeit der Bundesministerin Holzleitner.) Ich vertraue Ihnen, dass Sie auch Ihren Beamtinnen und Beamten vertrauen. Ja, man vertraut Menschen, selbstverständlich, man vertraut nicht irgendeiner Sache, das ist das Wesentliche. Man kann sich natürlich irren, aber ich hoffe, Sie werden sich nicht irren. Zugunsten der Steuerzahlerinnen und der Steuerzahler und auch zugunsten unseres Landes: Vertrauen wir den Wissenschafterinnen und Wissenschaftern, die dann für die Zukunft unseres Landes wirklich wesentliche Erkenntnisse bringen werden! Das Budget ist dafür bereitet. (Beifall bei Abgeordneten der ÖVP sowie bei der FPÖ. – Abg. Lausch [FPÖ]: Eine sehr gute Rede! – Abg. Wurm [FPÖ]: Bravo, ein wahrer Parlamentarier!)
9.55
Präsident Dr. Walter Rosenkranz: Als Nächster zu Wort gemeldet: Herr Abgeordneter Stögmüller. Eingemeldete Redezeit: 4 Minuten.