RN/160

11.49

Abgeordnete MMag. Dr. Agnes Totter, BEd (ÖVP): Vielen Dank, Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Bundesminister! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Geschätzte Zuseherinnen und Zuseher! Zuallererst möchte ich die Schülerinnen und Schüler sowie die Lehrkräfte der Medien-HAK Graz ganz herzlich im Parlament begrüßen. Herzlich willkommen! (Beifall bei ÖVP und SPÖ sowie bei Abgeordneten der FPÖ.)

Zu meiner Vorrednerin: Ich kenne die Schullandschaft speziell in der Steiermark oder in der Südoststeiermark bestens und ich kann Ihnen versichern, dass unsere Schulen nicht im Chaos versinken. Sie werden den Lehrerinnen und Lehrern mit dieser Aussage absolut nicht gerecht, diese leisten tagtäglich eine großartige und hervorragende Arbeit an unseren Schulen. (Beifall bei der ÖVP, bei Abgeordneten der NEOS sowie der Abg. Tanzler [SPÖ].)

Meine Damen und Herren, die Entwicklung des Bildungsbudgets der letzten Jahre zeigt in eine erfreuliche Richtung. Hatten wir in den vergangenen Jahren schon Steigerungen im Schulbudget, so setzt der Bund weiterhin ein klares Signal mit dem Anstieg des Budgets im Bereich der Bildung. Bildung bleibt also ein zentrales Anliegen – herzlichen Dank dafür! (Beifall bei der ÖVP.)

Für mich entscheidend ist allerdings nicht nur, wie viel investiert wird, sondern auch, wo diese Mittel ankommen und ob sie dort wirken, wo sie am dringendsten notwendig sind. Eine der Herausforderungen in unserem Schulsystem, die uns seit Längerem beschäftigen, bleibt die Entlastung jener Menschen, die täglich mit unseren Kindern arbeiten, also der Lehrerinnen und Lehrer und der Schulleitungen. Sie sollen nicht Administratoren, Statistiker oder Bürokraten sein, sondern das, wofür sie ausgebildet wurden: Pädagoginnen und Pädagogen, Menschen, die junge Persönlichkeiten prägen, fördern und bilden. Genau das müssen wir wieder stärker ermöglichen! (Beifall bei der ÖVP.)

Initiativen, wie die Einführung administrativer und pädagogisch-administrativer Assistenz, waren und sind ein Schritt in die richtige Richtung. Deshalb muss unser Ziel sein, dass diese Ressourcen, auch wenn sie heuer nur sehr reduziert kommen, jedes Jahr steigen und parallel dazu die notwendigen Schritte zur Entlastung der Lehrkräfte und Schulleitungen gesetzt werden. Es ist mir auch wichtig, dass die bereitgestellten Mittel nicht hauptsächlich in urbane Zentren fließen, wohl wissend, dass es gerade dort große Herausforderungen, beispielsweise im Bereich der Deutschförderung, gibt. 

Es erfüllt mich auch ein bisschen mit Sorge, dass Ressourcen an der Mittelschule gekürzt werden. Einen Beschluss des Nationalrates braucht es dazu nicht, diese Maßnahme erfolgt durch eine Stellenplanrichtlinie. 

Geschätzte Damen und Herren, aus der ländlichen Region kommend weiß ich, dass die Mittelschulen in unseren Gemeinden am Land die beste Bildung vor Ort bieten und weit mehr Aufgaben übernehmen als die reine Wissensvermittlung. (Beifall bei Abgeordneten der ÖVP.) Sie leben Inklusion und sind soziale Knotenpunkte, sie bieten Orientierung, Gemeinschaft und Sicherheit und sind auch in der Berufsorientierung wesentlich. Im Vergleich zu den Gymnasien können sie sich ihre Schülerinnen und Schüler nicht aussuchen, sondern nehmen alle Kinder auf, von den leistungsstärksten bis zu den leistungsschwächsten. Sie unterrichten mit viel Engagement auch jene Schülerinnen und Schüler, die einen sonderpädagogischen Förderbedarf haben, und es ist egal ob im Autismusspektrum, mit ADHS oder mit zumindest phasenweise äußerst schwierigen Verhaltensweisen. 

Um das alles zu bewältigen, meine Damen und Herren, sind Ressourcen notwendig. Deswegen lege ich mein Vertrauen voll und ganz in Sie, lieber Herr Minister, und hoffe, dass unsere Mittelschulen nach Entspannung der Budgetsituation wieder mit den notwendigen Ressourcen bedacht werden. Auch in der Volksschule braucht es, zumindest auf der Grundstufe I, ein Zwei-Lehrer-System. 

Meine Damen und Herren, in meiner heutigen Rede möchte ich im Zusammenhang mit den tragischen Ereignissen in Graz, die mich fassungslos machen, auch das Thema der sozialen Medien ansprechen. Vor einigen Wochen haben wir als Lehrerbund Steiermark, wo ich Obfrau sein darf, ein Verbot der sozialen Medien nach dem australischen Modell gefordert. Ich denke, eine Diskussion darüber wäre dringend notwendig. Wir müssen vor allem jene Kinder schützen, die noch nicht reif genug sind, um Gefahren im Netz zu erkennen, und noch keine Medienkompetenz im Sinne von Kritik- oder Urteilsfähigkeit haben. 

Ich vergleiche das gerne mit dem Fahrradfahren: Bereits kleine Kinder, zwei, drei Jahre alt, können ihr Fahrrad treten und dabei das Gleichgewicht halten. Man würde sie aber nie an einer stark befahrenen Straße alleine, ohne Begleitung dem Verkehr aussetzen, weil sie die Verkehrsregeln nicht kennen und die Gefahren nicht einschätzen können. In Bezug auf Handys und Smartphones verhält es sich derzeit leider oft anders, denn Kinder bekommen Mobiltelefone oft sehr früh geschenkt, im ländlichen Raum schon zur Erstkommunion. Viele Eltern machen sich aber keine Gedanken darüber, was ihre Kinder mit diesen Geräten machen. Unsere Aufgabe ist es daher, die Kinder zu schützen und dafür zu sorgen, dass ein vernünftiger Umgang mit den neuen Medien gefunden wird. Wir sehen nämlich, dass digitale Plattformen längst nicht mehr nur Orte der Information oder der Unterhaltung sind, sie können auch Orte der Radikalisierung und der Verrohung sein. 

Meine Damen und Herren, im Bildungsbereich haben wir in den nächsten Jahren noch viele Herausforderungen zu bewältigen. Ich jedenfalls freue ich mich sehr darauf, dazu einen Beitrag leisten zu dürfen. – Vielen Dank. (Beifall bei der ÖVP.)

11.55

Präsident Peter Haubner: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Süleyman Zorba. Ich habe die Redezeit ebenfalls auf 4 Minuten eingestellt.